“Volk der Dichter und Denker” oder “Volk der Richter und Henker”?

Die These, dass die Deutschen eher ein “Volk der Richter und Henker” als ein “Volk der Dichter und Denker” sind, zielt auf eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Identität ab. Diese Sichtweise kann durch verschiedene historische Ereignisse und Entwicklungen begründet werden. Hier sind einige Beispiele und Erklärungen:
Beispiele für “Volk der Richter und Henker”
Der Nationalsozialismus und der Holocaust (1933-1945): Die systematische Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen Juden sowie Millionen anderer Menschen durch das nationalsozialistische Regime. Der Holocaust war ein beispielloses Verbrechen, das von einem großen Teil der deutschen Gesellschaft getragen und unterstützt wurde. Die Mitwirkung der Justiz, der Polizei und anderer staatlicher Institutionen unterstreicht die Rolle der Deutschen als “Richter und Henker”.
Hexenverfolgungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (16.-17. Jahrhundert):
Die Hexenprozesse, bei denen viele unschuldige Menschen, hauptsächlich Frauen, gefoltert und hingerichtet wurden. Die deutschen Gebiete waren Zentren der Hexenverfolgung in Europa. Die Rolle der Gerichte und der religiösen Autoritäten in diesen Prozessen verdeutlicht das Bild der Deutschen als strenge Richter und gnadenlose Henker.
Der Justizterror in der DDR (1949-1990):
Politische Prozesse und die Verfolgung von Oppositionellen durch das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) und die Gerichte der DDR. Die DDR nutzte ihre Justizsysteme zur Unterdrückung und Bestrafung von Dissidenten, was die Rolle des Staates als gnadenloser Richter und Henker zeigt.
Begründungen für das Selbstmissverständnis
Kulturelles Erbe und Bildung:
Deutschland hat eine reiche kulturelle Tradition mit einzelnen herausragenden Dichtern und Denkern wie Goethe, Schiller, Kant, W.v.Humboldt und Cassirer. Diese positive kulturelle Identität wurde stark betont und ist tief im nationalen Bewusstsein verankert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust gab es eine starke Tendenz zur Verdrängung und Leugnung der eigenen Verbrechen. Der Fokus auf die positiven Aspekte der deutschen Kultur diente als psychologischer Mechanismus, um Schuld und Scham zu kompensieren.
Politische Instrumentalisierung der Metapher vom Volk der Dichter und Denker. In verschiedenen historischen Perioden (z.B. im Kaiserreich, während des Nationalsozialismus und in der DDR) wurde das Bild des “Volkes der Dichter und Denker” politisch instrumentalisiert, um eine positive nationale Identität zu propagieren und Kritik zu unterdrücken. Das angebliche Deutschtum von Goethe und Mozart wurden besonders stilisiert.
Als Schwierigkeiten der Selbsterkenntnis können Verdrängung der kollektive Schuld und der individuellen Verantwortung betrachtet werden. Die Anerkennung kollektiver Schuld ist ein komplexer und schmerzhafter Prozess. Viele Deutsche ziehen es vor, die Verbrechen der Vergangenheit als Taten einer kleinen Gruppe zu betrachten und sich selbst als unbeteiligt oder unschuldig zu sehen.
Trotz intensiver Bildungs- und Erinnerungsarbeit gibt es immer noch Wissenslücken und Missverständnisse in der Bevölkerung über die Verwicklung der Deutschen in die historischen Verbrechen.
Ein positives Selbstbild und nationaler Stolz sind wichtige Elemente der individuellen und kollektiven Identität. Die Akzeptanz einer negativen Selbstwahrnehmung als “Richter und Henker” bedroht diese Identität und wird daher oft abgewehrt.
Diese kritische Betrachtung hilft, ein tieferes Verständnis für die Komplexität der deutschen Identität und Geschichte zu entwickeln. Sie zeigt auch die Herausforderungen und die Notwendigkeit einer fortwährenden Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.

