Psychoanalytische Objektbeziehungstheorien

Die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie stellt eine Erweiterung der von Freud entwickelten Triebtheorie dar und beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Menschen ihre inneren und äußeren Beziehungen zu anderen Menschen (den “Objekten”) gestalten. In diesem Beitrag sollen die wichtigsten Vertreter dieser Theorien und ihre zentralen Aussagen zur Diskussion gestellt werden. Von Bedeutung ist, dass es sich keineswegs um einen kohärenten Ansatz handelt. Manche Theoretiker betrachten die Objektbeziehungstheorie eher als eine Ergänzung zur Freudschen Triebtheorie, andere wiederum sehen darin einen Ersatz. In manchen Ansätze werden die Beziehungen zu den Objekt als konflikthaft beschrieben, in anderen wiederum als konfliktfrei. Manche Theoretiker beschreiben Beziehungsmuster, die im Rahmen von Übertragungen von der Kindheit ins Leben der Erwachsenen hinübergereicht werden, andere sehen Prägungen wie bei Tieren am Werk, die für Wiederholungszwänge verantwortlich zu machen wären. In jedem Falle sollte eine kritische Auseinandersetzung mit allen vorgestellten Ansätzen als notwendig erachtet werden. Keine dieser Theorien kann für sich beanspruchen, das letzte Wort der Wahrheit für sich reklamieren zu können.

Melanie Klein (1882-1960)
Melanie Klein gilt als eine der Begründerinnen der Objektbeziehungstheorie. Ihre zentralen Aussagen umfassen: Phantasie und Innere Welt: Klein betonte die Bedeutung unbewusster Phantasien und wie diese die Wahrnehmung und Interaktion mit der Außenwelt beeinflussen. Frühe Entwicklung: Sie konzentrierte sich auf die ersten Lebensmonate und -jahre und die Bedeutung frühkindlicher Erlebnisse. Positionen: Klein führte die Konzepte der paranoiden-schizoiden Position und der depressiven Position ein, um die Entwicklung des kindlichen Selbst und seiner Beziehungen zu beschreiben. Für Kleins Ansatz ist von großer Bedeutung, dass sie die Beziehung des Kindes zur Mutter als stark ambivalent beschreibt. In der Vorstellung von Klein erlebt das Kind eigentlich zwei Mütter, die Gute Mutter und die Böse Mutter. Die mit diesen Spaltungsprozessen und deren Überwindung in späteren Phasen der Entwicklung einhergehenden Gefühle beschreibt sie als Ambivalenz von Neid und Dankbarkeit. Klein beschrieb als erste den Abwehrmechanismus der Projektiven Identifizierung.

Wilfred Bion (1897-1979)
Wilfred Bion war ein britischer Psychoanalytiker, der bedeutende Beiträge zur psychoanalytischen Theorie, insbesondere zur Objektbeziehungstheorie, geleistet hat. Seine Arbeit fokussierte sich stark auf die Dynamiken innerhalb von Gruppen sowie auf die Prozesse des Denkens und Fühlens im Individuum. Hier sind einige zentrale Beiträge von Bion zur Objektbeziehungstheorie:

Theorie des Denkens: Bion entwickelte eine umfassende Theorie des Denkens, die beschrieb, wie Gedanken entstehen und verarbeitet werden. Er untersuchte, wie rohe Sinneseindrücke und emotionale Erfahrungen (die er als “beta-Elemente” bezeichnete) in verdauliche mentale Inhalte (die “alpha-Elemente”) transformiert werden. Dieser Prozess, den er als “Alpha-Funktion” bezeichnete, ist entscheidend für die Fähigkeit des Individuums, Gedanken zu denken und Emotionen zu regulieren.

Container-Contained Modell: Bion führte das Konzept des “Containers” und des “Contained” ein, um die Beziehung zwischen einer Person, die Emotionen und Gedanken hält und verarbeitet (Container), und den rohen emotionalen Inhalten (Contained) zu beschreiben. In der frühen Mutter-Kind-Beziehung übernimmt die Mutter die Rolle des Containers, indem sie die unverdauten emotionalen Zustände des Kindes aufnimmt, verarbeitet und dem Kind in einer verdaulichen Form zurückgibt. Dieses Modell verdeutlicht, wie frühe Bindungserfahrungen die Fähigkeit des Individuums zur emotionalen Regulation und zum Denken beeinflussen.

Begriff der “Reverie”: Bion betonte die Bedeutung der mütterlichen “Reverie”, ein Zustand der offenen und empfänglichen Aufmerksamkeit, in dem die Mutter die emotionalen Bedürfnisse des Kindes aufnimmt und verarbeitet. Diese Fähigkeit der Mutter, die emotionalen Zustände des Kindes zu verstehen und zu transformieren, ist entscheidend für die gesunde psychische Entwicklung des Kindes.

Konstrukte von “O” und “K”: Bion unterschied zwischen dem Wissen (K) und der ultimativen Realität oder dem absoluten Wissen (O), das nicht direkt erfahrbar ist. Er argumentierte, dass die psychoanalytische Arbeit oft darauf abzielt, das Unbewusste (O) durch das bewusste Denken (K) zu erfassen. Dieser Ansatz hob die Bedeutung der fortwährenden Suche nach tieferem Verständnis und Erkenntnis im therapeutischen Prozess hervor.

Arbeit mit Gruppen: Bion war bekannt für seine Pionierarbeit in der Gruppenanalyse. Er identifizierte und beschrieb verschiedene Grundannahmen, die das Verhalten von Gruppen beeinflussen, wie die Grundannahmen von Abhängigkeit, Kampf-Flucht und Paarbildung. Diese Arbeiten verdeutlichten, wie Gruppenmitglieder unbewusste emotionale Prozesse auf die Gruppe projizieren und wie diese Dynamiken die Gruppeninteraktionen und die individuelle Psychodynamik beeinflussen.

