Einleitung
Neurotransmitter spielen eine entscheidende Rolle bei der Motivation, Stimmungsregulation und kognitiven Funktionen des Gehirns. Jeder der folgenden Neurotransmitter trägt auf spezifische Weise zur Balance und Funktion des Nervensystems bei.
Dopamin
Funktion: Dopamin wird oft als „Belohnungsneurotransmitter“ bezeichnet, da es stark an der Belohnungsverarbeitung beteiligt ist. Es spielt eine wichtige Rolle bei Motivation, Lernen, Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung.
Wirkungsweise: Dopamin wird freigesetzt, wenn wir uns einer Belohnung nähern oder sie antizipieren. Es fördert das Lernen von Verhalten, das positive Ergebnisse bringt.
Dysregulation: Ein Ungleichgewicht von Dopamin kann mit Störungen wie Depression, Sucht und Schizophrenie in Verbindung gebracht werden. Ein Mangel kann zu Motivationsverlust führen, wie er bei der Parkinson-Krankheit zu sehen ist.
Serotonin
Funktion: Serotonin ist entscheidend für die Regulierung der Stimmung, des Schlafs und des Appetits. Es wird oft mit dem Gefühl von Wohlbefinden und Zufriedenheit in Verbindung gebracht.
Wirkungsweise: Serotonin wirkt vor allem im limbischen System, wo es Emotionen und Stressreaktionen reguliert. Es hat auch Einfluss auf die Wachheit und den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Dysregulation: Niedrige Serotoninwerte werden mit Depressionen und Angstzuständen assoziiert. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) werden oft zur Behandlung von Depressionen verwendet, da sie den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen.
Norepinephrin (Noradrenalin)
Funktion: Norepinephrin spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Wachheit, Aufmerksamkeit und Stressreaktion. Es hilft, den Körper auf eine „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion vorzubereiten.
Wirkungsweise: Norepinephrin wird in stressigen oder gefährlichen Situationen freigesetzt und erhöht die Wachsamkeit sowie die Herzfrequenz. Es beeinflusst auch die Gedächtniskonsolidierung.
Dysregulation: Zu viel Norepinephrin kann zu Angst und Hyperaktivität führen, während zu wenig mit Lethargie und Depression in Verbindung gebracht wird.
Epinephrin (Adrenalin)
Funktion: Adrenalin ist vor allem für die körperliche Stressreaktion verantwortlich, wie sie bei Gefahrensituationen auftritt.
Wirkungsweise: Es wird hauptsächlich von den Nebennieren freigesetzt und unterstützt die Aktivierung des sympathischen Nervensystems, was zur Erhöhung der Herzfrequenz, der Muskelleistung und der Sauerstoffzufuhr führt.
Dysregulation: Chronische Erhöhung des Adrenalinspiegels kann zu Stress-assoziierten Störungen wie Bluthochdruck und Angstzuständen führen.
Acetylcholin
Funktion: Acetylcholin ist wesentlich für Lern- und Gedächtnisprozesse sowie für die Regulierung der Aufmerksamkeit. Es spielt auch eine Rolle bei der Übertragung von Nervenimpulsen zu den Muskeln.
Wirkungsweise: Es wirkt auf die Aktivierung der kortikalen Netzwerke, die für kognitive Funktionen notwendig sind. Acetylcholin unterstützt die plastischen Prozesse des Gehirns.
Dysregulation: Ein Mangel an Acetylcholin ist mit Alzheimer und anderen kognitiven Störungen verbunden. Zu wenig Acetylcholin führt zu verminderter Gedächtnisleistung und kognitiven Defiziten.
Glutamat
Funktion: Glutamat ist der wichtigste erregende Neurotransmitter im Gehirn und für die Plastizität und das Lernen entscheidend. Es ist an der Erregung von Nervenzellen beteiligt und spielt eine Rolle im Gedächtnis.
Wirkungsweise: Durch die Aktivierung der NMDA-Rezeptoren beeinflusst Glutamat die Langzeitpotenzierung, die für Lernprozesse wichtig ist.
Dysregulation: Zu viel Glutamat kann zu neuronaler Übererregung und Neurotoxizität führen, was mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Epilepsie verbunden ist.
Gamma-Aminobuttersäure (GABA)
Funktion: GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn und hilft, die neuronale Erregung zu regulieren. Es wirkt entspannend und angstlösend.
