Psychotherapie bei Instabiler Persönlichkeit

Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen über die instabile Persönlichkeit im Allgemeinen und über die Behandlung der instabilen Persönlichkeit in meiner Praxis in Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf.

Merkmale der Instabilen Persönlichkeit: Naivität und Verbissenheit

Die instabile Persönlichkeit, oft als emotional instabile Persönlichkeitsstörung (EIPS) bezeichnet, ist in ihrer anfänglichen Ausprägung zunächst eine leichte Form der Persönlichkeitsstörung, die in Verbindung mit zahlreichen unterschiedlichen Symptomen (Krankheitserscheinungen) auftreten kann oder auch ganz ohne Symptome anzutreffen ist. Viele Menschen, die eine stationäre Psychotherapie in Anspruch nehmen, leiden unter einer solchen Persönlichkeitsstörung.

Die Beschwerden von Betroffenen mit einer instabilen Persönlichkeit lassen sich zusammenfassen als ein Leiden unter den Folgen von Überlastung, Konfusion, Naivität, einer gewissen Engführung, Weltfremdheit, Unernsthaftigkeit oder auch einer übertriebenen, unreifen Ernsthaftigkeit, einer Beschäftigung mit wenigen Inhalten, die mit einer gewissen Verbissenheit zur Perfektion gebracht werden sollen.

Menschen mit instabiler Persönlichkeit sind häufig von der Lebenswirklichkeit überrascht und reagieren auf Enttäuschungen und Überlastungen mit Weinanfällen oder Wutausbrüchen, fühlen sich ausgegrenzt, als Sonderlinge etc. Innere Ziele und Werte sind entweder nur schwach ausgeprägt und konfus bis unrealistisch. Es besteht kein guter Kontakt zu den eigenen, tieferen emotionalen Schichten der Persönlichkeit. Die eigene Befindlichkeit kann meist nicht differenziert genug zum Ausdruck gebracht werden und Lebensziele wirken häufig unrealistisch oder verschwommen.

Die Entwicklung der instabilen Persönlichkeit verläuft in der Regel im jungen Erwachsenenalter dynamisch. Sie verschmilzt im späteren Erwachsenenalter leicht mit einer chronifizierten Form von psychogener Störung, z.B. in Form einer Ess-Störung, Depression, Angststörung oder einer Zwangsstörung etc. Eine andere Variante ist die Transformation der instabilen Persönlichkeit in eine andere Form von Persönlichkeitsstörung.

Merkmale der Instabilen Persönlichkeit: mangelhafte Objektkonstanz und Egozentrik

Bei der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung spielen mangelnde Objektkonstanz und Egozentrik eine bedeutende Rolle im Erleben und Verhalten der Betroffenen. Hier ist eine Erläuterung beider Konzepte und ihrer Relevanz für diese Störung:

Mangelnde Objektkonstanz

Objektkonstanz beschreibt die Fähigkeit, eine stabile, positive Vorstellung von einer anderen Person aufrechtzuerhalten, auch wenn diese Person nicht physisch präsent ist oder wenn Konflikte oder Enttäuschungen auftreten.

Bei Personen mit Instabiler Persönlichkeit fehlt oft diese Objektkonstanz. Sie neigen dazu, Beziehungen als extrem instabil und polarisiert wahrzunehmen (Schwarz-Weiß-Denken). Dies bedeutet, dass eine Person entweder als „ganz gut“ oder „ganz schlecht“ wahrgenommen wird. Sobald ein Konflikt auftritt, können sie den positiven Aspekt der Beziehung aus den Augen verlieren und die Person nur noch negativ sehen.

Dieser Mangel an Objektkonstanz führt zu intensiven, wechselnden Emotionen und instabilen Beziehungen, da die Betroffenen Schwierigkeiten haben, eine stabile, kontinuierliche Vorstellung von anderen Menschen beizubehalten.

Egozentrik

Egozentrik in diesem Kontext beschreibt eine stark auf das eigene Erleben und die eigenen Emotionen fokussierte Wahrnehmung, bei der es schwerfällt, sich in die Perspektive anderer hineinzuversetzen.

