Von der Wiederkehr des Verdrängten in der Obsession

Immer wieder fällt auf, dass Menschen, die in extremer Form auf andere Rücksicht nehmen, sich anderen möglichst nicht zumuten wollen und aufgrund dieser Rücksichtnahme letztlich zu Zwangshandlungen neigen. Eine klassische Beschreibung dieses Zusammenhangs findet man in Kafkas Erzählung „Das Urteil.“ Es wird ein Mensch geschildert, der auf alle Menschen in seiner Umgebung versucht Rücksicht zu nehmen, sich nehmend in die Enge gedrängt fühlt und in letzter Konsequenz den Zwang verspürt, ins Wasser springen zu müssen. Die verdrängte Rücksichtslosigkeit kehrt in diesem Falle wieder als Rücksichtsoligkeit gegenüber sich selbst in Form des suizidalen Zwanges. Häufiger ist jedoch eine Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit in der Obsession zu beobachten. Anhand von Zwangsstörung, Perversion und Workoholismus soll beschrieben werden, wie verdrängte Inhalte wiederkehren. Es geht darum, nachzuvollziehen, wie nach außen rücksichtsvoll erscheinende Menschen leiden, wenn sie von Obsessionen mit rücksichtslosen Inhalten beherrscht werden.

Zwangsstörung

Die „Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit in der Zwangsstörung“ beschreibt, wie unterdrückte egoistische oder aggressive Impulse sich in zwanghaften Gedanken und Verhaltensweisen manifestieren können. Eine Zwangsstörung (obsessive-compulsive disorder, OCD) ist gekennzeichnet durch wiederkehrende, unerwünschte Gedanken (Obsessionen) und/oder sich wiederholende Verhaltensweisen (Zwänge), die die Betroffenen zur Linderung der Angst ausführen.
Eine Person wächst z.B. in einer Umgebung auf, in der sie lernt, dass egoistisches Verhalten und Rücksichtslosigkeit inakzeptabel sind. Diese Impulse werden streng sanktioniert, sodass die Person lernt, sie zu verdrängen, um Konflikte zu vermeiden und Akzeptanz zu finden. Diese Verdrängung führt dazu, dass aggressive und egoistische Tendenzen tief ins Unbewusste verschoben werden. Im Laufe der Zeit bleiben diese verdrängten Impulse bestehen und erzeugen inneren Druck. Die Person entwickelt eine zwanghafte Persönlichkeitsstruktur, um die Kontrolle über diese unerwünschten Impulse zu behalten. Das äußere Verhalten ist extrem angepasst und kontrolliert, während die verdrängten Impulse im Unbewussten weiterwirken.
Ein Auslöser wie Stress oder eine belastende Lebenssituation kann dazu führen, dass die verdrängten Impulse in Form von Zwangsgedanken und -handlungen wieder auftauchen. Diese Zwangsgedanken können von aggressiven oder egoistischen Inhalten geprägt sein, die die Person stark beunruhigen. Die Zwangshandlungen dienen dazu, die damit verbundene Angst zu lindern und die Kontrolle über diese Impulse wiederzuerlangen.
Ein konkretes Beispiel könnte eine Frau sein, die in ihrer Kindheit immer wieder ermahnt wurde, nie wütend oder selbstsüchtig zu sein. Sie hat gelernt, alle aggressiven und egoistischen Impulse zu unterdrücken und sich stets rücksichtsvoll zu verhalten. Im Erwachsenenalter entwickelt sie eine Zwangsstörung, die sich durch zwanghafte Reinigung und Ordnungszwänge äußert.
Diese Frau könnte ständig das Bedürfnis haben, ihr Haus zu reinigen und zu desinfizieren. Diese Zwangshandlung könnte eine symbolische Reinigung ihrer verdrängten aggressiven und egoistischen Impulse darstellen. Die Angst vor Kontamination könnte ein Ausdruck ihrer verdrängten Angst sein, dass ihre inneren, „schmutzigen“ Impulse ans Licht kommen könnten. Die Reinigung wird zu einem zwanghaften Ritual, um die innere Unruhe und die Angst vor diesen Impulsen zu lindern.
Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass sie zwanghafte Gedanken darüber hat, andere Menschen zu verletzen oder ihnen Schaden zuzufügen. Diese Gedanken beunruhigen sie zutiefst, da sie nicht zu ihrem bewussten Selbstbild passen. Sie könnten jedoch eine Manifestation ihrer verdrängten Aggressivität sein. Um diese Angst zu lindern, entwickelt sie Zwänge wie das ständige Überprüfen, ob sie alle Türen und Fenster geschlossen hat, um sicherzustellen, dass niemand zu Schaden kommt.
In diesem Beispiel zeigt sich die „Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit“ in der Form einer Zwangsstörung. Die Frau, die ihre aggressiven und egoistischen Impulse verdrängt hat, erlebt diese nun in Form von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Diese Zwänge dienen dazu, die innere Unruhe und die Angst vor diesen Impulsen zu kontrollieren. Dies unterstreicht die tiefgreifende Dynamik von Verdrängung und die Wiederkehr dieser Impulse in abweichendem Verhalten.