Projektive Identifizierung: Bion übernahm das Konzept von Melanie Klein und vertiefte das Verständnis der projektiven Identifizierung. Er untersuchte, wie Individuen Teile ihrer selbst in andere projizieren und wie diese projizierten Teile in der Beziehung verarbeitet und transformiert werden.

Negative Fähigkeit: Bion übernahm den Begriff der “negativen Fähigkeit” (negative capability) von dem Dichter John Keats und adaptierte ihn für die Psychoanalyse. Er betonte die Fähigkeit des Analytikers, Unsicherheit, Zweifel und Nicht-Wissen auszuhalten, ohne voreilige Schlüsse zu ziehen oder Lösungen zu suchen. Diese Haltung ermöglicht eine tiefere Exploration des Unbewussten und der komplexen Dynamiken in der therapeutischen Beziehung.

Bions Beiträge zur Objektbeziehungstheorie haben das Verständnis der psychischen Prozesse und der Dynamiken innerhalb von Beziehungen und Gruppen erheblich erweitert. Seine Theorien und Konzepte haben nicht nur die theoretische Landschaft der Psychoanalyse bereichert, sondern auch wichtige praktische Implikationen für die psychoanalytische Praxis geliefert.

Harry Stack Sullivan (1892-1942)
Harry Stack Sullivan war ein amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker, der bedeutende Beiträge zur psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie und zur Weiterentwicklung der interpersonalen Psychoanalyse leistete. Seine Arbeit fokussierte sich stark auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und deren Bedeutung für die Entwicklung der Persönlichkeit und psychischer Störungen. Hier sind einige zentrale Beiträge von Sullivan zur Objektbeziehungstheorie:

Interpersonale Theorie der Psychiatrie: Sullivan betonte, dass die menschliche Persönlichkeit durch zwischenmenschliche Beziehungen geformt wird. Er argumentierte, dass psychische Störungen oft aus gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen resultieren. Diese Sichtweise unterschied sich von der klassischen Psychoanalyse, die hauptsächlich auf intrapsychische Konflikte und Triebe fokussierte.

Dynamiken der Angst: Sullivan untersuchte die Rolle der Angst in der Entwicklung der Persönlichkeit und in zwischenmenschlichen Beziehungen. Er argumentierte, dass Angst oft aus interpersonalen Situationen entsteht und dass Menschen verschiedene Abwehrmechanismen entwickeln, um mit dieser Angst umzugehen. Diese Mechanismen beeinflussen wiederum ihre Beziehungen zu anderen.

Selbstsystem: Sullivan führte das Konzept des Selbstsystems ein, das aus einem Netz von Verhaltensweisen und Einstellungen besteht, die entwickelt werden, um Angst zu vermeiden und Sicherheit in zwischenmenschlichen Beziehungen zu gewährleisten. Das Selbstsystem spielt eine zentrale Rolle in der Regulation von Beziehungen und der Aufrechterhaltung des emotionalen Gleichgewichts.

Entwicklung der Persönlichkeit: Sullivan beschrieb die Entwicklung der Persönlichkeit als einen lebenslangen Prozess, der durch soziale Interaktionen und Beziehungen geprägt ist. Er identifizierte verschiedene Entwicklungsphasen, in denen spezifische zwischenmenschliche Erfahrungen besonders wichtig sind. Zum Beispiel sah er die jugendliche Freundschaft als entscheidend für die Entwicklung von Intimität und Identität an.

Parataxische Verzerrungen: Sullivan prägte den Begriff der parataxischen Verzerrungen, um die Art und Weise zu beschreiben, wie Menschen vergangene Erfahrungen und Beziehungen auf gegenwärtige interpersonale Interaktionen projizieren. Diese Verzerrungen können zu Missverständnissen und Konflikten in Beziehungen führen und sind oft ein zentrales Thema in der psychotherapeutischen Arbeit.

Therapeutische Beziehung: Sullivan legte großen Wert auf die Bedeutung der therapeutischen Beziehung. Er sah den Therapeuten nicht nur als neutralen Beobachter, sondern als aktiven Teilnehmer im therapeutischen Prozess. Die Qualität der Beziehung zwischen Therapeut und Patient wurde als entscheidend für den Therapieerfolg betrachtet.

Kommunikation und Sprache: Sullivan betonte die Bedeutung von Kommunikation und Sprache in zwischenmenschlichen Beziehungen. Er analysierte, wie Menschen ihre inneren Erfahrungen durch Sprache ausdrücken und wie Missverständnisse und Kommunikationsstörungen zu interpersonalen Problemen führen können.

Sullivans Beiträge zur psychoanalytischen Objektrelationstheorie haben das Verständnis der menschlichen Persönlichkeit und der Dynamik von Beziehungen erweitert. Seine Betonung der zwischenmenschlichen Aspekte der Psychiatrie und Psychotherapie hat die Entwicklung der interpersonalen Psychoanalyse maßgeblich beeinflusst und bietet wertvolle Einsichten für die Behandlung psychischer Störungen durch die Arbeit an zwischenmenschlichen Beziehungen und Kommunikation.

William R.D. Fairbairn (1889-1964)
W.R.D. Fairbairn war ein schottischer Psychoanalytiker, der wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Objektbeziehungstheorie in der Psychoanalyse geleistet hat. Seine Arbeit unterstützen den Paradigmenwechsel in der psychoanalytischen Theorie, indem er die Betonung von den Trieben als Hauptantriebskräften des menschlichen Verhaltens hin zu den Beziehungen zwischen Individuen und ihren Objekten (in der Regel anderen Menschen) verlagerte. Hier sind einige der zentralen Beiträge von Fairbairn zur Objektbeziehungstheorie:

Ablehnung der Triebtheorie Freuds: Fairbairn widersprach Freuds Auffassung, dass das menschliche Verhalten hauptsächlich durch Triebe wie Sexualität und Aggression angetrieben wird. Stattdessen argumentierte er, dass die menschliche Motivation primär durch das Bedürfnis nach Beziehungen zu anderen Menschen bestimmt wird. Stattdessen sah er das Verlangen nach verbindlichen Beziehungen als zentral für das menschliche Erleben und Verhalten an.

