Formen des Lernens im kreativen Bereich und in der Psychotherapie

Formen des Lernens im Allgemeinen

Inhaltsverzeichnis

Der Begriff „Lernen“ beschreibt den Prozess, durch den ein Individuum Wissen, Fertigkeiten, Verhaltensweisen oder Einstellungen erwirbt oder verändert. Lernen kann auf viele verschiedene Arten erfolgen. Dir hier besprochenen verschiedenen Formen des Lernens solle zeigen, dass Lernen ein vielseitiger Prozess ist, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird und auf unterschiedlichen Wegen erfolgen kann. Im Folgenden werden einige zentrale Formen des Lernens erläutert:

Klassisches Konditionieren, Assoziatives Lernen, Bedingter Reflex

Dies ist eine Form des Lernens, bei der ein neutraler Reiz mit einem unbedingten Reiz gekoppelt wird, sodass der neutrale Reiz schließlich eine ähnliche Reaktion auslöst. Ein Beispiel ist Pawlows Experiment mit Hunden, bei dem das Futter (unbedingter Reiz) mit dem Glockenton (neutraler Reiz) assoziiert wurde, sodass die Hunde schließlich bei dem Ton der Glocke zu speicheln begannen.

Operantes Konditionieren, Lernen durch Verstärkung

Bei dieser Form des Lernens werden Verhaltensweisen durch ihre Konsequenzen beeinflusst. Ein Verhalten, das positive Konsequenzen hat (z. B. Belohnungen), wird verstärkt und tritt häufiger auf, während Verhaltensweisen, die negative Konsequenzen haben (z. B. Bestrafungen), seltener auftreten. Dieses Modell wurde stark von B. F. Skinner geprägt.

Problemlösungslernen, Kognitives Lernen, Einsichtslernen

Einsichtslernen, kognitives Lernen betont die Bedeutung von mentalen Prozessen, wie Denken, Erinnern und Problemlösen. Lernen wird nicht nur als Reiz-Reaktions-Verkettung betrachtet, sondern als aktiver Prozess, bei dem Informationen verarbeitet und in bestehende Wissensstrukturen integriert werden. Dazu gehört auch das Einsichtslernen (z. B. das plötzliche Verstehen eines Problems). Diese Form des Lernens tritt auf, wenn eine Person plötzlich eine Lösung zu einem Problem erkennt, ohne dass es einen offensichtlichen schrittweisen Lernprozess gibt. Wolfgang Köhler führte Experimente mit Schimpansen durch, die Probleme lösten, indem sie Gegenstände kombinierten, um an Futter zu gelangen.

Latentes Lernen

Latentes Lernen findet statt, ohne dass es sofort offensichtlich wird, weil keine unmittelbare Verstärkung erfolgt. Das Gelernte zeigt sich erst dann, wenn ein Anreiz besteht, dieses Wissen anzuwenden. Ein Beispiel ist das Lernen einer Umgebung, ohne sie bewusst zu erkunden, wie es Tiere in einem Labyrinth gezeigt haben. Experimente zu dieser Art des Lernens wurden von Tolman durchgeführt.

Soziales Lernen

Diese Art des Lernens erfolgt durch Interaktionen mit anderen Menschen und den Austausch von Wissen und Erfahrungen innerhalb einer Gruppe. Soziales Lernen ist eine wichtige Komponente in der Entwicklung von kulturellem Wissen und Normen. In der Psychotherapie ist diese Form des Lernens vor allem in der Gruppenpsychotherapie von großer Bedeutung.

Soziales Lernen bezeichnet den Prozess, bei dem Individuen durch die Beobachtung und Interaktion mit anderen lernen. Es basiert auf der Idee, dass Menschen nicht nur durch direkte eigene Erfahrungen, sondern auch durch das Beobachten von Verhaltensweisen, Konsequenzen und sozialen Interaktionen anderer Personen lernen. Soziales Lernen ist ein zentraler Bestandteil menschlicher Entwicklung und spielt eine wichtige Rolle in vielen Bereichen des Lebens, wie in der Familie, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz und in sozialen Gruppen.

Grundlegende Konzepte des sozialen Lernens

Beobachtungslernen (Modelllernen)
Einer der bekanntesten Aspekte des sozialen Lernens ist das Beobachtungslernen, auch Modelllernen genannt. Menschen lernen, indem sie das Verhalten anderer (Modelle) beobachten und nachahmen. Dieser Prozess umfasst vier zentrale Schritte:
Aufmerksamkeit: Zunächst muss der Beobachter dem Modell Aufmerksamkeit schenken. Dies kann durch die Attraktivität oder Kompetenz des Modells beeinflusst werden.
Behalten: Der Beobachter muss das gesehene Verhalten im Gedächtnis speichern, um es später abrufen und nachahmen zu können.
Reproduktion: Der Beobachter muss in der Lage sein, das beobachtete Verhalten physisch und mental zu reproduzieren.
Motivation: Der Beobachter muss motiviert sein, das Verhalten tatsächlich nachzuahmen. Diese Motivation kann durch direkte Belohnungen oder Strafen, aber auch durch das Beobachten der Konsequenzen für das Modell beeinflusst werden (z. B. durch stellvertretende Verstärkung).

Dieses Konzept wurde besonders durch den Psychologen Albert Bandura und seine berühmten Experimente mit der Bobo-Puppe bekannt. In diesen Studien beobachteten Kinder ein Modell, das aggressives Verhalten gegenüber einer Puppe zeigte. Die Kinder, die dieses Verhalten beobachteten, neigten dazu, es nachzuahmen, was den Einfluss von beobachtetem Verhalten auf das Lernen unterstreicht.

Stellvertretendes Konditionieren
Das Modell des Stellvertretendes Lernens (Vicarious Learning) beschreibt, wie Menschen durch das Beobachten der Konsequenzen, die andere für ihr Verhalten erhalten, selbst lernen. Wenn ein Kind beobachtet, dass ein anderes Kind für sein Verhalten belohnt oder bestraft wird, lernt es, wie es sich selbst in ähnlichen Situationen verhalten sollte, ohne das Verhalten direkt selbst ausführen zu müssen. Ein Beispiel ist, wenn ein Kind sieht, dass ein Mitschüler für gute Noten gelobt wird. Es könnte dadurch motiviert sein, ebenfalls hart zu arbeiten, um diese Anerkennung zu bekommen, obwohl es selbst noch keine eigene Erfahrung mit der Belohnung gemacht hat.