Wirkungsweise: GABA bindet an seine Rezeptoren und reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass Neuronen Aktionspotenziale auslösen. Es hat eine stabilisierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem.
Dysregulation: Ein Mangel an GABA kann zu erhöhter Angst und Schlafstörungen führen. Substanzen wie Benzodiazepine, die GABA verstärken, werden oft zur Behandlung von Angstzuständen eingesetzt.
Diese Neurotransmitter arbeiten oft in komplexen Netzwerken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig, um eine ausgewogene und gesunde Funktion des Nervensystems zu gewährleisten. Ungleichgewichte in diesen Systemen können zu Stimmungsstörungen, Motivationsproblemen und anderen psychischen und physischen Gesundheitsproblemen führen.
Veränderung der Neurotransmitter bei Wechsel der Stimmung
Wenn sich der Fokus von positiven Emotionen wie Liebe und Zuneigung hin zu negativen Emotionen wie Wut und Hass verschiebt, ändert sich das neurochemische Gleichgewicht im Gehirn. Diese emotionale Verschiebung hat signifikante Auswirkungen auf verschiedene Neurotransmitter, die die Stimmung und das Verhalten regulieren. Hier ist eine Übersicht, wie sich die Balance dieser Neurotransmitter in einer solchen Situation verändert:
Dopamin
Liebe und Zuneigung: Dopamin spielt eine wichtige Rolle in Belohnung und Bindung. In Situationen der Zuneigung wird Dopamin in Belohnungszentren wie dem Nucleus accumbens freigesetzt und unterstützt das positive Gefühl und die Motivation, sich um andere zu kümmern.
Wut und Hass: Bei Wut und Hass kann das Dopaminsystem auf eine Weise aktiviert werden, die eher eine Reaktion auf die Bedrohung anstatt auf Belohnung auslöst. Aggressive Impulse und das Bedürfnis, negative Emotionen zu „verarbeiten“, können die Dopaminfreisetzung auf eine Weise verstärken, die risikofreudiges oder sogar impulsives Verhalten fördert.
Serotonin
Liebe und Zuneigung: Serotonin ist stark mit Wohlbefinden und Ruhe verbunden. Bei positiven Emotionen wie Liebe und Zuneigung sind Serotoninlevel oft höher, was zu einem Gefühl von Zufriedenheit und emotionaler Stabilität beiträgt.
Wut und Hass: Bei negativen Emotionen kann der Serotoninspiegel abfallen. Dies kann zur Verstärkung von negativen Gedankenschleifen führen und es schwieriger machen, Wut oder Feindseligkeit zu kontrollieren. Niedrigere Serotoninspiegel stehen auch im Zusammenhang mit impulsivem und aggressivem Verhalten.
Norepinephrin (Noradrenalin)
Liebe und Zuneigung: Bei positiven Emotionen bleibt der Noradrenalinspiegel oft moderat. Es unterstützt das Gefühl von Energie und Wachsamkeit, ohne übermäßig stimulierend zu sein.
Wut und Hass: In Situationen der Wut und Feindseligkeit steigt der Noradrenalinspiegel. Da dieser Neurotransmitter mit der „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion verbunden ist, bereitet eine Erhöhung das Nervensystem auf mögliche Konfrontationen oder Konflikte vor. Dies erhöht die Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Erregung, was die Fähigkeit des Gehirns stärkt, Bedrohungen wahrzunehmen und auf sie zu reagieren.
Epinephrin (Adrenalin)
Liebe und Zuneigung: In Momenten der Ruhe und Zufriedenheit bleibt das Adrenalin auf niedrigem Niveau. Bei starker Freude oder Erregung kann Adrenalin freigesetzt werden, allerdings in einer Weise, die Freude und Vergnügen unterstützt.
Wut und Hass: Adrenalin steigt deutlich an, wenn Wut und Aggression einsetzen, da der Körper für eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet wird. Ein Anstieg des Adrenalins aktiviert das sympathische Nervensystem und bewirkt physiologische Reaktionen wie erhöhte Herzfrequenz, Muskelspannung und schnellere Atmung, was den Körper auf Aktion vorbereitet.
Acetylcholin
Liebe und Zuneigung: Acetylcholin unterstützt in positiven emotionalen Zuständen Konzentration und Entspannung und spielt eine Rolle in der Bindung und der sozialen Kommunikation.