Konzept der inneren Objekte: Fairbairn entwickelte die Theorie, dass Menschen nicht nur äußere Objekte (andere Menschen) als wichtige Beziehungspunkte benötigen, sondern auch innere Objekte, die internalisierte Repräsentanzen dieser Beziehungen sind. Diese inneren Objekte beeinflussen das Verhalten und das emotionale Erleben und die emotionalen Reaktionen eines Menschen wesentlich.

Struktur des inneren Ichs: Fairbairn schlug eine Struktur des inneren Ichs vor, die aus drei Teilen besteht:
Das zentrale Ich: Der Teil des Selbst, der in gesunden und positiven Beziehungen verwurzelt ist.
Das antithetische Ich: Der Teil, der schmerzhafte oder konfliktbeladene Aspekte von Beziehungen repräsentiert und oft mit negativen Gefühlen wie Wut oder Enttäuschung verbunden ist.
Das ideale Ich: Der Teil, der sich nach idealen Beziehungen sehnt und oft mit unrealistischen Erwartungen und Idealisierungen verknüpft ist.
Dynamik der Spaltung: Fairbairn betonte die Bedeutung der Spaltung als Abwehrmechanismus, durch den das Ich versucht, sich vor schmerzhaften Erfahrungen und enttäuschenden Beziehungen zu schützen. Diese Spaltung kann zur Bildung von verschiedenen inneren gespaltenen Objekten führen, die in Konflikt miteinander stehen können.

Therapeutische Implikationen: Fairbairns Theorie hatte auch wichtige Auswirkungen auf die psychoanalytische Praxis. Er betonte die Bedeutung der therapeutischen Beziehung und sah die Arbeit mit den inneren Objekten und deren Repräsentanzen als zentral für den Heilungsprozess an.

Fairbairn hat die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie beeinflusst, indem er den Fokus von den Trieben hin zu den zwischenmenschlichen Beziehungen verlagerte und die Komplexität der inneren Welt und ihrer Objekte betonte. Seine Theorien betonen die interpersonale Dynamik menschlicher Beziehungen und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit.

Donald Winnicott (1996-1971)
Donald Winnicott war ein britischer Psychoanalytiker und Kinderarzt, dessen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie darstellen. Seine Theorien und Konzepte haben das Verständnis der frühen kindlichen Entwicklung, der Mutter-Kind-Beziehung und der inneren psychischen Welt des Kindes nachhaltig geprägt. Hier sind einige der zentralen Beiträge Winnicotts zur Objektbeziehungstheorie:

Das Konzept der “ausreichend guten” Mutter: Winnicott prägte den Begriff der “good enough mother” (ausreichend guten Mutter), um zu beschreiben, dass eine Mutter nicht perfekt sein muss, sondern nur ausreichend gut, um die Bedürfnisse des Kindes zu erfüllen. Eine “ausreichend gute” Mutter passt ihre Fürsorge an die Bedürfnisse des Kindes an und ermöglicht so eine gesunde psychische Entwicklung. Diese Anpassung hilft dem Kind, ein kohärentes und positives Selbstbild zu entwickeln.

Das Übergangsobjekt: Ein weiterer wichtiger Beitrag Winnicotts ist das Konzept des Übergangsobjekts, wie etwa ein Kuscheltier oder eine Decke, das dem Kind hilft, den Übergang von der Abhängigkeit zur Unabhängigkeit zu bewältigen. Das Übergangsobjekt repräsentiert die Mutter und bietet dem Kind Trost und Sicherheit in Zeiten der Trennung oder Unsicherheit. Dieses Konzept zeigt, wie wichtig Objekte in der kindlichen Entwicklung und der Bildung des Selbst sind.

Übergangsraum und Spiel: Winnicott führte das Konzept des “Übergangsraums” ein, einen mentalen Raum zwischen der inneren psychischen Realität und der äußeren Welt. In diesem Raum findet kreatives Spiel statt, das eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Selbst und der Integration von inneren und äußeren Erfahrungen spielt. Das Spiel ermöglicht es dem Kind, seine Gefühle und Fantasien auszudrücken und zu verarbeiten.

Das wahre und das falsche Selbst: Winnicott unterschied zwischen dem “wahren Selbst” und dem “falschen Selbst”. Das wahre Selbst entsteht, wenn das Kind in einer unterstützenden und akzeptierenden Umgebung aufwächst und seine spontanen Impulse und Gefühle ausdrücken kann. Das falsche Selbst entwickelt sich hingegen, wenn das Kind sich an die Erwartungen und Bedürfnisse anderer anpasst und seine eigenen Bedürfnisse unterdrückt. Diese Unterscheidung ist zentral für das Verständnis von psychischer Gesundheit und Störungen.

Die Bedeutung des Haltens (Holding): Winnicott betonte die Bedeutung des “Holdings”, das die physische und emotionale Fürsorge beschreibt, die eine Mutter ihrem Kind bietet. Dieses Konzept umfasst nicht nur das physische Tragen, sondern auch die emotionale Unterstützung und das Schaffen eines sicheren Rahmens, in dem das Kind sich sicher und geborgen fühlt. Dieser Halt ist wesentlich für die Entwicklung des Vertrauens und der psychischen Stabilität. In diesem Zusammenhang führte er auch die Begriffe “Spiegeln” und “Validieren” der Emotionen des Kindes durch die Mutter ein.

Regression zur Abhängigkeit: Winnicott erkannte, dass Menschen in psychotherapeutischen Prozessen manchmal in frühere Entwicklungsstadien zurückfallen müssen, um ungelöste Konflikte und Defizite zu bearbeiten. Diese “Regression zur Abhängigkeit” ermöglicht es dem Therapeuten, dem Patienten einen korrigierenden emotionalen Halt zu bieten und somit eine Heilung zu fördern.

