Aspekte des Konstruktivismus

Einleitung

Der Konstruktivismus ist eine moderne erkenntnistheoretische Perspektive, die vor allem in der Pädagogik eine große Rolle spielt und die mehrere zentrale Grundaussagen beinhaltet.
Der Konstruktivismus geht davon aus, dass die Wirklichkeit nicht objektiv gegeben ist, sondern durch den Beobachter konstruiert wird. Jede Wahrnehmung und jedes Wissen über die Welt sind das Ergebnis individueller Konstruktionen.
Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung: Wissen ist immer subjektiv und abhängig von den individuellen Erfahrungen, Perspektiven und Interpretationen des Beobachters. Es gibt keine absolut objektive allgemeingültige Erkenntnis. Sprache und Kommunikation spielen eine entscheidende Rolle bei der Konstruktion von Wirklichkeit. Sie sind die Werkzeuge, mit denen Individuen ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen ausdrücken und teilen. Dies steht in der Tradition von Wilhelm von Humboldt, Ernst Cassirer und Ludwig Wittgenstein. Im Konstruktivismus gibt es keine absolute Wahrheit. Was als wahr angesehen wird, ist immer relativ und kontextabhängig. Unterschiedliche Perspektiven können unterschiedliche, aber gleichwertige Wahrheiten hervorbringen.
Der aktive Prozess des Lernens wird betont: Lernen wird als aktiver Prozess der Konstruktion von Wissen verstanden, bei dem Lernende aktiv ihre eigenen Bedeutungen und Verständnisformen entwickeln. Dabei spielen Vorerfahrungen und individuelle Interpretationen eine wichtige Rolle.
Die jeweilige Konstruktion von Wirklichkeit und Wissen ist stark durch soziale und kulturelle Kontexte beeinflusst. Normen, Werte und Überzeugungen einer Gesellschaft oder Kultur prägen die Wahrnehmung und Interpretation der Welt. Diese Auffassungen betonen die aktive Rolle des Individuums bei der Gestaltung seiner eigenen Wirklichkeit und das Fehlen einer absoluten, von allen unabhängigen Realität. Der Konstruktivismus hebt die Bedeutung von Perspektivenvielfalt und die Einflussfaktoren sozialer Interaktionen und kultureller Kontexte hervor.

Philosophische Grundlagen des Konstruktivismus

Die philosophischen Grundlagen des Konstruktivismus sind vielfältig und basieren auf den Ideen mehrerer Denker und philosophischer Strömungen: Dies beginnt im Grunde schon bei Kants transzendentaler Erkenntnistheorie. In den Augen der Konstruktivisten legte er bereits den Grundstein für den Konstruktivismus, indem er betont, dass unsere Erkenntnis der Welt nicht nur durch die Dinge an sich, sondern durch die Strukturen unseres Geistes bestimmt wird. Das bedeutet, dass unsere Wahrnehmung und unser Wissen durch unsere Anschauungsformen und Anschauungsmöglichkeiten begrenzt und damit konstruiert sind.
Ernst von Glasersfeld gilt als einer der Begründer des radikalen Konstruktivismus. Er geht einen entscheidenen Schritt über Kant hinaus, indem er argumentiert, dass Wissen nicht durch eine objektive Realität bestimmt wird, sondern durch die Erfahrungen und Handlungen des Individuums. Wissen ist somit eine Konstruktion des Wahrnehmenden, die sich zwar auf die Handlungen von Subjekten in der Lebenswelt bezieht, nicht aber auf eine tatsächliche Realität als solche. In dieser Hinsicht rekurriert er auf den kognitiven Entwicklungsforscher Jean Piaget, der in seiner Theorie der kognitiven Entwicklung betont, dass Wissen durch einen aktiven Prozess des Lernens und der Anpassung an die Umwelt konstruiert wird. Kinder konstruieren ihr Wissen durch Interaktionen mit ihrer Umgebung. Humberto Maturana und Francisco Varela sind zwei weitere Theoretiker des Konstruktivismus. Ihre biologische Theorie der Autopoiesis beschreibt, wie lebende Systeme ihre eigene Realität konstruieren, indem sie sich selbst organisieren und durch ihre Interaktionen mit der Umwelt verändern.