Hier zur Erinnerung die Schicksale einiger Repräsentanten der deutschen Kultur während der Zeit des NS:

Ernst Cassirer

Ernst Cassirer war ein bedeutender deutscher Philosoph und Kulturtheoretiker, der vor allem für seine Arbeiten zur Philosophie der symbolischen Formen bekannt ist. Sein Schicksal im Nationalsozialismus ist ein Beispiel für das Schicksal vieler jüdischer Intellektueller während dieser Zeit. Hier ist eine detaillierte Darstellung von Cassirers Leben und Werk, insbesondere im Kontext der NS-Zeit:
Ernst Cassirer wurde am 28. Juli 1874 in Breslau (heute Wrocław, Polen) in eine wohlhabende jüdische Familie geboren. Er studierte Philosophie und promovierte bei Hermann Cohen, einem der führenden Vertreter des Neukantianismus.
Cassirers Hauptwerk, “Philosophie der symbolischen Formen”, erschien in den 1920er Jahren und befasst sich mit den verschiedenen symbolischen Ausdrucksformen des menschlichen Geistes, wie Sprache, Mythos, Religion, Kunst und Wissenschaft.
Cassirer hatte eine erfolgreiche akademische Karriere und wurde 1919 an die Universität Hamburg berufen. Dort spielte er eine zentrale Rolle bei der Auswertung der von Aby Warburg gegründeten kulturwissenschaftlichen Bibliothek. Cassirer wurde 1930 zum Rektor der Universität Hamburg ernannt, was ihn zu einem prominenten Intellektuellen und Akademiker in Deutschland machte.
Schicksal unter dem Nationalsozialismus
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die Situation für Cassirer dramatisch. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner liberalen und demokratischen Überzeugungen geriet er sofort ins Visier des neuen Regimes. Bereits 1933 verließ Cassirer Deutschland und emigrierte zunächst nach Großbritannien, wo er an der Universität Oxford lehrte. Seine Abreise markierte den Beginn eines Lebens im Exil, das viele seiner jüdischen Kollegen und Freunde ebenfalls erleiden mussten. 1935 zog Cassirer weiter nach Schweden, wo er eine Professur an der Universität Göteborg annahm. Hier setzte er seine Forschungen und Publikationen fort, obwohl er sich in einer zunehmend unsicheren politischen Lage befand.
Seine Emigration in die USA erfolgte 1941. Dort lehrte er an der Yale University und später an der Columbia University. In den USA schrieb Cassirer weiterhin bedeutende philosophische Arbeiten, darunter “The Myth of the State”, eine Analyse der politischen Mythologie und der totalitären Ideologien. Ernst Cassirer starb am 13. April 1945 in New York City, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Cassirer bleibt eine zentrale Figur in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten zur Symboltheorie und Kulturphilosophie beeinflussten viele nachfolgende Denker.
Cassirers Schicksal ist exemplarisch für die Vertreibung und Verfolgung jüdischer Intellektueller durch das nationalsozialistische Regime. Sein Leben im Exil verdeutlicht die Tragik und den Verlust, den die nationalsozialistische Verfolgung für die deutsche Wissenschaft und Kultur bedeutete.
Ernst Cassirers Leben und Werk sind somit nicht nur von philosophischer Bedeutung, sondern auch ein wichtiges Zeugnis der Geschichte der Verfolgung und Emigration im 20. Jahrhundert.