Winnicotts Beiträge zur Objektbeziehungstheorie haben das Verständnis der frühkindlichen Entwicklung und der Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen in der Psychotherapie vertieft. Seine Konzepte haben nicht nur die theoretische Landschaft der Psychoanalyse bereichert, sondern auch praktische Implikationen für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Erwachsenen.

John Bowlby (1907-1990)
John Bowlby war ein britischer Psychiater und Psychoanalytiker, der vor allem für seine Bindungstheorie bekannt ist. Seine Arbeiten ab 1940 haben ebenfalls signifikante Beiträge zur psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie geleistet, indem er das Verständnis der emotionalen Bindungen zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen genauer untersuchte. Hier sind einige zentrale Beiträge von Bowlby zur Objektbeziehungstheorie:

Bindungstheorie: Bowlbys umfangreichste und bekannteste Arbeiten beziehen sich auf die Bindungstheorie. Er entwickelte diese Theorie, um zu erklären, wie Kinder enge emotionale Bindungen zu ihren primären Bezugspersonen (oft den Eltern) entwickeln und welche Auswirkungen diese Bindungen auf ihre spätere emotionale und soziale Entwicklung haben. Er betonte, dass sichere Bindungen wesentlich für die gesunde psychische Entwicklung sind.

Konzept der “sicheren Basis”: Bowlby führte das Konzept der “sicheren Basis” ein, das besagt, dass Kinder, die eine stabile und verlässliche Bezugsperson haben, die als sichere Basis dient, eher in der Lage sind, die Welt zu erkunden und neue Erfahrungen zu machen. Diese sichere Bindung fördert Vertrauen und ein Gefühl der Sicherheit.

Internes Arbeitsmodell: Bowlby postulierte, dass Kinder auf Grundlage ihrer frühen Bindungserfahrungen sogenannte “interne Arbeitsmodelle” entwickeln. Diese mentalen Modelle beinhalten Erwartungen und Überzeugungen darüber, wie Beziehungen funktionieren und beeinflussen, wie Menschen im späteren Leben Bindungen eingehen und aufrechterhalten.

Trennungsangst und Verlust: Bowlby untersuchte intensiv die Auswirkungen von Trennung und Verlust auf Kinder. Er stellte fest, dass Trennungen von den primären Bezugspersonen erhebliche emotionale und psychische Auswirkungen haben können. Seine Forschung zeigte, dass andauernde oder traumatische Trennungen zu Bindungsstörungen und psychischen Problemen führen können.

Einfluss der Ethologie: Bowlby integrierte Erkenntnisse aus der Ethologie (insbesondere die Arbeiten von Konrad Lorenz und Harry Harlow) in seine Theorie. Er betonte, dass Bindungsverhalten evolutionär bedingt und biologisch verankert ist. Dies stellte eine Abkehr von triebtheoretische psychoanalytischen Erklärungen dar und er versprach sich davon eine breitere interdisziplinäre Perspektive hin zur Ethologie und zu interpersonalen Psychiatrie.

Therapeutische Implikationen: Bowlbys Arbeiten hatten Implikationen für die psychotherapeutische Praxis. Er betonte die Bedeutung der frühkindlichen Erfahrungen insbesondere mit frühen Bindungen in der Therapie. Seine Theorie legt nahe, dass das Arbeiten an der Beziehung zwischen Therapeut und Klient entscheidend sein kann, um alte Bindungsmuster zu erkennen und zu verändern.

Bowlbys Bindungstheorie erweiterte das Verständnis der Objektbeziehungstheorie, indem sie die zentrale Bedeutung der frühen Bindungserfahrungen für die gesamte psychische Entwicklung betonte. Seine Arbeiten hatten einen starken Einfluss auf die Entwicklungspsychologie, Psychiatrie und Sozialarbeit. Sie stellen einfache Orientierungs-Modelle dar für die Praxis der Psychotherapie.

René Spitz (1887-1974)
René Spitz war ein österreichisch-amerikanischer Psychoanalytiker und Entwicklungspsychologe, der bedeutende Beiträge zur psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie leistete, insbesondere durch seine Forschung zur frühkindlichen Entwicklung und zur Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung. Hier sind einige zentrale Beiträge von Spitz zur Objektbeziehungstheorie:

Untersuchung von Hospitalismus: Spitz führte Studien in Waisenhäusern und Krankenhäusern durch, um die Auswirkungen der fehlenden mütterlichen Fürsorge auf Kleinkinder zu untersuchen. Er prägte den Begriff “Hospitalismus” für die schweren physischen und psychischen Beeinträchtigungen, die bei Kindern auftraten, die über längere Zeit hinweg keine mütterliche Fürsorge erhielten. Diese Forschung verdeutlichte die entscheidende Rolle der frühen zwischenmenschlichen Beziehungen für die gesunde Entwicklung eines Kindes.

Entwicklung von Depressionen bei Säuglingen: Spitz zeigte, dass Säuglinge, die plötzlich von ihren Müttern getrennt wurden und keine adäquaten Ersatzbeziehungen erhielten, Symptome einer “anaklitischen Depression” entwickelten. Diese Kinder zeigten Apathie, Verlust des Interesses an der Umgebung, Appetitlosigkeit und Verzögerungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung. Seine Arbeit hob die Bedeutung der kontinuierlichen emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind hervor.

Beobachtungsstudien zur Mutter-Kind-Interaktion: Spitz führte systematische Beobachtungen der Mutter-Kind-Interaktionen durch, um die Entwicklungsprozesse und die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen in den ersten Lebensjahren zu verstehen. Er identifizierte spezifische Entwicklungsstadien und kritische Zeitfenster, in denen die Anwesenheit und Fürsorge der Mutter besonders wichtig sind.