Wut und Hass: Bei Wut wird Acetylcholin weniger stark aktiviert. Stattdessen kann das neuronale Netzwerk, das für impulsive Reaktionen verantwortlich ist, verstärkt angeregt werden, was die Fähigkeit zur Empathie und sozialen Verbundenheit verringert.
Glutamat
Liebe und Zuneigung: In Momenten von Liebe und Zuneigung bleibt Glutamat relativ stabil, fördert aber kognitive und soziale Prozesse, die zur Bindung beitragen.
Wut und Hass: Bei Wut steigt der Glutamatspiegel, was die neuronale Aktivität erhöht und Impulsivität sowie aggressive Reaktionen verstärkt. Ein überaktives Glutamatsystem kann zudem die Hemmung durch GABA verringern und so emotionale Kontrollmechanismen untergraben.
GABA (Gamma-Aminobuttersäure)
Liebe und Zuneigung: GABA ist bei positiven Emotionen aktiv und wirkt beruhigend. Es hilft, ein Gefühl von innerer Ruhe zu fördern und baut Stress ab, was zu einer entspannten Grundstimmung führt.
Wut und Hass: Bei Wut und Feindseligkeit kann der GABA-Spiegel sinken, was die hemmende Funktion auf das zentrale Nervensystem schwächt. Dies kann die Fähigkeit zur Selbstregulation beeinträchtigen und zu einer verstärkten Aggression führen. Niedriges GABA ist oft mit Ängstlichkeit und einer erhöhten Reizbarkeit verbunden.
Zusammengefasst kann eine Verschiebung hin zu negativen Emotionen das neurochemische Gleichgewicht im Gehirn auf eine Weise beeinflussen, die das Verhalten aggressiver, impulsiver und weniger sozial macht. Ein Mangel an hemmenden Einflüssen (wie GABA) und eine Überaktivität von erregenden Neurotransmittern (wie Glutamat und Norepinephrin) führen oft zu einer geringeren Kontrolle über negative Impulse und stärkeren körperlichen Reaktionen auf Wut und Hass.
Auswirkungen von Stimmungsveränderung auf die kreative Arbeit
Stimmungsveränderungen beeinflussen das kreative Arbeiten deutlich, und das neurochemische Gleichgewicht spielt dabei eine zentrale Rolle. Kreativität wird von einer dynamischen Balance der Neurotransmitter gesteuert, da sowohl positive als auch negative Stimmungen unterschiedliche Prozesse in Gehirnarealen wie dem präfrontalen Kortex, limbischen System und dem Belohnungssystem aktivieren. Hier ist ein Überblick, wie verschiedene Neurotransmitter und Stimmungslagen die kreative Arbeit beeinflussen:
Dopamin
Positive Stimmung: In Phasen positiver Stimmung wird Dopamin vermehrt freigesetzt, insbesondere im Belohnungssystem. Dies fördert nicht nur Motivation und Zielverfolgung, sondern auch assoziatives Denken, welches für kreative Problemlösungen entscheidend ist. Ein moderat erhöhter Dopaminspiegel verbessert die kognitive Flexibilität und die Fähigkeit, ungewöhnliche Verbindungen zu erkennen, was zu erhöhter Originalität in der kreativen Arbeit führen kann.
Negative Stimmung: Bei negativer Stimmung, wie Frustration oder Angst, kann der Dopaminspiegel absinken, was zu einer eingeschränkten Motivation und vermindertem kognitiven Flexibilitätsvermögen führt. Wenn jedoch der Dopaminspiegel trotz negativer Stimmung erhöht bleibt (z. B. durch intensive Konzentration), kann dies auch „ernsthafte“ Kreativität fördern, die sich oft in analytischer oder detaillierter Arbeit äußert.
Serotonin
Positive Stimmung: Ein stabiler Serotoninspiegel fördert Gelassenheit, Selbstsicherheit und emotionale Stabilität, was insbesondere bei der Erkundung neuer Ideen hilfreich ist. Kreative Prozesse, die von einer offenen und entspannten Einstellung profitieren, wie Brainstorming und assoziatives Denken, werden durch hohe Serotoninspiegel begünstigt.
Negative Stimmung: Bei Stress oder Depression sinkt der Serotoninspiegel häufig, was die Fähigkeit zur kreativen Problemlösung beeinträchtigen kann. Andererseits kann ein gewisser Serotoninabfall auch einen „ernsthaften“ kreativen Ausdruck fördern, der eher introspektiv und analytisch ist. Künstlerisch kann dies zu ausdrucksstarken oder tiefgründigen Werken führen.