Kritische Einschätzung
Der Grundgedanke des emanzipatorisch gemeinten Konstruktivismus setzt voraus, dass der Prozess der Erkenntnisgewinnung im Rahmen einer rationalen interaktiven unmittelbaren Realitätserfahrung vonstatten gehen kann. Dies stößt an zwei Grenzen, zum einen sind die Überbau-Phänomene wie Traditionen, Religionen, Ideologien schon immer so stark ausgeprägt, dass eine rein rationale Welterfahrung nicht möglich ist. Zum anderen ist die Lebenswelt heute so medial aufbereitet, dass Aspekte einer authentische Lebenswirklichkeit kaum noch eine Rolle spielen. Dies war ja auch eine wichtige kritische Position der Dekonstruktivisten, dass für die handelnden Subjekte kaum noch eine Unterscheidungsmöglichkeit besteht zwischen der echten Erfahrung und ihrem Surrogat.

Gesellschaftspolitische Hintergründe des Konstruktivismus

Der Konstruktivismus hat wichtige gesellschaftspolitische Implikationen, die auf folgenden Hintergründen basieren: Der Konstruktivismus ist antitraditionalistisch und antiautoritär. Er fördert ein pluralistisches Weltbild, das die Existenz multipler Perspektiven und Wahrheiten anerkennen möchte. Dies soll gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Meinungen und Kulturen unterstützen.

Durch die Betonung der Subjektivität des Wissens hinterfragt der Konstruktivismus traditionelle Autoritäten und objektivistische Ansprüche, was zur Demokratisierung von Wissen und Entscheidungsprozessen beitragen soll. In der Bildungspolitik führt der Konstruktivismus zu einem Paradigmenwechsel hin zu Lernmethoden, die aktive und selbststeuernde Lernprozesse betonen. Lehrer werden zu Moderatoren des Lernens anstatt zu autoritären Wissensvermittlern.

Soziale Gerechtigkeit: Die Anerkennung, dass Wissen und Realität sozial konstruiert sind, kann helfen, Machtstrukturen und Ungleichheiten sichtbar zu machen und zu hinterfragen, was zu einem stärker gerechtigkeitsorientierten Ansatz in Politik und Gesellschaft führen kann. Die Frage ist nur, ob die Konstruktivisten diese kritische Position auch auf sich selbst anwende können? Zu fragen ist auch, ob der Konstruktivismus außerhalb seiner Domäne von Pädagogik und Bildung sinnvoll angewendet werden kann?

Anwendungsdisziplinen des Konstruktivismus

Der Konstruktivismus spielt heute in mehreren Disziplinen eine entscheidende Rolle:
Bildung und Pädagogik: Hier beeinflusst der Konstruktivismus Lehrmethoden, die auf aktives Lernen, kritisches Denken und die Konstruktion von Wissen durch die Lernenden selbst setzen. Beispiele sind Projektarbeit, problemorientiertes Lernen und kollaborative Lernformen.
Psychologie: In der Psychologie wird der Konstruktivismus in der kognitiven Entwicklungstheorie, der Therapie (z.B. kognitive Verhaltenstherapie) und der Untersuchung von Wahrnehmungs- und Denkmustern angewendet.
Soziologie: Die konstruktivistische Soziologie untersucht, wie soziale Wirklichkeit durch Kommunikationsprozesse, kulturelle Normen und soziale Interaktionen konstruiert wird. Ein Beispiel ist die Sozialkonstruktivismus-Theorie von Peter L. Berger und Thomas Luckmann.
Kommunikationswissenschaften: Hier wird untersucht, wie Medien und Sprache die Konstruktion von Realität beeinflussen. Dies schließt Analysen von Diskursen und Narrativen ein.
Wissenschaftstheorie und Epistemologie: Der Konstruktivismus hinterfragt traditionelle Vorstellungen von Wissenschaft und Objektivität und soll alternative wissenschaftstheoretische Ansätze fördern, die die Rolle des Forschers und den sozialen Kontext von Wissenschaft betonen.
Management und Organisationstheorie: In der Organisationsentwicklung soll der Konstruktivismus genutzt werden, um Veränderungsprozesse zu gestalten, die auf den subjektiven Erfahrungen und Interpretationen der Beteiligten basieren.