Konzept der “emotionalen Deprivation”: Spitz beschrieb die negativen Auswirkungen der emotionalen Deprivation auf die kindliche Entwicklung. Seine Forschung zeigte, dass das Fehlen von emotionaler Wärme, körperlichem Kontakt und sozialer Interaktion zu schwerwiegenden Entwicklungsstörungen führen kann. Diese Erkenntnisse unterstrichen die zentrale Rolle der emotionalen Beziehung und der physischen Präsenz der Mutter für die psychische Gesundheit des Kindes.

Drei-Stufen-Modell der Entwicklung: Spitz entwickelte ein Drei-Stufen-Modell der emotionalen Entwicklung bei Säuglingen:
Das Stadium des undifferenzierten Vorobjekts (0-3 Monate): In diesem Stadium unterscheidet das Kind seiner Auffassung nach noch nicht zwischen sich selbst und der Außenwelt.
Das Stadium des präobjekthaften Lächelns (3-8 Monate): Hier beginnt das Kind, spezifisch auf menschliche Gesichter zu reagieren, und entwickelt ein soziales Lächeln, das die Basis für erste zwischenmenschliche Bindungen bildet (Drei-Monats-Lächeln).
Das Stadium des spezifischen Bindungsverhaltens (ab 8 Monaten): Das Kind beginnt, eine spezifische Bindung zu einer primären Bezugsperson (meistens die Mutter) aufzubauen und zeigt Trennungsangst, wenn diese Person nicht anwesend ist (Acht-Monats-Angst).

Langzeitwirkungen früher Bindungserfahrungen: Spitz’ Arbeit verdeutlichte die langfristigen Auswirkungen früher Bindungserfahrungen auf die psychische Gesundheit und das soziale Verhalten im späteren Leben. Seine Forschung trug wesentlich dazu bei, das Verständnis dafür zu vertiefen, wie frühe Beziehungserfahrungen und emotionalen Austauschprozesse die Persönlichkeitsentwicklung und die Fähigkeit zur Bildung gesunder zwischenmenschlicher Beziehungen beeinflussen.

René Spitz’ Forschungen und Erkenntnisse zur Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung und den Auswirkungen von emotionaler Deprivation auf die kindliche Entwicklung haben die Objektbeziehungstheorie und die Entwicklungspsychologie nachhaltig beeinflusst. Seine Arbeit betonte die zentrale Rolle von frühen Bindungserfahrungen für die gesunde psychische und emotionale Entwicklung und hat sowohl theoretische als auch praktische Implikationen für die Kindererziehung und -pflege geliefert.

Margaret Mahler (1897-1985)
Margaret Mahler war eine bedeutende ungarisch-amerikanische Psychoanalytikerin, deren Arbeit maßgeblich zur Entwicklung der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie beigetragen hat. Ihre Forschung konzentrierte sich auf die frühe kindliche Entwicklung, insbesondere auf die Prozesse der Individuation und Separation. Hier sind einige der zentralen Beiträge von Mahler zur Objektbeziehungstheorie:

Theorie der Separation-Individuation: Mahler entwickelte die Theorie der Separation-Individuation, die beschreibt, wie sich das Kind allmählich von der Mutter löst und ein eigenständiges Individuum wird. Dieser Prozess besteht aus mehreren Phasen und ist entscheidend für die Entwicklung eines stabilen und autonomen Selbst.

Phasen der Entwicklung: Mahler beschrieb detailliert die Phasen, die ein Kind durchläuft, um sich von der Mutter zu lösen und ein eigenes Selbst zu entwickeln:
Normale autistische Phase (0-2 Monate): In dieser Phase ist das Kind in einem Zustand der Undifferenziertheit und reagiert hauptsächlich auf innere Reize.
Symbiotische Phase (2-6 Monate): Das Kind erlebt sich und die Mutter als eine Einheit, ohne klare Grenzen zwischen sich und der Mutter zu erleben.
Differenzierungsphase (6-10 Monate): Das Kind beginnt, sich von der Mutter zu unterscheiden und zeigt verstärktes Interesse an der Außenwelt.
Übungsphase (10-16 Monate): Das Kind entwickelt motorische Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, sich von der Mutter zu entfernen und die Welt zu erkunden.
Wiederannäherungsphase (16-24 Monate): Das Kind erkennt seine Abhängigkeit von der Mutter und zeigt ambivalentes Verhalten, indem es Nähe sucht und sich andererseits auch abgrenzt.
Konsolidierungsphase (ab 24 Monate): Das Kind entwickelt ein stabiles inneres Bild der Mutter und ein kohärentes Selbstbild, das eine Balance zwischen Nähe und Autonomie ermöglicht.

Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung: Mahlers Arbeit betonte die zentrale Rolle der frühen Mutter-Kind-Beziehung für die gesunde psychische Entwicklung. Sie zeigte, dass eine stabile und unterstützende Beziehung zur Mutter entscheidend ist, um den Prozess der Separation und Individuation erfolgreich zu durchlaufen.

Konzept des “psychischen Geburtsvorgangs”: Mahler beschrieb die psychische Geburt des Individuums als einen Prozess, der analog zur physischen Geburt verläuft. Dieser Prozess umfasst die allmähliche Entwicklung des Kindes von einer symbiotischen Einheit mit der Mutter hin zu einem autonomen Selbst.

Entwicklungsstörungen: Mahler untersuchte die Auswirkungen von Störungen im Prozess der Separation-Individuation und wie diese zu psychischen Problemen und Persönlichkeitsstörungen führen können. Ihre Forschung zeigte, dass Schwierigkeiten in diesen frühen Entwicklungsphasen zu einem unsicheren Selbst und Schwierigkeiten in späteren zwischenmenschlichen Beziehungen führen können.

Therapeutische Implikationen: Mahlers Erkenntnisse haben wichtige Implikationen für die psychoanalytische Praxis. Ihre Arbeit betonte die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung und die Notwendigkeit, in der Therapie an den frühen Beziehungskonflikten zu arbeiten, um psychische Störungen zu verstehen und zu behandeln.