Norepinephrin (Noradrenalin)
Positive Stimmung: Ein moderater Noradrenalinspiegel unterstützt die Wachsamkeit und Aufmerksamkeit, die für kreative Prozesse wichtig sind. Ein zu hoher Noradrenalinspiegel kann jedoch die kreativen Denkprozesse einschränken, da er zu einer fokussierten, aber starren Herangehensweise führt.
Negative Stimmung: Bei Angst oder starkem Stress erhöht sich der Noradrenalinspiegel, was das kreative Denken behindern kann, da der Fokus dann stark auf Problemlösung und weniger auf spielerische Kreativität gerichtet ist. Andererseits kann eine leichte Stressreaktion zu intensiver Konzentration und Entschlossenheit führen, was bei komplexeren kreativen Aufgaben nützlich sein kann.
Epinephrin (Adrenalin)
Positive Stimmung: Adrenalin hilft, Energie und Aktivität zu steigern und kann daher nützlich sein, wenn kreative Aufgaben zügig oder mit erhöhter Intensität erledigt werden müssen. Ein mäßig erhöhter Adrenalinspiegel fördert das Flow-Gefühl, bei dem man sich vollständig in die kreative Tätigkeit vertieft fühlt.
Negative Stimmung: Bei starker Erhöhung des Adrenalinspiegels aufgrund von Wut oder Angst kann die kognitive Flexibilität eingeschränkt sein, da der Fokus auf kurzfristige, lösungsorientierte Aufgaben verlagert wird. Kreative Prozesse, die eine spielerische oder entspannte Denkweise erfordern, sind dann erschwert.
Acetylcholin
Positive Stimmung: Acetylcholin wird in entspannten, aber konzentrierten Zuständen ausgeschüttet und fördert eine tiefe Fokussierung, die für komplexe kreative Arbeiten erforderlich ist. Dies ist besonders vorteilhaft für kreative Aufgaben, die präzises Denken und Detailgenauigkeit erfordern.
Negative Stimmung: Bei negativen Stimmungen kann Acetylcholin die Konzentrationsfähigkeit unterstützen und dazu beitragen, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, auch wenn die Emotionen nicht ideal für Kreativität sind. Es kann dennoch die analytische oder rationale Seite der Kreativität fördern, was für technische oder planungsintensive kreative Aufgaben hilfreich ist.
Glutamat
Positive Stimmung: Glutamat spielt eine Rolle bei der synaptischen Plastizität und ist für das kreative Denken entscheidend. Ein gut regulierter Glutamatspiegel hilft dabei, neue Verbindungen zwischen Ideen zu knüpfen und die Fähigkeit zur Problemlösung zu verbessern. In einem entspannten Zustand unterstützt Glutamat das explorative und assoziative Denken.
Negative Stimmung: Bei einer stark negativen Stimmung kann zu viel Glutamat jedoch Übererregung auslösen und kreative Blockaden verursachen, da das Gehirn in Überlastung gerät. Wenn der Glutamatspiegel allerdings kontrolliert erhöht ist, kann dies die kognitiven Funktionen unterstützen, die bei konzentriertem und fokussiertem Arbeiten notwendig sind.
Gamma-Aminobuttersäure (GABA)
Positive Stimmung: Ein hoher GABA-Spiegel fördert Ruhe und emotionale Ausgeglichenheit, was die Kreativität in einem entspannten und offenen mentalen Zustand begünstigt. GABA reduziert übermäßige neuronale Aktivität, was das Lösen komplexer kreativer Probleme erleichtert und das Risiko von „Denkblockaden“ verringert.
Negative Stimmung: Niedrige GABA-Spiegel, wie sie oft in stressigen Situationen vorkommen, können zu Angst und Anspannung führen, was kreative Blockaden verstärken kann. Bei minimalen GABA-Spiegeln können stressbedingte Gedankenmuster die kognitive Flexibilität hemmen. Allerdings kann ein leichter GABA-Abfall die Entschlossenheit stärken, wenn intensive, detaillierte kreative Arbeit erforderlich ist.
