Informationen zur Psychoanalyse und über die analytische Psychotherapie in Berlin
Grundannahmen, Schulen und Formen der Psychoanalyse
Auf dieser Seite finden Sie einige Informationen zur Psychoanalyse allgemein und über die Anwendung der Psychoanalyse in meiner psychotherapeutischen Praxis in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf.
Die Psychoanalyse oder auch “psychoanalytische Therapie”, “analytische Psychotherapie” bzw. “analytische Behandlung” ist eine von dem Nervenarzt und Psychoanalytiker Sigmund Freud entwickelte Methode zur Behandlung von psychisch bedingten Erkrankungen, wie sie sich z.B. in Form von Ängsten, Depressionen oder Zwängen manifestieren.
Die Psychoanalytiker in allen Ländern der Erde wenden die Psychoanalyse in unterschiedlichen Spielarten und Akzentuierung mit dem Ziel an, ungelöste unbewusste Konflikte durch Traumdeutung und Verbalisierung mentaler Inhalte (Freie Assoziation) bewusst zu machen. Worin sich die Psychoanalyse von allen anderen psychotherapeutischen Richtungen deutlich unterscheidet, ist vor allem die Methode, unbewusste Fixierungen an Kindheitsmuster mithilfe der Analyse der therapeutischen Situation im Wechselspiel von Analytiker und Analysand emotional erfahrbar und verbal fassbar zu machen. Dieses Vorgehen beruht auf der durch Beobachtung und Erfahrung gestützten Annahme, dass den Erkrankungserscheinungen der für Psychoanalyse geeigneten Patienten ungelöste, unbewusste Konflikte zugrunde liegen. Die Psychoanalyse gehört deshalb auch zu den psychodynamisch begründeten Therapieformen.
Verschiedene Schulen der Psychoanalyse variierten diese Grundannahmen jedoch nur, übersteigen sie aber grundsätzlich nicht. Grundformen der Psychoanalyse lassen sich danach unterscheiden, ob eher hochfrequent mit mehreren Stunden oder niederfrequent mit höchstens einer Stunde pro Woche gearbeitet wird. Manche Formen der Psychoanalyse verzichten auf die Couch, was bei einer Gruppenanalyse auch gar nicht anders geht. Ob eine Psychoanalyse als Einzeltherapie auch im Sitzen durchgeführt werden kann, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Ich persönlich habe da meine Zweifel.
Durch Traumdeutung und Verbalisierung sollen die Beschwerden der Patienten ihrer Zwangsdynamik entkleidet werden. Damit werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass vom Betroffenen selbst mehr und mehr für die vormals unbewussten Konflikte zielorientiert-handelnde Lösungen gewählt werden, die auf dem Verstehen der eigenen unbewussten Vorgänge und bewusster Reflexion der eigenen Lebensziele gegründet sind.
Psychoanalyse und Nebenwirkungen
Die Psychoanalyse ist nicht ohne Risiken und unbeabsichtigte Nebenwirkungen: Menschen, die sich einer Psychoanalyse unterziehen, tun dies häufig mit latenten Idealisierungsneigungen gegenüber dem psychoanalytischen Verfahren und ihren Ikonen, die im späteren Verlauf zu fixierten Selbstidealisierungen führen können.
Wenn das Ergebnis der psychoanalytischen Bemühungen in manchen Fällen die Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist, sollte das kritisch hinterfragt werden. Das ebenso kritisch zu betrachtende Gegenstück hierzu ist das Verharren in kindlicher Abhängigkeitshaltung gegenüber der Psychoanalyse, ihren Ikonen und ihren Institutionen.
Methodische Kritik an der Psychoanalyse
Auf der Ebene der methodischen Kritik ist festzuhalten, dass analytische Deutungen letztlich nicht falsifiziert werden können (Karl Popper) und deshalb bestenfalls als begründete subjektive Vermutungen gelten dürfen, denen aber eine intersubjektive Bedeutung nicht umstandslos zugestanden werden kann. Trotz dieser Risiken und kritischen Einwände hat die Psychoanalyse als Behandlungskunst einen Wahrheitswert und eine positive therapeutische Wirkung, wenn sie nicht in naiver Form – d.h. auf positivistisch-rechthaberische Weise – praktiziert wird.
Utopie der Psychoanalyse
Während die behavioristischen Spielarten der Psychotherapie gerade auch heute wieder hohes wissenschaftliches Ansehen genießen und als wissenschaftlich fundierte Standardverfahren anerkannt sind, ist dies doch erkauft durch einseitige Festlegung auf ein positivistisches Wissenschaftsverständnis. Wenn man aber dieses infrage stellt und nicht des Individuum einer wie immer gearteten „Entstörungskur“ unterziehen möchte, es nicht eindimensional auch in der Psychotherapie den Reparaturbetrieb unserer Zurichtungsgesellschaft durchlaufen lassen möchte, dann kommt man zu einer potentiellen utopischen Form der Psychotherapie, die im Kern in der Psychoanalyse enthalten ist und auch realisiert werden könnte. Wenn Psychoanalytiker sich freiwillig in Psychosekten organisieren, entfernen sie sich damit von der Utopie der Psychoanalyse um so mehr. Weiterlesen über Sekten und Hilfe zum Sektenausstieg.