Albert Einstein

Albert Einstein, einer der bedeutendsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts, war aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Überzeugungen ein prominentes Ziel des nationalsozialistischen Regimes. Sein Schicksal im Nationalsozialismus ist ein weiteres Beispiel für die Verfolgung und Vertreibung jüdischer Intellektueller in dieser Zeit. Hier sind die wichtigsten Stationen und Aspekte von Einsteins Leben und Schicksal während des Nationalsozialismus:
Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm, Deutschland, geboren. Er wuchs in München auf und studierte in der Schweiz, wo er 1905 seine bahnbrechenden Arbeiten zur Relativitätstheorie veröffentlichte.
Nach verschiedenen Positionen in der Schweiz und Prag kehrte Einstein 1914 nach Deutschland zurück, wo er Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin wurde und eine Professur an der Universität Berlin innehatte. Einstein war ein überzeugter Pazifist und unterstützte den Zionismus. Er setzte sich für eine jüdische Heimstätte in Palästina ein und engagierte sich in verschiedenen politischen und sozialen Bewegungen.
Einstein war ein Kritiker der politischen Entwicklungen in Deutschland während der Weimarer Republik und äußerte sich offen gegen den aufkommenden Nationalismus und Militarismus.
Schicksal unter dem Nationalsozialismus
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 befand sich Einstein auf einer Reise in den USA. Angesichts der neuen politischen Situation beschloss er, nicht nach Deutschland zurückzukehren.
Im März 1933 erklärte Einstein, dass er nicht länger in einem Land leben könne, das seine jüdischen Bürger systematisch diskriminiere und verfolge. Er gab seine deutsche Staatsbürgerschaft auf und emigrierte in die USA.
In Deutschland wurde Einstein von den Nationalsozialisten als Feind des Staates und der “jüdischen Physik” diffamiert. Seine Theorien wurden als “undeutsch” abgelehnt und er selbst wurde in der Propaganda der Nationalsozialisten verunglimpft.
Einstein nahm eine Position am Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey, an, wo er bis zu seinem Tod forschte und lehrte. In den USA setzte Einstein seine wissenschaftliche Arbeit fort und engagierte sich politisch. Er warnte vor den Gefahren des Faschismus und setzte sich für die Rechte der Afroamerikaner sowie für die Abrüstung ein.
Obwohl Einstein ein Pazifist war, erkannte er die Bedrohung durch das nationalsozialistische Deutschland und unterzeichnete 1939 einen Brief an Präsident Franklin D. Roosevelt, in dem er auf die Möglichkeit aufmerksam machte, dass Deutschland Atomwaffen entwickeln könnte. Dieser Brief trug zur Initiierung des Manhattan-Projekts bei. Einstein selbst war nicht direkt am Manhattan-Projekt beteiligt, unterstützte jedoch die Entwicklung der Atombombe aus der Sorge heraus, dass die Nazis diese Waffe zuerst entwickeln könnten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich Einstein für die Kontrolle der Atomwaffen und für eine Weltregierung ein, um den Frieden zu sichern. Albert Einstein starb am 18. April 1955 in Princeton, New Jersey.
Einsteins Theorien revolutionierten das Verständnis von Raum, Zeit und Gravitation. Seine Arbeiten zur Relativitätstheorie und Quantenmechanik sind Grundlagen der modernen Physik.
Moralische und politische Integrität: Einsteins Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte machte ihn zu einer moralischen Autorität über die Wissenschaft hinaus.
Einsteins Schicksal steht exemplarisch für die Vertreibung und Verfolgung jüdischer Intellektueller durch das nationalsozialistische Regime. Seine Emigration und der Verlust Deutschlands als wissenschaftliches Zentrum unterstreichen den immensen Verlust, den das NS-Regime verursachte.
Albert Einsteins Leben und Werk sind nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch und historisch von großer Bedeutung. Sein Schicksal im Nationalsozialismus verdeutlicht die verheerenden Auswirkungen der NS-Ideologie auf die Wissenschaft und die intellektuelle Gemeinschaft.

Sigmund Freud

Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, war eine weitere prominente jüdische Persönlichkeit, die unter dem Nationalsozialismus schwer zu leiden hatte. Hier sind die wichtigsten Stationen und Aspekte von Freuds Leben und Schicksal während des Nationalsozialismus:
Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren (heute Příbor, Tschechische Republik) geboren. Er studierte Medizin an der Universität Wien und spezialisierte sich auf Neurologie. In den 1890er Jahren entwickelte Freud die Psychoanalyse, eine revolutionäre Theorie und Therapieform zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Seine Werke wie „Die Traumdeutung“ und „Das Unbehagen in der Kultur“ wurden weltbekannt.
Freud praktizierte und forschte in Wien, wo er eine große Anhängerschaft fand und die Psychoanalytische Bewegung gründete. Seine Praxis und sein Heim in der Berggasse 19 wurden zum Zentrum der Psychoanalyse.
Nach dem “Anschluss” Österreichs an Nazi-Deutschland im März 1938 verschlechterte sich die Situation für Freud und seine Familie dramatisch. Als prominenter Jude und Kritiker der repressiven Gesellschaftsstrukturen geriet er sofort ins Visier der Nationalsozialisten.
Die Nationalsozialisten durchsuchten Freuds Wohnung und Verlagsräume. Seine Bücher wurden in Deutschland verbrannt und seine Arbeiten verboten. Eine seiner Töchter, Anna Freud, wurde von der Gestapo verhört, was Freud zusätzlich unter Druck setzte. Auch andere Familienmitglieder litten unter den Repressionen, und vier seiner Schwestern wurden später in Konzentrationslagern ermordet.
Durch internationale Interventionen, darunter Bemühungen von Freunden und Unterstützern, konnte Freud schließlich die Erlaubnis zur Ausreise erhalten. Besonders Marie Bonaparte, eine seiner Anhängerinnen und eine enge Freundin, half entscheidend bei der Organisation der Flucht.
Emigration nach London: Am 4. Juni 1938 verließ Freud mit seiner Familie Wien und emigrierte nach London. Er ließ sich in Hampstead nieder, wo er die letzten Monate seines Lebens verbrachte.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner schweren Krankheit (Gaumenkrebs) arbeitete Freud in London weiter und schrieb unter anderem das Werk „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“. Sigmund Freud starb am 23. September 1939 in London, wenige Monate nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Freuds Theorien über das Unbewusste, die Traumdeutung und die Struktur der Psyche haben die moderne Psychologie und Psychotherapie tiefgreifend beeinflusst.
Freud hat auch das Denken und die Kultur des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Seine Ideen finden sich in der Literatur, Kunst und Philosophie wieder.
Symbol der Vertreibung: Freuds Schicksal steht symbolisch für die Verfolgung und Vertreibung jüdischer Intellektueller durch das nationalsozialistische Regime. Seine erzwungene Emigration markiert den Verlust Wiens als ein Zentrum intellektuellen Lebens.
Sigmund Freuds Leben und Werk sind ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeit. Seine Flucht vor den Nationalsozialisten und sein Exil in London verdeutlichen die Brutalität des Regimes und den immensen Verlust, den die Vertreibung von Intellektuellen für die Kultur und Wissenschaft bedeutete.

Fritz Lang

Fritz Lang, einer der bedeutendsten Filmregisseure des 20. Jahrhunderts, erlebte ebenfalls eine dramatische Wende in seinem Leben und seiner Karriere unter dem Nationalsozialismus. Hier sind die wichtigsten Stationen und Aspekte von Langs Leben und Schicksal während des Nationalsozialismus:
Fritz Lang wurde am 5. Dezember 1890 in Wien geboren. Er studierte Architektur und Malerei, bevor er sich dem Film zuwandte. In den 1920er Jahren wurde Lang ein führender Regisseur des deutschen Kinos. Zu seinen berühmtesten Filmen dieser Zeit gehören “Metropolis” (1927) und “M – Eine Stadt sucht einen Mörder” (1931).
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderten sich die Bedingungen für Filmemacher in Deutschland drastisch. Die nationalsozialistische Regierung begann, die Filmindustrie für Propagandazwecke zu nutzen. Joseph Goebbels, der Propagandaminister der Nationalsozialisten, schätzte Langs filmisches Talent und bot ihm die Position des Leiters der deutschen Filmindustrie an. Diese Einladung stellte Lang vor ein großes moralisches und politisches Dilemma, da er als Künstler unter einem totalitären Regime arbeiten sollte.
Fritz Lang entschied sich gegen die Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischen Regime. Am 31. März 1933 verließ er Deutschland und floh nach Paris, wo er versuchte, seine Karriere fortzusetzen. Es wird berichtet, dass er Deutschland unmittelbar nach dem Treffen mit Goebbels verließ, obwohl die genauen Umstände seiner Flucht teilweise legendenhaft erscheinen.
1934 emigrierte Lang in die USA, wo er sich in Hollywood niederließ und eine neue Karriere begann. Er wurde ein bedeutender Regisseur des amerikanischen Films, besonders bekannt für seine Arbeiten im Film Noir-Genre.
Karriere in Hollywood. In Hollywood setzte Lang seine erfolgreiche Karriere fort und inszenierte eine Reihe von Filmen, die heute als Klassiker gelten, darunter “Fury” (1936), “You Only Live Once” (1937) und “The Big Heat” (1953). Sein Stil und seine Themen beeinflussten das amerikanische Kino nachhaltig.
Film Noir und politische Themen: Lang brachte seine Erfahrungen und seinen Stil aus dem deutschen Expressionismus in die amerikanische Filmindustrie ein. Viele seiner Filme aus dieser Zeit befassen sich mit sozialen und politischen Themen, oft mit einer düsteren, pessimistischen Sichtweise.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Lang gelegentlich nach Deutschland zurück, wo er unter anderem den Film “Die 1000 Augen des Dr. Mabuse” (1960) drehte, der letzte Teil seiner Dr. Mabuse-Reihe.
Tod: Fritz Lang starb am 2. August 1976 in Beverly Hills, Kalifornien.
Lang gilt als einer der größten Filmemacher aller Zeiten. Seine innovativen Techniken und sein unverwechselbarer Stil haben das Kino nachhaltig geprägt. Langs Werke reflektieren häufig seine kritische Haltung gegenüber Autoritarismus und Totalitarismus. Seine Filme bieten tiefgehende Analysen von Machtstrukturen und gesellschaftlichen Abgründen. Langs Schicksal steht exemplarisch für die Vertreibung vieler Intellektueller und Künstler durch das nationalsozialistische Regime. Seine Flucht aus Deutschland und seine Karriere in Hollywood verdeutlichen die kulturellen Verluste, die durch die NS-Verfolgung verursacht wurden, aber auch die Möglichkeit eines erfolgreichen Neuanfangs im Exil.
Fritz Langs Leben und Werk sind ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeit und seines unermüdlichen Schaffenswillens. Seine Erfahrungen und seine Reaktionen auf das NS-Regime finden in seinen Filmen Ausdruck und bleiben bis heute von großer Bedeutung für das Kino und die Kulturgeschichte.

Thomas Mann

Thomas Mann, einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, erlebte ebenfalls eine dramatische Veränderung in seinem Leben und seiner Karriere unter dem Nationalsozialismus. Hier sind die wichtigsten Stationen und Aspekte von Manns Leben und Schicksal während des Nationalsozialismus:
Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er begann seine Karriere als Schriftsteller schon in jungen Jahren und gewann 1929 den Nobelpreis für Literatur für seinen Roman “Buddenbrooks”.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen “Der Zauberberg” (1924), “Joseph und seine Brüder” (1933-1943) und “Doktor Faustus” (1947).
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verschlechterte sich die Situation für Thomas Mann und seine Familie. Obwohl Mann zunächst nicht sofort emigrierte, wurde seine Position in Deutschland zunehmend unsicher. Nach der Verordnung und der intensiveren Verfolgung politischer Gegner entschied sich Thomas Mann 1933, Deutschland zu verlassen. Er ging zunächst in die Schweiz, wo er in Küsnacht und später in Zürich lebte.
In der Emigration wurde Mann zu einem offenen Kritiker des Nationalsozialismus. Er hielt Reden und veröffentlichte Schriften gegen das Regime, darunter die berühmten BBC-Radioansprachen “Deutsche Hörer!” zwischen 1940 und 1945.
Nach der Schweiz emigrierte Thomas Mann 1938 in die USA, wo er in Princeton, New Jersey, und später in Pacific Palisades, Kalifornien, lebte. Er lehrte an der Princeton University und später an der University of California, Los Angeles (UCLA).
Während seines Exils setzte Mann seine schriftstellerische Tätigkeit fort und verfasste einige seiner bedeutendsten Werke, darunter “Doktor Faustus”, ein Roman, der sich mit der deutschen Geschichte und Kultur auseinandersetzt und die moralischen und intellektuellen Verstrickungen der deutschen Gesellschaft thematisiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Thomas Mann 1952 nach Europa zurück, zunächst in die Schweiz. Er besuchte Deutschland mehrmals, entschied sich aber letztlich, in der Schweiz zu bleiben.
Thomas Mann starb am 12. August 1955 in Zürich.
Thomas Mann gilt als einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Werke bieten tiefgehende Einblicke in die deutsche Kultur und Geschichte und setzen sich intensiv mit den moralischen und intellektuellen Fragen seiner Zeit auseinander.
Manns offener Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime und sein Engagement für die Demokratie und gegen den Faschismus machten ihn zu einer wichtigen moralischen Stimme im Exil.
Thomas Manns Schicksal steht exemplarisch für die Vertreibung vieler Intellektueller durch das nationalsozialistische Regime. Seine Emigration und seine kritische Auseinandersetzung mit dem NS-Regime verdeutlichen die kulturellen und intellektuellen Verluste, die durch die Verfolgung verursacht wurden, und zeigen gleichzeitig die Möglichkeiten und Herausforderungen des Lebens im Exil.
Thomas Manns Leben und Werk sind ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeit und seines unermüdlichen Engagements für die Kultur, die Freiheit und die Menschlichkeit. Sein Schicksal unter dem Nationalsozialismus und seine Reaktionen darauf bleiben bis heute von großer Bedeutung für das Verständnis der deutschen Geschichte und Literatur.

Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold war ein österreichisch-amerikanischer Komponist und Dirigent, dessen Leben und Karriere durch den Aufstieg des Nationalsozialismus tiefgreifend beeinflusst wurden. Hier sind die wichtigsten Stationen und Aspekte von Korngolds Leben und Schicksal während des Nationalsozialismus:
Erich Wolfgang Korngold wurde am 29. Mai 1897 in Brünn (heute Brno, Tschechische Republik) geboren. Er war ein musikalisches Wunderkind und komponierte schon als Kind bedeutende Werke. Sein Vater, Julius Korngold, war ein einflussreicher Musikkritiker. Korngold wurde früh als musikalisches Genie anerkannt. Seine Oper “Die tote Stadt” (1920) wurde international gefeiert und machte ihn zu einem der führenden Komponisten seiner Zeit.
In den 1920er und frühen 1930er Jahren komponierte Korngold mehrere erfolgreiche Opern und Bühnenwerke. Er war bekannt für seinen reichen orchestralen Stil und seine melodischen Kompositionen. Korngold arbeitete mit dem renommierten Theaterregisseur Max Reinhardt zusammen, was seine Karriere weiter beflügelte.
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die politische Landschaft dramatisch, und Korngold, als Jude, geriet zunehmend in Gefahr. 1934 wurde Korngold von Max Reinhardt nach Hollywood eingeladen, um die Musik für den Film “A Midsummer Night’s Dream” zu arrangieren. Dies war der Beginn seiner erfolgreichen Karriere als Filmkomponist in den USA.
1938, während Korngold in Hollywood an der Musik für den Film “The Adventures of Robin Hood” arbeitete, erfolgte der “Anschluss” Österreichs an Nazi-Deutschland. Korngold entschied sich, in den USA zu bleiben und nicht nach Europa zurückzukehren. Korngold etablierte sich als einer der führenden Filmkomponisten in Hollywood. Er komponierte Musik für zahlreiche Filme, darunter “The Sea Hawk” (1940), “Kings Row” (1942) und “The Constant Nymph” (1943). Seine Arbeit in Hollywood setzte neue Maßstäbe für die Filmmusik und beeinflusste Generationen von Filmkomponisten.
Oscars und Anerkennung: Für seine Filmmusik erhielt Korngold mehrere Auszeichnungen, darunter zwei Oscars für “Anthony Adverse” (1936) und “The Adventures of Robin Hood” (1938).
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte Korngold, wieder vermehrt Konzertmusik zu schreiben. Allerdings hatte sich die musikalische Landschaft verändert, und seine spätromantischen Werke fanden weniger Anklang.
Erich Wolfgang Korngold starb am 29. November 1957 in Los Angeles.
Korngold gilt als einer der Pioniere der Filmmusik und hat das Genre maßgeblich geprägt. Seine Musik setzte neue Standards für die Integration von orchestraler Musik in den Film.
Obwohl Korngold in der Nachkriegszeit weniger Erfolg mit seiner Konzertmusik hatte, wurde sein Werk in den späten 20. Jahrhundert und darüber hinaus wiederentdeckt und gewürdigt. Seine Opern und sinfonischen Werke erleben seitdem eine Renaissance.
Korngolds Schicksal steht exemplarisch für die Vertreibung jüdischer Künstler und Intellektueller durch das nationalsozialistische Regime. Seine Emigration nach Hollywood und sein Erfolg dort verdeutlichen die kulturellen und intellektuellen Verluste, die durch die Verfolgung verursacht wurden, sowie die Fähigkeit, im Exil neu zu beginnen und erfolgreich zu sein.
Erich Wolfgang Korngolds Leben und Werk sind ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeit und seines musikalischen Genies. Seine Erfahrungen und Reaktionen auf das NS-Regime finden in seiner Filmmusik und seinen späteren Werken Ausdruck und bleiben bis heute von großer Bedeutung für die Musikgeschichte.

Karl Raimund Popper

Karl Poppers Lebensweg wurde stark vom Nationalsozialismus geprägt, obwohl er diesem Regime entkommen konnte. Sein Lebensschicksal und seine Arbeit wurden durch die politischen Umstände und seine Erfahrungen mit dem NS maßgeblich beeinflusst.
Popper wurde 1902 in Wien, Österreich, geboren und wuchs in einer Zeit auf, in der sich der Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich ausbreitete.
1933 übernahm Hitler die Macht in Deutschland, und 1938 wurde Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen, was zu einem extrem feindlichen Umfeld für jüdische Bürger führte. Popper, der jüdischer Abstammung war, sah sich gezwungen, zu fliehen.
1937 emigrierte Popper nach Neuseeland, wo er während des Zweiten Weltkriegs blieb. Diese Emigration rettete ihm das Leben und ermöglichte ihm, seine philosophische Arbeit fortzusetzen.
Die Erfahrungen des Nationalsozialismus und der totalitären Regime in Europa beeinflussten Poppers Denken zutiefst. In seinem bekanntesten Werk, “Die offene Gesellschaft und ihre Feinde”, kritisiert er totalitäre Ideologien und argumentiert für eine offene, demokratische Gesellschaft.
Popper setzte sich intensiv mit den Gefahren des Totalitarismus auseinander und betonte die Wichtigkeit von Kritik und Vernunft als Fundament einer freien Gesellschaft.
Während seines Exils in Neuseeland schrieb Popper einige seiner wichtigsten Werke, darunter “The Logic of Scientific Discovery” (Logik der Forschung) und “The Open Society and Its Enemies”.
Nach dem Krieg zog er nach England und arbeitete an der London School of Economics, wo er weiterhin seine Ideen entwickelte und verbreitete.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Karl Poppers Lebensweg und philosophische Entwicklung stark vom Nationalsozialismus beeinflusst wurden. Seine Flucht aus Europa und seine Auseinandersetzung mit den Gefahren totalitärer Systeme prägten sein Denken und seine Arbeit nachhaltig.

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