Zusammengefasst können positive Stimmungen das kreative Denken und die Bereitschaft, neue Ideen zu erkunden, durch einen gut balancierten Anstieg von Dopamin, Serotonin und GABA fördern. Eine moderate Erhöhung von Noradrenalin und Adrenalin kann helfen, die Energie und Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. In negativen Stimmungen hingegen können Neurotransmitter-Ungleichgewichte die kognitive Flexibilität und Offenheit für neue Ideen behindern, jedoch eine zielgerichtete und tiefgehende Form der Kreativität fördern, die oft introspektiv oder analytisch ist.
Veränderung der Neurotransmitter bei Fixierung auf das Negative
Wenn Menschen sich auf negative Gedanken fixieren und Handlungen abbrechen, weil diese mit etwas Negativem verbunden sind, kommt es zu spezifischen Veränderungen im Gleichgewicht der Neurotransmitter. Diese Veränderungen können die Motivation beeinträchtigen, die Wahrnehmung verzerren und die Fähigkeit zur Problemlösung sowie zur konstruktiven Entscheidungsfindung einschränken. Hier ist eine detaillierte Beschreibung, wie sich das neurochemische Gleichgewicht dabei verschiebt:
Dopamin
Reduktion bei negativem Fokus: Wenn Menschen Handlungen abbrechen oder vermeiden, weil sie diese mit Negativem assoziieren, sinkt oft der Dopaminspiegel. Dopamin ist eng mit Motivation und Belohnung verbunden. Ein niedriges Dopaminniveau führt dazu, dass Menschen weniger motiviert sind, neue Ziele anzustreben oder Handlungen fortzusetzen, da das Belohnungssystem „blockiert“ wird.
Wirkung auf Verhaltensweisen: Durch die Verringerung von Dopamin verringert sich auch die Fähigkeit, positive Anreize in zukünftigen Handlungen zu sehen, was zu einer Art „erlernter Hilflosigkeit“ führt. Dies kann die Neigung verstärken, sich auf negative Aspekte zu fixieren und positivere Handlungsmöglichkeiten auszublenden.
Serotonin
Abfall bei negativen Gedankenmustern: Ein chronisch niedriger Serotoninspiegel wird mit negativem Denken und einer fixierten Fokussierung auf Probleme in Verbindung gebracht. Serotonin ist wichtig für emotionale Stabilität und Resilienz, und sein Absinken kann die Anfälligkeit für negative Gedankenschleifen erhöhen.
Verstärkung der Negativspirale: Ein reduzierter Serotoninspiegel beeinträchtigt das Wohlbefinden und macht es schwerer, positive Perspektiven einzunehmen. Dies fördert Grübeln und die Neigung, sich auf negative Erfahrungen zu konzentrieren, was das Risiko von Depressionen erhöht.
Norepinephrin (Noradrenalin)
Erhöhung bei Stress und Besorgnis: Wenn sich Menschen auf das Negative fixieren, steigt häufig der Noradrenalinspiegel, insbesondere in stressigen Situationen. Dieser Neurotransmitter ist mit der „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion verbunden und fördert Wachsamkeit und Reaktionsbereitschaft auf Bedrohungen.
Auswirkungen auf Entscheidungsprozesse: Ein übermäßiger Anstieg von Noradrenalin führt zu einer erhöhten Anspannung und fördert die Vermeidungshaltung. Menschen tendieren dann dazu, Handlungen abzubrechen oder gar nicht erst zu beginnen, da ihr Fokus auf mögliche Risiken und negative Konsequenzen gerichtet ist.
Epinephrin (Adrenalin)
Steigerung bei Angst und Vermeidung: Bei starkem Fokus auf negative Aspekte steigt der Adrenalinspiegel, was zu körperlichen Stressreaktionen führt. Dies verstärkt die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion und kann zu einer generellen Anspannung und dem Bedürfnis, potenzielle Konfliktsituationen zu meiden, beitragen.
Langfristige Folgen: Chronisch erhöhte Adrenalinspiegel können zu Stress-assoziierten Problemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Angststörungen führen. Die ständige Aktivierung des Körpers auf potenzielle „Bedrohungen“ beeinträchtigt das Wohlbefinden und fördert eine Fixierung auf negative Konsequenzen.
Acetylcholin
Wirkung auf Konzentration und Fixierung: Acetylcholin beeinflusst die Aufmerksamkeit und Konzentration. Bei negativen Gedankenmustern kann Acetylcholin die Fokussierung auf Probleme verstärken, was zu einer Art „Tunnelblick“ führt, bei dem ausschließlich die negativen Aspekte einer Handlung oder Situation wahrgenommen werden.