Perversion

Die „Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit in der Perversion“ ist ein komplexes psychoanalytisches Konzept, das beschreibt, wie verdrängte aggressive oder egoistische Impulse sich in perversen Handlungen manifestieren können. Perversion im psychoanalytischen Sinne bezieht sich auf sexuelle Verhaltensweisen, die stark von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen abweichen und oft andere Menschen verdinglichen oder ihnen Schaden zufügen.
Ein Beispiel für Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit in der Perversion
Ein Individuum wächst in einer sehr strengen und kontrollierten Umgebung auf, in der jegliche Form von Aggression, sexuellen Impulsen oder egoistischem Verhalten streng sanktioniert wird. Dieses Umfeld zwingt die Person, alle rücksichtslosen oder aggressiven Triebe tief zu verdrängen, um akzeptiert und geliebt zu werden. Diese Verdrängung führt dazu, dass die Person ein extrem angepasstes, passives und kontrolliertes Verhalten an den Tag legt.
Im Laufe der Zeit bleibt die Verdrängung dieser Impulse bestehen, jedoch sind diese nicht verschwunden, sondern im Unbewussten weiter aktiv. Die Person entwickelt eine äußere Fassade der Kontrolle und des adynamen, angepassten Verhaltens, während im Inneren diese verdrängten Impulse nach Ausdruck drängen.
Ein spezifisches Ereignis oder eine Situation, die die Kontrolle dieser Person über ihre unterdrückten Impulse schwächt, kann dazu führen, dass diese Impulse in einer perversen Form wiederkehren. Die Person könnte beispielsweise eine sexuelle Präferenz oder ein Verhalten entwickeln, das stark von den gesellschaftlichen Normen abweicht und bei dem die Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen ignoriert oder verletzt werden.
Ein konkretes Beispiel könnte ein Mann sein, der in seiner Kindheit und Jugendzeit jegliche Form von sexuellen und aggressiven Impulsen unterdrücken musste. In seinem Erwachsenenleben führt dies dazu, dass er scheinbar ein sehr diszipliniertes, moralisch einwandfreies und nahezu asexuelles Leben führt. Doch irgendwann beginnen diese verdrängten Impulse, sich in perversen sexuellen Phantasien und Handlungen zu manifestieren. Er könnte eine Vorliebe für sadomasochistische Praktiken entwickeln, bei denen er die Kontrolle und das Leid anderer Menschen genießt und auslebt.
Nehmen wir an, dieser Mann beginnt, anonyme sexuelle Begegnungen zu suchen, bei denen er dominierende und sadistische Rollen übernimmt. In diesen Begegnungen behandelt er seine Partner rücksichtslos und nutzt sie zur Befriedigung seiner eigenen verdrängten aggressiven und sexuellen Impulse. Diese Handlungen sind ein Ausdruck seiner verdrängten Rücksichtslosigkeit, die in einer perversen Form wiederkehrt. Er rationalisiert sein Verhalten möglicherweise, indem er sich einredet, dass alle Beteiligten einverstanden sind und er lediglich seine sexuellen Vorlieben auslebt. Tatsächlich jedoch spiegeln diese Handlungen die Rückkehr seiner verdrängten aggressiven und egoistischen Tendenzen wider.
In diesem Beispiel zeigt sich die „Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit“ in der Form perverser sexueller Handlungen. Die Person, die ihre aggressiven und egoistischen Impulse über lange Zeit unterdrückt hat, lebt diese nun in einer Weise aus, die andere Menschen verdinglicht und möglicherweise verletzt. Diese Manifestation unterstreicht die tiefgehenden psychischen Prozesse der Verdrängung und die Rückkehr dieser Impulse in abweichendem Verhalten.