Kritik am Konstruktivismus

Gegenüber dem Konstruktivismus wurden verschiedene kritische Positionen entwickelt, die sich auf unterschiedliche Aspekte seiner Theorie und Anwendungen beziehen. Hier sind einige der häufigsten Kritiken:
1. Relativismus und Wahrheit
Gegner des Konstruktivismus argumentieren, dass dieser zu einem radikalen Relativismus führt, in dem jede Perspektive als gleichwertig angesehen wird, unabhängig von ihrer empirischen Basis oder logischen Konsistenz. Dies könne dazu führen, dass wissenschaftliche und faktische Erkenntnisse abgewertet werden. Es gibt keine Möglichkeit mehr, zwischen Erkenntnissen und Meinungen zu unterscheiden.
2. Subjektivität und Objektivität
Einige Kritiker werfen dem Konstruktivismus vor, die Möglichkeit objektiver Erkenntnis zu negieren und damit den Boden für wissenschaftliche Forschung zu untergraben.
3. Pragmatische Anwendbarkeit
Es wird kritisch argumentiert, dass der Konstruktivismus in praktischen Bereichen, wie der naturwissenschaftlichen Forschung oder Technik, nicht anwendbar sei, weil diese Bereiche auf objektive und überprüfbare Fakten angewiesen sind.
Dies bedeutet zugleich auch, dass in Bereichen, die nur schwer empirisch zu überprüfen sind, vor allem in den interpretierenden Kulturwissenschaften, keine Dämme gegen einen relativistischen Konstruktivismus gezogen werden können. Streng genommen bedeutet dies, dass die interpretieren Geisteswissenschaften und interpretieren Kulturwissenshaften ihre erarbeitete wissenschaftliche Basis verlieren und zum Spielball von zeitgeistabhängigen Meinungen werden.
4. Ethik und Moral
Kritiker befürchten, dass der Konstruktivismus ethischen und moralischen Relativismus fördert, da er keine festen Grundlagen für moralische Urteile und Werte bietet.
5. Praktische Implikationen in der Bildung
In der Bildung wird kritisiert, dass konstruktivistische Ansätze zu wenig Struktur und Anleitung bieten könnten, was besonders bei jüngeren oder weniger selbständigen Lernenden problematisch sein könnte.
6. Realismus versus Konstruktivismus
Realisten argumentieren, dass es eine objektive Realität gibt, die unabhängig von unseren Wahrnehmungen und Konstruktionen existiert, und dass der Konstruktivismus diese Realität nicht angemessen berücksichtigt.

Diese Kritiken zeigen die kontroverse Debatte zum Konstruktivismus und seine weitreichenden Implikationen für unterschiedliche Disziplinen und gesellschaftliche Bereiche. Trotz dieser Kritikpunkte bleibt der Konstruktivismus eine einflussreiche Geisteshaltung, die nicht übersehen oder ignoriert werden sollte.