Verstärkung des fixierten Denkens: Wenn Acetylcholin auf diese Weise wirkt, fällt es schwer, eine breitere Perspektive einzunehmen oder alternative Sichtweisen zu erwägen. Dies fördert rigides Denken und macht es schwer, aus negativen Gedankenschleifen auszubrechen.
Glutamat
Überaktivität und neuronale Übererregung: Glutamat ist der wichtigste erregende Neurotransmitter und spielt eine Rolle bei der synaptischen Plastizität und dem Gedächtnis. Bei negativen Emotionen und fixiertem Denken kann Glutamat überaktiv sein und zur neuronalen Übererregung führen. Dies verstärkt negative Gedankengänge und macht es schwieriger, eine ausgeglichene Perspektive einzunehmen.
Risikofaktor für Grübeln: Eine Überaktivität von Glutamat kann das Grübeln fördern, da die kognitive Erregung auf negative Gedanken fokussiert bleibt. Dies führt zu einer Art „Gedankenverengung“, die eine Selbstverstärkung von negativen Assoziationen bewirkt.
Gamma-Aminobuttersäure (GABA)
Mangel an Hemmung: GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter und wirkt entspannend auf das Nervensystem. Ein niedriger GABA-Spiegel bei negativem Fokus erhöht die neuronale Erregbarkeit und erschwert die Selbstberuhigung.
Förderung von Angst und Unsicherheit: Wenn GABA niedrig ist, kann das Gehirn sich nicht gut entspannen, und Sorgen sowie angstvolle Gedanken werden verstärkt. Dies unterstützt die Fixierung auf negative Aspekte und begünstigt eine Vermeidungsstrategie. Menschen fühlen sich weniger in der Lage, neue Herausforderungen anzugehen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie Handlungen abbrechen oder gar nicht erst beginnen.
Zusammenfassung der Auswirkungen
Die Fixierung auf negative Aspekte und das Abbrechen von Handlungen führen zu einem neurochemischen Zustand, der durch niedrige Dopamin- und Serotoninlevel sowie hohe Noradrenalin- und Adrenalinspiegel geprägt ist. Ein Ungleichgewicht mit zu wenig GABA und übermäßigem Glutamat fördert die Anfälligkeit für Angst und erhöht das Risiko, in einem starren, negativen Denkmodus gefangen zu sein. Dies erschwert es, optimistische und kreative Lösungen zu finden, und führt dazu, dass der Fokus auf Negatives und die Vermeidung von Handlungen als „sicherer“ erscheinen. Letztlich wird das Potenzial zur Persönlichkeitsentwicklung und das Gefühl von Selbstwirksamkeit durch diesen neurochemischen Zustand beeinträchtigt.
Veränderung der Neurotransmitter bei ME/CFS
Bei Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) gibt es neurochemische Auffälligkeiten, die das Gleichgewicht der Neurotransmitter betreffen und zu den charakteristischen Symptomen der Erkrankung beitragen können. Diese Veränderungen betreffen insbesondere die Neurotransmitter Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Glutamat und GABA. Hier ist eine detaillierte Übersicht:
Dopamin
Reduzierte Dopaminaktivität: Studien zeigen, dass Menschen mit ME/CFS oft eine verringerte Dopaminaktivität haben, besonders im Belohnungszentrum des Gehirns. Da Dopamin entscheidend für Motivation, Antrieb und Belohnungsverarbeitung ist, trägt ein Mangel zur chronischen Erschöpfung und Antriebslosigkeit bei, die für ME/CFS typisch sind.
Wirkung auf Bewegung und Koordination: Dopamin ist auch an der motorischen Kontrolle beteiligt. Ein niedriger Dopaminspiegel könnte zu Bewegungsproblemen und dem Gefühl von Schwäche oder Erschöpfung nach geringer körperlicher Belastung beitragen, einem Phänomen, das als „Post-Exertional Malaise“ bezeichnet wird.
Serotonin
Verminderter Serotoninspiegel: Einige Studien legen nahe, dass der Serotoninspiegel bei ME/CFS-Patienten niedriger ist, was zu verstärkter Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Depressionen führen kann. Serotonin ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Schlafregulation. Da viele ME/CFS-Patienten unter Schlafstörungen leiden, könnte dies teilweise auf ein gestörtes Serotoninsystem zurückzuführen sein.