Margaret Mahler hat durch ihre Theorie der Separation-Individuation und ihre detaillierten Untersuchungen der frühkindlichen Entwicklung das Verständnis der Objektbeziehungstheorie erheblich erweitert. Ihre Arbeit betonte die zentrale Bedeutung der frühen Bindungserfahrungen für die Entwicklung des Selbst und lieferte wertvolle Einsichten für die theoretische und praktische Psychoanalyse.

Sowohl Mahler als auch Spitz betonten die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung und die Auswirkungen dieser Beziehung auf die psychische Entwicklung und das spätere Leben des Kindes. Ihre Arbeiten ergänzen und erweitern die Erkenntnisse der Objektbeziehungstheorie, indem sie detaillierte Modelle zur Entwicklung der kindlichen Psyche und der Bedeutung frühkindlicher Beziehungserfahrungen liefern.

Heinz Kohut (1913-1981)
Heinz Kohut war ein österreichisch-amerikanischer Psychoanalytiker, der die psychoanalytische Selbstpsychologie begründete. Während Kohuts Arbeit nicht direkt als Teil der klassischen Objektbeziehungstheorie betrachtet wird, hat sie dennoch erhebliche Auswirkungen auf das Verständnis von Beziehungen und deren Einfluss auf die Entwicklung des Selbst. Hier sind einige zentrale Beiträge von Kohut, die die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie beeinflusst haben:

Selbstpsychologie: Kohut entwickelte die Selbstpsychologie, die sich auf die Entwicklung und Pathologie des Selbst konzentriert. Er betonte, dass das Selbst ein zentrales psychisches Strukturgebilde ist und dass seine Entwicklung stark von den frühen Beziehungen zu den primären Bezugspersonen abhängt.

Selbstobjekte: Kohut führte das Konzept der Selbstobjekte ein, das sich auf Personen oder Objekte bezieht, die die psychische Funktion unterstützen, das Selbst zu stabilisieren und zu regulieren. Selbstobjekte erfüllen wesentliche Bedürfnisse des Selbst und sind für die gesunde Entwicklung des Selbst notwendig. Diese Sichtweise erweitert das Verständnis der Objektbeziehungen, indem sie die Bedeutung von Objekten für die Aufrechterhaltung des Selbstgefühls betont.

Empathie: Kohut betonte die zentrale Rolle der Empathie in der psychischen Entwicklung und in der psychoanalytischen Therapie. Er argumentierte, dass Empathie ein wesentliches Werkzeug ist, um die inneren Erfahrungen des Patienten zu verstehen und eine heilende therapeutische Beziehung zu schaffen. Diese Betonung der Empathie hat das Verständnis der therapeutischen Beziehung und deren Bedeutung für die Heilung und das Wachstum des Patienten erweitert.

Narzissmus: Kohut revolutionierte das Verständnis von Narzissmus in der Psychoanalyse. Er unterschied zwischen gesundem und pathologischem Narzissmus und betonte, dass narzisstische Störungen oft aus frühen Entwicklungsdefiziten resultieren, insbesondere aus Mängeln in der empathischen Spiegelung und Unterstützung durch die primären Bezugspersonen. Dieses Verständnis erweiterte die klassische Sichtweise und integrierte die Bedeutung von Objektbeziehungen in die Entwicklung narzisstischer Pathologien.

Entwicklung des Selbst: Kohut beschrieb die Entwicklung des Selbst als einen Prozess, der durch die Interaktionen mit empathischen und unterstützenden Bezugspersonen gefördert wird. Er identifizierte drei grundlegende Bedürfnisse des Selbst: das Bedürfnis nach Spiegelung (Bestätigung durch andere), das Bedürfnis nach idealisierenden Selbstobjekten (die Möglichkeit, andere zu idealisieren) und das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Selbstobjekt (Gleichgesinnte oder ähnliche Personen). Diese Bedürfnisse müssen durch die Beziehungen zu wichtigen anderen erfüllt werden, um ein gesundes Selbst zu entwickeln.

Therapeutische Implikationen: Kohuts Arbeit hatte bedeutende Implikationen für die psychotherapeutische Praxis. Er betonte die Bedeutung einer empathischen und verstehenden Haltung des Therapeuten und die Schaffung eines sicheren Raums, in dem der Patient seine Selbstobjektbedürfnisse ausdrücken und verarbeiten kann. Diese Perspektive führte zu einer Betonung der therapeutischen Beziehung und ihrer heilenden Potenziale.

Kohuts Beiträge zur psychoanalytischen Theorie haben das Verständnis der Bedeutung von Beziehungen und deren Einfluss auf die Entwicklung und Erhaltung des Selbst erheblich erweitert. Während seine Arbeit nicht direkt als Teil der klassischen Objektbeziehungstheorie betrachtet wird, hat sie dennoch wichtige Schnittmengen und hat das Feld der Psychoanalyse insgesamt bereichert und weiterentwickelt.

Stephen Mitchell (1946-2000)
Stephen A. Mitchell war ein amerikanischer Psychoanalytiker, der maßgeblich zur Weiterentwicklung und Integration der Objektbeziehungstheorie in die zeitgenössische Psychoanalyse beigetragen hat. Seine Arbeit betonte die Bedeutung von Beziehungen und intersubjektiven Prozessen im psychischen Leben. Hier sind einige der zentralen Beiträge von Mitchell zur psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie:

Integration und Synthese: Mitchell war bekannt für seine Versuche, unterschiedliche psychoanalytische Traditionen und Theorien zu integrieren. Er brachte die klassische Freudianische Theorie, die Objektbeziehungstheorie und die amerikanische interpersonale Psychoanalyse zusammen. Seine Arbeit half, eine umfassendere und kohärentere Sichtweise der menschlichen Psyche und der zwischenmenschlichen Beziehungen zu entwickeln.