Nachahmung und Imitation
Imitation ist eine wesentliche Form des sozialen Lernens, besonders bei Kindern. Sie beobachten das Verhalten von Erwachsenen oder älteren Kindern und versuchen, es direkt nachzuahmen. Imitation ist besonders in den ersten Lebensjahren entscheidend, da Kinder durch das Nachahmen von Sprechen, Gesten und Verhaltensweisen wesentliche Fähigkeiten erlernen. Während Imitation oft spontan ist, kann sie auch selektiv sein. Menschen neigen dazu, Verhaltensweisen von Modellen zu imitieren, die sie bewundern, als erfolgreich wahrnehmen oder denen sie vertrauen. Im sozialen Lernen ist Imitation nicht nur auf direkte Verhaltensweisen beschränkt, sondern umfasst auch Werte, Einstellungen und soziale Normen.

Soziale Verstärkung
Soziale Verstärkung beschreibt den Prozess, bei dem Verhaltensweisen durch soziale Reaktionen wie Lob, Anerkennung oder Ablehnung gestärkt oder abgeschwächt werden. In sozialen Gruppen lernen Menschen, was als akzeptables oder unakzeptables Verhalten gilt, indem sie die Reaktionen ihrer Mitmenschen beobachten. In der Schule beispielsweise lernen Kinder, dass bestimmte Verhaltensweisen wie Hilfsbereitschaft oder Höflichkeit durch Anerkennung seitens Lehrer und Mitschüler positiv verstärkt werden. Andererseits kann das Fehlen von sozialer Akzeptanz oder direkte Ablehnung als negative Verstärkung wirken, um unpassendes Verhalten zu reduzieren.

Kooperatives Lernen
Kooperatives Lernen ist eine Form des sozialen Lernens, die in Gruppen oder Teams stattfindet. Hier lernen Menschen nicht nur durch direkte Interaktion, sondern auch durch gemeinsames Problemlösen, das Teilen von Wissen und das Arbeiten auf gemeinsame Ziele hin. Beim kooperativen Lernen profitieren alle Beteiligten von den Fähigkeiten und dem Wissen der anderen. Ein Beispiel für kooperatives Lernen ist das Peer-Learning, bei dem Schüler oder Studenten einander helfen, neue Konzepte zu verstehen oder Probleme zu lösen. Sie lernen durch Diskussionen, den Austausch von Perspektiven und die gegenseitige Unterstützung.

Rollenspiele und soziale Rollen
Menschen lernen oft durch das Einnehmen von Rollen in sozialen Gruppen. Das Erlernen und Annehmen von sozialen Rollen – sei es in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft – ist ein aktiver Lernprozess, der durch Beobachtung und Interaktion mit anderen geprägt ist. Kinder lernen durch das Beobachten ihrer Eltern, wie sie ihre eigene Rolle in der Familie übernehmen können, oder junge Erwachsene lernen durch die Interaktion mit Kollegen und Vorgesetzten, wie sie sich in einer beruflichen Umgebung verhalten sollen. Rollenspiele in pädagogischen oder therapeutischen Kontexten sind ein bewusstes Mittel, um soziales Lernen zu fördern. Durch das Spielen verschiedener Rollen können Menschen Verhaltensweisen ausprobieren, ohne die Konsequenzen real erleben zu müssen, und lernen, wie sie in zukünftigen Situationen reagieren könnten.

Theorien des sozialen Lernens

Soziale Lerntheorie von Albert Bandura
Bandura entwickelte die soziale Lerntheorie, die besagt, dass Verhalten nicht nur durch direkte Verstärkung gelernt wird, sondern auch durch Beobachtung und Modellierung. Seine Theorie betont, dass Menschen durch das Beobachten der Handlungen anderer und deren Konsequenzen lernen können, ohne dass sie selbst direkt die Erfahrung machen müssen. Ein zentraler Aspekt seiner Theorie ist die Idee der stellvertretenden Verstärkung, bei der Individuen lernen, indem sie die Belohnungen oder Bestrafungen beobachten, die andere erhalten.

Lernen in sozialen Netzwerken
In der heutigen digitalen Welt spielen soziale Netzwerke eine immer wichtigere Rolle im sozialen Lernen. Durch Plattformen wie YouTube, Instagram oder TikTok lernen Menschen von Influencern, Freunden oder Experten, indem sie Videos und Beiträge konsumieren und selbst Inhalte erstellen. Das Lernen findet hier oft durch Beobachtung, Interaktion und den Austausch von Feedback in einer großen sozialen Gemeinschaft statt. Dieses Phänomen zeigt, dass soziales Lernen nicht nur in direkter physischer Interaktion geschieht, sondern auch über digitale Kanäle und Medien vermittelt wird.

Bedeutung des sozialen Lernens

Soziales Lernen in der Kindheit
In der frühen Kindheit ist soziales Lernen von zentraler Bedeutung. Kinder lernen durch das Beobachten von Eltern, Geschwistern und Gleichaltrigen, wie sie sich in der Welt zurechtfinden sollen. Diese Lernprozesse betreffen sowohl Verhaltensweisen (z. B. wie man spricht oder sich bewegt) als auch Werte und soziale Normen (z. B. was richtig oder falsch ist).

Soziales Lernen in der Schule
In schulischen Umgebungen wird soziales Lernen durch die Interaktion mit Lehrern und Mitschülern gefördert. Schüler lernen nicht nur akademische Inhalte, sondern auch, wie sie in Gruppen arbeiten, Konflikte lösen und soziale Regeln befolgen. Kooperatives Lernen und Peer-Learning sind wichtige pädagogische Methoden, um soziales Lernen zu unterstützen.

Soziales Lernen am Arbeitsplatz
Im beruflichen Kontext ist soziales Lernen ein wichtiger Aspekt der beruflichen Entwicklung. Menschen lernen durch die Beobachtung und Zusammenarbeit mit Kollegen, Mentoren oder Vorgesetzten. Mentoring-Programme und Teamarbeit sind Beispiele für Ansätze, die auf sozialem Lernen beruhen.

Soziales Lernen in der Gesellschaft
Soziales Lernen spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie Menschen kulturelle Normen, Werte und soziale Regeln erlernen. Durch das Beobachten der Verhaltensweisen anderer in sozialen Gruppen und Institutionen verstehen Menschen, welche Verhaltensweisen in bestimmten sozialen Kontexten angemessen oder inakzeptabel sind.

Zusammenfassung zum Abschnitt über Soziales Lernen

Soziales Lernen ist ein allgegenwärtiger Prozess, der durch Beobachtung, Nachahmung und Interaktion mit anderen Menschen stattfindet. Es ermöglicht es uns, neue Fähigkeiten zu erwerben, soziale Normen zu verstehen und unsere Beziehungen und Verhaltensweisen kontinuierlich anzupassen. Von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter bleibt soziales Lernen eine zentrale Methode, um sich in sozialen Umgebungen zurechtzufinden und persönliche wie auch berufliche Entwicklungen voranzutreiben.

Exploratives Lernen

Dies bezeichnet den Prozess, bei dem Personen durch aktives Ausprobieren und Erforschen ihrer Umwelt lernen. Dabei sind Neugier und das Entdecken neuer Informationen zentral. Besonders Kinder zeigen eine starke Neigung zu dieser Form des Lernens.

Implizites und explizites Lernen

Implizites Lernen ist unbewusstes Lernen, bei dem die Person Wissen erwirbt, ohne es direkt wahrzunehmen oder sich bewusst auf den Lernprozess zu konzentrieren (z. B. beim Spracherwerb das Erlernen von Grammatikregeln durch das Hören von Sprache).

Explizites Lernen ist bewusstes, absichtliches Lernen, bei dem die Person aktiv Informationen aufnimmt und sich anstrengt, neues Wissen zu erwerben (z. B. das Lernen einer Fremdsprache in der Schule).

Selbstgesteuertes Lernen

Hierbei plant und organisiert der Lernende den eigenen Lernprozess, indem er selbstständig Ziele setzt, Lernstrategien wählt und den Fortschritt überwacht. Diese Form des Lernens betont die Eigenverantwortung und Motivation des Lernenden.

Lernen aus Erfahrung

Lernen aus Erfahrung ist eine fundamentale Form des Lernens, bei der Menschen durch direkte Interaktionen mit ihrer Umwelt Wissen und Fähigkeiten erwerben. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der durch Erlebnisse, Beobachtungen und Reflexion über das eigene Handeln und dessen Folgen geprägt wird. Anders als theoretisches oder rein kognitives Lernen, das oft durch formale Bildung vermittelt wird, beruht Lernen aus Erfahrung auf praktischen Aktivitäten und realen Situationen.

Merkmale des Lernens aus Erfahrung

Direkte Interaktion mit der Umwelt: Beim Lernen aus Erfahrung stehen praktische Handlungen im Vordergrund. Individuen lernen, indem sie etwas ausprobieren, Entscheidungen treffen und die Konsequenzen dieser Entscheidungen erfahren.

Feedback und Anpassung: Ein zentrales Merkmal des Erfahrungslernens ist das unmittelbare Feedback, das der Lernende aus der Umwelt erhält. Dieses Feedback hilft, das eigene Verhalten anzupassen und bessere Strategien zu entwickeln. Fehler werden als wichtige Lernquelle betrachtet.

Reflexion: Der Lernprozess wird verstärkt durch die Reflexion über das Erlebte. Reflexion ermöglicht es dem Individuum, über die Erfahrungen nachzudenken, Muster zu erkennen, und zukünftige Handlungen basierend auf diesen Erkenntnissen zu planen. Ohne Reflexion kann Lernen aus Erfahrung weniger effektiv sein.

Kontextualität: Lernen aus Erfahrung ist oft stark mit dem Kontext verknüpft, in dem es stattfindet. Das bedeutet, dass die Umweltbedingungen, in denen das Lernen stattfindet, eine Rolle dabei spielen, wie gut das Gelernte auf andere Situationen übertragen werden kann.

Theorien zum Lernen aus Erfahrung

Eine der bekanntesten Theorien des Erfahrungslernens stammt von David Kolb. Kolb entwickelte ein zyklisches Modell des Erfahrungslernens, das aus vier Phasen besteht:

Konkrete Erfahrung: Der Lernprozess beginnt mit einer spezifischen Erfahrung, die der Lernende macht. Dies kann eine neue Situation oder eine veränderte Art der Interaktion mit der Umwelt sein.

Beobachtung und Reflexion: Nach der Erfahrung reflektiert der Lernende über das, was passiert ist. Er oder sie überlegt, was gut funktioniert hat, was nicht und welche Aspekte der Situation besonders auffällig waren.

Bildung abstrakter Konzepte: In dieser Phase entwickelt der Lernende Theorien oder Modelle, um die gemachte Erfahrung zu erklären. Diese Konzepte helfen dabei, das Erlebte zu verstehen und zu verallgemeinern.

Aktives Experimentieren: Schließlich wendet der Lernende die neu gewonnenen Erkenntnisse in neuen Situationen an, um zu sehen, ob die entwickelten Theorien oder Konzepte korrekt und hilfreich sind. Dadurch beginnt der Zyklus von vorne.

Formen des Lernens aus Erfahrung

Lernen durch Versuch und Irrtum: Eine der grundlegendsten Formen des Lernens aus Erfahrung ist das „Lernen durch Fehler“. Indem Menschen verschiedene Lösungen ausprobieren und scheitern, lernen sie, was funktioniert und was nicht. Diese Methode erfordert oft Geduld und Resilienz, ist aber äußerst effektiv für praktische Fähigkeiten.

Lernen durch Beobachtung: Menschen lernen auch durch die Beobachtung anderer. Dies kann als indirektes Erfahrungslernen betrachtet werden, da man durch die Erfahrungen anderer lernt. Ein Beispiel hierfür ist das Lernen durch Vorbilder oder Modelle.

Lernen durch Handeln (Learning by Doing): Diese Methode betont das tatsächliche Tun als zentrale Komponente des Lernens. Menschen erlernen Fähigkeiten oder Wissen, indem sie direkt und aktiv an einer Aufgabe arbeiten, sei es in einem handwerklichen Beruf, beim Musizieren oder in kreativen Tätigkeiten.

Lernen aus Erfahrung in Gruppen (Kooperatives Lernen): Durch die Interaktion mit anderen, insbesondere in Gruppen- oder Teamarbeit, lernen Menschen von den Erfahrungen und Perspektiven anderer. Dies fördert nicht nur die eigene Entwicklung, sondern stärkt auch das soziale Lernen.

Vorteile des Lernens aus Erfahrung

Tieferes Verständnis: Im Gegensatz zu rein theoretischem Wissen führt das Lernen aus Erfahrung zu einem tieferen Verständnis, da es auf realen, greifbaren Erlebnissen basiert.

Langfristige Speicherung: Da Erfahrungen oft mit Emotionen und praktischen Handlungen verbunden sind, bleiben sie besser im Gedächtnis verankert. Dies führt zu einer nachhaltigeren Form des Lernens.

Anpassungsfähigkeit: Menschen, die aus Erfahrung lernen, entwickeln oft eine höhere Anpassungsfähigkeit, da sie gelernt haben, wie man sich auf unerwartete Herausforderungen einstellt.

Förderung von Problemlösungsfähigkeiten: Erfahrungslernen erfordert oft kreatives Denken und Problemlösungsfähigkeiten, da man sich ständig neuen Herausforderungen stellt und Lösungen finden muss.

Herausforderungen bzw. Nachteile des Lernens aus Erfahrung

Fehlende Generalisierung: Eine Herausforderung besteht darin, dass das Gelernte manchmal stark an den spezifischen Kontext gebunden ist, in dem die Erfahrung gemacht wurde. Es kann schwierig sein, das Gelernte auf andere Situationen zu übertragen.

Zeitaufwendig: Erfahrungslernen ist oft zeitintensiv, da es viele Wiederholungen und Anpassungen erfordert, bis man erfolgreich lernt.

Fehlende Reflexion: Ohne bewusste Reflexion über die gemachten Erfahrungen kann der Lerneffekt begrenzt bleiben. Reflexion ist notwendig, um aus Fehlern und Erfolgen zu lernen.

Anwendung des Lernens aus Erfahrung in verschiedenen Bereichen

Berufliches Lernen: In vielen Berufen, insbesondere in handwerklichen und technischen Bereichen, ist Lernen aus Erfahrung entscheidend. Auszubildende lernen durch praktische Tätigkeiten und das kontinuierliche Feedback von Ausbildern und Kollegen.

Pädagogik: In der modernen Pädagogik wird das Lernen aus Erfahrung stark betont, insbesondere im Rahmen des projektbasierten Lernens oder durch außerschulische Aktivitäten wie Exkursionen und Praktika.

Selbstentwicklung im Coaching/Selbsterfahrung in der Psychotherapie: Lernen aus Erfahrung spielt auch eine zentrale Rolle in der persönlichen und emotionalen Entwicklung. Menschen lernen durch Lebenserfahrungen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen und sich emotional weiterentwickeln können.

Insgesamt ist das Lernen aus Erfahrung eine tiefgreifende und wirkungsvolle Form des Lernens, die in vielen Lebensbereichen eine wichtige Rolle spielt. Durch das bewusste Auseinandersetzen mit Erlebnissen und deren Reflexion wird das eigene Wissen erweitert und an zukünftige Herausforderungen angepasst.

Formen des Lernens bei der künstlerischen Arbeit

Im Rahmen eines künstlerischen Prozesses, bei dem ein Künstler ein Werk wie ein Gemälde oder eine Skulptur schafft oder ein Musiker ein Musikstück komponiert, sind verschiedene Formen des Lernens involviert. Der kreative Schaffensprozess ist oft eine Kombination aus intuitiven, kognitiven und erfahrungsbasierten Lernprozessen. Einige der wichtigsten Lernformen, die dabei eine Rolle spielen, sind:

Lernen aus Erfahrung bei der künstlerischen Arbeit

Lernen aus Erfahrung ist ein entscheidender Bestandteil der künstlerischen Arbeit und kreativen Prozesse, da Künstler durch direkte Interaktion mit Materialien, Techniken und Ideen lernen und ihre Fähigkeiten entwickeln. Künstlerisches Schaffen ist oft ein experimenteller, explorativer Prozess, bei dem der Künstler durch Versuch und Irrtum, Reflexion und ständige Anpassung neue Erkenntnisse und Fertigkeiten erwirbt. Dieses Lernen basiert auf praktischen Erfahrungen, inneren Reflexionen und emotionalen Reaktionen auf das eigene Werk.

Merkmale des Lernen aus Erfahrung im kreativen Prozess

Lernen durch Versuch und Irrtum
Künstlerische Prozesse beinhalten häufig das Ausprobieren neuer Ideen, Techniken oder Materialien, wobei nicht alle Versuche erfolgreich sind. Diese Fehler und Herausforderungen sind wichtige Lerngelegenheiten. Ein Maler könnte z. B. durch das Experimentieren mit Farbkombinationen oder Pinseltechniken herausfinden, welche Effekte am besten funktionieren. Eine Musikerin könnte verschiedene Akkordfolgen testen, um die gewünschte Stimmung in einem Musikstück zu erzeugen.

Intuitive Entscheidungen und spontanes Handeln
Oftmals basiert das Lernen aus Erfahrung in der Kunst auf intuitivem Handeln. Künstler sind häufig auf ihre Intuition und spontane Entscheidungen angewiesen, wenn sie kreative Prozesse durchlaufen. Diese Intuition entwickelt sich im Laufe der Zeit durch Erfahrungen, in denen der Künstler lernt, auf seine innere Stimme zu hören und Entscheidungen zu treffen, die sich im kreativen Prozess bewähren.

Feedback und Reflexion
Ein wesentlicher Teil des Erfahrungslernens im kreativen Prozess ist das Feedback. Dieses Feedback kann von außen kommen, durch Reaktionen des Publikums, anderer Künstler oder Kritiker, oder es kann aus der Selbstreflexion des Künstlers stammen. Durch das kritische-kreative Betrachten des eigenen Werks, sei es ein Gemälde, eine Skulptur oder ein Musikstück, können Künstler ihre Fortschritte bewerten und entscheiden, wie sie weiterarbeiten.

Emotionale Verarbeitung und Ausdruck
In künstlerischen Prozessen spielen emotionale Erlebnisse eine zentrale Rolle. Künstler nutzen oft ihre eigene emotionale Persönlichkeit und Umwelt als Quelle für Inspiration und Ausdruck. Emotionen wie Freude, Trauer, Wut oder Liebe fließen in das kreative Schaffen ein und werden durch das Kunstwerk erlebbar gemacht. Das Erfahrungslernen in diesem Zusammenhang bedeutet, dass der Künstler durch den kreativen Prozess lernt, wie er seine Emotionen auf eine neue, geistige Weise ausdrücken und in eine Form bringen kann.

Erforschen und Erlernen von Techniken
Das Erlernen und Meistern von Techniken ist ein weiteres zentrales Merkmal des Lernens aus Erfahrung in der Kunst. Ein Maler lernt durch das wiederholte Auftragen von Farbe und das Mischen von Pigmenten, wie er bestimmte Effekte erzielt. Ein Bildhauer entdeckt durch das Arbeiten mit verschiedenen Materialien, wie sich Stein, Holz oder Metall verhalten. Diese technischen Fertigkeiten werden durch ständiges Üben, Experimentieren und Reflektieren verfeinert.

Erfahrung von Flow-Zuständen
Künstler berichten oft davon, in einen Zustand des Flows zu geraten, wenn sie sich intensiv mit ihrem Werk beschäftigen. In diesem Zustand ist der Künstler völlig in den kreativen Prozess vertieft und verliert das Gefühl für Zeit und Raum. Dieses tief konzentrierte Arbeiten ist eine Form des Erfahrungslernens, bei der der Künstler durch das Tun selbst lernt, in einen Zustand optimaler Leistung zu gelangen, in dem Kreativität und Produktivität besonders hoch sind.

Der Erfahrungslernzyklus im kreativen Prozess

Der Zyklus des Lernens aus Erfahrung, wie er von David Kolb beschrieben wurde, lässt sich auch auf künstlerische Schaffensprozesse anwenden:

Konkrete Erfahrung: Der Künstler arbeitet aktiv an einem Kunstwerk oder einem kreativen Projekt, sei es Malerei, Musik, Literatur oder eine andere Form von Kunst. Die Arbeit am Material, das Experimentieren mit Farben, Klängen oder Formen stellt die konkrete Erfahrung dar.

Geistige Verarbeitung der Erfahrung: Nachdem das Kunstwerk oder ein Teil davon fertiggestellt ist, vollzieht der Künstler den Schaffensprozess kritisch auf einer geistigen Ebene nach. Was hat gut funktioniert? Wo gab es Herausforderungen oder unerwartete Ergebnisse? Diese geistige Auseinandersetzung kann sowohl während des Schaffensprozesses als auch danach erfolgen.

Bildung abstrakter Konzepte: Auf Grundlage der geistige Auseinandersetzung entwickelt der Künstler neue Ideen oder Ansätze. Diese Konzepte können technische Verbesserungen oder kreative Einsichten beinhalten, die beim nächsten Werk angewendet werden können. Hierbei werden Erkenntnisse aus den bisherigen Erfahrungen abstrahiert und auf neue kreative Projekte übertragen.

Aktives Experimentieren: In der nächsten Phase setzt der Künstler die gewonnenen Erkenntnisse in die Tat um. Dies führt zu neuen künstlerischen Experimenten, bei denen die Konzepte der geistigen Auseinandersetzung angewendet und weiterentwickelt werden. Der Lernzyklus wiederholt sich kontinuierlich im kreativen Prozess.

Beispiele für Lernen aus Erfahrung in der künstlerischen Arbeit

Bildende Kunst (Malerei, Skulptur)
Ein Maler, der mit abstrakten Formen und Farben experimentiert, lernt durch das direkte Arbeiten am Bild. Er erfährt, wie sich verschiedene Farbschichten übereinander verhalten oder wie das Licht auf bestimmte Farbmischungen reagiert. Die geistige Auseinandersetzung über das fertige Werk oder bestimmte Abschnitte des Prozesses führt dazu, dass der Künstler neue Techniken entwickelt oder bestehende Ansätze weiter verfeinert. Ein Bildhauer, der mit Stein oder Holz arbeitet, erlebt ebenfalls Erfahrungslernen, wenn er die Materialeigenschaften erforscht und versteht, wie sich verschiedene Werkzeuge auf die Oberfläche auswirken. Dabei spielt die taktile und körperliche Erfahrung des Materials eine entscheidende Rolle.

Musik
In der Musik können Musiker durch Improvisation und Komposition aus Erfahrung lernen. Ein Jazzmusiker, der improvisiert, greift auf sein technisches Wissen und seine Intuition zurück, um im Moment neue musikalische Ideen zu entwickeln. Durch das Spielen und die geistige Auseinandersetzung mit dem Gehörten lernt der Musiker, welche Harmonien und Melodien funktionieren und wie er seine Ausdrucksweise verfeinern kann. Komponisten, die neue Werke schaffen, durchlaufen ebenfalls einen Erfahrungslernprozess, bei dem sie mit verschiedenen musikalischen Ideen, Strukturen und Rhythmen experimentieren. Das Feedback von Musikern, die ihre Werke aufführen, und das Hören der Komposition in einem realen Kontext helfen ihnen, ihre Kompositionsfähigkeiten weiterzuentwickeln.

Schreiben
Schriftsteller erleben Erfahrungslernen, indem sie durch das Schreiben selbst neue Wege finden, Geschichten zu erzählen, Charaktere zu entwickeln oder sprachliche Ausdrucksformen zu verfeinern. Der Schreibprozess ist oft geprägt von Überarbeitungen, bei denen der Autor das Geschriebene reflektiert und neu bearbeitet. Diese geistige Auseinandersetzung über den kreativen Prozess führt zu einer Verbesserung der erzählerischen Fähigkeiten und der sprachlichen Präzision.

Bedeutung des emotionalen und psychischen Lernens aus Erfahrung im kreativen Prozess

Neben dem handwerklichen Aspekt des Erfahrungslernens spielt auch die emotionale und psychische Verarbeitung von Erfahrungen eine zentrale Rolle im kreativen Schaffen. Künstler nutzen oft ihre persönlichen Erlebnisse, Gedanken und Emotionen als Quelle der Inspiration. Sie lernen, wie sie ihre inneren Konflikte, Ängste oder Freuden durch ihr kreatives Werk ausdrücken können. Dieser Prozess ist nicht nur kognitiv, sondern tief emotional, da der Künstler sich mit seinen innersten Gefühlen auseinandersetzt und diese in eine äußere Form bringt.

Zusammenfassung zum Abschnitt Lernen aus Erfahrung im kreativen Bereich

Erfahrungslernen ist im kreativen Prozess unerlässlich, da Künstler durch praktisches Arbeiten, geistige Auseinandersetzung und emotionalen Ausdruck kontinuierlich neue Fähigkeiten und Einsichten gewinnen. Ob es darum geht, neue Techniken zu erlernen, kreative Ideen zu entwickeln oder Emotionen in Kunst umzusetzen – der künstlerische Prozess ist ein ständiger Zyklus des Lernens aus Erfahrung. Durch diese Art des Lernens können Künstler ihre Fähigkeiten vertiefen, ihren Stil weiterentwickeln und immer wieder neue kreative Wege beschreiten.

Weitere Formen des Lernens bei der künstlerischen Arbeit

Kognitives Lernen

Beim Schaffen von Kunstwerken oder Kompositionen wird häufig auf bereits erworbenes Wissen und erlernte Techniken zurückgegriffen. Künstler oder Musiker haben im Laufe ihrer Ausbildung Techniken, theoretische Konzepte und Methoden gelernt, die sie im kreativen Prozess anwenden. In diesem Sinne ist der künstlerische Schaffensprozess stark kognitiv geprägt, da er sowohl analytische als auch kreative Denkprozesse erfordert.

Exploratives Lernen

Künstlerisches Schaffen ist oft ein Prozess des Experimentierens und Entdeckens. Künstler und Musiker erkunden neue Techniken, Materialien oder musikalische Strukturen, um etwas Neues zu schaffen. Sie probieren neue Ansätze aus und lernen durch den Prozess selbst. Dieses explorative Lernen wird oft durch Neugier und die Suche nach Innovation angetrieben.

Lernen durch Einsicht und Problemlösen

Im kreativen Prozess treten häufig Momente des „Aha-Erlebnisses“ auf, bei denen der Künstler plötzlich eine Lösung oder Idee findet, die das Werk voranbringt. Dieses Einsichtslernen ist charakteristisch für kreative Problemlösungsprozesse, bei denen nach intensiver Beschäftigung mit einer Aufgabe plötzlich ein Durchbruch erfolgt.

Implizites Lernen

Ein großer Teil des künstlerischen Lernens erfolgt implizit, insbesondere wenn der Künstler unbewusst auf frühere Erfahrungen, Techniken und Routinen zurückgreift. Ein Musiker, der improvisiert, oder ein Maler, der intuitiv Farben und Formen kombiniert, zeigt häufig Fähigkeiten, die er nicht bewusst gelernt, sondern im Laufe der Zeit durch Übung und Erfahrung entwickelt hat.

Soziales und beobachtungsbasiertes Lernen

Künstler und Musiker lernen oft durch die Beobachtung und Nachahmung anderer Künstler. Diese Art des sozialen Lernens ist besonders in der Anfangsphase der Entwicklung wichtig, wenn Techniken von Meistern übernommen werden, um sie später zu adaptieren oder zu verändern. Zudem findet oft ein Austausch mit anderen Kreativen statt, der zu neuen Ideen und Ansätzen führen kann.

Selbstgesteuertes Lernen

Der kreative Prozess erfordert oft ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbststeuerung. Künstler setzen sich eigene Ziele, entwickeln ihre Fähigkeiten und reflektieren über ihren Schaffensprozess. Besonders beim Komponieren oder bei der Konzeption eines Kunstwerks spielen Planung, geistige Auseinandersetzung und kritisches Denken eine zentrale Rolle.

Zusammenfassung zum Abschnitt Lernen bei der künstlerischen Arbeit

Der künstlerische Schaffensprozess integriert mehrere Lernformen gleichzeitig. Während das explorative Lernen und das Lernen durch Einsicht eine zentrale Rolle in der kreativen Phase spielen, basiert der gesamte Prozess auch stark auf Lernen aus Erfahrung, kognitivem und implizitem Lernen, da auf vorhandenes Wissen und Fähigkeiten zurückgegriffen wird. Ebenso ist selbstgesteuertes Lernen wichtig, da Künstler und Musiker ihren kreativen Prozess oft autonom und im Rahmen einer geistige Auseinandersetzung gestalten.

Formen des Lernens in der psychoanalytischen Selbsterfahrung

Im Rahmen einer psychoanalytischen Selbsterfahrung, bei der eine Person Einsichten in ihre eigene Psyche gewinnt, treten verschiedene Lernprozesse auf. Diese Einsichten entstehen durch die Auseinandersetzung mit unbewussten Konflikten, verdrängten Emotionen und Mustern in der Persönlichkeit. Die Lernformen in diesem Prozess sind komplex und vielschichtig, da sowohl kognitive als auch emotionale und tiefenpsychologische Aspekte eine Rolle spielen. Hier sind die zentralen Lernformen, die in einer psychoanalytischen Selbsterfahrung zum Tragen kommen:

Das Lernen aus Erfahrung in der psychoanalytischen Selbsterfahrung

Das Lernen aus Erfahrung spielt eine zentrale Rolle in der psychoanalytischen Selbsterfahrung, da der gesamte therapeutische Prozess darauf abzielt, durch die bewusste Auseinandersetzung mit inneren Erfahrungen tiefere Einsichten zu gewinnen. In der Psychoanalyse geht es darum, sich nicht nur kognitiv mit psychischen Inhalten zu befassen, sondern diese auf einer emotionalen und erfahrungsbasierten Ebene zu erleben und zu verarbeiten. Der Patient lernt aus seinen persönlichen Erfahrungen, indem er vergangene Erlebnisse neu interpretiert und ihre emotionalen Auswirkungen besser versteht.

Merkmale des Lernen aus Erfahrung in der psychoanalytischen Selbsterfahrung

Emotionale Verarbeitung von Erfahrungen
Ein wesentlicher Teil des Lernens aus Erfahrung in der Psychoanalyse besteht darin, verdrängte oder unbewusste Emotionen, die in der Vergangenheit entstanden sind, zu erleben und zu verarbeiten. Diese Erfahrungen sind oft in Form von unbewussten Konflikten und Abwehrmechanismen gespeichert. Durch die therapeutische Arbeit wird der Patient mit diesen unbewussten Inhalten konfrontiert und kann sie durch emotionales Erleben und Reflexion bewusst verarbeiten.

Wiedererleben und Durcharbeiten
In der psychoanalytischen Therapie kommt es häufig zum Wiedererleben vergangener, meist schmerzhafter Erfahrungen in einem sicheren therapeutischen Rahmen. Der Patient kann ungelöste Konflikte, die sich in seinen gegenwärtigen Beziehungen oder Verhaltensmustern widerspiegeln, neu erfahren. Dies ermöglicht es, diese alten Erfahrungen zu durcharbeiten, was bedeutet, dass der Patient sie emotional und kognitiv integriert und dadurch lernt, anders mit ihnen umzugehen. Dieser Prozess ist ein tiefes Erfahrungslernen, das oft über viele Sitzungen hinweg stattfindet.

Übertragung und Gegenübertragung
Ein besonderes Merkmal der psychoanalytischen Therapie ist das Phänomen der Übertragung, bei der der Patient vergangene emotionale Muster und Beziehungserfahrungen in der psychotherapeutischen Situation aufs neue erlebt. Diese Übertragungsprozesse bieten eine Gelegenheit für das Lernen aus Erfahrung, da der Patient in der therapeutischen Beziehung alte Beziehungsmuster wiederholt, diese jedoch in einem neuen, sicheren Kontext erlebt. Der Therapeut kann diese Prozesse bewusst machen und gemeinsam mit dem Patienten besser verstehen als dies zuvor möglich war. Die Gegenübertragung, also die emotionalen Reaktionen des Therapeuten auf den Patienten, spielt ebenfalls eine Rolle im Erfahrungslernen. Indem der Therapeut seine eigene Reaktion auf den Patienten für sich selbst oder in der Supervision beschreibt und dosiert in die therapeutische Arbeit einbringt, hilft er dem Patienten, tiefere Einblicke in seine eigenen Beziehungsdynamiken zu gewinnen.

Geistige Auseinandersetzung und Einsicht
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Lernens aus Erfahrung in der psychoanalytischen Selbsterfahrung ist die geistige Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Patient wird ermutigt, seine Erlebnisse und Emotionen zu analysieren und zu hinterfragen. Durch diese bewusste geistige Auseinandersetzung über eigene Erfahrungen gewinnt der Patient Einsichten in seine psychische Struktur, in unbewusste Motive und in Verhaltensmuster, die sein Leben prägen. Diese Einsichten sind oft tiefgreifend und ermöglichen langfristige Veränderungen im Selbstbild und Verhalten.

Rekonstruktion und Integration von Erfahrungen
Viele psychische Konflikte entstehen aus frühen Lebenserfahrungen, die nicht vollständig verarbeitet, verstanden oder integriert wurden. In der psychoanalytischen Selbsterfahrung lernt der Patient, diese früheren Erfahrungen zu rekonstruieren und ihre Bedeutung für sein gegenwärtiges Leben besser und vollständiger zu verstehen. Dies geschieht oft durch die Wiederbegegnung mit Kindheitserinnerungen, unangenehmen Erfahrungen oder Entwicklungserlebnissen, die emotional unzugänglich waren. Das Lernen aus Erfahrung ermöglicht es dem Patienten, diese Erfahrungen zu integrieren und neue, gesündere Methoden der emotionalen Regulation und neue Verhaltensmuster bzw. Beziehungsmuster zu entwickeln.

Lernen durch Fehler, Missgriffe und Missverständnisse
Der psychoanalytische Prozess beinhaltet oft Momente, in denen Missverständnisse auftreten oder „Fehler“ in der therapeutischen Beziehung unterlaufen. Diese Fehler, sei es in der Kommunikation oder in der Wahrnehmung des Therapeuten, bieten wertvolle Lerngelegenheiten. Wenn der Therapeut und der Patient Missgriffe und Missverständnisse klären und über ihre Ursachen nachdenken, wird der Patient noch besser befähigt, seine eigenen inneren Konflikte und Abwehrmechanismen zu erkennen. Dieses Lernen durch Klärung von Missgriffen und Missverständnissen ist ein essenzieller Teil des Lernens aus Erfahrung, da es dem Patienten erlaubt, seine emotionalen Reaktionen noch besser zu verstehen.

Der Erfahrungszyklus in der psychoanalytischen Selbsterfahrung

Der Erfahrungslernzyklus, der von David Kolb beschrieben wurde, lässt sich auch auf die psychoanalytische Selbsterfahrung anwenden:

Konkrete Erfahrung: Der Patient durchlebt eine emotionale oder psychische Erfahrung, entweder innerhalb der therapeutischen Beziehung oder in seinem Alltag, die zu starken Emotionen oder inneren Konflikten führt.

Es findet eine geistige Auseinandersetzung über die Erfahrung statt: In der Therapie spricht der Patient gemeinsam mit dem Therapeuten über diese Erfahrung. Er wird ermutigt, seine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu analysieren und zu hinterfragen.

Bildung abstrakter Konzepte: Der Patient und der Therapeut entwickeln zusammen ein komplexes Verständnis oder ein Modell, das die psychischen Dynamiken hinter der Erfahrung erklärt. Dies könnte die Bewusstmachung von unbewussten Motiven, Abwehrmechanismen oder frühen Beziehungsmustern beinhalten.

Aktives Experimentieren: Der Patient wendet das neu gewonnene Verständnis in seinem Leben an, indem er alternative Verhaltensweisen ausprobiert, seine Beziehungen anders gestaltet oder neue Wege findet, mit Emotionen umzugehen. Dieser Teil des Lernens aus Erfahrung führt oft zu einem erneuten Zyklus, bei dem neue Erfahrungen gemacht und einer geistigen Auseinandersetzung zugänglich gemacht werden.

Herausforderungen und Probleme mit dem Lernen aus Erfahrung in der Psychoanalyse

Widerstände: Oft begegnet der Patient inneren Widerständen, da unbewusste Inhalte und emotionale Konflikte, die ans Licht kommen, schmerzhaft oder beängstigend sein können. Diese Widerstände müssen im Prozess des Lernens aus Erfahrung überwunden werden, was Geduld und Ausdauer erfordert.

Emotionales Erleben: Lernen aus Erfahrung in der psychoanalytischen Selbsterfahrung ist oft intensiv und emotional belastend. Der Patient durchlebt starke Gefühle von Angst, Trauer, Wut oder Scham, die erst durch eine geistige Auseinandersetzung und Integration verarbeitet werden können.

Langwieriger Prozess: Das Lernen aus Erfahrung in der Psychoanalyse ist ein langsamer Prozess, da tief verwurzelte Muster und Emotionen über einen längeren Zeitraum bearbeitet werden müssen. Veränderungen geschehen oft graduell und setzen voraus, dass der Patient bereit ist, sich über einen langen Zeitraum auf den therapeutischen Prozess einzulassen.

Zusammenfassung zum Abschnitt Lernen aus Erfahrung in der Selbsterfahrung

Das Erfahrungslernen ist in der psychoanalytischen Selbsterfahrung ein zentraler Baustein, der es dem Patienten ermöglicht, durch die bewusste Auseinandersetzung mit seinen emotionalen und unbewussten Prozessen tiefgreifende Einsichten zu gewinnen. Es geht dabei nicht nur um kognitive Erkenntnisse, sondern um das tatsächliche Erleben, Verarbeiten und Integrieren von Erfahrungen, die häufig mit intensiven Emotionen verbunden sind. Die therapeutische Beziehung und die geistige Auseinandersetzung über die gemachten Erfahrungen ermöglichen es dem Patienten, psychische Muster zu erkennen, alte Konflikte neu zu durchleben und nachhaltige Veränderungen in seiner Persönlichkeit und seinen Beziehungen zu erreichen.

Weitere Formen des Lernens in der Selbsterfahrung

Lernen durch Einsicht

Das psychoanalytische Modell zielt darauf ab, verborgene und unbewusste Motive ans Licht zu bringen, die das Verhalten und Erleben beeinflussen. Ein zentraler Lernprozess besteht darin, dass der Patient durch Einsichtslernen plötzlich Zusammenhänge und Muster in seinem Denken, Fühlen und Handeln erkennt. Dies geschieht oft, nachdem lange an bestimmten Themen gearbeitet wurde und unbewusste Inhalte ins Bewusstsein gelangt sind. Diese „Aha-Erlebnisse“ können entscheidende Veränderungen im Selbstverständnis und in der persönlichen Entwicklung auslösen.

Reflexives Lernen

Ein wichtiger Bestandteil der psychoanalytischen Selbsterfahrung ist die kontinuierliche Reflexion über eigene Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen. In der Therapie lernt der Patient, seine inneren Prozesse zu beobachten, zu analysieren und zu interpretieren. Diese Form des Lernens basiert auf einer tiefgehenden geistigen Auseinandersetzung und dem aktiven Versuch, Sinn und Bedeutung aus Erfahrungen zu gewinnen. Der Therapeut unterstützt dabei den Patienten, unbewusste Dynamiken zu beleuchten und zur geistigen Auseinandersetzung anzuregen.

Exploratives Lernen

In der psychoanalytischen Selbsterfahrung erkundet der Patient aktiv seine inneren psychischen Welten, einschließlich der eigenen Vergangenheit, Erinnerungen und frühkindlichen Erfahrungen. Dieser Prozess ist oft explorativ, da die Person unbekannte oder verdrängte Teile ihres Selbst entdeckt. Durch das freie Assoziieren und das Erzählen von Träumen werden neue Verbindungen und Bedeutungen aufgedeckt, die vorher unbewusst waren.

Emotionales Lernen

Ein zentraler Aspekt der psychoanalytischen Therapie ist das Erleben und Verarbeiten von Emotionen. Dabei geht es darum, emotionale Erfahrungen nicht nur kognitiv zu verstehen, sondern sie auch auf einer tiefen, gefühlsmäßigen Ebene nachzuvollziehen und zu integrieren. Diese Form des Lernens hilft dem Patienten, emotionale Blockaden zu überwinden und vergangene Traumata zu verarbeiten. Emotionales Lernen ist daher ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses.

Implizites Lernen

Viele Prozesse in der Psychoanalyse geschehen auf einer unbewussten Ebene. Der Patient lernt oft durch die wiederholte Auseinandersetzung mit bestimmten Themen oder Mustern, ohne dass er sich dessen unmittelbar bewusst ist. Dieses implizite Lernen zeigt sich etwa in Veränderungen im Verhalten oder in emotionalen Reaktionen, die sich allmählich entwickeln, während das Bewusstsein diese Veränderungen nur nach und nach erkennt.

Soziales Lernen

Die Beziehung zum Therapeuten spielt in der psychoanalytischen Selbsterfahrung eine zentrale Rolle. Durch die Interaktion mit dem Therapeuten lernt der Patient, neue Beziehungsmuster zu entwickeln und alte, möglicherweise dysfunktionale Muster zu erkennen und aufzugeben. Dies ist eine Form des sozialen Lernens, bei der der Patient in der therapeutischen Beziehung neue Erfahrungen macht, die später auch in den Alltag integriert werden können.

Selbstgesteuertes Lernen

Obwohl der psychoanalytische Prozess durch den Therapeuten begleitet wird, liegt ein großer Teil der Verantwortung beim Patienten. Der Patient muss aktiv an der eigenen Erkenntnisarbeit mitwirken, indem er offen, ehrlich und bereit ist, sich auf den Prozess einzulassen. Diese Eigenverantwortung und Selbststeuerung des Lernens ermöglicht tiefgreifende persönliche Einsichten und Veränderungen.

Zusammenfassung zum Abschnitt Lernen in der psychoanalytischen Selbsterfahrung

In der psychoanalytischen Selbsterfahrung kommen mehrere Lernformen zusammen: Das Erfahrungslernen steht im Vordergrund, da tiefere psychische Erkenntnisse aufgrund der Erfahrungen in der psychoanalytischen Situation selbst gewonnen werden. Einsichtslernen, Erfahrungslernen und exploratives Lernen unterstützen die Selbstwahrnehmung und die Auseinandersetzung mit unbewussten Prozessen. Emotionales Lernen hilft dabei, emotionale Blockaden zu lösen und traumatische Erlebnisse zu integrieren. Darüber hinaus spielen implizites Lernen, soziales Lernen und kognitives Lernen eine unterstützende Rolle, um eine umfassende psychische Entwicklung zu ermöglichen.

Zusammenfassung

Sowohl in der künstlerischen Arbeit als auch in der psychoanalytischen Selbsterfahrung spielen kreative Prozesse eine entscheidende Rolle und können von Formen des Lernen aus Erfahrung und einer geistigen Auseinandersetzung mit den Gegenständen der kreativen Prozesse sehr profitieren. Darüber hinaus spielen jeweils auch andere Formen des Lernens eine wichtige Rolle.

Weiterlesen: Aspekte der Kreativität aus neurobiologischer Sicht.

Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht

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