Workoholismus

Die „Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit im Workoholismus“ beschreibt, wie unterdrückte egoistische oder aggressive Impulse sich in einem übermäßigen Arbeitsverhalten manifestieren können. Workoholismus ist ein Zustand, in dem eine Person zwanghaft und exzessiv arbeitet, oft auf Kosten ihrer Gesundheit und ihrer sozialen Beziehungen.
Ein Beispiel für Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit im Workoholismus.
Eine Person wächst in einer Umgebung auf, in der sie lernt, dass egoistisches und rücksichtsloses Verhalten inakzeptabel sind. Diese Impulse werden streng sanktioniert, sodass die Person lernt, sie zu verdrängen, um Konflikte zu vermeiden und Akzeptanz zu finden. Diese Verdrängung führt dazu, dass aggressive und egoistische Tendenzen tief ins Unbewusste verschoben werden.
Im Laufe der Zeit bleiben diese verdrängten Impulse bestehen und erzeugen inneren Druck. Die Person entwickelt eine zwanghafte Persönlichkeitsstruktur, um die Kontrolle über diese unerwünschten Impulse zu behalten. Das äußere Verhalten ist extrem angepasst und kontrolliert, während die verdrängten Impulse im Unbewussten weiterwirken.
Ein Auslöser wie beruflicher Stress oder hohe Leistungsanforderungen kann dazu führen, dass die verdrängten Impulse in Form von zwanghaftem Arbeitsverhalten wieder auftauchen. Die Person kompensiert die verdrängte Rücksichtslosigkeit durch exzessives Arbeiten, wobei sie die eigenen Bedürfnisse und die ihrer Mitmenschen ignoriert.
Ein konkretes Beispiel könnte ein Mann sein, der in seiner Kindheit immer wieder ermahnt wurde, niemals egoistisch oder aggressiv zu sein. Er hat gelernt, alle rücksichtslosen und aggressiven Impulse zu unterdrücken und sich stets angepasst und pflichtbewusst zu verhalten. Im Erwachsenenalter entwickelt er eine starke Arbeitsabhängigkeit und wird zum Workaholic.
Dieser Mann könnte einen hochrangigen Job in einer wettbewerbsorientierten Branche haben. Um seine verdrängten aggressiven und egoistischen Impulse zu kanalisieren, wirft er sich in seine Arbeit und versucht, durch berufliche Leistung Anerkennung und Kontrolle zu erlangen. Seine Arbeitsweise ist dabei oft rücksichtslos: Er nimmt keine Rücksicht auf seine Gesundheit, arbeitet viele Überstunden, ignoriert die Bedürfnisse seiner Familie und Mitarbeiter und verfolgt kompromisslos seine beruflichen Ziele.
Seine Verdrängung der Rücksichtslosigkeit zeigt sich in seinem Verhalten gegenüber Kollegen und Untergebenen. Er könnte sie übermäßig fordern, keine Fehler tolerieren und wenig Empathie zeigen. Seine unterdrückten aggressiven Tendenzen manifestieren sich in einem dominanten und oft tyrannischen Führungsstil.
Er rationalisiert sein Verhalten möglicherweise damit, dass er nur das Beste für das Unternehmen will oder dass harte Arbeit notwendig ist, um erfolgreich zu sein. Tatsächlich jedoch spiegeln diese Handlungen die Rückkehr seiner verdrängten rücksichtslosen und aggressiven Tendenzen wider, die nun in seiner Arbeitsweise zum Ausdruck kommen.
Fazit
In diesem Beispiel zeigt sich die „Wiederkehr der verdrängten Rücksichtslosigkeit“ in der Form von Workoholismus. Der Mann, der seine aggressiven und egoistischen Impulse über lange Zeit unterdrückt hat, lebt diese nun in einer Weise aus, die seine Gesundheit und seine sozialen Beziehungen gefährdet.

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