Konstruktivismus in repressiven Gesellschaften

In einer Gesellschaft ohne Pressefreiheit und ohne die Möglichkeit, Fake-News zu widerlegen, steht eine Verteidigung konstruktivistischer Ideen vor erheblichen Herausforderungen.
Die Herausforderungen bestehen in wesentlichen in der Auseinandersetzung mit Informationskontrolle und Zensur. In einer Gesellschaft ohne Pressefreiheit ist der Zugang zu unabhängigen und verlässlichen Informationen stark eingeschränkt, was die Möglichkeit, alternative Wahrheiten zu konstruieren, erheblich beeinträchtigt. Ohne die Möglichkeit, Fake-News zu widerlegen, besteht die Gefahr, dass manipulierte Informationen ungehindert verbreitet werden und die öffentliche Meinung verzerren.
Eingeschränkte Diskursräume:
In repressiven Gesellschaften gibt es oft nur begrenzte Möglichkeiten für offenen Diskurs und Debatte, was es schwierig macht, alternative Wahrheiten zu diskutieren und zu verbreiten. Personen, die versuchen, alternative Wahrheiten zu verbreiten, können mit Repressionen, Verhaftungen oder anderen Formen der Einschüchterung konfrontiert werden. In einem Umfeld, in dem Fake-News verbreitet und Pressefreiheit unterdrückt werden, kann ein allgemeines Misstrauen gegenüber allen Informationen entstehen, was die Fähigkeit zur Konstruktion kohärenter alternativer Wahrheiten erschwert.

Eine konstruktivistisch generierte Wahrheit hat in einer repressiven Gesellschaft nur wenig Chancen aber mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Konstruktivismus kann Menschen in repressiven Gesellschaften dazu ermutigen, kritisch zu denken und alternative Informationsquellen zu suchen, aber die strukturellen und systemischen Barrieren bleiben eine große Hürde. Es ist entscheidend, Strategien zu entwickeln, um trotz dieser Einschränkungen Informationen zu verbreiten und kritisches Bewusstsein zu fördern. Dies kann möglicherweise durch Bildung, die Nutzung alternativer Kommunikationswege und die Unterstützung internationaler Solidarität und Netzwerke erreicht werden.

Destruktive Auswirkungen des Konstruktivismus

Unterdrückung von Minderheiten zugunsten von Mobbing.
Die Unterscheidung von Erkenntnissen und Meinungen wird aufgehoben. Im Rahmen des Konstruktivismus sind alle Meinungen gleichzeitig Erkenntnisse und damit Fakten. Meinungen bzw. Erkenntnisse von einzelnen werden zurückgewiesen mit der Argument, der Sprecher stehe ganz allein da. „Sie sind der einzige der das behauptet.“ Die Grundannahme des Konstruktivismus, dass auch der einzelne seine persönliche Weltsicht konstruieren darf, ist in Konfliktsituationen irrelevant, weil Minderheitsmeinungen allein schon deshalb, weil sie Minderheitsmeinungen sind, im politischen Alltag falsifiziert werden können.

Medienmacht und Propaganda.
Die Mehrheitsmeinung wird im Regelfall nicht per Parlamentsbeschluss hergestellt, sondern auf der Weg der Propaganda, also Medienmacht, sichergestellt. Wahr ist deshalb nicht, was der Realität entspricht (deren wahrnehmbare Existenz ja auch sowie geleugnet wird) sondern, was in den Medien als Wahrheit präsentiert wird. Autokratische Systeme müssen also nur die Massenmedien unter ihre Kontrolle bekommen, um im Zeitalter des Konstruktivismus die Wahrheit für sich pachten zu können.

Verweigerung von Lernprozessen.
Dass Schüler ihre Lernprozesse selbst steuern können sollen, setzt voraus, dass sie sich überhaupt kritisch und aktiv mit ihrer Umwelt auseinandersetzen wollen und können. Der emanzipatorisch gemeinte konstruktivistische Ansatz versagt völlig, wenn Schüler und Studenten einfach nur ihr Abschlussexamen erhalten möchten, ohne sich mit irgendetwas auseinandergesetzt zu haben. Die konstruktivistische unterfütterte Nachfrage auf angebotenen Lernstoff lautet deshalb auch typischerweise: „Ist das prüfungsrelevant?“

Konstruktivismus in der Verhaltenstherapie und in der Psychoanalyse bzw. Tiefenpsychologie

Der Konstruktivismus spielt in der Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse unterschiedliche Rollen, da diese beiden Ansätze unterschiedliche theoretische Grundlagen, Methoden und Ziele haben. Hier sind die spezifischen Rollen des Konstruktivismus in beiden Therapieformen:

Verhaltenstherapie
In der Kognitiven Verhaltenstherapie wird der Konstruktivismus verwendet, um zu verstehen, wie Individuen ihre eigenen kognitiven Schemata und Denkmuster konstruieren. Therapeuten helfen Patienten, im Abgleich mit der äußeren Realität dysfunktionale Gedankenmuster zu erkennen und durch besser angepasste zu ersetzen.
Die Methoden hierfür sind z.B. aktives Lernen: Patienten werden ermutigt, durch eigene Erfahrungen neue Sichtweisen zu entwickeln und diese zu festigen. Dies erfolgt oft durch Verhaltensexperimente und das Sammeln eigener Erfahrungen mit Aspekten der äußeren Realität, um kognitive Veränderungen zu unterstützen. Die Therapie passt sich den individuellen Konstruktionen der Realität des Patienten an. Therapeuten arbeiten mit der subjektiven Wahrnehmung und Interpretation von Ereignissen, um Veränderungen zu fördern. Die KVT verwendet flexible und adaptive Ansätze, die auf den individuellen Bedürfnissen und Konstruktionen des Patienten basieren. Ein Problem dieser Vorgehensweise könnte darin bestehen, dass die Realitätserfahrungen des Patienten nicht besonders authentisch sind, insbesondere wenn die Realität als medial vermittelte erscheint und die Patienten, diejenigen der eigenen Grundüberzeugungen als realistisch einschätzen, die den Auffassung des Zeitgeistes bzw. der sozialen Gruppe, in der sie leben, entsprechen.

In der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie geht es zum einen auch um verzerrende Grundüberzeugungen als Teil des mehr oder weniger authentisch erlebten Selbstkonzepts, darüber hinaus aber auch um unbewusste Prozesse, im Rahmen der Verarbeitung von psycho-dynamischen Konflikten und schließlich um die kompensatorische Arbeit an möglicherweise defizitären Ich-Funktionen. Vergleiche hierzu den Beitrag: Arbeiten an der Struktur.
:Der wesentliche Unterschied im Umgang mit dem Konstruktivismus gegenüber der Verhaltenstherapie liegt darin, dass in der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie der Aspekt der Realität, auf den sich die kognitiven Konstrukte beziehen müssen, im Subjekt selbst angesiedelt sind u.z. in Form der eigenen Emotionen, des eigenen Körpers. Insofern Psychoanalyse und Tiefenpsychologie niemals ohne Psychosomatik gedacht und praktiziert werden können, verläuft also die Grenze zwischen den kpgnitiven Konstrukten und der Realität wieder da, wo sie vor 400 Jahren schon von Descartes verortet worden war: zwischen der res cogitans und der res extensa. Vergleiche hier zu den Beitrag: Grundfunktionen der Psychosomatik.

Der Konstruktivismus stößt in der Kognitiven Verhaltenstherapie und in der Psychoanalyse bzw. Tiefenpsychologie an unterschiedliche Grenzen, was damit zusammenhängt, was jeweils verschieden als Realität, auf die sich die kognitiven Prozesse beziehen sollen, verstanden wird. Insofern in der KVT vor allem Aspekte der äußeren Realität als Erfahrungshintergrund für kognitive Konstruktionen herangezogen werden müssen, so beginnt diese Konfrontation in der Psychoanalyse bzw. Tiefenpsychologie schon mit der Wahrnehmung der eigenen Emotionen, der Wahrnehmung des eigenen Körpers und dem Erleben dieses psycho-somatischen Leibes in der jeweils eignen Lebenswelt.
Wollte man den Konstruktivismus auf Psychoanalyse und Tiefenpsychologie anwenden, müsste man schon bei der Frage ansetzen und klären, wie eine adäquate Wahrnehmung des eignen emotionalen Erlebens erreicht werden kann und wie diese dazu verwendet werden kann, kognitive Strukturen in Form von Einsichten aufzubauen, die die gesamte Breite des biopsychosozialen Erlebens einschließen.

Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht

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