Das psychodynamische Modell
Prinzipiell bietet die Psychoanalyse mit ihrer pspychodynamischen Neurosenlehre eine Perspektive auf die Beschwerden des einzelnen Individuum nicht in erster Linie als Anzeichen für eine Störung, sonders als Indikator für ein gestörtes Verhältnis im Spannungsverhältnis von Natur und Kultur, dass sich in jedem einzelnen vollzieht und jeweils neu und individuell bewältigt werden muss. Die Konflkthaftigkeit der menschlichen Psyche zu verstehen, erfordert aber tatsächlich, sich auf diese unvoreingenommen einzulassen. Wenn Psychoanalyse selbst dazu tendiert, die jeweiligen Patienten anzupassen oder zu angepassten Bürgern erziehen zu wollen und vor allem moralisierend auf Assoziationen reagiert, verfehlt sie diese Utopie, die potentiell in ihr steckt. Gleichermaßen kann der Vorteil einer psychoanalytischen Behandlung, dass sie zunächst einmal den individuellen Patienten zu Worte kommen lässt auch dadurch entwertet werden, indem man diesem Patienten gar nicht mehr wirklich zuhört und einfach nur plappern lässt oder einseitig fixiert ist auf bestimmte Reizvokabeln, die in Psychoanalyse-Lehrbüchern wiederzufinden sind. Unter diesen Voraussetzungen einer „schwarzen Psychoanalyse“ ist sowohl eine existenzielle Begegnung in der psychoanalytischen Behandlung und die verstehende Unterstützung des Patienten, seine individuellen Konflikte, die in ihm selbst als die immerwährenden Konflikte zwischen Natur und Kultur wirksam sind, einer persönlichen individuellen Lösung zuzuführen, nicht mehr möglich. Leider wird diese Chance nur zu oft vertan und Menschen wenden sich enttäuscht von der Psychoanalyse wieder ab, weil sie in ihrer persönlich Begegnung mit jeweiligen Psychoanalytikern dieses utopische Versprechen nicht wiedergefunden haben, oder unter Umständen noch schlimmer, dieses in einem Zerrbild von Verachtung, Empathielosigkeit, Narzissmus, Besserwisserei, Machtversessenheit etc. zerstört vorgefunden haben. Gerade deshalb ist es aber um so unerlässlicher, der Utopie der Psychoanalyse trotz Verspottung durch den wissenschaftlichen Positivismus und die Perversionen ihrer eigenen Vertreter weiter zu folgen und deren Realisierung in der täglichen Arbeit nicht aufzugeben.
Grenzen in der Anwendbarkeit der Psychoanalyse
Die Psychoanalyse kann nicht angewendet werden in Kulturen, die in extremer Weise von Ambiguität geprägt sind. Weiterhin stößt sie an Grenzen bei Menschen mitPersönlochkeitsstörungen insbesondere auch bei infantiler Persönlichkeit, bei Menschen ohne ausreichendes Introspektionsvermögen bzw. ohne ausreichende emotionale Intelligenz, bei Personen mit prinzipieller Gewissenlosigkeit und bei Menschen, die sich aufgrund von äußeren Abhängigkeiten nicht auf eigene intrapsychische Konflikte und deren Bearbeitung einlassen können. Bei Patienten mit Psychosen oder psychischer Instabilität kann die Psychoanalyse eine bereits vorhandene defizitäre Verdrängung weiter schwächen und sich damit kontraproduktiv auswirken, wenn nicht mit entsprechenden Parametern kompensatorisch gearbeitet wird. Als Alternative bieten sich an bestimmte Formen der Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie oder der Verhaltenstherapie.
Psychoanalyse in meiner Praxis
Die von mir praktizierte psychoanalytische Behandlung in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf findet im Liegen (“Couch-Behandlung”) mit zwei bis vier Wochenstunden statt und dauert in der Regel mehrere Jahre. Eine modifizierte Form kann auch einstündig auf der Coach oder ggf. im Sitzen begonnen werden.
Ein von der analytischen Psychotherapie abgeleitetes Verfahren ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Diese beiden Verfahren werden häufig verwechselt, sind aber in den eingesetzten Methoden und Zielsetzungen voneinander zu unterscheiden.
Die Grundprinzipien der Psychoanalyse können darüber hinaus in allen Lebensbereichen und Therapieformen verwendet werden, in denen unbewusste psychische Prozesse eine mehr oder weniger bedeutende Rolle spielen.
Die analytische Psychotherapie oder Psychoanalyse gehört zu den staatlich anerkannten Richtlinienverfahren und ist eine Leistung der Beihilfe und der gesetzlichen Krankenversicherung bis zu einer Höchstgrenze von 300 Sitzungen und wird auch von den meisten privaten Krankenversicherungen (je nach Vertrag) erstattet.
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Literatur zum Thema:
- Sigmund Freud, Vorlesungen zur
Einführung in die Psychoanalyse. - Sigmund Freud, Die Traumdeutung.
- Joseph Lichtenberg, The Talking Cure.
- Alfred Lorenzer, Sprachzerstörung und Rekonstruktion.