Nymphomanie und Sexsucht bei Frauen
Nymphomanie und Sexsucht (bzw. hypersexuelles Verhalten) sind Begriffe, die oft miteinander verwechselt werden, aber unterschiedliche historische und klinische Bedeutungen haben. Beide Konzepte beziehen sich auf übermäßiges sexuelles Verlangen, aber ihre Konnotationen und der Kontext, in dem sie verwendet werden, unterscheiden sich.
Nymphomanie ist ein veralteter Begriff
Nymphomanie ist ein veralteter und stark genderisierter Begriff, der ursprünglich verwendet wurde, um Frauen zu beschreiben, die als „übermäßig“ sexuell aktiv galten. Der Begriff hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert und wurde oft in einem pathologischen Kontext verwendet, um Frauen zu stigmatisieren, die nicht den gesellschaftlichen Normen in Bezug auf Sexualität entsprachen.
Der Begriff ist heutzutage weitgehend diskreditiert und gilt als sexistisch, da er historisch dazu diente, weibliche Sexualität zu kontrollieren und zu unterdrücken. Er wurde häufig verwendet, um Frauen zu pathologisieren, während männliches sexuelles Verhalten seltener unter ähnliche Begriffe fiel.
Sexsucht im Sinne von zwanghaftem hypersexuellen Verhalten
Sexsucht oder hypersexuelles Verhalten bezieht sich auf ein andauerndes, zwanghaftes Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten, das das Leben einer Person negativ beeinflusst. Dieser Zustand kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Im Gegensatz zur Nymphomanie ist die Sexsucht geschlechtsneutraler und wird heute als eine Form von Verhaltenssucht verstanden.
Obwohl es in der medizinischen Gemeinschaft Diskussionen darüber gibt, ob Sexsucht als eigenständige Diagnose anerkannt werden sollte, wird sie oft im Zusammenhang mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen wie Zwangsstörungen oder Impulskontrollstörungen betrachtet. Behandlungsmöglichkeiten umfassen Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und manchmal auch medikamentöse Therapie.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Während Nymphomanie stark mit gesellschaftlichen Normen und der Kontrolle weiblicher Sexualität verbunden ist, wird Sexsucht als klinisches Phänomen betrachtet, das Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht betreffen kann.
Beide Begriffe können pathologisieren, aber Sexsucht wird heute oft mit einem differenzierteren, klinischen Blick betrachtet, während Nymphomanie als Beispiel für die historische Stigmatisierung von Frauen gesehen wird.
Die moderne Sichtweise hat sich weit von dem veralteten Konzept der Nymphomanie entfernt und versucht, hypersexuelles Verhalten als ein Gesundheitsproblem zu verstehen, das therapeutische Unterstützung erfordert, anstatt moralische Urteile über die Betroffenen zu fällen.
Nymphomanie = Sexsucht ?
Zur Unterscheidung: Die Nymphomanie bezeichnet ein gesteigertes sexuelles Verlangen von Frauen. Die Sexsucht bezeichnet gesteigertes sexuelles Verhalten bei Frauen auf der Grundlage, dass dieses primär zur Kompensation von Defiziten im Bereich des Selbstwertgefühls, zur Abwehr von Depressionen oder anderen psychischen Störungen eingesetzt wird.
Multiple Orgasmen bei Frauen
Wie allgemein bekannt, können sehr viele Frauen multiple Orgasmen erleben. Anders als beim Mann, bei dem die sexuelle Erregung in der Regel nach einem oder zwei Orgasmen allmählich nachlässt, kann sich bei Frauen das sexuelle Verlangen nach einem oder mehreren Orgasmen noch weiter steigern. Diese Fähigkeit zu multiplen Orgasmen bei der Frau an sich ist noch keine Sexsucht und auch noch nicht als Nymphomanie zu bezeichnen.
Nymphomanie im Sinne von Dauererregtheit
Von Nymphomanie im eigentlichen Sinne ist erst zu sprechen, wenn sich die betroffene Frau den ganzen Tag über — also quasi 24 Stunden lang — in einem Erregungszustand befindet, in dem sie jederzeit zu einem Orgasmus fähig wäre. Da kein einzelner Mann dieser Form von gesteigerter sexueller Dauererregung entsprechen kann, sind im Fall der Nymphomanie wechselnde Männerbeziehungen häufig anzutreffen und als normal anzusehen.
Häufiger Partnerwechsel
Keinesfalls sollte aber allein aufgrund von häufigem Partnerwechsel auf Nymphomanie geschlossen werden, weil die Ursache für häufigen Partnerwechsel auch in einer Bindungsstörung oder Beziehungsstörung liegen könnte oder einfach einem laszivem Lebensstil entspricht.
Sexsucht bei Frauen
Im Gegensatz dazu ist bei der Sexsucht, die als psychische Abhängigkeit von der Beschäftigung mit dem Thema Sexualität geprägt ist, nicht notwendig ein gesteigertes sexuelles Verlangen die Ursache, sondern in der Mehrzahl der Fälle eine psychische Störung (z.B. in Form einer überkompensierten Depression oder Borderline-Störung).
Mit der Sexsucht, die selbst im Extremfall mit völliger Frigidität oder Anorgasmie einhergehen kann, sollen meist Gefühle von Verlassenheit, Traurigkeit, Enttäuschung, schlechtem Selbstwertgefühl etc. bei den Betroffenen abgewehrt werden.
Im Einzelfall können selbstverständlich Nymphomanie im Sinne von sexueller Dauererregung und Sexsucht im Sinne von zwanghafter sexueller Betätigung kombiniert vorliegen.
Behandlungsmöglichkeiten
Während die Nymphomanie als solche nicht behandlungsbedürftig ist, sollte bei der Sexsucht die zugrunde liegende psychische Störung psychotherapeutisch behandelt werden. Wenn Sie gesprächsbedarf zum Thema Nymphomanie oder Sexsucht bei Frauen haben, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an mich. Ein Erstgespräch ist jetzt auch in Form einer Onlineberatung via Skype möglich.
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