Die Entwicklung des Urchristentums zur katholischen Kirche

Das Urchristentum

Inhaltsverzeichnis

Die Jesuanische Bewegung, auch bekannt als die Urgemeinde oder die Jesus-Bewegung, war ursprünglich eine innerjüdische Glaubensrichtung, die sich um die Gestalt Jesu von Nazareth entwickelte. Diese Bewegung entstand im 1. Jahrhundert n. Chr. im Kontext des Judentums auf dem Gebiet des historischen Israel und stellte keine Abkehr von der jüdischen Tradition dar, sondern verstand sich als Teil derselben.

Jüdischer Kontext der Jesuanischen Bewegung

Die Jesuanische Bewegung ist fest im jüdischen Kontext verwurzelt. Jesus selbst, seine Jünger und die frühen Anhänger waren alle Juden, die innerhalb der jüdischen Tradition lebten und wirkten.

Erfüllung der jüdischen Schrift: Die Anhänger der Jesuanischen Bewegung sahen Jesus als den Messias, der in den heiligen Schriften des Judentums (Tanach) angekündigt worden war. Sie glaubten, dass Jesus die Verheißungen der jüdischen Propheten erfüllte und dass seine Lehre und sein Wirken die Erfüllung des göttlichen Plans für das Volk Israel darstellten.

Beachtung des jüdischen Gesetzes (Tora): Die frühen Jesus-Anhänger hielten sich weiterhin an die jüdischen Gesetze und Traditionen, wie etwa das Halten des Sabbats, das Einhalten der Speisegesetze und das Feiern der jüdischen Feste. Die Bewegung war in der jüdischen Praxis verankert und sah Jesus nicht als Begründer einer neuen Religion, sondern als jemanden, der das Judentum auf eine erneuerte Weise lebte.

Gemeinschaft und Tempel: Die ersten Christen in Jerusalem waren Teil der jüdischen Gemeinschaft und nahmen aktiv am Tempelgottesdienst teil. Die Apostel, insbesondere Petrus und Jakobus, waren in Jerusalem führende Figuren und traten dort als fromme Juden auf, die die Bindung an den Tempel und die jüdischen Gebräuche betonten.

Theologische Schwerpunkte der jesuanischen Bewegung innerhalb des Judentums

Die Jesuanische Bewegung legte einen besonderen Fokus auf bestimmte theologische und ethische Aspekte, die innerhalb des jüdischen Diskurses bereits präsent waren.

Glaube an das Kommen des Reiches Gottes: Zentral für die Jesuanische Bewegung war der Glaube an das unmittelbar bevorstehende Reich Gottes. Jesus predigte die nahe Ankunft des Reiches Gottes, eine Hoffnung, die in der jüdischen Apokalyptik verwurzelt war. Dies beinhaltete die Erwartung, dass Gott bald eingreifen und eine neue, gerechte Ordnung auf der Erde schaffen würde.

Ethik der Nächstenliebe und Barmherzigkeit: Jesus betonte die Liebe zu Gott und zum Nächsten als die wichtigsten Gebote, eine Lehre, die stark an das jüdische Gebot der Nächstenliebe anknüpfte (Levitikus 19,18). Diese Ethik wurde in der Jesuanischen Bewegung intensiviert, indem man zur Feindesliebe und zu radikaler Barmherzigkeit aufrief.

Interpretation der Tora: Jesus bot eine besondere Auslegung der Tora an, die er jedoch nicht als Widerspruch zu deren Geboten verstand, sondern als deren tiefere Erfüllung. Er sprach oft davon, dass nicht ein einziges Jota des Gesetzes vergehen würde (Matthäus 5,18), sondern dass er gekommen sei, um die Tora zu „erfüllen“.

Interne und externe politische Konflikte der jesuanischen Bewegung

Während die Jesuanische Bewegung im jüdischen Kontext verwurzelt war, führte sie doch zu Spannungen innerhalb des Judentums.

Ablehnung durch andere jüdische Gruppen: Nicht alle Juden erkannten Jesus als den Messias an, und die Bewegung stieß bei einigen jüdischen Autoritäten auf Ablehnung. Die Vorstellung eines gekreuzigten Messias, der das Reich Gottes bringt, war für viele unvereinbar mit den traditionellen Messiasvorstellungen.

Unterschiedliche Interpretationen der Tora: Innerhalb der Jesuanischen Bewegung und im breiteren Judentum gab es Diskussionen darüber, wie die Tora zu interpretieren sei. Während Jesus selbst die Tora hochhielt, führten seine radikalen Auslegungen zu Debatten, die manchmal zu Konflikten führten.

Spannungen mit dem römischen Staat: Die Hoffnung auf das Kommen des Reiches Gottes und die Ablehnung der römischen Herrschaft durch einige Anhänger Jesu führten zu Spannungen mit den römischen Autoritäten. Diese politischen Implikationen führten schließlich auch zur Hinrichtung Jesu und zur Verfolgung der frühen Jesus-Bewegung.

Entwicklung zur eigenständigen Kult-Gemeinde

Obwohl die Jesuanische Bewegung als innerjüdische Glaubensrichtung begann, führte ihre Ausbreitung im griechisch-römischen Raum und der Einschluss nichtjüdischer (heidnischer) Konvertiten zur schrittweisen Entwicklung einer eigenständigen Kult-Gemeinde, aus der sich allmählich das Christentum entwickelte.

Mission unter den Heiden: Der Apostel Paulus spielte eine Schlüsselrolle in der Ausbreitung der Jesuanischen Bewegung unter den Nichtjuden. Er argumentierte, dass die Heiden nicht an die jüdischen Gesetze gebunden seien und legte den Grundstein für eine theologische Trennung vom Judentum.

Rückzug aus der jüdischen Gemeinschaft: Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n. Chr. und die zunehmenden Spannungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Christen führten dazu, dass die Jesus-Bewegung sich zunehmend von ihren jüdischen Wurzeln entfernte und eine eigenständige Identität entwickelte.

Kernaussagen der jesuanischen Verkündigung

Reich Gottes: Jesus verkündete die Nähe des Reiches Gottes und rief zur Umkehr und zum Glauben auf.
Liebe und Mitgefühl: Zentrale ethische Grundsätze wie die Liebe zu Gott und zum Nächsten.
Gott als Vater: Eine persönliche Beziehung zu Gott, der als liebevoller Vater betrachtet wird.
Ethik der Bergpredigt: Betonung der Demut, Barmherzigkeit und inneren Reinheit.

Die Hellenistischen Mysterienreligionen und das Urchristentum

Zur Zeit des Urchristentums existierten mehrere hellenistische Mysterienreligionen, die in der griechisch-römischen Welt weit verbreitet waren. Diese Kulte boten ihren Anhängern spirituelle Erfahrungen, die oft mit Geheimnissen, Initiationen und der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod verbunden waren. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Mysterienreligionen beschrieben, ihre Merkmale beleuchtet und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten zum Urchristentum aufgezeigt.

Mysterien des Dionysos (Bacchus)

Merkmale: Der Dionysos-Kult, der auf den griechischen Gott des Weins, des Rausches und der Fruchtbarkeit zurückgeht, war mit ekstatischen Ritualen, Tänzen und Opferungen verbunden. Anhänger glaubten, durch diese Rituale an der göttlichen Natur des Dionysos teilzuhaben. Die Initiation umfasste oft rituelle Trunkenheit und ekstatische Zustände, die als eine Form der Vereinigung mit dem Gott angesehen wurden.

Gemeinsamkeiten mit dem Christentum: Ähnlich wie im Christentum betonten die Dionysos-Mysterien die Idee der göttlichen Teilhabe und eine Transformation des Gläubigen. Der Gebrauch von Wein in beiden Traditionen (im Dionysos-Kult als Symbol für das Blut des Gottes, im Christentum in der Eucharistie) zeigt eine gewisse Ähnlichkeit in der symbolischen Verwendung von Ritualen. In den ersten Gemeinden war auch das ekstatische Zungenreden sehr beliebt, gegen das Paulus bereits polemisierte und das als wesentlicher Teil der Urchristlichen Tradition bis heute in manchen Gemeinden gepflegt wird.

Unterschiede: Während das Christentum eine ethische und moralische Lehre betonte, war der Dionysos-Kult stärker auf Ekstase und Rausch als Mittel zur Erlangung spiritueller Erfahrungen ausgerichtet. Die christliche Ethik stand im Gegensatz zur eher hedonistischen Ausrichtung des Dionysos-Kults.

Mysterien des Isis und Osiris

Merkmale: Der ägyptische Isis- und Osiris-Kult war im gesamten römischen Reich verbreitet und betonte das ewige Leben durch die Auferstehung. Osiris, der getötet und wiederbelebt wurde, stand im Mittelpunkt des Glaubens an die Überwindung des Todes. Isis, seine Schwester und Gemahlin, war die Göttin der Magie und Heilung und galt als mächtige Schutzherrin.

Gemeinsamkeiten mit dem Christentum: Die Vorstellung von Tod und Auferstehung als zentralem Glaubenselement verbindet den Isis-Osiris-Kult mit dem Christentum. Auch die Idee eines göttlichen Schutzes und einer persönlichen Beziehung zu einer göttlichen Figur (Isis oder Jesus) zeigt Parallelen. Die große Bedeutung der Gottes-Mutter Maria kann als eine Anleihe beim Isis-Kult gesehen werden.

Unterschiede: Der Isis-Osiris-Kult war stark von ägyptischer Symbolik und Magie geprägt, während das Christentum, obwohl es ebenfalls Rituale und Symbole nutzte, eine monotheistische Struktur und einen moralischen Rahmen betonte, der sich von den polytheistischen und magischen Praktiken des Isis-Kults unterschied.

Mysterien des Mithras

Merkmale: Der Mithras-Kult, der sich besonders unter römischen Soldaten verbreitete, war ein Mysterienkult, der sich um den persischen Gott Mithras drehte. Die Anhänger feierten Rituale in unterirdischen Heiligtümern (Mithräen), die symbolisch die Höhle repräsentierten, in der Mithras den kosmischen Stier opferte. Die Initiation in diesen Kult war in verschiedene Grade unterteilt, und der Ritus umfasste Opferungen und ein rituelles Mahl.

Gemeinsamkeiten mit dem Christentum: Der Mithras-Kult betonte wie das Christentum eine persönliche Erlösung und die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod. Die Feier eines rituellen Mahls und die Vorstellung eines kosmischen Kampfes zwischen Gut und Böse finden sich in beiden Traditionen. Die frühen Christen trafen sich auch gerne in unterirdischen Katakomben und hatte eine besondere Beziehung zur Symbolik des Lichts, das den Heiligen Geist verkörperte. In späterer Zeit beerbte das Christentum den Mithras-Kult insofern, weil ab dem 4. Jahrhundert das Christentum als die typische Soldatenreligion angesehen wurde.

Unterschiede: Der Mithras-Kult war exklusiv männlich und stark militaristisch geprägt, was ihn von der inklusiven, sozial und ethisch orientierten Lehre des frühen Christentums unterschied. Während das Christentum sich auf eine universelle Erlösung konzentrierte, war der Mithras-Kult auf eine geheime, elitäre Gemeinschaft beschränkt.

Mysterien des Demeter und Persephone (Eleusinische Mysterien)

Merkmale: Die Eleusinischen Mysterien, die in der Stadt Eleusis nahe Athen gefeiert wurden, waren eine der berühmtesten Mysterienreligionen der Antike. Sie basierten auf dem Mythos von Demeter und Persephone und dem Zyklus von Tod und Wiedergeburt. Die Initianden durchliefen geheime Rituale, die symbolisch die Rückkehr von Persephone aus der Unterwelt und die damit verbundene Erneuerung des Lebens auf der Erde darstellten.

Gemeinsamkeiten mit dem Christentum: Wie im Christentum spielte auch hier die Vorstellung von Tod und Auferstehung eine zentrale Rolle. Die Initiation, die eine Form spiritueller Reinigung und Erneuerung bot, erinnert an die christliche Taufe. Es gibt eleusinische Anleihen auch im neuen Testament z.B. bei Johannes 12,24.

Unterschiede: Die Eleusinischen Mysterien waren stark an die landwirtschaftlichen Zyklen gebunden und hatten einen klaren Fokus auf die Fruchtbarkeit der Erde, während das Christentum eine eher spirituelle und jenseitige Erlösung betonte. Zudem blieben die Eleusinischen Mysterien auf eine spezifische Region und deren religiöse Traditionen beschränkt, während das Christentum universelle Ansprüche erhob.

Orphische Mysterien

Merkmale: Die Orphischen Mysterien basierten auf den Lehren des legendären Dichters Orpheus und verbanden Elemente des Dionysos-Kults mit einer stark ethischen und asketischen Lebensweise. Sie betonten die Unsterblichkeit der Seele und die Idee der Seelenwanderung (Reinkarnation). Die Rituale zielten darauf ab, die Seele zu reinigen und sie auf eine bessere Wiedergeburt oder das endgültige Entrinnen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten vorzubereiten.

Gemeinsamkeiten mit dem Christentum: Die Vorstellung einer unsterblichen Seele und das Streben nach einem besseren, ewigen Leben verbinden die Orphischen Mysterien mit dem Christentum. Beide betonten auch eine moralische Lebensführung und die Notwendigkeit der inneren Reinigung.

Unterschiede: Während die Orphischen Mysterien die Reinkarnation und die zyklische Natur des Lebens betonten, lehrte das Christentum der jüdischen Tradition folgend eine lineare Geschichte der Erlösung mit einem einmaligen, endgültigen Urteil und einer ewigen Bestimmung (Himmel oder Hölle). Zudem war das Christentum im Gegensatz zu den stark esoterischen Orphischen Mysterien missionarisch und universal ausgerichtet.

Die hellenistischen Mysterienreligionen und das Urchristentum teilen einige grundlegende Merkmale wie die Betonung von Erlösung, Tod und Wiedergeburt, die Vorstellung von einem geheimen Wissen oder einer besonderen Offenbarung, sowie die Bedeutung von Ritualen und Mysterien. Diese Ähnlichkeiten trugen dazu bei, dass das Christentum in der hellenistischen Welt attraktiv wurde.

Gleichzeitig gibt es auch wesentliche Unterschiede, insbesondere in der universalen und ethisch fundierten Lehre des Christentums, die sich von den oft exklusiven und esoterischen Praktiken der Mysterienreligionen abhob. Während die Mysterienkulte oft auf regionale oder spezielle ethnische Gruppen begrenzt waren, bot das Christentum eine universale Botschaft der Erlösung an, die allen Menschen offenstand, unabhängig von Geschlecht, Status oder Herkunft. Darüber hinaus bot das Christentum eine nachhaltige Gemeinde und regelmäßige Zusammenkünfte während die Mysterienkulte teilweise nur einmalige Initiationsriten anboten.

Die Bedeutung von Paulus für den Übergang vom Urchristentum zur christlichen Gemeinde

Paulus spielte eine entscheidende Rolle in der Transformation der christlichen Urgemeinde von einer jüdischen Bewegung hin zu einer Kult-Gemeinde, die zunehmend Merkmale einer hellenistischen Mysterienreligion annahm. Diese Entwicklung war jedoch komplex und umfasste mehrere theologische und soziale Prozesse.

Universalismus und Abkehr von der jüdischen Gesetzesbindung

Paulus trug wesentlich dazu bei, dass die christliche Botschaft für Nichtjuden (Heiden) zugänglich wurde, indem er die Notwendigkeit der Einhaltung der jüdischen Gesetze relativierte.

Aufhebung der Tora für Heiden: Paulus argumentierte, dass die Heiden nicht an die jüdischen Gesetze gebunden seien, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus und seine Erlösungstat gerettet würden. Diese Loslösung von der Tora ermöglichte es, dass das Christentum von einer jüdischen Sekte zu einer universalen Religion wurde.

Glaube statt Gesetz: Der zentrale Gedanke von Paulus war, dass der Glaube an Christus wichtiger sei als die Einhaltung der jüdischen Gesetzesvorschriften. Dies führte zu einem Fokus auf individuelle Glaubenserfahrungen und eine innerliche, spirituelle Verbindung zu Gott, ähnlich wie in den Mysterienreligionen, die persönliche religiöse Erfahrungen betonten.

Christus als Erlöser und göttliche Gestalt

Paulus’ Theologie betonte die Vorstellung von Jesus Christus als göttlicher Erlöser, der durch seinen Tod und seine Auferstehung die Sünden der Menschen tilgt und ihnen Zugang zum ewigen Leben verschafft.

Erlösung durch den Tod und die Auferstehung Christi: Diese Idee ist vergleichbar mit den Erlösungsmythen der Mysterienkulte, in denen ein göttlicher Retter (z.B. Osiris, Dionysos) durch Leiden, Tod und Wiedergeburt den Gläubigen Erlösung bringt. Paulus’ Lehre von der Auferstehung und der Teilnahme der Gläubigen am Tod und der Auferstehung Christi durch Taufe und Eucharistie spiegelt das Initiationsritual der Mysterienreligionen wider, bei denen die Gläubigen symbolisch am Schicksal der Gottheit teilhaben.

Mystische Vereinigung mit Christus: Paulus betonte die mystische Einheit des Gläubigen mit Christus. In Galater 2,20 spricht er von einem Leben „in Christus“, was auf eine intime, spirituelle Verbindung hinweist. Diese Art der mystischen Identifikation ist ebenfalls ein Merkmal der Mysterienreligionen.

Rituale und Sakramente

Die christlichen Rituale, die von Paulus etabliert oder weiterentwickelt wurden, trugen zur Formung des Christentums als einer religiösen Tradition bei, die Ähnlichkeiten mit den Mysterienkulten aufweist.

Taufe: Die Taufe wurde bei Paulus nicht nur als rituelle Reinigung, sondern als symbolische Teilnahme am Tod und an der Auferstehung Christi verstanden (Römer 6,3-4). Dies ähnelt den Initiationsriten der Mysterienreligionen, bei denen der Initiand symbolisch stirbt und wiedergeboren wird.

Eucharistie: Das Abendmahl, das bei Paulus eine zentrale Rolle spielt (1. Korinther 11,23-26), wurde als Teilnahme am Leib und Blut Christi verstanden, was eine tiefe spirituelle Gemeinschaft mit dem Göttlichen darstellt. Diese Vorstellung einer sakramentalen Teilnahme an der Gottheit ist ein weiteres Element, das Parallelen zu den Mysterienkulten aufweist, in denen das Essen und Trinken symbolischer Speisen und Getränke Teil des Rituals war.

Geheimnis und Offenbarung

Paulus verwendete häufig den Begriff „Mysterion“ (Geheimnis), um das Evangelium und die göttliche Offenbarung zu beschreiben, die in Christus offenbar wurde.

Geheimes Wissen: Während die jüdische Religion auf der Offenbarung des Gesetzes an alle Israeliten basierte, vermittelte Paulus das Christentum als eine Religion, die ein tiefes „Geheimnis“ über die Erlösung enthüllte, das vorher verborgen war und nur durch Christus und den Glauben an ihn zugänglich wurde (Epheser 3,3-6).

Esoterische Elemente: Diese Vorstellung von einer geheimen Offenbarung, die nur den Eingeweihten offenbart wird, hat Parallelen zu den esoterischen Aspekten der Mysterienreligionen, in denen geheimes Wissen eine zentrale Rolle spielte.

Kult-Gemeinde und Jenseitshoffnung

Paulus förderte eine enge Gemeinschaft unter den Gläubigen, die durch die Teilnahme an den Ritualen und den Glauben an die Auferstehung geeint wurde.

Gemeinschaft der Gläubigen: Paulus legte großen Wert auf die Gemeinschaft der Gläubigen als „Leib Christi“ (1. Korinther 12,27), was ein starkes Gemeinschaftsgefühl schuf, ähnlich wie in den Mysterienkulten, in denen die Anhänger durch ihre gemeinsame Initiation verbunden waren.

Jenseitshoffnung: Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und die Teilnahme an der himmlischen Herrlichkeit Christi spiegeln die jenseitigen Hoffnungen wider, die in den Mysterienreligionen vermittelt wurden, in denen die Erlösung oft mit einem besseren Leben nach dem Tod verbunden war.

Metapher von Anlegen eines “Kleides der Reinheit” zur Reinigung der Seele bei Paulus

Paulus formuliert in Römer, 13, 13-14:
„Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und sorgt für den Leib nicht so, dass die Begierden erwachen.“

In den hellenistischen Mysterienreligionen und in der Gnosis sind Vorstellungen von einem „Gewand des Lichts“ oder ähnlichen spirituellen Hüllen, die die Seele umgeben, weit verbreitet. Eine der prominentesten Mysterienreligionen, in der solche Konzepte vorkommen, ist der Mithraismus.

Der Mithraismus war eine Mysterienreligion, die in der römischen Welt, besonders bei Soldaten, sehr populär war und im 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. verbreitet war. In den mithraischen Ritualen und Lehren gibt es Hinweise auf die Vorstellung, dass die Eingeweihten, durch die Teilnahme an den Mysterien, spirituell gereinigt werden und ein „Gewand des Lichts“ oder eine Art spirituelle Rüstung erhalten, die sie auf ihrem Weg nach dem Tod schützt und sie für die Vereinigung mit dem Göttlichen vorbereitet.

Diese Vorstellungen vom „Gewand des Lichts“ sind allerdings nicht nur auf den Mithraismus beschränkt, sondern finden sich in unterschiedlichen Formen in verschiedenen hellenistischen und gnostischen Traditionen, einschließlich des Orphismus und der ägyptischen Mysterien, in denen die Seele nach dem Tod mit einem Lichtkleid bekleidet wird, um in die göttlichen Bereiche aufzusteigen. Auch im Hermetismus, einer weiteren religiös-philosophischen Strömung der Spätantike, gibt es ähnliche Konzepte, in denen die Seele nach ihrer Reinigung und Transformation in einem geistigen Licht gekleidet wird.

Diese „Gewänder des Lichts“ symbolisieren in all diesen Traditionen die spirituelle Erleuchtung, Reinheit und den Schutz, den die Seele erlangt, wenn sie in die göttliche Sphäre aufgenommen wird.

Zusammenfassung

Paulus trug wesentlich dazu bei, das Christentum von einer jüdischen Sekte zu einer Religion zu formen, die viele Elemente einer hellenistischen Mysterienreligion annahm. Durch die Betonung der individuellen Glaubenserfahrung, der mystischen Einheit mit Christus, der Reinigung der Seele, der Einführung von Ritualen wie Taufe und Eucharistie sowie die Lehre von einem geheimen, göttlichen Wissen und einer jenseitigen Hoffnung, integrierte Paulus Elemente, die in den Mysterienkulten seiner Zeit verbreitet waren. Dies führte dazu, dass das frühe Christentum im hellenistischen Kontext attraktiv wurde und sich schnell verbreiten konnte.

Kernaussagen der paulinischen Theologie

Rechtfertigung und Erlösung durch Glauben und Gnade : Paulus lehrte, dass der Mensch durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt wird, nicht durch Werke des Gesetzes. Zentral war damit das Konzept der Gnade Gottes, die den Menschen durch Jesus Christus Erlösung bringt und nur erfordert, dass die Gläubigen an den Opfertod Jesu glauben.
Leib Christi: Die Gemeinde wird als der Leib Christi betrachtet, in dem alle Gläubigen durch den Heiligen Geist und das Mysterium der reinigenden Rituale verbunden sind.
Eschatologie: Paulus hatte, der jüdischen Tradition folgend, noch eine stark eschatologische Perspektive, die im Rahmen einer Naherwartung das baldige Kommen des Reiches Gottes und die Auferstehung der Toten betonte.

Manichäismus und der Neuplatonismus

Der Manichäismus und der Neuplatonismus hatten bedeutende Einflüsse auf die Entwicklung der christlichen Lehre ab dem 4. Jahrhungert, insbesondere durch ihre Integration und Auseinandersetzung mit christlichen Gedanken. Beide philosophischen und religiösen Traditionen trugen dazu bei, bestimmte Konzepte zu formen und weiterzuentwickeln, die in der christlichen Theologie der katholischen Kirche dann eine zentrale Rolle spielen.

Manichäismus

Historische Wurzeln des Manichäismus

Der Manichäismus wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. von Mani (auch Manes oder Manichaios) gegründet, einem persischen Propheten, der im Jahr 216 in der Nähe von Ktesiphon im Partherreich geboren wurde. Mani wurde in eine religiös synkretistische Welt hineingeboren und war von verschiedenen religiösen und philosophischen Traditionen beeinflusst. Die wichtigsten Wurzeln des Manichäismus umfassen:

Zoroastrismus: Der Zoroastrismus, eine alte iranische Religion, die einen Dualismus zwischen den guten Kräften (Ahura Mazda) und den bösen Kräften (Ahriman) betont, hatte einen erheblichen Einfluss auf die dualistische Weltsicht Manis. Der Zoroastrismus prägte den starken Gegensatz zwischen Licht und Dunkelheit, der im Manichäismus zentral ist.

Gnostizismus: Der Gnostizismus, eine zersplitterte religiöse Bewegung, die in den ersten Jahrhunderten nach Christus im östlichen Mittelmeerraum weit verbreitet war, beeinflusste den Manichäismus stark. Die gnostische Vorstellung, dass das materielle Universum durch einen bösen Demiurgen geschaffen wurde und dass Erlösung durch Wissen (Gnosis) erlangt wird, findet sich im Manichäismus wieder.

Christentum: Mani behauptete, der letzte und größte Prophet nach Zoroaster, Buddha und Jesus zu sein. Er integrierte Elemente der christlichen Lehre, insbesondere die Vorstellung von Jesus als einem Erlöser, der Licht bringt, und präsentierte sich als der endgültige Offenbarer göttlicher Wahrheit.

Buddhismus: Der Einfluss des Buddhismus zeigt sich vor allem in der Betonung von Askese, Meditation und der Vorstellung von einer Erlösung durch das Überwinden der Bindungen an die materielle Welt. Vergleiche hierzu auch Anhang 4: Die Beeinflussung des Manichäismus durch den Buddhismus.

Die Lehre des Manichäismus

Der Manichäismus ist eine komplexe synkretistische Religion, die verschiedene religiöse und philosophische Elemente vereinte. Die Hauptlehren des Manichäismus umfassen:

Dualismus von Licht und Finsternis: Der Manichäismus lehrt, dass das Universum aus zwei ewigen, voneinander unabhängigen Prinzipien besteht: dem Reich des Lichts (Gut) und dem Reich der Finsternis (Böse). Diese beiden Prinzipien stehen in ständigem Konflikt miteinander. Die materielle Welt, einschließlich des menschlichen Körpers, wird als eine Mischung aus diesen beiden Prinzipien gesehen.

Kosmogonie: In der manichäischen Kosmogonie wird beschrieben, wie das Reich der Finsternis das Reich des Lichts angreift, was zur Entstehung der materiellen Welt führt. Der Mensch ist ein Produkt dieser Vermischung, wobei die Seele das Licht und der Körper die Dunkelheit repräsentiert. Die menschliche Existenz ist daher durch einen inneren Konflikt zwischen dem geistigen (Licht) und dem materiellen (Finsternis) gekennzeichnet.

Erlösung: Die Erlösung im Manichäismus besteht in der Befreiung des Lichts aus der Dunkelheit. Dies geschieht durch asketische Praktiken, das Einhalten strenger ethischer Vorschriften, Gebet und die Erleuchtung durch Wissen. Die manichäische Gemeinschaft teilte sich in „Auserwählte“ (Electi), die ein asketisches Leben führten, und „Hörer“ (Auditores), die die Auserwählten unterstützten und sich ihnen anschließen konnten, nachdem sie sich durch ihr Verhalten qualifiziert hatten.

Prophetie und Schriften: Mani beanspruchte, der letzte und größte Prophet zu sein und sah sich als den Nachfolger von Zoroaster, Buddha und Jesus. Er verfasste eine Vielzahl von Schriften, die die manichäische Lehre in Form von religiösen Texten, Hymnen und Abhandlungen verbreiteten.

Das Schicksal des Manichäismus

Nach seiner Gründung breitete sich der Manichäismus schnell über das Sassanidenreich (Persien) hinaus in den Römischen Reich, Nordafrika, Zentralasien und bis nach China aus. Er fand Anhänger in verschiedenen sozialen Schichten und war besonders in Zentralasien und China erfolgreich.

Verfolgungen und Niedergang: Der Manichäismus wurde von verschiedenen Herrschern als Bedrohung gesehen und erlebte im Laufe der Jahrhunderte schwere Verfolgungen. Im Sassanidenreich wurde Mani schließlich gefangen genommen und starb 276 im Gefängnis. Im Römischen Reich galt der Manichäismus als häretisch und wurde unter Diokletian und späteren christlichen Kaisern wie Theodosius I. streng verfolgt. Diese Verfolgungen trugen dazu bei, dass der Manichäismus im Westen allmählich verschwand.

Überleben in Asien: Trotz der Verfolgungen überlebte der Manichäismus in Zentralasien und China noch mehrere Jahrhunderte. Er war besonders unter den Uiguren, einer turkischen Volksgruppe in Zentralasien, verbreitet, bevor er dort im 10. Jahrhundert vom Islam verdrängt wurde. In China überlebte der Manichäismus bis zur Ming-Dynastie (1368–1644), als er endgültig unterdrückt wurde.

Der Manichäismus hatte eine weitreichende Wirkung auf die religiöse und philosophische Landschaft der Spätantike und des frühen Mittelalters. Trotz seines Niedergangs beeinflusste er zahlreiche religiöse Bewegungen und Denktraditionen, darunter den christlichen Dualismus, die mittelalterliche Häresiebewegungen wie die Katharer und auch den Islam, insbesondere durch die Aufnahme manichäischer Elemente in die schiitische Mystik. Obwohl der Manichäismus als organisierte Religion heute nicht mehr existiert, haben seine Ideen in verschiedenen Formen überlebt und die religiöse und philosophische Entwicklung vieler Kulturen beeinflusst.

Neuplatonismus

Historische Wurzeln des Neuplatonismus

Der Neuplatonismus ist eine philosophische Schule, die im 3. Jahrhundert n. Chr. von Plotin (ca. 205–270 n. Chr.) gegründet wurde. Die Wurzeln des Neuplatonismus liegen weit zurück in der antiken griechischen Philosophie, insbesondere in den Lehren Platons, aber auch in den Ideen von Pythagoras, Aristoteles und den hellenistischen Philosophen.

Platonische Philosophie: Der Neuplatonismus baut direkt auf den Lehren Platons auf, insbesondere auf seiner Idee der metaphysischen Trennung zwischen der sinnlich wahrnehmbaren Welt und der Welt der Ideen. Plotin und seine Nachfolger interpretierten Platons Lehren in einer Weise, die die metaphysischen und mystischen Aspekte betonte, wobei sie Platon als „göttlichen Philosophen“ sahen.

Aristotelische Einflüsse: Aristoteles’ Lehre über den Unbewegte Beweger (die erste Ursache) und seine metaphysischen Unterscheidungen hatten ebenfalls Einfluss auf den Neuplatonismus, insbesondere in der Entwicklung der Ideen über das „Eine“ als Ursprung aller Dinge und die Hierarchie des Seins.

Pythagoreischer Einfluss: Die Lehre der Pythagoreer über die harmonische Struktur des Kosmos und die Bedeutung von Zahlen und Proportionen fand ihren Weg in den Neuplatonismus, insbesondere in der Art und Weise, wie Plotin die Beziehung zwischen dem Einen, dem Geist (Nous) und der Seele (Psyche) beschrieb.

Hellenistische Philosophie: Der Neuplatonismus entwickelte sich in einer Zeit intensiver religiöser und philosophischer Synkretismen im Hellenismus, wo Philosophen versuchten, verschiedene Traditionen zu vereinen. Dies beeinflusste die integrative Natur des Neuplatonismus, der versucht, unterschiedliche philosophische Strömungen in eine kohärente metaphysische Vision zu integrieren.

Die Lehre des Neuplatonismus

Der Neuplatonismus ist eine komplexe metaphysische und spirituelle Philosophie, die sich auf eine hierarchische Ordnung des Seins und die Rückkehr der Seele zu ihrem göttlichen Ursprung konzentriert. Die wichtigsten Lehren des Neuplatonismus umfassen:

Das Eine: Im Zentrum des Neuplatonismus steht die Idee des „Einen“ (to hen), das als die höchste und unteilbare Quelle aller Existenz betrachtet wird. Das Eine ist transzendent und jenseits von Sein und Nichtsein. Es ist die absolute Einheit, von der alles andere durch Emanation ausgeht. Das Eine ist jenseits aller menschlichen Vorstellungen und Beschreibungen und kann nur durch mystische Erfahrung erfasst werden.

Emanation: Alles Sein emaniert aus dem Einen in einer hierarchischen Struktur. Diese Emanationen führen zur Entstehung des „Nous“ (Geist oder Intellekt), der die Ideen (die platonischen Formen) enthält. Vom Nous emaniert die Weltseele (Psyche), die die Verbindung zwischen dem reinen Geist und der materiellen Welt darstellt. Die materielle Welt ist die letzte Stufe dieser Emanationskette und stellt die am wenigsten vollkommene Form des Seins dar.

Die Hierarchie des Seins: Der Neuplatonismus beschreibt das Universum als hierarchisch gegliedert, wobei das Eine an der Spitze steht, gefolgt vom Nous, der Weltseele und schließlich der materiellen Welt. Diese Hierarchie spiegelt eine Abnahme der Vollkommenheit und des Lichts wider, je weiter man sich vom Einen entfernt. die Hierarchie wird teilweise auch wiedergegeben als To Hen, Logos Nous), Psyche und Physis.

Das Böse als Abwesenheit von Gutem: Im Neuplatonismus wird das Böse nicht als eigenständige Substanz betrachtet, sondern als ein Mangel an Gutem, als Abwesenheit oder Entzug des Seins. Das Böse existiert nur insofern, als es eine Abwesenheit des Guten darstellt und ist daher nicht auf die gleiche Weise real wie das Gute.

Mystische Vereinigung: Ein zentrales Anliegen des Neuplatonismus ist in der Tradition der Gnosis die Rückkehr der Seele zu ihrem Ursprung, dem Einen. Diese Rückkehr erfolgt durch geistige Läuterung, philosophische Erkenntnis und mystische Kontemplation. Das Ziel des Lebens ist es, die individuelle Seele wieder mit dem Einen zu vereinen, wodurch sie ihre wahre Natur und Einheit mit dem Göttlichen wiedererlangt.

Das Schicksal des Neuplatonismus

Der Neuplatonismus hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Philosophie, Theologie und Mystik der Spätantike und des Mittelalters. Sein Einfluss ist in mehreren Phasen und auf verschiedene Weisen spürbar:

Spätantike: In der Spätantike wurde der Neuplatonismus die dominierende philosophische Strömung und beeinflusste bedeutende Denker wie Porphyrios, Iamblichos und Proklos. Er wurde zum philosophischen Fundament für viele heidnischen und religiöse Überzeugungen in dieser Zeit.

Christliche Theologie: Der Neuplatonismus beeinflusste stark die Entwicklung der christlichen Theologie, insbesondere die Arbeiten von Kirchenvätern wie Augustinus, Pseudo-Dionysius Areopagita und Gregor von Nyssa. Augustinus nutzte neuplatonische Konzepte, um christliche Ideen zu formulieren, insbesondere in seiner Lehre über die Natur Gottes, das Böse und die menschliche Seele.

Islamische Philosophie: Der Neuplatonismus hatte auch einen erheblichen Einfluss auf die islamische Philosophie, insbesondere durch Denker wie al-Farabi, Avicenna (Ibn Sina) und Averroes (Ibn Rushd). Diese Philosophen integrierten neuplatonische Ideen in ihre Auslegungen des Islam und der Natur des Universums.

Mittelalter und Renaissance: Im Mittelalter wurde der Neuplatonismus durch die Werke von Philosophen wie Thomas von Aquin und Johannes Scotus Eriugena weiterentwickelt. Während der Renaissance erlebte der Neuplatonismus eine Wiederbelebung durch Denker wie Marsilio Ficino und Giovanni Pico della Mirandola, die versuchten, eine Synthese zwischen Platonismus und christlicher Theologie herzustellen.

Niedergang: Mit dem Aufkommen des Aristotelismus in der Scholastik und der Reformation verlor der Neuplatonismus an Einfluss, obwohl er weiterhin in mystischen und esoterischen Traditionen präsent blieb.

Der Neuplatonismus ist eine bedeutende philosophische Strömung, die tief in der platonischen Tradition verwurzelt ist und eine komplexe metaphysische Sicht auf das Universum bietet. Seine Lehren über die Hierarchie des Seins, die Natur des Bösen und die mystische Vereinigung mit dem Göttlichen beeinflussten viele religiöse und philosophische Traditionen und spielten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der christlichen, islamischen und mittelalterlichen Philosophie. Obwohl der Neuplatonismus als eigenständige Schule schließlich verschwand, hinterließ er ein reiches Erbe, das in der abendländischen Geistesgeschichte nachhallt.

Persönliche Prägungen des Augustinus durch Christentum, Manichäismus und Neuplatonismus

Augustinus von Hippo (354–430 n. Chr.) war in seiner geistigen Entwicklung sowohl vom Christentum, dem Manichäismus als auch vom Neuplatonismus tiefgreifend geprägt. Diese philosophisch-religiösen Strömungen spielten eine wichtige Rolle in seiner intellektuellen Entwicklung und beeinflussten seine Theologie und sein Denken nachhaltig.

Einfluss des christlichen Mutter auf den jungen Augustinus

Augustinus hatte eine ambivalente Einstellung zum Christentum, die stark von seiner familiären Situation beeinflusst wurde, insbesondere durch seine Mutter, Monika, die eine gläubige Christin war. Diese Ambivalenz lässt sich aus mehreren Faktoren herleiten:

Einfluss der Mutter Monika

Monika spielte eine zentrale Rolle im Leben von Augustinus. Sie war eine fromme Christin und setzte alles daran, ihren Sohn zum Christentum zu bekehren. Ihre Hingabe und ihr beständiger Glaube hatten einerseits einen gewissen Einfluss auf Augustinus, doch andererseits führte ihr Eifer auch zu Spannungen zwischen Mutter und Sohn.

Ständiges Drängen: Monika versuchte, Augustinus immer wieder für das Christentum zu gewinnen. Ihr unermüdliches Bemühen, ihn zur Taufe zu bewegen und ihn von seinen „weltlichen“ Wegen abzubringen, löste bei Augustinus Widerstand aus. Er fühlte sich durch ihre ständige Einmischung in seine religiösen Entscheidungen bedrängt und lehnte daher zunächst das Christentum ab, um sich von ihrem Einfluss zu emanzipieren.

Moralischer Druck: Monika verkörperte die christlichen Ideale von Frömmigkeit und Sittsamkeit, was für Augustinus, der sich in jungen Jahren eher weltlichen Vergnügungen und intellektuellen Abenteuern hingab, eine ständige Quelle moralischen Drucks war. Diese Diskrepanz zwischen den Erwartungen seiner Mutter und seinem eigenen Lebensstil verstärkte seine innere Ambivalenz gegenüber dem Christentum.

Augustinus’ intellektuelle und moralische Suche

Augustinus war ein sehr intellektueller Mensch, der sich intensiv mit verschiedenen philosophischen und religiösen Lehren auseinandersetzte, bevor er sich dem Christentum zuwandte. Seine frühe Ablehnung des Christentums war auch das Ergebnis seiner Suche nach einer Weltanschauung, die seinen intellektuellen Ansprüchen genügte.

Manichäismus: In seiner Jugend war Augustinus stark vom Manichäismus angezogen, einer dualistischen Religion, die eine Erklärung für das Problem des Bösen bot, die er im Christentum nicht fand. Der Manichäismus schien ihm eine philosophisch anspruchsvollere und moralisch konsistente Alternative zum Christentum zu bieten, weshalb er sich für fast ein Jahrzehnt dieser Lehre zuwandte.

Philosophische Skepsis: Augustinus war skeptisch gegenüber dem Christentum, weil er es in seiner Jugend als intellektuell unbefriedigend empfand. Er sah es als eine Religion, die sich auf Glauben und nicht auf vernünftige Erkenntnis stützte, was für einen suchenden und kritischen Geist wie den seinen unzureichend war. Diese Skepsis wurde durch seine Beschäftigung mit der griechischen Philosophie, insbesondere mit dem Neuplatonismus, verstärkt.

Die Konflikte zwischen Mutter und Sohn

Die Beziehung zwischen Augustinus und Monika war von starken emotionalen Spannungen geprägt, die ihre jeweilige religiöse Haltung beeinflussten.

Unterschiedliche Lebensentwürfe: Während Monika ein frommes christliches Leben führte und von ihrem Sohn erwartete, dass er sich ebenfalls dem Christentum zuwendet, war Augustinus in seinen frühen Jahren mehr an weltlichen Karrieren, römischer Rhetorik und sinnlichen Vergnügungen interessiert. Dieser Unterschied in ihren Lebenszielen führte zu inneren Konflikten bei Augustinus, der sich zwischen den Erwartungen seiner Mutter und seinen eigenen Wünschen hin- und hergerissen fühlte.

Ambivalenz als Abwehr: Die ambivalente Haltung von Augustinus gegenüber dem Christentum kann auch als eine Form der Abwehr interpretiert werden. Indem er sich dem Glauben seiner Mutter zunächst widersetzte, versuchte er, seine eigene Identität und Autonomie zu behaupten.

Spätere Bekehrung des Augustinus zum Christentum aufgrund politischer Entwicklungen

Augustinus’ Abwendung vom Manichäismus und seine Hinwendung zum Christentum waren nicht nur das Ergebnis persönlicher und intellektueller Entwicklungen, sondern wurden auch von politischen und sozialen Umständen beeinflusst. Diese politischen Gründe lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Veränderung des politischen Klimas im Römischen Reich

Zur Zeit Augustinus’ vollzog sich im Römischen Reich ein Wandel, der das Christentum von einer verfolgten Religion zur dominanten Staatsreligion machte. Diese politische Verschiebung hatte weitreichende Auswirkungen auf die sozialen und religiösen Strukturen des Reiches.

Konstantinische Wende: Mit der Bekehrung von Kaiser Konstantin dem Großen zum Christentum im frühen 4. Jahrhundert und der darauf folgenden konstantinischen Wende wurde das Christentum zunächst toleriert und schließlich zur bevorzugten Religion des Reiches erhoben. Diese Entwicklung führte dazu, dass das Christentum zunehmend gesellschaftliche und politische Macht erlangte, während andere religiöse Bewegungen, einschließlich des Manichäismus, in den Hintergrund gedrängt wurden.

Theodosius und das Edikt von 380: Kaiser Theodosius I. erklärte das Christentum 380 mit dem Edikt von Thessaloniki zur offiziellen Staatsreligion des Römischen Reiches. In der Folge wurden andere Religionen, insbesondere solche, die als ketzerisch angesehen wurden, wie der Manichäismus, zunehmend verfolgt. Die politischen Rahmenbedingungen machten es also für Augustinus weniger attraktiv, einem Glaubenssystem wie dem Manichäismus anzugehören, das vom Staat als gefährlich und subversiv angesehen wurde.

Verfolgung des Manichäismus

Mit der zunehmenden Verankerung des Christentums in den römischen Machtstrukturen begann der Staat, den Manichäismus aktiv zu unterdrücken. Diese Verfolgung hatte sowohl rechtliche als auch physische Konsequenzen für die Anhänger des Manichäismus.

Anti-Manichäische Gesetze: Unter den christlichen Kaisern wurden Gesetze erlassen, die den Manichäismus kriminalisierten. So wurden Manichäer mit schweren Strafen belegt, ihre Versammlungen verboten, und ihre Schriften konfisziert. Diese staatliche Repression schränkte die Möglichkeiten der Manichäer erheblich ein und machte den Glauben gefährlicher und weniger attraktiv für Menschen wie Augustinus, die auch ihre Karriere im Auge hatten.

Gesellschaftliche Isolation: Durch die politische Verfolgung wurde der Manichäismus auch gesellschaftlich stigmatisiert. Augustinus, der in seinem Leben nach sozialer Anerkennung und beruflichem Erfolg strebte, sah sich zunehmend in einem Spannungsfeld zwischen seiner Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlich geächteten Gruppe und seinen eigenen Ambitionen.

Berufliche und gesellschaftliche Karriere

Augustinus war ein ehrgeiziger Mann, der sich in der römischen Gesellschaft eine bedeutende Karriere aufbauen wollte. Die politische und religiöse Lage machte es jedoch schwierig, als Manichäer in hohen gesellschaftlichen und politischen Kreisen Fuß zu fassen.

Karrieremöglichkeiten im Christentum: Das Christentum bot Augustinus, besonders nach seiner Bekehrung, neue berufliche und soziale Chancen. Als Lehrer der Rhetorik und später als Bischof konnte er innerhalb der christlichen Gemeinschaft eine bedeutende Stellung einnehmen, die ihm im Manichäismus verwehrt geblieben wäre.

Rückzug des Manichäismus aus dem öffentlichen Leben: Mit der zunehmenden Unterdrückung des Manichäismus verschlechterten sich die Möglichkeiten für Manichäer, in der Öffentlichkeit Karriere zu machen oder gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen. Augustinus sah vermutlich die langfristigen Nachteile und Gefahren, die mit der Zugehörigkeit zu dieser Religion verbunden waren, und entschied sich daher für das Christentum, das ihm bessere Perspektiven bot.

Neuformulierung der Idee des Bösen durch Augustinus

Augustinus war vermutlich vor allem von der Idee des Bösen im Manichäismus fasziniert. Diese gab es so im Christentum und im Neuplatonismus nicht. Als er sich gezwungen sah, den Manichäismus aus politischen Gründen aufzugeben, konstruierte er in der Erbsünde, die er als Ausdruck des sexuellen Begehrens des Menschen interpretierte, einen Ersatz für die Idee des Böse im Manichäismus, das er in sein neu definiertes Christentum der katholischen Theologie, die er maßgeblich prägte, hinüberrettete.

Die politische Verfolgung des Manichäismus, die zunehmende gesellschaftliche und berufliche Diskriminierung seiner Anhänger, die karrierefördernden Möglichkeiten im aufsteigenden Christentum sowie Augustinus’ Neuinterpretation der christlichen Erbsünde trugen dazu bei, dass er sich schließlich vom Manichäismus abwandte und dem Christentum zuwandte. Diese Entscheidung war nicht nur eine persönliche und theologische, sondern auch eine politisch und sozial pragmatische Wahl, die es ihm ermöglichte, seine Ambitionen in einer sich wandelnden Welt zu verwirklichen ohne seine spirituelle Obsession an einer Idee des Bösen nicht aufgeben zu müssen.

Einfluss des Manichäismus auf Augustinus

Augustinus war etwa neun Jahre lang, von ca. 373 bis 382 n. Chr., ein Anhänger des Manichäismus. Diese Phase seines Lebens hatte nachhaltige Auswirkungen auf seine spätere Theologie.

Dualismus von Licht und Finsternis: Der Manichäismus vertrat einen radikalen Dualismus zwischen Licht (Gut) und Finsternis (Böse). Diese dualistische Weltsicht prägte zunächst Augustinus’ Denken, insbesondere seine Auffassung vom Bösen. Obwohl er sich später vom manichäischen Denken distanzierte, blieb das Problem des Bösen für ihn ein zentrales Thema, das er in seiner späteren Theologie der Erbsünde umfassend behandelte.

Verständnis von Sünde und Moral: Augustinus übernahm vom Manichäismus das intensive Interesse an Fragen von Sünde, Moral und der Natur des Bösen. Seine späteren Lehren über die Erbsünde als sexuelles Verlangen und die Bedeutung der göttlichen Gnade tragen Spuren der manichäischen Betonung des ständigen Kampfes zwischen Gut und Böse. Zur Vermittlung zwischen der Welt Gottes, des Guten, und der Welt des Bösen, der Sexualität, bot sich für Augustinus dann der damals sehr populäre Neuplatonismus an.

Einfluss des Neuplatonismus auf Augustinus

Der Neuplatonismus spielte eine entscheidende Rolle bei Augustinus’ intellektueller und spiritueller Bekehrung zum Christentum. Er kam in den 380er Jahren in Mailand mit den Schriften Plotins und anderer neuplatonischer Denker in Berührung, was sein Denken tiefgreifend beeinflusste.

Das Konzept des Einen und die Natur Gottes: Der neuplatonische Gedanke des „Einen“, das über allem Sein steht, half Augustinus, sein Verständnis von Gott zu entwickeln. Der Neuplatonismus vermittelte ihm die Vorstellung von Gott als einer vollkommenen, unendlichen und unveränderlichen Realität, die jenseits aller Dualismen und materiellen Einschränkungen liegt. Dies führte dazu, dass er das christliche Verständnis von Gott als das höchste Gut und den Ursprung allen Seins verstand.

Das Böse als Abwesenheit des Guten: Der Neuplatonismus beeinflusste Augustinus’ Sichtweise des Bösen maßgeblich. Anstelle des manichäischen Dualismus, der das Böse als eigenständige Substanz betrachtete, übernahm Augustinus die neuplatonische Idee, dass das Böse nichts Eigenständiges ist, sondern lediglich ein Mangel an Gutem, ein Abweichen von der vollkommenen Ordnung. Diese Auffassung ermöglichte es ihm, das Problem des Bösen mit der Vorstellung eines allmächtigen und allgütigen Gottes zu vereinen.

Hierarchie des Seins und die Rückkehr der Seele: Der Neuplatonismus lehrte eine hierarchische Ordnung des Seins, in der die Seele zum Göttlichen zurückkehren kann. Diese Idee prägte Augustinus’ Verständnis von der menschlichen Seele und ihrer Bestimmung. Er sah das Leben als eine Reise der Seele, die von der Sünde und der materiellen Welt abgewendet werden muss, um zur Gemeinschaft mit Gott zurückzukehren.

Innere Erleuchtung und Kontemplation: Der neuplatonische Gedanke, dass wahres Wissen und Erkenntnis durch innere Erleuchtung und kontemplative Schau erlangt werden, beeinflusste Augustinus’ eigene spirituelle Praxis und seine Betonung der inneren, mystischen Erfahrung Gottes. Er integrierte diesen Aspekt in seine christliche Lehre, indem er betonte, dass Gott in der Tiefe der menschlichen Seele gegenwärtig ist und dort erkannt werden kann.

Als Augustinus herausgefordert war, das Christentum im Sinne einer klerikalen Theologie neu zu erfinden, griff er auf wesentliche Elemente zurück, die er vom Manichäismus und Neuplatonismus her kannte. Diese Einflüsse spiegeln sich in seiner Theologie wider. Der Manichäismus brachte ihn dazu, sich intensiv mit dem Problem des Bösen und der Sünde auseinanderzusetzen, während der Neuplatonismus ihm philosophische Werkzeuge lieferte, um diese Fragen im Rahmen des christlichen Glaubens zu lösen. Durch die Integration neuplatonischer Ideen in seine Theologie konnte Augustinus das christliche Denken erheblich ausformulieren und prägte so maßgeblich die westliche christliche Tradition der katholischen Kirche.

Theologie des Augustinus als Integration der Traditionen des Paulus, des Neuplatonismus und des Manichäismus

Die Theologie des Augustinus unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der des Paulus und ist stark von seiner intellektuellen Auseinandersetzung mit verschiedenen philosophischen Traditionen beeinflusst. Zwei dieser Traditionen, der Neuplatonismus und der Manichäismus, haben eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung der christlichen Theologie von Paulus zu Augustinus gespielt. Die Integration dieser Traditionen hat die Ausformung von Augustinus’ Denken beeinflusst, sowohl direkt als auch indirekt.

Einflüsse des Manichäismus

Dualismus von Gut und Böse: Der Manichäismus, dem Augustinus vor seiner Bekehrung zum Christentum anhängte, lehrt einen strikten Dualismus zwischen Gut (Licht) und Böse (Dunkelheit), wobei diese beiden Prinzipien als gleichwertige, ewige Kräfte betrachtet werden. Obwohl Augustinus später diesen Dualismus aufgab, beeinflusste die manichäische Betonung des Konflikts zwischen Gut und Böse weiterhin seine Gedanken. Dies zeigt sich in seiner späteren Betonung des Kampfes zwischen der Stadt Gottes (civitas Dei) und der Stadt der Menschen (civitas terrena), die symbolisch für den inneren Konflikt zwischen den Kräften des Guten und des Bösen im menschlichen Herzen stehen.

Lehre von der Erbsünde: Während Augustinus den dualistischen Manichäismus aufgab, bleibt der Eindruck des Bösen als mächtiger, aber besiegbarer Feind bestehen. Er entwickelte die Lehre von der Erbsünde, in der die gesamte Menschheit durch die Sünde Adams, sein sexuelles Begehren, belastet ist und in einem Zustand der Sünde geboren wird. Diese Sichtweise steht zwar im Gegensatz zur manichäischen Lehre, die die Materie selbst als böse ansieht, zeigt aber dennoch eine gewisse Affinität zur Idee einer durchgehenden, vererbbaren Tendenz zum Bösen im Menschen.

Gottes Gnade und Vorherbestimmung: Der Einfluss des Manichäismus könnte auch in Augustinus’ Betonung der Gnadenlehre und der Prädestination mitschwingen. Während der Manichäismus Menschen in zwei Gruppen einteilt – die „Kinder des Lichts“ und die „Kinder der Dunkelheit“ – entwickelt Augustinus seine Lehre von der doppelten Prädestination, in der er lehrt, dass Gott einige zur Errettung und andere zur Verdammnis bestimmt hat. Auch wenn dies nicht direkt aus dem Manichäismus stammt, zeigt es eine gewisse Kontinuität in der Betonung der Vorherbestimmung und des unvermeidlichen Schicksals, das im Manichäismus stark präsent ist.

Einflüsse des Neuplatonismus

Ontologische Hierarchie und das Gute: Der Neuplatonismus, insbesondere in der Lehre Plotins, beeinflusste Augustinus’ Sichtweise auf die Natur des Seins und das Konzept des Guten. Der Neuplatonismus lehrt eine ontologische Hierarchie, bei der alles Seiende von „dem Einen“ (dem höchsten Prinzip) ausgeht. Das „Eine“ ist absolut gut, und alles existierende Böse wird als Abwesenheit oder Mangel des Guten verstanden, nicht als eigenständige Substanz. Wohl aber wird das Böse repräsentiert durch den Sexualtrieb, der das Böse immer wieder in die Welt trägt. Augustinus übernimmt diese Sichtweise und integriert sie in seine Lehre von der Schöpfung und dem Bösen. Für Augustinus ist das Böse kein eigenes Wesen, sondern ein Mangel an Gutem, der Unfähigkeit, auf die Sexualität zu verzichten, was einen graduellen Unterschied zur dualistischen Weltanschauung des Manichäismus darstellt.

Rückkehr zur Quelle (Gott): Der Gedanke der Rückkehr zur Quelle, wie er im Neuplatonismus vorhanden ist, wird von Augustinus in einer christlichen Version übernommen. Während im Neuplatonismus die Seele bestrebt ist, zur Einheit mit dem Einen zurückzukehren, sieht Augustinus das menschliche Leben als einen Prozess, bei dem die Seele durch die Gnade Gottes zu ihrem Ursprung, also zu Gott, zurückfindet. Diese Rückkehr wird durch die Annäherung an Gott als das höchste Gute und die Abkehr von der Sünde, im Sinne einer asketischen Überwindung der Sexualität, als dem Bösen ermöglicht.

Innenschau und Erkenntnis Gottes: Der Neuplatonismus betont die Bedeutung der Innenschau und der inneren Erleuchtung als Wege zur Erkenntnis des Göttlichen. Augustinus überträgt diesen Gedanken in seine Lehre von der Erkenntnis Gottes durch innere Reflexion und das Hören auf die innere Stimme Gottes. Dies zeigt sich in seinem berühmten Werk „Bekenntnisse“, wo er beschreibt, wie er Gott in seinem Inneren findet und nicht in der äußeren Welt.

Die Gnadenlehre des Paulus und die des Augustinus im Vergleich

Während die jesuanische Verkündigung die Rechtfertigung auf die Einhaltung des Gebots der Nächstenliebe konzentriert hatte und damit die traditionelle jüdische Einhaltung von vielen Vorschriften und Gesetzen relativieren konnte, so geht Paulus einen Schritt weiter, indem er als entscheidend für die Gnade Gottes nicht mehr die Nächstenliebe ansieht, sondern den Glauben, dass Jesus Christus für die Sünden der Menschen gestorben ist. Paulus entfaltet seine Gnadenlehre allein aus Glauben in mehreren Passagen seiner Briefe. Siehe hierzu die wichtigsten Textstellen im Anhang 1.

Der Vergleich zwischen Paulus und Augustinus in Bezug auf die Gnadenlehre

Die Gnadenlehre des Augustinus unterscheidet sich in einigen Aspekten von der des Paulus, obwohl Augustinus von den paulinischen Schriften beeinflusst wurde. Die Unterschiede lassen sich hauptsächlich in den folgenden Punkten zusammenfassen:

Anthropologischer Ausgangspunkt und Erbsünde

Paulus: Paulus betont in seinen Briefen die universelle Sündhaftigkeit des Menschen und die Notwendigkeit der Gnade für die Erlösung. Dabei wird die Sündhaftigkeit aber in einer Übertretung des Gebots, vom Baum der Erkenntnis zu essen, gesehen. Paulus versteht die Erbsünde nicht als Ausdruck des sexuellen Begehrens Adams, wie es später Augustinus festlegen wird. Paulus spricht von der Sünde als einer Macht, die den Menschen beherrscht, besonders durch den „ersten Adam“ (Römer 5:12-21), aber seine Lehre konzentriert sich mehr auf die Rolle der Gnade in der Überwindung der Sünde als auf die Natur der menschlichen Verdorbenheit in Form seiner Sexualität.

Augustinus: Augustinus entwickelt die Lehre von der Erbsünde weiter und argumentiert, dass die gesamte Menschheit durch die sündhafte Sexualität Adams verdorben ist und daher in einem Zustand der völligen Unfähigkeit zur Selbstrettung geboren wird. Für Augustinus bedeutet dies, dass der Mensch ohne die Gnade Gottes nicht einmal in der Lage ist, das Gute zu wollen oder zu tun.

Gnade und freier Wille

Paulus: In den Briefen des Paulus bleibt Raum für eine gewisse Kooperation des Menschen mit der Gnade Gottes. Während die Gnade absolut notwendig ist, scheint Paulus dennoch davon auszugehen, dass der Mensch in seiner Entscheidung, ob er glaubt oder nicht, in gewissem Maße auf die Gnade reagieren kann, z.B. durch Glauben, dass Jesus Christus für die Sünden der Menschen gestorben ist. (Römer 10:9-10). Der Glaube selbst wird als eine mögliche Antwort des Menschen auf das Angebot der Gnade Gottes betrachtet.

Augustinus: Augustinus entwickelt eine viel rigorosere Vorstellung von der Wirksamkeit der Gnade. In seiner Auseinandersetzung mit dem Pelagianismus betont er, dass der freie Wille des Menschen nach dem Sündenfall so sehr geschwächt sei, dass nur die überwindende Gnade Gottes dem Menschen die Fähigkeit gibt, überhaupt zum Glauben zu kommen und das Gute zu tun. Diese Gnade ist für Augustinus nicht nur unterstützend, sondern absolut notwendig und übermächtig.

Vorherbestimmung und Erwählung

Paulus: Paulus spricht in seinen Briefen über die Erwählung und Vorherbestimmung (besonders in Römer 8:29-30 und Epheser 1:4-5). Er sieht die Erwählung als Teil von Gottes souveränem Plan, hebt aber auch den Glauben als Antwort des Menschen hervor. Es bleibt eine gewisse Spannung zwischen Gottes Souveränität und menschlicher Verantwortung und seiner persönlichen Entscheidung.

Augustinus: Augustinus geht in seiner Lehre von der Prädestination noch weiter und entwickelt die Vorstellung einer doppelten Prädestination: Einige Menschen sind von Gott zur Errettung vorherbestimmt, andere zum Verderben. Für Augustinus ist dies ein Ausdruck der absoluten Souveränität Gottes und der völligen Abhängigkeit des Menschen von der göttlichen Gnade. Diese Lehre wird in der Theologiegeschichte als „Augustinischer Prädestinationslehre“ bekannt.

Heilsökonomie

Paulus: Paulus legt großen Wert auf die Rolle des Glaubens in der Heilsökonomie. Die Gnade Gottes wird dem Menschen durch den Glauben zugänglich, und die Rechtfertigung erfolgt durch diesen Glauben (Römer 3:28). Die Betonung liegt auf der Dynamik zwischen Glauben und Gnade.

Augustinus: Augustinus sieht die Gnade als eine viel umfassendere und vollständig kontrollierende Kraft, die die gesamte Heilsökonomie lenkt. Der Glaube selbst ist bereits ein Geschenk der Gnade und nicht einfach die menschliche Antwort auf ein göttliches Angebot. Dies führt zu einer Betonung der göttlichen Initiative in allen Aspekten der Erlösung einschließlich der Prädestination.

Während Paulus die Gnade als zentrale Kraft in der Erlösung und im Glaubensleben des Menschen sieht, belässt er dem Menschen eine gewisse Verantwortung und Entscheidung zur Antwort auf diese Gnade. Augustinus hingegen entwickelt eine rigorosere Gnadenlehre, in der die Rolle des freien Willens völlig eingeschränkt ist und die Gnade als übermächtige und alles bestimmende Kraft verstanden wird. Dabei integriert Augustinus paulinische Konzepte in ein umfassenderes System, das den Einfluss der Erbsünde und die völlige Abhängigkeit des Menschen von der Gnade Gottes betont.

Die Bedeutung der Kirche für das Empfangen der Gnade bei Augustinus

Nach Auffassung des Augustinus kommt der gläubige Christ nur durch die katholische Kirche in den Genuss der Gnade Gottes, weil die Kirche für ihn die exklusive Mittlerin der göttlichen Gnade ist. Diese Sichtweise lässt sich durch mehrere zentrale Überzeugungen Augustins erläutern:

Die Kirche als Leib Christi

Augustinus sieht die Kirche als den mystischen Leib Christi, in dem die Gläubigen durch die Sakramente und die Gemeinschaft der Heiligen mit Christus vereint sind. Wer außerhalb der Kirche steht, ist von diesem Leib getrennt und kann daher nicht in den Genuss der Gnade Gottes kommen. Augustinus’ berühmtes Diktum „Extra ecclesiam nulla salus“ („Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil“) verdeutlicht seine Überzeugung, dass die Kirche der einzige Weg zur Erlösung ist.

Die Sakramente als Gnadenmittel

Für Augustinus sind die Sakramente, insbesondere die Taufe und die Eucharistie, wesentliche Mittel, durch die die Gnade Gottes den Gläubigen vermittelt wird. Die Sakramente wirken ex opere operato, das heißt, sie vermitteln die Gnade durch den Vollzug des Sakraments selbst, unabhängig von der Würdigkeit des Spenders oder Empfängers. Da die Sakramente nur innerhalb der Kirche gültig gespendet werden, sieht Augustinus die Kirche als den Ort, an dem allein die Gnade empfangen werden kann.

Die Einheit und Autorität der Kirche

Augustinus betont die Einheit der Kirche und ihre Autorität als die wahre Kirche Christi. Für ihn ist die katholische Kirche die einzige wahre Kirche, die sich durch die apostolische Sukzession und die Einheit im Glauben auszeichnet. Wer sich von dieser Einheit trennt, indem er sich z.B. einer häretischen oder schismatischen Gruppe anschließt, verliert den Zugang zur Gnade, die Gott durch die Kirche gewährt. Die Autorität der Kirche in Lehre und Sakramenten wird als unverzichtbar für das Heil angesehen.

Die Rolle der Bischöfe und der kirchlichen Hierarchie

Augustinus betont die Bedeutung der kirchlichen Hierarchie, insbesondere der Bischöfe, als Hüter und Vermittler der göttlichen Gnade. Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel und haben die Aufgabe, die Sakramente zu verwalten, die wahre Lehre zu bewahren und die Gläubigen zu leiten. Ohne die Autorität und das Wirken der kirchlichen Hierarchie ist nach Augustinus keine authentische Gnadenvermittlung möglich.

Die Notwendigkeit der Taufe

Die Taufe ist für Augustinus das grundlegende Sakrament, das den Menschen von der Erbsünde reinigt und ihn in die Gemeinschaft der Kirche und somit in den Genuss der göttlichen Gnade aufnimmt. Wer ungetauft stirbt, bleibt nach Augustinus’ Lehre außerhalb des Heils. Da die Taufe nur in der Kirche rechtmäßig gespendet wird, unterstreicht dies die Rolle der Kirche als einzigem Ort der Gnade.

Gnade und Buße — Mittel zu Herrschaft und Kontrolle

Auch die Gnade der Buße und der Vergebung der Sünden wird nach Augustinus durch die Kirche vermittelt. Die Beichte und die Absolution durch einen Priester sind notwendige Mittel, um nach der Taufe begangene Sünden zu vergeben und die Gnade Gottes wiederzuerlangen. Die Kirche hat die Vollmacht, diese Sakramente der Buße zu spenden, wodurch sie erneut als Vermittlerin der Gnade auftritt.

Nach Augustinus ist die katholische Kirche das einzige Mittel, durch das der gläubige Christ in den Genuss der Gnade Gottes kommt. Die Kirche ist für ihn der Leib Christi, die Hüterin der Sakramente, die Bewahrerin der wahren Lehre und die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen. Ohne die Zugehörigkeit zur Kirche und den Zugang zu ihren Sakramenten ist es nach Augustinus unmöglich, die göttliche Gnade zu empfangen und das ewige Heil zu erlangen.

Die Blaupause des Augustinus für absolute Kontrolle

Aber Augustinus bestreitet nicht nur den freien Willen, sondern auch das Selbstfabrizieren von eigenen Gedanken durch den einfachen gläubigen Christen. Denn die Bedingung der Möglichkeit des Erkennens von göttlichen Wahrheiten beruht nach Augustinus auf Illumination, der Erleuchtung auserwählter Menschen, die von Gottes Eingebung beschenkt werden. Den eigenen Kopf zum Selberdenken gebrauchen zu wollen, ist deshalb für die Minderwertigen vergeblich. Alle Erkenntnis bleibt einer göttlichen Eingebung vorgehalten. Erkenntnisse lassen sich durch Nachdenken nicht erarbeiten, nur die von Gott Erleuchteten vermögen sich der göttlichen Wahrheit zu nähern, nur die Auserwählten können vom göttlichen Licht der Erkenntnis angemessenen Gebrauch machen. In dieser Hinsicht werden die Auserwählten von den Minderwertigen in zwei Kategorien getrennt. Tiefer kann man die einfachen Gemeindemitglieder nicht herabwürdigen. Die Herrschaft der Kirche und ihrer Bischöfe über das einfache Kirchenvolk ist damit absolut gesetzt.

Augustinus hat damit eine Blaupause gefertigt für alle späteren hierarchisch strukturierten sozialen Gruppen, seien es kommununistische oder faschistische Parteien oder Sekten aller Art oder auch psychotherapeutische Fachgesellschaften etc., in denen eine offene Diskussion verpönt ist, weil die Alphatiere schon immer im Besitz der absoluten Wahrheit sind und der Pöbel die Klappe zu halten hat.

Anhang 1: Relevante Textstellen für die Gnadenlehre des Paulus

Römerbrief (Römer 3:21-26)

Gerechtigkeit aus Glauben: Paulus erklärt, dass die Gerechtigkeit Gottes unabhängig vom Gesetz offenbart wird und dass alle Menschen durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt werden. Diese Gerechtigkeit ist eine Gabe Gottes, die aus seiner Gnade entspringt.

Römerbrief (Römer 5:15-21)

Adam und Christus: Paulus kontrastiert die Sünde und den Tod, die durch Adam in die Welt gekommen sind, mit der Gnade und dem Leben, die durch Jesus Christus gegeben werden. Die überreiche Gnade Gottes wird in Christus deutlich, der den Tod und die Sünde überwunden hat.

Römerbrief (Römer 6:14-15)

Gnade statt Gesetz: Paulus betont, dass Christen nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen. Dies bedeutet, dass das Gesetz nicht mehr die beherrschende Macht ist, sondern die Gnade Gottes.

Römerbrief (Römer 11:5-6)

Auserwählung aus Gnade: Paulus erläutert, dass die Errettung nicht durch Werke, sondern allein durch die Gnade Gottes erfolgt. Er verwendet das Beispiel des Überrests Israels, der durch Gnade auserwählt ist.

Epheserbrief (Epheser 2:4-9)

Errettung aus Gnade durch Glauben: Diese Passage ist besonders prägnant für die Gnadenlehre. Paulus erklärt, dass die Menschen durch die große Liebe und Barmherzigkeit Gottes gerettet wurden, nicht aufgrund von Werken, sondern allein durch Gnade. Diese Errettung erfolgt durch den Glauben und ist ein Geschenk Gottes.

Titusbrief (Titus 3:4-7)

Gnade und Errettung: Paulus beschreibt, wie die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes erschienen ist und die Menschen nicht aufgrund ihrer eigenen Werke, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit gerettet hat. Diese Errettung erfolgt durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist, den Gott durch Jesus Christus reichlich ausgegossen hat.

Galaterbrief (Galater 2:16-21)

Rechtfertigung aus Glauben, nicht durch Werke: Paulus argumentiert hier, dass niemand durch die Werke des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Er macht deutlich, dass das Gesetz nicht die Grundlage der Rechtfertigung ist, sondern die Gnade Gottes.

Diese Passagen sind zentral für Paulus’ Gnadenlehre, da sie den grundlegenden christlichen Glauben an die Errettung durch die Gnade Gottes durch Jesus Christus hervorheben, unabhängig von menschlichen Leistungen oder dem Befolgen des Gesetzes.

Anhang 2: Theologie und Schicksal des Pelagius als einer der Hauptkritiker von Augustinus’ Gnadenlehre

Pelagius (350/360 – 420/430) war ein christlicher Theologe des 4. und 5. Jahrhunderts, dessen Lehre und Schicksal erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der westlichen christlichen Theologie hatten, insbesondere durch den Konflikt mit Augustinus von Hippo. Hier ist ein Überblick über die Lehre von Pelagius und sein Schicksal:

Die theologischen Aussagen des Pelagius

Pelagius stammte wahrscheinlich aus Britannien und wirkte in Rom, bevor er schließlich in Nordafrika und im östlichen Mittelmeerraum aktiv war. Seine Lehren betrafen vor allem die Themen der menschlichen Natur, der Erbsünde, der Gnade und des freien Willens.

Freier Wille: Pelagius betonte stark den freien Willen des Menschen. Er lehrte, dass der Mensch von Natur aus die Fähigkeit besitzt, Gutes zu tun und die Gebote Gottes zu befolgen, ohne dabei notwendigerweise auf göttliche Gnade angewiesen zu sein. Nach Pelagius ist der freie Wille ausreichend, um moralische Entscheidungen zu treffen und ein tugendhaftes Leben zu führen.

Erbsünde: Pelagius lehnte die Vorstellung der Erbsünde ab, wie sie von Augustinus vertreten wurde. Er argumentierte, dass jeder Mensch ohne die Last der Erbsünde geboren wird und daher in der Lage ist, das Gute aus eigener Kraft zu wählen. Für Pelagius bestand die Sünde Adams nicht darin, eine Erbsünde an die gesamte Menschheit weiterzugeben, sondern lediglich darin, ein schlechtes Beispiel gegeben zu haben.

Gnade: Während Pelagius die Existenz der göttlichen Gnade nicht leugnete, sah er sie eher als Hilfe oder Unterstützung für den Menschen, aber nicht als notwendige Voraussetzung für moralisches Handeln oder die Erlösung. Die Gnade Gottes erleichtert nach Pelagius das richtige Handeln, ist aber nicht zwingend erforderlich, da der Mensch auch ohne sie in der Lage ist, das Gute zu tun.

Moralische Verantwortung: Aufgrund seiner Betonung des freien Willens glaubte Pelagius, dass der Mensch vollständig für seine Sünden verantwortlich ist. Diese Verantwortung impliziert, dass der Mensch auch die Möglichkeit hat, vollkommen ohne Sünde zu leben, wenn er sich nur ausreichend anstrengt.

Der Konflikt mit Augustinus und die Verurteilung des Pelagianismus

Die Lehren des Pelagius standen im scharfen Gegensatz zu den Ansichten von Augustinus, der den Menschen in grundsätzlicher Abhängigkeit von der katholischen Kirche und der Gnade Gottes sah. Er lehrte, dass der Mensch durch die Erbsünde völlig verdorben sei und daher vollständig auf die göttliche Gnade und die katholische Kirche angewiesen sei, um das Heil zu erlangen.

Auseinandersetzung mit Augustinus: Der Konflikt zwischen Pelagius und Augustinus entbrannte vor allem um die Frage der Erbsünde und der Notwendigkeit der göttlichen Gnade. Augustinus verurteilte die Lehre des Pelagius als ketzerisch, weil sie seiner Meinung nach die Bedeutung der Gnade Gottes untergrub und die menschliche Selbstgenügsamkeit überbetonte.

Kirchliche Verurteilung: Die Lehren des Pelagius wurden wiederholt auf verschiedenen Synoden und Konzilien verurteilt. Das Konzil von Karthago (418) erklärte Pelagius’ Lehren als häretisch und verurteilte seine Auffassung des freien Willens und der Erbsünde. Im selben Jahr erließ Papst Zosimus das „Tractoria“, ein päpstliches Rundschreiben, das Pelagius und seine Anhänger verurteilte und die pelagianische Lehre als Häresie brandmarkte.

Das Schicksal des Pelagius

Nach seiner Verurteilung als Häretiker verlor Pelagius seine Position in der Kirche und wurde zunehmend marginalisiert.
Exil und Tod: Pelagius wurde wahrscheinlich aus Italien verbannt und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens vermutlich im Osten des Römischen Reiches, möglicherweise in Palästina oder Ägypten. Über das genaue Schicksal und den Tod von Pelagius gibt es keine zuverlässigen historischen Aufzeichnungen. Es wird angenommen, dass er in den 420er oder 430er Jahren im Exil starb, ohne dass es ihm gelang, seine Lehren in der Kirche zu rehabilitieren.

Nachwirkungen: Trotz der offiziellen Verurteilung hatten die Ideen des Pelagius einen nachhaltigen Einfluss und führten zur Bildung von Gruppen, die als „Semi-Pelagianer“ bekannt wurden. Diese Bewegungen versuchten, einen Mittelweg zwischen den Ansichten von Pelagius und Augustinus zu finden, indem sie einerseits die Bedeutung der Gnade anerkannten, andererseits aber auch den freien Willen und die menschliche Verantwortung betonten.

Pelagianismus und die Theologiegeschichte

Der Pelagianismus blieb auch nach der Verurteilung durch die Kirche ein bedeutender Streitpunkt in der Theologiegeschichte.
Langer Schatten: Der Konflikt zwischen Pelagianismus und Augustinus prägte die christliche Theologie über Jahrhunderte. Immer wieder tauchten theologische Strömungen auf, die Elemente des Pelagianismus aufgriffen, was zu wiederholten Verurteilungen durch die Kirche führte. Der Augustinismus, der die vollständige Abhängigkeit des Menschen von der göttlichen Gnade betonte, setzte sich jedoch in der westlichen Theologie durch und beeinflusste maßgeblich das Verständnis der Erbsünde und der Gnade in der katholischen und später auch in der protestantischen Theologie.

Pelagius war eine zentrale Figur in der frühen christlichen Theologie, deren Lehren eine intensive Auseinandersetzung über die Natur des Menschen, den freien Willen und die Bedeutung der göttlichen Gnade auslösten. Obwohl seine Lehre schließlich als Häresie verurteilt wurde, blieb der Pelagianismus ein bedeutender Bestandteil theologischer Diskussionen und beeinflusste indirekt die Entwicklung der christlichen Theologie, indem er Augustinus dazu veranlasste, seine Lehren über Erbsünde und Gnade zu formulieren und zu verteidigen.

Teileweise wird die Auffassung vertreten, die Katholische Kirche habe Pelagianer als Ketzer verbrannt. Pelagius und seine Anhänger wurden zwar als Ketzer verurteilt, aber es gibt keine historischen Belege dafür, dass Pelagianer aufgrund ihrer Überzeugungen von der Kirche verbrannt wurden.

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gab es allerdings Verbrennungen von Ketzern, insbesondere im Rahmen der Inquisition, aber diese betrafen andere Häresien und nicht speziell die Pelagianer. Die Kirche verurteilte den Pelagianismus in mehreren Konzilien, vor allem im Konzil von Karthago (418) und später im Konzil von Ephesus (431), aber die Bestrafungen waren meist Exkommunikation oder Verurteilung, nicht jedoch Verbrennungen.

Nachwirkungen der Theologie des Pelagius bei Eriugena

Johannes Scotus Eriugena (ca. 810–877) war ein mittelalterlicher Philosoph und Theologe, dessen Gedankenwelt stark von der platonischen Tradition und der mystischen Theologie geprägt war. Er lebte am Hof Karls des Kahlen, eines für Belange des Bildungswesens aufgeschlossenen Königs. Eriugenas Theologie wurde im Auftrag des Frankenkönigs entwickelt und kann als eine indirekte Kritik an der Gnadenlehre des Augustinus betrachtet werden, besonders in Bezug auf die Konzepte von Vorherbestimmung (Prädestination) und Erbsünde. Sein theologisches Denken weist auch Bezüge zu den Ideen des Pelagius auf, wenn auch in einer komplexeren und subtileren Weise.

Kritik an der augustinischen Prädestinationslehre

Augustinus hatte eine sehr strenge Auffassung von der Prädestination entwickelt, die besagte, dass Gott von Ewigkeit her bestimmt hat, wer gerettet wird und wer verdammt wird. Diese Lehre betonte die totale Abhängigkeit des Menschen von der göttlichen Gnade und die Unfähigkeit des Menschen, ohne diese Gnade zum Heil zu gelangen. Diese Auffassung brachten den einzelnen Menschen in totale Abhängigkeit von Staat und Kirche und lähmte jede Eigenmotivation, was einer Wirtschaft, die nach Belebung suchte, im Weg stand.

Eriugenas Sicht: Eriugena widersetzte sich dieser strengen Prädestinationslehre. In seinem Werk De divina praedestinatione (Über die göttliche Vorherbestimmung) argumentiert er, dass die Idee einer doppelten Prädestination (eine für das Heil und eine für die Verdammnis) nicht mit der göttlichen Güte vereinbar sei. Für Eriugena ist Gott absolut gut und es wäre unvereinbar mit dieser Güte, dass Gott jemanden zur Verdammnis vorbestimmen könnte. Er vertrat die Ansicht, dass alle Menschen letztlich zum Heil berufen sind und dass die Verdammnis nicht im göttlichen Plan liegt, sondern eher ein Ergebnis menschlicher Fehlentscheidungen ist.

Theologische Implikationen: Eriugenas Lehre steht im Gegensatz zu der augustinischen Betonung der absoluten Abhängigkeit von der Gnade Gottes. Während Augustinus eine sehr negative Sicht auf die menschliche sexuelle Natur seit dem Sündenfall hatte, sieht Eriugena das Potenzial für göttliche Erneuerung und Erlösung als universell und umfassend.

Bezug der Theologie des Eriugena zu Pelagius

Pelagius lehrte, dass der Mensch grundsätzlich in der Lage sei, ohne die Notwendigkeit einer besonderen göttlichen Gnade das Gute zu tun und die Gebote Gottes zu erfüllen. Diese Lehre wurde von Augustinus stark bekämpft, da sie seiner Ansicht nach die Bedeutung der Gnade und die Notwendigkeit der passiven Erlösung durch Christus seiner Auffassung von der Vorherbestimmtheit, wer auserwählt wird und wer nicht, untergrub.

Ähnlichkeiten mit Pelagius: Obwohl Eriugena kein Pelagianer im engeren Sinne war, teilen seine Ansichten gewisse Gemeinsamkeiten mit denen von Pelagius, insbesondere in seiner Betonung der menschlichen Freiheit und des Optimismus in Bezug auf die menschliche Natur. Eriugena lehnte die Vorstellung einer ererbten Sündhaftigkeit der menschlichen Natur, wie sie von Augustinus formuliert wurde, weitgehend ab. Er vertrat die Auffassung, dass das Böse keine Substanz habe, sondern eher ein Mangel an Gutem sei. Dies steht im Einklang mit der Neuplatonischen Tradition und einer weniger negativen Sicht auf die menschliche Natur, die auch bei Pelagius zu finden ist.

Menschliche Freiheit: Eriugena betonte, dass der Mensch in seiner Fähigkeit zu wählen eine zentrale Rolle spielt und dass diese Wahlfreiheit ein Geschenk Gottes ist. Auch wenn Eriugena die Bedeutung der Gnade anerkannte, legte er dennoch großen Wert auf die Fähigkeit des Menschen, durch vernünftiges Handeln und eine bewusste Entscheidung zur Wahrheit zu gelangen. Dies erinnert an Pelagius’ Lehre, die die menschliche Verantwortung und Fähigkeit betonte.

Theologische Unterschiede zwischen Eriugena und Pelagius

Während Eriugena bestimmte Aspekte der augustinischen Theologie kritisiert, unterscheidet sich seine Theologie auch deutlich von einer schlichteren pelagianischen Position.
Göttliche Einheit und Kosmologie: Eriugenas Denken ist stark von der platonischen und neuplatonischen Philosophie beeinflusst. Er sieht die gesamte Schöpfung als eine Emanation des göttlichen Wesens und betont die Einheit aller Dinge in Gott. Diese kosmologische Perspektive unterscheidet sich sowohl von Augustinus’ als auch von Pelagius’ theologischen Ansätzen, da sie einen stärker spekulativen und mystischen Charakter hat.

Universale Erlösung: Eriugenas Idee einer letztlich universalen Erlösung für alle Seelen (Apokatastasis) steht im Gegensatz zu Augustinus’ Lehre von der ewigen Verdammnis für die nicht Erwählten. Diese Idee spiegelt einen stärkeren Optimismus in Bezug auf das menschliche Schicksal wider, ähnlich wie bei Pelagius, wenn auch theologisch und philosophisch neuplatonischer und komplexer formuliert.

Johannes Scotus Eriugena entwickelte eine Theologie, die in vielerlei Hinsicht eine Kritik an der Gnadenlehre des Augustinus darstellt, insbesondere was die strikte Prädestinationslehre und die pessimistischen Ansichten über die menschliche Sexualität betrifft. Während Eriugena nicht einfach als Anhänger von Pelagius bezeichnet werden kann, weist seine Theologie doch Bezüge zu pelagianischen Ideen auf, insbesondere in seiner Betonung der menschlichen Freiheit und seines optimistischen Blicks auf die Erlösung. Eriugenas Theologie ist jedoch komplexer und integriert platonische und neuplatonische Ideen, wodurch sie sich sowohl von der augustinischen als auch von der pelagianischen Tradition unterscheidet.

Nachwirkungen der Theologie des Pelagius bei Erasmus

Erasmus von Rotterdam (1467-1536), ein Vertreter des Humanismus, wird oft mit den Ideen von Pelagius in Verbindung gebracht, allerdings ist es wichtig, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Denkern zu klären. Erasmus war historisch kein direkter „Nachfolger“ von Pelagius im Sinne einer bewussten oder expliziten Übernahme seiner Lehren, aber es gibt deutliche Parallelen, die ihn in den Augen seiner Zeitgenossen, besonders der Reformatoren wie Martin Luther, zu einem “Pelagianer” oder zumindest zu einem Sympathisanten der pelagianischen Ansichten machten.

Freier Wille und Gnade

Eine zentrale Parallele zwischen Erasmus und Pelagius liegt in ihrer Betonung des freien Willens:
Pelagius: Pelagius lehrte, dass der Mensch durch seinen freien Willen fähig sei, das Gute zu tun und die Gebote Gottes zu erfüllen, ohne zwingend auf göttliche Gnade angewiesen zu sein. Er lehnte die Vorstellung ab, dass der Mensch aufgrund der Erbsünde von Natur aus verdorben und daher unfähig sei, ohne Gottes Gnade das Heil zu erlangen.

Erasmus: In seinem Werk „De libero arbitrio“ (1524) argumentierte Erasmus gegen die extreme Auffassung von Luthers Prädestinationslehre und betonte die Rolle des freien Willens im Heilsgeschehen. Erasmus war der Ansicht, dass der Mensch zwar durch die Gnade Gottes unterstützt werde, aber dennoch die Fähigkeit habe, sich für das Gute zu entscheiden. Diese Position unterscheidet sich von der strikten Augustinischen Sichtweise, die Luther vertrat, und nähert sich den Ideen von Pelagius, auch wenn Erasmus die Notwendigkeit der Gnade nicht vollständig ablehnte.

Menschliche Verantwortung

Sowohl Pelagius als auch Erasmus legten großen Wert auf die menschliche Verantwortung und die moralische Anstrengung:
Pelagius lehrte, dass der Mensch in der Lage sei, ein sündloses Leben zu führen, wenn er sich nur genügend anstrenge. Die Gnade Gottes war für Pelagius eher eine Erleichterung als eine Notwendigkeit.

Erasmus legte ebenfalls Wert auf die moralische Verantwortung des Menschen und lehnte die Idee ab, dass der Mensch völlig passiv und hilflos sei, wenn es um seine Erlösung geht. Für Erasmus war die menschliche Kooperation mit der göttlichen Gnade wesentlich. Er sprach sich gegen eine deterministische Sichtweise aus, die die menschliche Verantwortung und die Notwendigkeit eines tugendhaften Lebens untergraben könnte.

Reaktion der Zeitgenossen

Erasmus’ Betonung des freien Willens und der menschlichen Verantwortung führte dazu, dass ihn seine Gegner, insbesondere Martin Luther, als „neuen Pelagius“ sahen:
In seiner Schrift „De servo arbitrio“ (1525) reagierte Luther scharf auf Erasmus’ Positionen. Luther betrachtete den freien Willen als unfähig, zum Heil beizutragen, und sah die menschliche Natur nach dem Sündenfall als vollständig verdorben an. Für Luther war der Mensch vollkommen auf die Gnade Gottes angewiesen. Er warf Erasmus vor, den Ernst der Sünde und die Notwendigkeit der Gnade zu verharmlosen, und bezeichnete seine Lehren als eine Form des Pelagianismus.

Unterschiede zu Pelagius

Trotz der Parallelen gibt es auch wichtige Unterschiede zwischen Erasmus und Pelagius:
Während Pelagius die Gnade Gottes als weitgehend unnötig betrachtete, erkannte Erasmus durchaus die Notwendigkeit der Gnade an, sah aber den Menschen in einer kooperativen Rolle mit der Gnade. Für Erasmus war die Gnade ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Erlösung, jedoch in einer Weise, die den freien Willen nicht ausschließt.

Pelagius wurde als Ketzer verurteilt, während Erasmus innerhalb der katholischen Kirche wirkte und deren Lehren grundsätzlich respektierte, auch wenn er eine Reform des kirchlichen Lebens und der Theologie anstrebte. Erasmus versuchte, eine Mittlerrolle zwischen den Extremen von Luthers Lehre und der katholischen Kirche zu finden.

Erasmus von Rotterdam kann in gewisser Weise als ein “Nachfolger” von Pelagius betrachtet werden, insofern als er den freien Willen und die menschliche Verantwortung betonte, was ihn in den Augen seiner Gegner in die Nähe des Pelagianismus rückte. Allerdings gibt es auch signifikante Unterschiede, besonders in seiner Anerkennung der göttlichen Gnade und seiner Position innerhalb der katholischen Kirche. Erasmus war bestrebt, eine ausgewogene Position zu finden, die sowohl die Rolle der Gnade als auch die menschliche Verantwortung berücksichtigt, ohne in die extremen Positionen von Pelagius oder Augustinus zu verfallen.

Anhang 3: Die Bedeutung der Gnosis für den Neuplatonismus

Die Gnosis (oder der Gnostizismus) war eine religiöse Bewegung, die dem Neuplatonismus vorausging. Die Gnosis entstand im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., während der Neuplatonismus im 3. Jahrhundert durch Plotin formalisiert wurde.

Entstehung und Merkmale der Gnosis

Frühe Gnosis: Die Gnosis entwickelte sich in der frühen Phase des Christentums und innerhalb des hellenistischen Judentums. Sie beinhaltete eine Vielzahl von religiösen und philosophischen Strömungen, die sich durch gemeinsame Merkmale wie den Dualismus und die Betonung von geheimem Wissen (Gnosis) auszeichneten.
Heterogene Bewegung: Die Gnosis war keine einheitliche Bewegung, sondern umfasste verschiedene Schulen und Gruppen mit unterschiedlichen Lehren und Praktiken. Bekannte gnostische Gruppen waren die Valentinianer, die Sethianer und die Basilidianer.

Dualismus: Ein zentraler Aspekt der Gnosis ist der Dualismus zwischen der geistigen, göttlichen Welt und der materiellen Welt, die als minderwertig oder böse betrachtet wurde.
Geheimes Wissen (Gnosis): Gnosis bedeutet “Wissen” oder “Erkenntnis”, und die gnostischen Lehren betonten die Bedeutung eines geheimen Wissens, das zur Erlösung führte.
Emanationen und Äonen: Viele gnostische Systeme beinhalteten eine komplexe Kosmologie mit göttlichen Emanationen (Äonen), die vom höchsten Gott abstammen.
Demiurg: In vielen gnostischen Lehren wurde die materielle Welt von einem niederen Schöpfergott, dem Demiurgen, erschaffen, der oft als unwissend oder bösartig dargestellt wurde.

Neuplatonismus und sein Einfluss

Plotin und seine Schule: Der Neuplatonismus wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. von Plotin begründet. Seine Lehren wurden durch seine Schüler wie Porphyrios und Proklos weiterentwickelt.
Philosophische Systematisierung: Der Neuplatonismus baute auf den Ideen Platons auf und entwickelte eine systematische metaphysische und theologische Struktur, die die Idee der Emanation und die Hierarchie der Seinsstufen beinhaltete.
Das Eine: Der Neuplatonismus postulierte ein höchstes Prinzip, das Eine, von dem alle Existenz durch einen Prozess der Emanation abgeleitet ist.
Hierarchie der Seinsstufen: Die Realität wird in einer hierarchischen Ordnung gesehen, die vom Einen über den Nous (Geist) und die Seele bis zur materiellen Welt reicht.
Mystische Vereinigung: Das Ziel des Lebens ist die Rückkehr zur Einheit mit dem Einen durch philosophische Reflexion und mystische Praxis.

Wechselwirkungen und Unterschiede, Einflüsse der Gnosis auf den Neuplatonismus

Gemeinsame Themen: Beide Strömungen teilen gemeinsame Themen wie die Emanation, die Betonung der geistigen Welt über die materielle und die Suche nach einem höheren Wissen oder einer höheren Erkenntnis.
Unterschiede in der Kosmologie: Während der Neuplatonismus eine klar strukturierte Hierarchie von Seinsstufen hat, variiert die gnostische Kosmologie stark und ist oft durch einen schärferen Dualismus und eine kritischere Sicht auf die materielle Welt geprägt.

Einfluss des Neuplatonismus auf die spätere Gnosis

Philosophische Raffinesse: Der Neuplatonismus beeinflusste spätere gnostische Denker, indem er eine philosophische Grundlage und Systematik bereitstellte, die gnostische Lehren weiterentwickelte und verfeinerte.
Integration in die christliche Theologie: Neuplatonische Ideen wurden von christlichen Denkern wie Augustinus aufgenommen, die auch gnostische Einflüsse in ihre Theologie integrierten.

Zusammenfassung

Die Gnosis war eine religiöse Bewegung, die dem Neuplatonismus vorausging und eine komplexe Vielfalt an Lehren und Praktiken umfasste. Der Neuplatonismus, der im 3. Jahrhundert n. Chr. entstand, beeinflusste die Gnosis auf philosophische Weise, während er selbst von den vorhergehenden gnostischen Ideen inspiriert wurde. Die Wechselwirkungen zwischen beiden Strömungen führten zu einer reichhaltigen intellektuellen und spirituellen Landschaft in der Spätantike. Man kann vielleicht die Hypothese wagen, dass der Neuplatonismus eine philosophisch überformte und damit gebändigte Form der Gnosis darstellte.

Anhang 4: Die Beeinflussung des Manichäismus durch den Buddhismus

Der Manichäismus, eine Religion, die im 3. Jahrhundert von Mani im Sassanidenreich gegründet wurde, wurde von mehreren religiösen und philosophischen Traditionen beeinflusst, darunter auch der Buddhismus. Manis Reisen und die Verbreitung seiner Lehre in verschiedenen kulturellen Kontexten brachten ihn in Kontakt mit den Lehren des Buddhismus, die einige Aspekte des Manichäismus prägten. Hier sind die wesentlichen Weisen, in denen der Manichäismus durch den Buddhismus beeinflusst wurde:

Dualistische Weltsicht und Kosmologie

Dualismus: Der Manichäismus ist bekannt für seinen radikalen Dualismus, der das Universum in zwei gegensätzliche Prinzipien aufteilt: das Reich des Lichts und das Reich der Finsternis. Während der Dualismus im Manichäismus auch durch zoroastrische Einflüsse geprägt wurde, lässt sich eine Parallele zu buddhistischen Vorstellungen erkennen, insbesondere in der Idee der ständigen Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Guten (Dharma) und des Bösen (Mara) in der Welt.

Kosmologie: Mani adaptierte buddhistische Vorstellungen von einer zyklischen Weltsicht und der Wiedergeburt, auch wenn er sie in das dualistische Schema des Manichäismus integrierte. Die Idee einer fortwährenden spirituellen Auseinandersetzung, in der Seelen zwischen Licht und Finsternis gefangen sind, spiegelt die buddhistische Vorstellung von Samsara (dem Kreislauf der Wiedergeburten) wider.

Askese und Mönchstum

Asketische Praxis: Der Manichäismus legte großen Wert auf Askese und die Ablehnung weltlicher Freuden, ähnlich den buddhistischen Mönchsidealen. Manis Lehre betonte die Notwendigkeit, sich von der materiellen Welt zu lösen, um das Licht in sich zu befreien, was stark an die buddhistischen Praktiken erinnert, die auf die Überwindung von Anhaftungen und das Erlangen von Erleuchtung abzielen.

Mönchsstruktur: Die manichäische Gemeinschaft war in „Auserwählte“ (auch „Electi“ genannt) und „Hörer“ unterteilt. Die Auserwählten lebten ein streng asketisches Leben, vergleichbar mit buddhistischen Mönchen, während die Hörer eine weniger strenge, laienhafte Rolle einnahmen. Dieses zweistufige System ist dem buddhistischen Sangha ähnlich, wo Mönche und Laien unterschiedliche Lebensweisen praktizieren.

Missionarische Ausbreitung

Missionstätigkeit: Mani sah sich selbst als einen Propheten, der verschiedene religiöse Traditionen zusammenführte, und der Manichäismus wurde als universale Religion verstanden, die sich missionarisch ausbreiten sollte. Dies ähnelt der buddhistischen Praxis der Missionierung, die darauf abzielte, die Lehre Buddhas weit über ihre Ursprungsregion hinaus zu verbreiten. Manis Reisen und die weite Verbreitung seiner Religion, einschließlich in den buddhistisch geprägten Regionen Zentralasiens und Chinas, spiegeln diese missionarische Dynamik wider.

Synkretismus: Mani integrierte bewusst Elemente anderer Religionen, darunter den Buddhismus, um seine Lehre an verschiedene kulturelle Kontexte anzupassen. In Regionen, in denen der Buddhismus stark präsent war, übernahm der Manichäismus buddhistische Begriffe, Konzepte und Bilder, um seine Botschaft verständlicher zu machen.

Religiöse Kunst und Symbole

Bildsprache: Der Manichäismus entwickelte eine reichhaltige religiöse Kunst, die auch buddhistische Einflüsse aufnahm. Mani selbst war ein Maler und legte großen Wert auf visuelle Darstellungen seiner Lehren. In Regionen, wo der Buddhismus verbreitet war, fanden sich in manichäischen Darstellungen oft buddhistische Motive, wie z.B. die Darstellung des Mani als Lichtgestalt, ähnlich wie Buddha in buddhistischen Kunstwerken dargestellt wurde.

Texte und Schriften: In manichäischen Schriften, die in Zentralasien und China gefunden wurden, sind buddhistische Einflüsse erkennbar, insbesondere in der Terminologie und in der ethischen Lehre. Die manichäische Schrifttradition zeigte eine Affinität zu buddhistischen Sutras in ihrer Struktur und didaktischen Methode.

Der Manichäismus wurde in bedeutender Weise durch den Buddhismus geprägt, insbesondere in seiner dualistischen Kosmologie, der Betonung auf asketische Lebensweisen, der Struktur der religiösen Gemeinschaft und in missionarischen Methoden. Mani integrierte bewusst buddhistische Elemente in seine Lehre, um seine Religion für unterschiedliche kulturelle Kontexte zugänglich zu machen, was die synkretistische Natur des Manichäismus unterstreicht. Diese Einflüsse trugen dazu bei, den Manichäismus als eine weltweit verbreitete Religion zu etablieren, die in verschiedenen kulturellen Kontexten Fuß fassen konnte.

Anhang 5: Augustinus’ Auffassung von der richtigen und der falschen Selbstliebe

Das Konzept der Liebe spielt eine zentrale Rolle in der Theologie und Philosophie des Augustinus von Hippo. Besonders bedeutend sind seine Unterscheidungen zwischen verschiedenen Arten von Liebe und die Bedeutung der richtigen Ausrichtung der Liebe für das menschliche Leben und die Beziehung zu Gott. Die Selbstliebe, wie Augustinus sie versteht, ist eng mit diesen Überlegungen verknüpft.

Liebe als zentrales Thema

Augustinus betrachtet die Liebe (lateinisch: caritas oder amor) als die treibende Kraft hinter allen menschlichen Handlungen und als das Fundament der christlichen Moral. Für ihn ist die richtige Ausrichtung der Liebe entscheidend für das menschliche Heil.
Caritas: Caritas ist die göttliche Liebe, die sich in der selbstlosen Liebe zu Gott und den Mitmenschen ausdrückt. Diese Liebe ordnet alles im Leben richtig, indem sie Gott an die erste Stelle setzt.
Cupiditas: Cupiditas steht für die selbstsüchtige, ungeordnete Liebe, die sich auf weltliche Dinge oder das eigene Ich richtet und zu Sünde und Verderbnis führt. Diese Form der Liebe stellt das Geschaffene über den Schöpfer und ist somit fehlgeleitet.

Selbstliebe im Kontext der Liebe zu Gott

Für Augustinus ist die Liebe zu Gott das höchste Gebot, das alle anderen Gebote erfüllt. Selbstliebe, verstanden als egozentrische und selbstsüchtige Liebe, wird von Augustinus negativ bewertet, da sie das Ich über Gott und den Nächsten stellt. In diesem Sinne ist die Selbstliebe oft gleichbedeutend mit Sünde und Stolz (lateinisch: superbia).
Ordo Amoris: Augustinus entwickelt das Konzept des ordo amoris, der “Ordnung der Liebe”. In dieser Ordnung steht die Liebe zu Gott an erster Stelle, gefolgt von der Liebe zu den Mitmenschen. Eine richtige Selbstliebe existiert nur dann, wenn sie in diese Ordnung eingeordnet wird. Das bedeutet, dass der Mensch sich selbst liebt, indem er Gott über alles andere liebt und dadurch sein wahres Wohl sucht.
Selbstliebe als Selbstliebe in Gott: In der richtigen Ausrichtung ist Selbstliebe nicht egoistisch, sondern auf Gott hin ausgerichtet. Augustinus argumentiert, dass wahre Selbstliebe darin besteht, sich selbst in Gott zu lieben, das heißt, sich so zu lieben, wie Gott den Menschen liebt. Dies bedeutet, dass man das eigene Wohl in der Vereinigung mit Gott sucht, anstatt in der Verfolgung egoistischer Wünsche.

Liebe als Antrieb für die menschliche Existenz

Augustinus sieht die Liebe als die zentrale Antriebskraft hinter allen menschlichen Handlungen. Das Problem der menschlichen Existenz liegt für ihn darin, dass die Liebe oft fehlgeleitet ist, indem sie sich auf vergängliche Dinge richtet anstatt auf das Ewige.
Confessiones: In seinen Confessiones beschreibt Augustinus seinen eigenen Weg zur Erkenntnis, dass alle menschliche Liebe, wenn sie nicht auf Gott ausgerichtet ist, letztlich unbefriedigend bleibt. Er erkennt, dass nur die Liebe zu Gott das Verlangen des menschlichen Herzens stillen kann.
Zwei Arten von Liebe: Augustinus unterscheidet zwischen zwei Arten von Liebe: die Liebe, die auf Gott gerichtet ist (die caritas), und die Liebe, die auf das Selbst oder auf weltliche Dinge gerichtet ist (die cupiditas). Letztere führt zur Entfremdung von Gott und zu innerer Unordnung, während erstere zur Vollendung und zum Heil führt.

Die Folgen der falschen Selbstliebe

Augustinus warnt vor den Gefahren einer falschen Selbstliebe, die den Menschen in die Sünde führt. Diese Selbstliebe äußert sich in Stolz und Hochmut, die den Menschen von Gott abwenden und seine Seele ins Verderben führen.
Der Fall der Engel: In Augustinus’ Schriften ist die Selbstliebe auch die Ursache für den Fall der Engel. Luzifer und seine Anhänger wählten aus Stolz und Selbstliebe, sich gegen Gott zu erheben, was zu ihrer Verdammnis führte. Diese Geschichte symbolisiert die zerstörerische Kraft einer Selbstliebe, die sich gegen die göttliche Ordnung stellt.
Gemeinschaft und Liebe: Augustinus betont, dass die richtige Liebe den Menschen in die Gemeinschaft führt, während die falsche Selbstliebe zur Isolation führt. Die christliche Liebe fordert die Gemeinschaft mit anderen und die Abkehr von der egoistischen Selbstliebe, die Trennung und Zwietracht säht.

Für Augustinus ist die Liebe, insbesondere die Liebe zu Gott, das zentrale Element der menschlichen Existenz. Selbstliebe wird von ihm kritisch betrachtet, wenn sie egoistisch und auf das eigene Ich gerichtet ist, weil sie den Menschen von Gott und den Mitmenschen trennt. Allerdings sieht Augustinus auch eine gerechte Form der Selbstliebe, die darin besteht, sich selbst in Gott zu lieben und sein wahres Wohl in der Gemeinschaft mit Gott zu suchen. Diese richtige Selbstliebe ist Teil der caritas und fügt sich in die von Augustinus formulierte Ordnung der Liebe ein, in der Gott an erster Stelle steht. Damit hat Augustinus letztlich das Gebot Jesu zur Nächstenliebe durch die Liebe zu Gott ersetzt, die denn auch in monastischer Abgeschiedenheit am reinsten zu verwirklichen wäre und nicht im Alltag der jeweiligen christlichen Lebenswelt.

Anhang 6: Der Hermetismus und die Überwindung materieller Begierden

Der Hermetismus ist eine religiös-philosophische Tradition, die in der hellenistischen Welt (ca. 2. Jahrhundert v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) entstand und bis in die Spätantike hinein von Bedeutung war. Die Lehren des Hermetismus werden in einer Sammlung von Schriften zusammengefasst, die als Hermetica bekannt sind, und diese Schriften werden traditionell Hermes Trismegistos zugeschrieben, einer synkretistischen Gestalt, die den griechischen Gott Hermes mit dem ägyptischen Gott Thoth verbindet.

Hauptmerkmale des Hermetismus

Kosmologie und Theologie: Der Hermetismus lehrt, dass es einen höchsten Gott gibt, der das Universum erschaffen hat und alles durchdringt. Der Kosmos wird als eine lebendige Einheit betrachtet, in der alles miteinander verbunden ist. Die Welt ist ein Abbild des göttlichen Geistes, und der Mensch ist ein Mikrokosmos des Universums, der in sich die göttliche Funken trägt.

Gnosis und Erkenntnis: Ähnlich wie im Gnostizismus spielt die Erkenntnis (Gnosis) eine zentrale Rolle. Der Mensch muss durch spirituelle Erkenntnis die wahre Natur seiner Existenz und seine göttliche Herkunft erkennen. Diese Erkenntnis führt zur Befreiung der Seele und zur Rückkehr zu ihrem göttlichen Ursprung.

Aszension der Seele: Der Hermetismus beschreibt den Aufstieg der Seele durch die Sphären der Planeten, zurück zum göttlichen Ursprung. Dieser Aufstieg ist mit einer inneren Reinigung und der Überwindung der materiellen Welt verbunden.

Magie und Alchemie: Hermetische Lehren umfassen auch magische und alchemistische Praktiken, die darauf abzielen, die materielle Welt zu transformieren und spirituelle Erkenntnis zu erlangen. Diese Praktiken stehen in engem Zusammenhang mit dem Verständnis des Universums als lebendig und von göttlichen Kräften durchdrungen.

Gemeinsamkeiten mit dem Urchristentum

Monotheismus: Sowohl der Hermetismus als auch das Urchristentum betonen die Existenz eines höchsten, allmächtigen Gottes. Im Christentum wird dieser Gott als der Schöpfergott der Bibel verehrt, während im Hermetismus der höchste Gott als der Urgrund des Seins betrachtet wird.

Spirituelle Erlösung: Beide Traditionen legen großen Wert auf die Erlösung der Seele. Im Urchristentum geschieht dies durch den Glauben an Jesus Christus und seine Erlösungstat, während im Hermetismus die Erlösung durch die Erkenntnis der göttlichen Wahrheit und die Rückkehr zum göttlichen Ursprung erfolgt.

Ethik und Moral: Beide Lehren fordern von ihren Anhängern ein ethisches Leben. Im Urchristentum basiert dies auf den Lehren Jesu, die Nächstenliebe und Demut betonen. Im Hermetismus geht es um die Reinigung der Seele und die Überwindung der materiellen Begierden.

Unterschiede zum Urchristentum

Christologie: Der zentrale Unterschied liegt in der Christologie. Das Urchristentum basiert auf dem Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes, der durch seinen Tod und seine Auferstehung die Menschheit erlöst hat. Der Hermetismus kennt keine ähnliche Figur und sieht die Erlösung eher als einen inneren Prozess der Selbsterkenntnis und der spirituellen Transformation.

Offenbarung und Schrift: Das Urchristentum beruft sich auf die Bibel als göttlich inspirierte Offenbarung, insbesondere das Neue Testament, während der Hermetismus auf die hermetischen Schriften und deren philosophisch-spirituelle Weisheiten vertraut, die als direkte Übermittlungen des göttlichen Geistes (Logos) durch Hermes Trismegistos gelten.

Erlösungsweg: Im Christentum wird die Erlösung durch den Glauben an Christus und die Gnade Gottes erreicht. Im Hermetismus hingegen ist die Erlösung ein Prozess der spirituellen Erkenntnis und der individuellen Transformation, bei dem die Seele durch Selbsterkenntnis und inneres Wachstum zu ihrem göttlichen Ursprung zurückkehrt.

Sicht auf die materielle Welt: Während das Urchristentum die materielle Welt als von Gott geschaffen, aber durch die Sünde gefallenen Zustand betrachtet, neigt der Hermetismus dazu, die materielle Welt als eine Illusion oder als etwas zu sehen, das überwunden werden muss, um die geistige Wahrheit zu erkennen.

Zusammenfassung

Der Hermetismus und das Urchristentum teilen einige grundlegende spirituelle Themen wie den Monotheismus und die Suche nach Erlösung, unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Theologie, ihrer Sicht auf die materielle Welt und dem Weg zur Erlösung. Der Hermetismus betont die Bedeutung von Gnosis, Selbsterkenntnis und innerer Transformation, während das Urchristentum auf den Glauben an Jesus Christus und die Gnade Gottes als zentralen Weg zur Erlösung fokussiert.

Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht

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