Beziehungsansatz: Mitchell betonte die zentrale Bedeutung von Beziehungen in der psychoanalytischen Theorie und Praxis. Er argumentierte, dass menschliches Verhalten und psychische Zustände am besten durch die Linse der Beziehungen verstanden werden können, die Menschen mit ihren bedeutsamen Bezugspersonen haben. Dieser Beziehungsansatz verschob den Fokus weg von isolierten intrapsychischen Prozessen hin zu dynamischen, interpersonellen Interaktionen.

Intersubjektivität: Mitchell war ein Pionier in der Einführung und Entwicklung des Konzepts der Intersubjektivität in der Psychoanalyse. Er betonte, dass das Selbst und das psychische Erleben immer in einem intersubjektiven Kontext entstehen und verstanden werden müssen. Die psychotherapeutische Beziehung selbst wurde als ein intersubjektiver Raum gesehen, in dem beide Beteiligten (Therapeut und Patient) aktiv an der Schaffung von Bedeutungen und Veränderungen beteiligt sind.

Kritik der Triebtheorie: Mitchell hinterfragte die traditionelle Freudianische Triebtheorie, die das menschliche Verhalten hauptsächlich durch innere Triebe (wie Sexualität und Aggression) erklärt. Stattdessen argumentierte er, dass psychische Konflikte und Störungen oft aus gestörten Beziehungen und Interaktionen resultieren. Diese Verschiebung hin zu einem relationalen Verständnis des psychischen Lebens intendierte eine Modifikation der klassischen Psychoanalyse dar.

Bedeutung der Therapeut-Patient-Beziehung: Mitchell betonte die Rolle der realen Beziehung zwischen Therapeut und Patient in der Therapie. Er argumentierte, dass diese Beziehung nicht nur eine Wiederholung früherer Beziehungsmuster darstellt, sondern auch eine echte und einzigartige Interaktion ist, die Potenzial für Wachstum und Heilung bietet. Diese Sichtweise führte zu einer verstärkten Betonung der Authentizität und Echtheit in der therapeutischen Beziehung.

Konstruktion der Realität: Mitchell untersuchte, wie Menschen ihre Realität konstruieren und wie diese Konstruktionen durch Beziehungen und intersubjektive Erfahrungen geformt werden. Er argumentierte, dass unsere Wahrnehmungen und Erfahrungen der Welt immer durch unsere Beziehungen zu anderen beeinflusst und geformt werden.

Schriften und Einfluss: Mitchells Schriften, insbesondere sein Buch “Relational Concepts in Psychoanalysis: An Integration” (1988), hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die psychoanalytische Gemeinschaft. Er trug zur Entstehung und Etablierung der relationalen Psychoanalyse bei, die heute eine wichtige Strömung innerhalb der Psychoanalyse darstellt.

Stephen A. Mitchell hat die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie durch seine Betonung von Beziehungen, Intersubjektivität und die Kritik der klassischen Triebtheorie erheblich erweitert und bereichert. Seine Arbeit hat dazu beigetragen, ein tieferes Verständnis für die Dynamik menschlicher Beziehungen und deren Bedeutung für die psychische Gesundheit zu entwickeln.

Die Säuglingsforschung
Die moderne Säuglingsforschung entwickelte sich durch methodisch fundierte empirische Studien und interdisziplinäre Ansätze, die Psychologie, Pädiatrie, Neurowissenschaften und Soziologie miteinander verbanden. Diese Forschung hat das Verständnis der frühen kindlichen Entwicklung vertieft und die Bedeutung der frühkindlichen Erfahrungen für die spätere psychische Gesundheit und soziale Funktionalität hervorgehoben.

Die Säuglingsforschung hat die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie erheblich beeinflusst, indem sie empirische Daten und Beobachtungen zur frühkindlichen Entwicklung bereitgestellt hat, die viele der theoretischen Annahmen und Konzepte dieser Theorien untermauert und erweitert haben. Hier sind einige der zentralen Aspekte, wie die Säuglingsforschung die Objektbeziehungstheorie beeinflusst hat:

Bindungstheorie (John Bowlby): Die Arbeiten von Mary Ainsworth und die Entwicklung des „Fremde-Situations-Test“ lieferten empirische Beweise für die von Bowlby vorgeschlagenen Bindungsstile (sichere, vermeidende und ambivalente Bindung).
Mutter-Kind-Interaktionen: Studien zur Mutter-Kind-Interaktion haben gezeigt, wie fein abgestimmte Interaktionen zwischen Mutter und Kind die Entwicklung von Bindung und Vertrauen fördern, was Konzepte wie das „Holding Environment“ von Donald Winnicott bestätigt.
Forschungsergebnisse vor allem auch von Daniel Stern haben gezeigt, dass Säuglinge von Geburt an über erstaunliche soziale Fähigkeiten verfügen:
Frühe Wahrnehmung: Säuglinge können frühzeitig Gesichter erkennen und bevorzugen, was darauf hinweist, dass sie von Anfang an auf soziale Interaktionen vorbereitet sind.
Reziproke Interaktionen: Säuglinge sind in der Lage, reziproke Interaktionen zu initiieren und daran teilzunehmen, was die Bedeutung der frühkindlichen Beziehungserfahrungen unterstreicht.

Die Säuglingsforschung hat die Bedeutung der frühen emotionalen Erfahrungen und deren Einfluss auf die spätere Entwicklung hervorgehoben:
Emotionale Verfügbarkeit: Studien haben gezeigt, dass die emotionale Verfügbarkeit der Bezugspersonen entscheidend für die Entwicklung einer sicheren Bindung und eines gesunden Selbst ist.
Stress und Deprivation: Forschungen zu den Auswirkungen von Stress und emotionaler Deprivation bei Säuglingen (z.B. Studien zu Hospitalismus von René Spitz) haben gezeigt, wie schwerwiegend die Folgen fehlender emotionaler Bindungen sein können.

Die Säuglingsforschung hat auch dazu beigetragen, das Verständnis der Entwicklung des Selbst zu vertiefen:
Selbstwahrnehmung: Studien haben gezeigt, dass Säuglinge schon früh ein Gefühl für das eigene Selbst entwickeln, was Theorien wie die von Margaret Mahler zur Entwicklung der Individuation unterstützt.
Spiegelneuronen: Die Entdeckung der Spiegelneuronen hat gezeigt, wie Kinder durch die Beobachtung und Nachahmung anderer lernen und entwickeln, was die Bedeutung von Vorbildern und Beziehungen in der frühen Entwicklung untermauert.

Die neurobiologische Forschung hat gezeigt, wie soziale und emotionale Erfahrungen die Gehirnentwicklung beeinflussen:
Neuroplastizität: Frühkindliche Erfahrungen beeinflussen die Neuroplastizität des Gehirns, was die Bedeutung positiver frühkindlicher Beziehungen und Bindungen für die langfristige psychische Gesundheit betont.
Stressreaktionen: Studien haben gezeigt, dass chronischer Stress und unsichere Bindungen negative Auswirkungen auf die Stressreaktionssysteme des Gehirns haben können.

Die Säuglingsforschung hat somit die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie auf vielfältige Weise bereichert und bestätigt. Durch die empirische Untersuchung frühkindlicher Interaktionen und Entwicklungen konnte sie viele der theoretischen Annahmen überprüfen und erweitern, wodurch ein tieferes Verständnis der Bedeutung frühkindlicher Beziehungen und deren Einfluss auf die psychische Entwicklung ermöglicht wurde.

Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht

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Any of the information we collect from you may be used in one of the following ways: To personalize your experience (your information helps us to better respond to your individual needs) To improve our website (we continually strive to improve our website offerings based on the information and feedback we receive from you) To improve customer service (your information helps us to more effectively respond to your customer service requests and support needs) To process transactions Your information, whether public or private, will not be sold, exchanged, transferred, or given to any other company for any reason whatsoever, without your consent, other than for the express purpose of delivering the purchased product or service requested. To administer a contest, promotion, survey or other site feature To send periodic emails The email address you provide for order processing, will only be used to send you information and updates pertaining to your order.

How do we protect your information?

We implement a variety of security measures to maintain the safety of your personal information when you place an order or enter, submit, or access your personal information. We offer the use of a secure server. All supplied sensitive/credit information is transmitted via Secure Socket Layer (SSL) technology and then encrypted into our Payment gateway providers database only to be accessible by those authorized with special access rights to such systems, and are required to?keep the information confidential. After a transaction, your private information (credit cards, social security numbers, financials, etc.) will not be kept on file for more than 60 days.

Do we use cookies?

Yes (Cookies are small files that a site or its service provider transfers to your computers hard drive through your Web browser (if you allow) that enables the sites or service providers systems to recognize your browser and capture and remember certain information We use cookies to help us remember and process the items in your shopping cart, understand and save your preferences for future visits, keep track of advertisements and compile aggregate data about site traffic and site interaction so that we can offer better site experiences and tools in the future. We may contract with third-party service providers to assist us in better understanding our site visitors. These service providers are not permitted to use the information collected on our behalf except to help us conduct and improve our business. If you prefer, you can choose to have your computer warn you each time a cookie is being sent, or you can choose to turn off all cookies via your browser settings. Like most websites, if you turn your cookies off, some of our services may not function properly. However, you can still place orders by contacting customer service. Google Analytics We use Google Analytics on our sites for anonymous reporting of site usage and for advertising on the site. If you would like to opt-out of Google Analytics monitoring your behaviour on our sites please use this link (https://tools.google.com/dlpage/gaoptout/)

Do we disclose any information to outside parties?

We do not sell, trade, or otherwise transfer to outside parties your personally identifiable information. This does not include trusted third parties who assist us in operating our website, conducting our business, or servicing you, so long as those parties agree to keep this information confidential. We may also release your information when we believe release is appropriate to comply with the law, enforce our site policies, or protect ours or others rights, property, or safety. However, non-personally identifiable visitor information may be provided to other parties for marketing, advertising, or other uses.

Registration

The minimum information we need to register you is your name, email address and a password. We will ask you more questions for different services, including sales promotions. Unless we say otherwise, you have to answer all the registration questions. We may also ask some other, voluntary questions during registration for certain services (for example, professional networks) so we can gain a clearer understanding of who you are. This also allows us to personalise services for you. To assist us in our marketing, in addition to the data that you provide to us if you register, we may also obtain data from trusted third parties to help us understand what you might be interested in. This ‘profiling’ information is produced from a variety of sources, including publicly available data (such as the electoral roll) or from sources such as surveys and polls where you have given your permission for your data to be shared. You can choose not to have such data shared with the Guardian from these sources by logging into your account and changing the settings in the privacy section. After you have registered, and with your permission, we may send you emails we think may interest you. Newsletters may be personalised based on what you have been reading on theguardian.com. At any time you can decide not to receive these emails and will be able to ‘unsubscribe’. Logging in using social networking credentials If you log-in to our sites using a Facebook log-in, you are granting permission to Facebook to share your user details with us. This will include your name, email address, date of birth and location which will then be used to form a Guardian identity. You can also use your picture from Facebook as part of your profile. This will also allow us and Facebook to share your, networks, user ID and any other information you choose to share according to your Facebook account settings. If you remove the Guardian app from your Facebook settings, we will no longer have access to this information. If you log-in to our sites using a Google log-in, you grant permission to Google to share your user details with us. This will include your name, email address, date of birth, sex and location which we will then use to form a Guardian identity. You may use your picture from Google as part of your profile. This also allows us to share your networks, user ID and any other information you choose to share according to your Google account settings. If you remove the Guardian from your Google settings, we will no longer have access to this information. If you log-in to our sites using a twitter log-in, we receive your avatar (the small picture that appears next to your tweets) and twitter username.

Children’s Online Privacy Protection Act Compliance

We are in compliance with the requirements of COPPA (Childrens Online Privacy Protection Act), we do not collect any information from anyone under 13 years of age. Our website, products and services are all directed to people who are at least 13 years old or older.

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