Einfluss auf Schmerzempfinden: Niedrige Serotoninspiegel könnten auch die Schmerzempfindlichkeit verstärken, was die Muskelschmerzen und das allgemeine Unwohlsein erklären könnte, die häufig bei ME/CFS auftreten.
Norepinephrin (Noradrenalin)
Ungleichgewicht und Stressantwort: Norepinephrin, das an der Stress- und „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion beteiligt ist, kann bei ME/CFS-Patienten entweder über- oder unteraktiv sein. Einige Patienten zeigen eine Überreaktion auf Stressoren, was sich in erhöhtem Noradrenalin äußern kann. Dies könnte Symptome wie Schlaflosigkeit, erhöhte Herzfrequenz und Anspannung verstärken.
Fatigue und Antrieb: Auf der anderen Seite kann auch eine verminderte Norepinephrinaktivität dazu führen, dass das Nervensystem weniger reaktionsfähig ist, was die chronische Erschöpfung und das Gefühl von „energetischer Leere“ bei ME/CFS fördert.
Glutamat
Erhöhtes Glutamat und neuronale Übererregung: Untersuchungen haben gezeigt, dass bei ME/CFS-Patienten erhöhte Glutamatspiegel vorliegen können, insbesondere in bestimmten Gehirnregionen wie dem präfrontalen Kortex und dem limbischen System. Ein zu hoher Glutamatspiegel kann zu neuronaler Übererregung führen und Symptome wie Reizbarkeit, kognitive Überlastung und „Brain Fog“ auslösen.
Kognitive Beeinträchtigungen: Das Ungleichgewicht von Glutamat im Gehirn könnte zu den häufigen kognitiven Problemen bei ME/CFS beitragen, einschließlich Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisproblemen und reduzierter geistiger Belastbarkeit.
Gamma-Aminobuttersäure (GABA)
Niedrige GABA-Spiegel: GABA wirkt als hemmender Neurotransmitter und hilft dabei, das Nervensystem zu beruhigen und Stress zu mindern. Bei ME/CFS-Patienten sind die GABA-Spiegel oft niedrig, was zu einer erhöhten Erregbarkeit des Nervensystems führen kann. Dies trägt zu den Symptomen der inneren Unruhe, Schlafstörungen und Angst bei.
Fehlende Entspannungsfähigkeit: Ein Mangel an GABA kann es erschweren, sich nach körperlicher oder geistiger Anstrengung zu erholen, was das Erleben von „Post-Exertional Malaise“ verstärkt. Niedriges GABA kann auch zu einer Erhöhung der Schmerzempfindlichkeit beitragen.
Weitere neurochemische Auffälligkeiten und Einflussfaktoren
Neben diesen Neurotransmitterveränderungen gibt es Hinweise, dass bei ME/CFS entzündliche Prozesse und oxidative Stressmarker erhöht sind, was sich ebenfalls auf die Neurotransmitterbalance auswirkt:
Neuroinflammation: Eine chronische Entzündung im Gehirn und Zentralnervensystem könnte die Freisetzung und Aktivität von Neurotransmittern stören. Dies betrifft vor allem Dopamin und Serotonin und kann das Risiko für depressive Verstimmungen und verstärkte Schmerzempfindlichkeit erhöhen.
Oxidativer Stress: Ein erhöhter oxidativer Stress wirkt sich ebenfalls auf das neurochemische Gleichgewicht aus und kann die Funktionsweise der Mitochondrien beeinträchtigen, was die Erschöpfung und die verminderte Belastbarkeit weiter verschlimmert.
Zusammenfassung
Das neurochemische Gleichgewicht bei ME/CFS ist oft durch niedriges Dopamin und Serotonin, ein Ungleichgewicht bei Noradrenalin, erhöhte Glutamatspiegel und verringerte GABA-Spiegel gestört. Diese Neurotransmitterveränderungen führen zu vielen der charakteristischen Symptome der Erkrankung, darunter chronische Erschöpfung, Schlafstörungen, erhöhte Schmerzempfindlichkeit und kognitive Einschränkungen. Ein besseres Verständnis dieser neurochemischen Ungleichgewichte könnte zur Entwicklung gezielterer Behandlungsansätze beitragen, die helfen, die Neurotransmitterbalance zu stabilisieren und die Symptome von ME/CFS zu lindern.
Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht