Die historisch-kritische Methode ist ein Ansatz zur Untersuchung und Interpretation biblischer Texte, der darauf abzielt, die ursprüngliche Bedeutung, den Kontext und die Entwicklung der Texte zu verstehen. Im Rahmen dieser Methode werden die Wundererzählungen im Neuen Testament auf verschiedene Weisen eingeordnet und analysiert. Hier sind einige der wesentlichen Aspekte:
Quellenkritik (oder auch Literarkritik)
Die Quellenkritik untersucht, welche Quellen den biblischen Texten zugrunde liegen. Bei den Wundererzählungen wird analysiert, ob diese aus früheren mündlichen Traditionen, schriftlichen Quellen oder anderen Dokumenten stammen.
Ein Beispiel ist die sogenannte „Zwei-Quellen-Theorie“, die besagt, dass das Markusevangelium und eine hypothetische Quelle Q die Hauptquellen für die Wundererzählungen in den Evangelien nach Matthäus und Lukas sind.
Formkritik
Die Formkritik untersucht die literarischen Formen und Gattungen der Wundererzählungen sowie ihren Sitz im Leben, d.h. ihre Funktion und Bedeutung in den frühchristlichen Gemeinden.
Wundererzählungen werden als „wunderbare Geschichten“ klassifiziert, die bestimmte Glaubensbotschaften oder theologischen Aussagen unterstreichen sollen.
Redaktionskritik
Die Redaktionskritik analysiert, wie die Evangelisten die überlieferten Wundererzählungen bearbeitet und in ihre Gesamterzählung eingebaut haben. Dabei wird untersucht, welche theologischen Absichten und Ziele sie verfolgten.
Zum Beispiel wird betrachtet, wie Matthäus, Markus, Lukas und Johannes die gleichen Wunder unterschiedlich darstellen und welche spezifischen theologischen Akzente sie setzen.
Traditionsgeschichte
Die Traditionsgeschichte verfolgt die Entwicklung der Wundererzählungen von ihren ursprünglichen Formen über verschiedene mündliche und schriftliche Stadien bis zu ihrer endgültigen Form im Neuen Testament. Sie untersucht, wie und warum sich die Erzählungen im Laufe der Zeit verändert haben und welche Einflüsse aus dem jüdischen, hellenistischen und römischen Kontext erkennbar sind.
Historische Kritik.
Die historische Kritik fragt nach dem historischen Kern der Wundererzählungen. Sie versucht zu bestimmen, inwieweit die berichteten Wunderereignisse als historische Tatsachen angesehen werden können. Historiker unterscheiden zwischen dem „historischen Jesus“ und dem „Christus des Glaubens“, wobei sie untersuchen, welche Wunderberichte möglicherweise auf tatsächliche Ereignisse zurückgehen und welche eher als theologische Interpretationen oder legendäre Ausschmückungen zu verstehen sind.
Insgesamt bietet die historisch-kritische Methode eine Vielzahl von Werkzeugen, um die Wundererzählungen im Neuen Testament in ihrem historischen und literarischen Kontext zu verstehen. Sie ermöglicht es, die verschiedenen Schichten der Überlieferung zu identifizieren und die theologischen Anliegen der frühen Christenheit zu erkennen.
Beispiele
Hauptmann von Kapernaum
Das Wunder vom Hauptmann von Kapernaum ist eine bekannte Erzählung im Neuen Testament, die in Matthäus 8:5-13 und Lukas 7:1-10 beschrieben wird. Im Folgenden wird die historisch-kritische Methode auf diese Erzählung angewendet, um ihre Entstehung, Entwicklung und Bedeutung zu analysieren.
Quellenkritik (oder auch Literarkritik)
Matthäus 8:5-13:
Diese Version der Erzählung ist Teil des Matthäus-Evangeliums, das wahrscheinlich zwischen 80 und 90 n. Chr. geschrieben wurde. Es wird angenommen, dass Matthäus das Markusevangelium und eine hypothetische Quelle Q verwendet hat, obwohl die Erzählung vom Hauptmann von Kapernaum nicht in Markus enthalten ist und vermutlich aus der Q-Quelle stammt oder eine eigene Überlieferung darstellt.
Lukas 7:1-10
Lukas‘ Version ist ebenfalls Teil des Lukas-Evangeliums, das etwa zur gleichen Zeit wie Matthäus (ca. 80-90 n. Chr.) verfasst wurde. Auch Lukas verwendet das Markusevangelium und die Q-Quelle. Die Erzählung hier zeigt größere Übereinstimmungen mit der Version in Matthäus, was auf eine gemeinsame Quelle oder gegenseitige Beeinflussung hinweist.
Formkritik
Die Formkritik untersucht die literarische Gattung und den Sitz im Leben
Die Erzählung gehört zur Gattung der „Wundererzählungen“, genauer gesagt der „Fernheilungswunder“, da Jesus die Heilung vollzieht, ohne physisch anwesend zu sein.
Der Sitz im Leben könnte in der frühchristlichen Verkündigung und Mission liegen, wo solche Geschichten den Glauben an Jesu göttliche Vollmacht und seine Fähigkeit, auch Heiden zu helfen, stärken sollten.
Redaktionskritik
Matthäus betont den Glauben des Hauptmanns und fügt das Zitat hinzu: „Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden.“ (Matthäus 8:10).
Die Erzählung wird verwendet, um eine theologische Aussage über den Glauben der Heiden im Gegensatz zum Unglauben Israels zu machen. Diese Aussage ist als latent antijudaistisch zu vertehen.
Lukas dagegen betont die Rolle der jüdischen Ältesten, die für den Hauptmann bitten, und stellt den Hauptmann als einen Freund der Juden dar. diese Aussage ist als projudaistisch zu verstehen.
Lukas legt Wert auf die Menschlichkeit und das Mitgefühl des Hauptmanns sowie auf seine gute Beziehung zu den Juden, was in seiner Darstellung der universellen Reichweite von Jesu Wirken und der inklusiven Natur des Evangeliums wichtig ist.
Traditionsgeschichte
Die Tradition könnte auf eine mündliche Überlieferung zurückgehen, die in verschiedenen Gemeinden kursierte und schließlich von Matthäus und Lukas aufgegriffen wurde.
Unterschiede in den Details (z.B. die Rolle der jüdischen Ältesten in Lukas und das direkte Gespräch zwischen Jesus und dem Hauptmann in Matthäus) zeigen, wie die Erzählung in unterschiedlichen Kontexten angepasst und theologischen Bedürfnissen angepasst wurde.
Historische Kritik
Historiker fragen, ob die Heilung des Dieners eines römischen Hauptmanns historisch plausibel ist. Der römische Kontext und die positive Darstellung eines heidnischen Hauptmanns könnten auf eine historische Basis hinweisen, da dies untypisch für jüdische Erzählungen jener Zeit wäre.
Die Betonung des Glaubens des Hauptmanns und die Fernheilung sind schwer zu verifizieren, aber sie passen in das Muster der Wundererzählungen, die die Autorität und das Mitgefühl Jesu hervorheben.
Fazit
Die historisch-kritische Methode zeigt, dass die Erzählung vom Hauptmann von Kapernaum eine komplexe literarische und theologische Konstruktion ist, die verschiedene Überlieferungsschichten und redaktionelle Absichten widerspiegelt. Sie bietet Einblicke in die frühe christliche Theologie und die universelle Botschaft Jesu, wie sie in den Evangelien präsentiert wird.
Speisung der 4000 bzw.5000
Die Speisung der 4000 bzw. 5000 ist eine der bekanntesten Wundererzählungen im Neuen Testament und wird in allen vier Evangelien (Matthäus 14:13-21, Markus 6:30-44 und Markus 8:1-9, Lukas 9:10-17, Johannes 6:1-15) berichtet. Bei Markus kommt die Erzählung gleich zweimal in verschiedenen Vatianten vor. Die Anwendung der historisch-kritischen Methode auf diese Erzählung ermöglicht es, ihre Entstehung, Entwicklung und Bedeutung zu analysieren.
Quellenkritik (Literarkritik)
Synoptische Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas):
Es wird allgemein angenommen, dass das Markusevangelium das älteste der synoptischen Evangelien ist und die Vorlage für Matthäus und Lukas darstellt.
Die Speisung der 5000 wird in Markus 6:30-44 beschrieben und von Matthäus und Lukas übernommen und leicht verändert. Die große Ähnlichkeit zwischen den Berichten weist auf eine gemeinsame Quelle hin, vermutlich das Markusevangelium selbst.
Johannes:
Das Johannesevangelium enthält eine Version der Speisung der 5000 in Johannes 6:1-15. Obwohl es einige Unterschiede in den Details gibt, zeigt die grundlegende Struktur der Erzählung deutliche Parallelen zu den synoptischen Evangelien.
Johannes könnte eine eigenständige Tradition oder eine andere Quelle verwendet haben, die unabhängig von den synoptischen Evangelien existierte.
Formkritik
Die Formkritik untersucht die literarische Gattung und den Sitz im Leben:
Die Erzählung gehört zur Gattung der „Wundererzählungen“, genauer gesagt der „Speisungswunder“.
Der Sitz im Leben könnte in der frühchristlichen Gemeinschaft liegen, wo solche Geschichten die Fürsorge Jesu und die Versorgung der Gläubigen durch Gott symbolisieren.
Redaktionskritik
Markus betont die Fürsorge Jesu für die Menge und seine Aufforderung an die Jünger, ihnen zu essen zu geben. Dies unterstreicht die Rolle Jesu als Hirte und Versorger.
Matthäus folgt Markus weitgehend, fügt aber zusätzliche Details hinzu, wie die Betonung auf Jesu Mitgefühl und die genaue Anzahl der verbleibenden Körbe mit Brot.
Lukas betont die Organisation der Menge in Gruppen und Jesu direkte Anweisung an die Jünger, was die Ordnung und Gemeinschaft der frühen Kirche reflektiert.
Johannes legt besonderen Wert auf die Rolle des „Brotes des Lebens“ und verbindet die Speisung der 5000 mit theologischen Aussagen über Jesus als das wahre Brot vom Himmel. Die Erzählung wird als Vorläufer für die „Brot-Rede“ in Johannes 6:22-59 verwendet.
Traditionsgeschichte
Die Erzählung könnte auf eine mündliche Überlieferung zurückgehen, die in verschiedenen christlichen Gemeinschaften kursierte und schließlich in die Evangelien aufgenommen wurde.
Unterschiede in den Details und der theologischen Ausrichtung (z.B. die Bedeutung des Wunders bei Johannes im Vergleich zu den Synoptikern) zeigen, wie die Erzählung in unterschiedlichen Kontexten ausformuliert und theologischen Bedürfnissen angepasst wurde.
Historische Kritik
Historiker fragen nach der historischen Plausibilität eines solchen Ereignisses. Während die genaue historische Realität der Speisung der 5000 schwer zu verifizieren ist, wird angenommen, dass die Erzählung auf einem echten Ereignis oder einer Reihe von Ereignissen basiert, die später theologisch ausgeschmückt wurden.
Die Erzählung spiegelt die messianischen Erwartungen und das Verständnis Jesu als Versorger und Wundertäter wider, was in der frühen christlichen Theologie von großer Bedeutung war.
Fazit
Die Anwendung der historisch-kritischen Methode auf die Speisung der 5000 zeigt, dass es sich um eine komplexe literarische und theologische Konstruktion handelt, die verschiedene Überlieferungsschichten und redaktionelle Absichten widerspiegelt. Sie bietet Einblicke in die frühe christliche Theologie und die Rolle Jesu als Versorger und Messias, wie sie in den Evangelien präsentiert wird.
Auswertung der Beispiele
Zur Funktion der Wundererzählungen kann allgemein festgehalten werden, dass sie zentrale Aussagen der unterschiedlichen neutestamentlichen theologischen Konstrukte unterstreichen sollten. Im Vergleich der zwei Wundererzählungen wird deutlich, dass sich die jeweiligen theologischen Konstrukte stark voneinander unterscheiden und zudem das Beispiel vom Hauptmann auch in sich noch zwei verschiedene Tendenzen aufweist.
Die Wundererzählung über die Speisung der 4000 bzw. 5000 unterstreicht einen zentralen Aspekt der jesuanischen Theologie, die Hinwendung zu den Armen entgegen der gängigen Praxis, sie wegen ihres Ungebildetseins und ihrer Gesetzesferne zu verachten. Dass sich dieses Wunder historisch so ereignet hat, ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber die zentrale Aussage entspricht dem Kern der jesuanischen Theologie und ist insofern quellenkritisch der unmittelbaren Erfahrung der Jesus-Bewegung (Sitz im Leben) und deren Verarbeitung zu Narrativen zuzuordnen. Der historische Kern könnte tatsächlich darin bestanden haben, dass man die Erfahrung gemacht hat, dass die Vorräte für eine Menge von vielleicht 40 Menschen auf wundersame Weise gerade so gereicht haben. Im Laufe der Zeit ist dieses Narrativ dann immer mehr ins märchenhafte ausgeschmückt und übersteigert worden.
Der Sitz im Leben der Wundererzählung vom römischen Hauptmann ist ein völlig anderer. Während den Anhängern der Jesus-Bewegung die Römer als Besatzungsmacht verhasst waren und sie ja gerade deshalb das Reich Gottes herbeisehnten, damit die Römer vernichtet werden, stammt dieses Narrativ bestimmt nicht aus dem Umfeld der Jesus-Bewegung, sondern ist einer späteren Zeit zuzuordnen, in der Probleme mit der Akzeptanz der neuen klerikalen Hierarchie und die Assimilation der Christen im römischen Reich Herausforderungen darstellten. In der Wundererzählung vom Hauptmann wird ja gerade die politische Konfrontation mit den Römern geleugnet, obwohl Jesus vermutlich tatsächlich als aufständischer Rebell von den römischen Besatzern hingerichtet worden war. Die vom Hauptmann angesprochene Befehlsstruktur verweist auf die Möglichkeit, Wunder auch in Abwesenheit Jesu zu vollbringen, will sagen, auch im Rahmen der klerikalen Hierarchie wurde diese Möglichkeit behauptet. Das entscheidende ist Entaureatisierung der Wirkung Jesu, sodass sie auch in dessen Abwesenheit möglich ist, wenn sie allein aufgrund autoritativer Vermittlung und gläubiger Aufnahme wirksam werden kann.
Der Sitz im Leben ist also vermutlich eine Zeit, in der es schon eine klerikale Hierarchie gab, die analog zu den Gehorsams- und Befehlsstrukturen einer Armee aufgebaut war und wo es zugleich politisch darum ging, dass sich die Christen als römerfreundlich und keinesfalls als politische Gegner der Römer darzustellen versuchten.
Darüber hinaus fällt auf, dass die Wundererzählung nur in den synoptischen Evangelien bei Matthäus und Lukas vorkommt und bei Markus fehlt. Dies lässt darauf schließen, dass sie vermutlich in der von Matthäus und Lukas verwendeten Logienquelle Q enthalten war, aber von Matthäus antijudaistisch interpretiert wurde von Lukas aber projudaistisch. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Version von Matthäus diejenige ist, die sich am weitesten von der ursprünglichen Jesus-Bewegung entfernt hat. Hier geht es nicht mehr um flache Hierarchien, sondern um klerikale Machtstrukturen und die neuen Feinde sind jetzt die Juden und die neuen Freunde sind jetzt die Römer. Gegenüber der ursprünglichen Jesus-Bewegung ist diese theologische Konstruktion nahezu als Groteske anzusehen. Eine Mittelstellung nimmt dagegen Lukas ein. Bei ihm werden die Christen sowohl als Freunde der Römer wie auch als Freunde der Juden dargestellt, was vermutlich eher dem ursprünglichen Inhalt der Logienquelle Q entspricht. Der Sitz im Leben dieser Wundererzählung bei beiden Evangelisten ist aber sicher das schon in Anfängen klerikal organisierte missionierende Christentum im römischen Reich und nicht das unmittelbare Umfeld der Jesus-Bewegung wie in der Wundererzählung von der Speisung der 4000 bzw. 5000.
Anmerkungen
Wundererzählung vom Hauptmann nach Lukas 7,1-10.
Als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kapernaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.
Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.
Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war. (Lk 7,1-10)
Wundererzählung vom Hauptmann nach Mathäus 8,5-13
5 Da aber Jesus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn
6 und sprach: HERR, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual. 7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: HERR, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehest; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 9 Denn ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe unter mir Kriegsknechte; und wenn ich sage zu einem: Gehe hin! so geht er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er’s. 10 Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden!
11 Aber ich sage euch viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen; 12 aber die Kinder des Reiches werden ausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappen. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselben Stunde.
Wundererzählung von der Speisung der 4000 in der Version nach Markus 8,1-9. dies ist vermutlich die ursprüngliche schlichtere Version.
1 Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: 2 Mich jammert das Volk, denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen. 3 Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen. 4 Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Einöde, dass wir sie sättigen? 5 Und er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben. 6 Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. 7 Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen. 8 Und sie aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. 9 Es waren aber etwa viertausend; und er ließ sie gehen.
Wundererzählung von der Speisung der 5000 in der Version nach Markus 6,30-44. dies ist vermutlich die spätere ausgeschmücktere Version.
30 Nach ihrer Rückkehr erzählten die von Jesus ausgesandten Jünger alles, was sie auf ihrer Reise getan und den Menschen verkündet hatten. 31 «Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz!» sagte Jesus zu ihnen. «Ihr habt Ruhe nötig!» Es waren nämlich so viele Menschen bei ihnen, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. 32 Deshalb fuhren sie mit dem Boot an eine einsame Stelle. 33 Aber das hatten viele Leute beobachtet. Aus allen Dörfern liefen sie dorthin. Sie beeilten sich so sehr, dass sie noch vor Jesus und seinen Jüngern da waren. 34 Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, schickte er sie nicht weg, weil er Mitleid mit ihnen hatte; sie waren wie eine Schafherde ohne ihren Hirten. Deshalb nahm er sich viel Zeit, ihnen Gottes Botschaft zu erklären. 35-36 Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: «Es wird bald dunkel. Schick doch die Leute weg, damit sie in die Dörfer oder auf die Höfe in der Umgebung gehen und sich etwas zu essen kaufen.» 37 Aber Jesus forderte sie auf: «Gebt ihr ihnen doch zu essen!» «Was sollen wir ihnen denn geben?» fragten die Jünger verwundert. «Ausserdem würde es ein Vermögen2 kosten, sie alle zu verpflegen.» 38 «Wieviel Brot habt ihr denn bei euch?» erkundigte sich Jesus. «Seht einmal nach!» Kurz darauf kamen sie zurück und berichteten: «Fünf Brote und zwei Fische haben wir!» 39 Da ordnete Jesus an, dass sich die Leute in Gruppen auf dem Gras lagern sollten. 40 So bildeten sie Gruppen von fünfzig bis zu hundert Personen. 41 Jetzt nahm Jesus die fünf Brote und die beiden Fische, sah auf zum Himmel und dankte Gott dafür. Er teilte das Brot, und die Jünger gaben jedem davon. Ebenso liess er auch die Fische verteilen. 42 Alle assen sich satt, 43 und dann sammelten die Jünger noch zwölf Körbe mit Resten ein. 44 An der Mahlzeit hatten etwa fünftausend Männer teilgenommen. 45 Gleich danach befahl Jesus seinen Jüngern, in ihr Boot zu steigen und über den See nach Bethsaida zu fahren. Er selbst blieb zurück, um die Leute zu verabschieden.