Menschen mit Instabiler Persönlichkeit erleben oft starke emotionale Schwankungen und haben Schwierigkeiten, die Gefühle und Bedürfnisse anderer von ihren eigenen zu unterscheiden. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen, da sie die Handlungen und Worte anderer oft als direkte Reaktion auf ihre eigenen Emotionen interpretieren und weniger in der Lage sind, die Perspektive der anderen Person zu berücksichtigen.

Diese egozentrische Denkweise verstärkt oft das Gefühl von Isolation und die Angst vor dem Verlassenwerden, da die Betroffenen dazu neigen, ihre Beziehungen und Erlebnisse sehr subjektiv zu betrachten und dabei den Blick für das Gesamtbild zu verlieren.

In Kombination können mangelnde Objektkonstanz und Egozentrik bei der Instabilen Persönlichkeit zu intensiven emotionalen Reaktionen, impulsivem Verhalten und instabilen Beziehungen führen. Betroffene erleben häufig ein tiefes Gefühl von Unsicherheit und emotionaler Instabilität, was das zentrale Merkmal dieser Störung darstellt.

Merkmale der Instabilen Persönlichkeit: Kognitive Verzerrungen

Bei der Instabilen Persönlichkeit zeigt sich häufig ein Denkstil, den man als instabil, chaotisch und von intensiven emotionalen Schwankungen geprägt bezeichnen könnte. Im Rahmen dieser Ausprägung kann der Denkstil beschrieben werden, bei dem Konfusionen, Projektionen und konkretistischem Denken zu beobachten sind.

Konfusionen (Verwirrtheit)

Menschen mit einer Instabilen Persönlichkeit erleben oft Phasen der inneren Verwirrung, besonders in emotionalen Stresssituationen. Diese Verwirrtheit kann sich in einer diffusen Wahrnehmung der eigenen Identität, der eigenen Gefühle oder in den zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen.

Identitätsverwirrung: Betroffene haben Schwierigkeiten, ein stabiles Selbstbild aufrechtzuerhalten. Sie erleben häufige, drastische Schwankungen in ihrer Selbsteinschätzung und ihrem Bild von anderen Menschen. Diese Unsicherheit führt zu gedanklicher Verwirrung, was ihre sozialen Interaktionen unvorhersehbar und unstabil macht.

Konflikte und intensive Emotionen: In Situationen von emotionalem Stress, insbesondere bei zwischenmenschlichen Konflikten, kann das Denken fragmentiert und chaotisch werden, was es den Betroffenen erschwert, ihre Gedanken klar zu ordnen und Lösungen zu finden.

Projektionen

Bei Menschen mit Instabiler Persönlichkeit ist es häufig zu beobachten, dass sie unerwünschte oder unerträgliche eigene Gefühle oder Gedanken auf andere Personen projizieren.

Projektionen von Angst und Wut: In Konflikten oder in Phasen intensiver Angst können Betroffene negative Eigenschaften, Emotionen oder Absichten, die sie bei sich selbst nicht erkennen oder ertragen können, anderen Menschen zuschreiben. So sehen sie etwa Ablehnung, Feindseligkeit oder Desinteresse in Menschen, obwohl dies nicht der Realität entspricht.

Schwarz-Weiß-Denken: Dies geht oft mit Projektionen einher. Menschen mit Instabilen Persönlichkeit tendieren dazu, andere entweder als vollkommen gut oder vollkommen schlecht wahrzunehmen (Splitting). Diese verzerrte Wahrnehmung beruht auf der Projektion ihrer eigenen inneren Konflikte.

Konkretistisches Denken

In emotional aufgeladenen Situationen oder bei intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen neigen Menschen mit Instabiler Persönlichkeit zu einem wörtlichen, konkretistischen Denken. Sie können Schwierigkeiten haben, mehrdeutige oder komplexe emotionale Zusammenhänge zu erfassen.

Missverstehen von Aussagen: Wenn ihnen jemand etwas sagt, kann es vorkommen, dass sie die Bedeutung wörtlich nehmen und die emotionale oder metaphorische Bedeutung nicht erfassen. Sie könnten Aussagen missverstehen, insbesondere in Bezug auf zwischenmenschliche Dynamiken, wie zum Beispiel Ironie oder subtile Hinweise.

Rigidität im Denken: In emotional angespannten Momenten fällt es Betroffenen oft schwer, flexibel oder abstrakt zu denken. Sie sehen Situationen häufig nur aus einem engen Blickwinkel und können alternative Sichtweisen schwer akzeptieren.

Zusammenfassung zum Denkstil bei Instabiler Persönlichkeit

Ein Denkstil bei der Instabilen Persönlichkeit, der von Konfusionen, Projektionen und konkretistischem Denken geprägt ist, führt dazu, dass Betroffene häufig verwirrt sind, ihre Gefühle auf andere projizieren und zwischenmenschliche Kommunikation und komplexe Sachverhalte nur wörtlich und einseitig verstehen. Dies führt oft zu Missverständnissen, Konflikten und intensiven emotionalen Reaktionen in Beziehungen.

Ursachen für eine Instabile Persönlichkeit

Zu den Ursachen einer instabilen Persönlichkeit gehören neben den Belastungsfaktoren ADS bzw. ADHS in der Vorgeschichte und Hypersensibilität nicht selten auch Traumatisierungen in früher Kindheit in Form von Kindesmisshandlung, sexuellem Missbrauch, Mutterentbehrung etc.

Eine instabile Persönlichkeit kann durch eine Vielzahl von Ursachen bedingt sein. Diese Ursachen können biologischer, psychologischer und sozialer Natur sein. Hier sind einige der wichtigsten Faktoren:

Genetische Faktoren

Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen spielen können. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Persönlichkeitsstörungen haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko.

Neurobiologische Faktoren

Ungleichgewichte in Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin können zu emotionaler Instabilität beitragen.

Studien haben gezeigt, dass bei Menschen mit emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen strukturelle und funktionelle Anomalien in bestimmten Hirnregionen, insbesondere im limbischen System, vorliegen können.

Persönliche Faktoren

Eine Tendenz zu impulsivem Verhalten kann zu Instabilität in Beziehungen, im beruflichen Umfeld und in anderen Lebensbereichen führen.

Schwierigkeiten, Emotionen zu regulieren, können zu extremen Stimmungsschwankungen und emotionaler Instabilität führen.

Diese Faktoren wirken oft in Kombination und können individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Entwicklung einer instabilen Persönlichkeit ist daher meist multifaktoriell bedingt.

Psychologische Faktoren

Traumatische Erlebnisse in der Kindheit, wie Missbrauch, Vernachlässigung oder emotionaler Missbrauch, können die Entwicklung einer instabilen Persönlichkeit begünstigen.

Unsichere oder gestörte emotionale Beziehungen in der frühen Kindheit können die emotionale Regulation beeinträchtigen und das Risiko für Persönlichkeitsstörungen erhöhen.

Umwelt- und soziale Faktoren

Chronische Konflikte, Instabilität oder dysfunktionale Beziehungen innerhalb der Familie können eine instabile Persönlichkeitsentwicklung fördern.

Anhaltender sozialer Stress, wie z. B. Mobbing, Isolation oder soziale Ausgrenzung, kann ebenfalls zur Entwicklung einer instabilen Persönlichkeit beitragen.

Transformation in eine abhängige Persönlichkeitsstörung

Eine in jungen Jahren zu beobachtende Instabile Persönlichkeit kann in den Folgejahren eine Transformation in eine abhängige Persönlichkeit durchlaufen. Die instabile Persönlichkeit findet durch diese Transformation einen vordergründigen Halt in weltanschaulichen Ideologien, religiösen Sekten oder Psycho-Sekten, es wird eine bestimmte Form des Drogenkonsums kultiviert oder bestimmte Formen von bizarrem Sex wird zum Lebensinhalt etc.

Beziehungs-Diagnostik: Die abhängigen Persönlichkeit ist insbesondere  auf andere idealisierte Einzelmenschen, Suchtmittel, schädigende sexuelle Gewohnheiten oder auch idealisierte Gruppen (Sekten) fokussierte, die im Leben der Betroffenen meist  einen zentralen Platz einnehmen. Eine Psychotherapie kann sich dann schwierig gestalten, wenn die Inhalte der Abhängigkeit für den jeweiligen Betroffenen schon eine überwertige Bedeutung angenommen haben und keinesfalls infrage gestellt werden dürfen. Dies bedeutet aber nicht, dass keine Psychotherapie versucht werden sollte oder von vornherein zu Scheitern verurteilt wäre.

Transformation in eine Borderline-Persönlichkeitsstörung

Weiterhin ist eine mögliche Transformation in eine Borderline-Persönlichkeitsstörung zu erwähnen. Diese wird häufig irreführend als synonym mit der instabilen Persönlichkeit betrachtet. Richtig ist aber, dass die Transformation von der instabilen Persönlichkeit zur Borderline-Persönlichkeit da ansetzt, wo aggressive und vor allem destruktive und autodestruktive Züge immer mehr dominieren: Gefühle vonö Hass, Wut und Rachemotive einen immer breiteren Raum einnehmen. Beziehungs-Diagnostik: Borderline-Persönlichkeiten attackieren den Psychotherapeuten und/oder sein Setting verbal (sie verlangen ständig nach anderen Terminen, halten Verabredungen nicht ein, stellen den Sinn der Psychotherapie in Frage), haben Wutausbrüche, bezeichnen den Therapeuten als kalt, unempathisch, inkompetent etc. oder versuchen, ihm in irgendeiner anderen Weise zu schaden.

Transformation in eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Bei der Transformation in eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt es sich um eine Ausprägung, bei der Menschen mit instabile Persönlichkeit sich oft zunächst in abhängiger Weise in Gruppen oder anderen sozialen Kreise integriert und dann im Laufe der Zeit in diesen Einheiten tonangebend und dominant wurden. Narzisstische Persönlichkeiten leiden im Endstadium ihrer Entwicklung häufig an der Abhängigkeit von der Abhängigkeit anderer von ihnen. Beziehungs-Diagnostik: Narzisstische Persönlichkeiten idealisieren oder aber verachten den Psychotherapeuten in extremer Weise. Sie haben cholerische Ausbrüche, die sie gezielt zum Erreichen ihrer Ziele, grandios bewundert zu werden und sich rücksichtslos durchzusetzen, verfolgen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Instabiler Persönlichkeit

Die psychotherapeutische Behandlung der instabilen Persönlichkeit ist immer dann prognostisch günstig, wenn eine Transformation in eine der oben genannten Persönlichkeitsstörungen (abhängige Persönlichkeit, Borderline-Persönlichkeit, narzisstische Persönlichkeit) noch nicht stattgefunden hat oder bislang nur sehr schwach ausgeprägt ist. Eine Behandlung ist dann problematischer, wenn entgegen aller psychotherapeutischen Bemühungen – oder sogar wegen dieser –  eine Transformation in eine der genannten, schwerer zu behandelnden Persönlichkeitsstörungen stattfindet oder bereits stattgefunden hat.

Wenn Sie unter den Folgen einer instabilen Persönlichkeit leiden und sich von Einschränkungen, die sich daraus ergeben, befreien möchten, vereinbaren Sie bitte ein vertrauliches Gespräch in meiner Praxis. Wir können dann klären, welche psychotherapeutischen Möglichkeiten bestehen, um Ihnen professionelle Unterstützung und Hilfe zu bieten.

Zur Behandlung der instabilen Persönlichkeitsstörung kommt in meiner Praxis vor allem die tiefenpsychologische Psychotherapie in Verbindung mit handlungsorientierten Verfahren und systemischen Betrachtungsweisen zur Anwendung.

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