Bruderschaften als Säkularisierungsphänomen

Einleitung

Die Idee der Bruderschaften als einer Form von weltlicher Religiosität, die sich von den Pythagoräern bis zu den heutigen Freimaurern erstreckt, hat eine lange und komplexe Geschichte, die in verschiedenen sozialen, religiösen und kulturellen Strukturen verwurzelt ist. Die Elemente des Ausschlusses von Frauen, der Ausbildung von männlichen Hierarchien und des Pflegens von geheimem männlichen Wissen lassen sich im historischen Kontext verstehen.

Ausschluss von Frauen

Historische und kulturelle Kontexte: In den meisten historischen Gesellschaften waren Männer und Frauen in stark differenzierte soziale Rollen eingebunden. Männer dominierten in der öffentlichen Sphäre, während Frauen oft auf die häusliche Sphäre beschränkt waren. Bruderschaften wie die Pythagoräer und später die Freimaurer spiegelten diese patriarchalen Strukturen wider, in denen der Zugang zu bestimmten Arten von Wissen und Macht Männer vorbehalten war.

Symbolik und Mystik: In vielen mystischen Traditionen wurde die Männlichkeit symbolisch mit Ordnung, Vernunft und öffentlichem Leben verbunden, während die Weiblichkeit oft mit Natur, Emotionen und dem Privaten assoziiert wurde. Bruderschaften könnten diese Symbolik bewusst gepflegt haben, um bestimmte spirituelle oder philosophische Ideale zu verkörpern.

Kontrolle und Exklusivität: Der Ausschluss von Frauen diente auch der Schaffung eines exklusiven Raums, in dem Männer Macht und Wissen unter sich teilen konnten, ohne äußere Einflüsse und vor allem weibliche Kontrolle. Dies verstärkte die Loyalität innerhalb der Gruppe und das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Ausbildung von männlichen Hierarchien

Machtstrukturen: Hierarchien innerhalb von Bruderschaften spiegeln die sozialen und politischen Machtstrukturen der jeweiligen Zeit wider. Sie förderten eine klare Rangordnung, die es Mitgliedern ermöglichte, sich in einem System von Respekt und Autorität zu bewegen, das auf Leistung, Wissen und Loyalität beruhte.

Erziehung und Mentoring: Diese Hierarchien ermöglichten auch eine Form von Mentoring, bei der erfahrene Mitglieder jüngere Mitglieder anleiteten und in die Geheimnisse und Riten der Bruderschaft einführten. Diese Form der Erziehung trug zur Stabilität und zum Fortbestehen der Organisation bei.

Rituelle Bedeutung: In vielen Bruderschaften haben die Hierarchien auch rituelle Bedeutung. Bestimmte Grade oder Ränge könnten mit spezifischen rituellen oder spirituellen Aufgaben verbunden sein, die den Fortschritt des Mitglieds auf seinem spirituellen Weg symbolisieren.

Pflegen von geheimem männlichen Wissen

Exklusivität und Identität: Geheimes Wissen stärkte das Gefühl der Exklusivität innerhalb der Bruderschaften. Das Wissen wurde als heilig und bewahrenswert angesehen, und die Geheimhaltung trug dazu bei, das Wissen vor Missbrauch oder Entweihung zu schützen.

Kontrolle über Wissen: In vielen historischen Kontexten war Wissen eine Form von Macht. Die Kontrolle über Zugang zu bestimmten Informationen stärkte die Autorität derjenigen, die dieses Wissen besaßen, und half dabei, soziale Ordnungen aufrechtzuerhalten.

Spirituelle und esoterische Traditionen: In esoterischen Traditionen wird oft geglaubt, dass Wissen nur von denjenigen verstanden und genutzt werden kann, die ausreichend vorbereitet sind. Die Geheimhaltung und das schrittweise Offenbaren von Wissen sollen sicherstellen, dass nur die Würdigen und Reinen es erlangen.

Der Ausschluss von Frauen, die Ausbildung von männlichen Hierarchien und das Pflegen von geheimem männlichen Wissen in Bruderschaften sind Produkte der jeweiligen kulturellen, sozialen und religiösen Kontexte, in denen diese Organisationen entstanden. Während solche Praktiken heute oft kritisch gesehen werden, spielten sie in ihrer Zeit eine zentrale Rolle bei der Schaffung und Erhaltung der Machtstrukturen, Identitäten und spirituellen Ideale dieser Gruppen.

Kulturelle und soziale Aspekte der Motive von Bruderschaften

Die Frage nach den tieferliegenden Motive zur Ausbildung von Bruderschaften erfordern eine weitergehende psychoanalytische, kulturelle und soziale Perspektive auf die Bildung von Bruderschaften. Diese Motive ergänzen und erweitern das Verständnis der Mechanismen, die hinter der Entstehung und Aufrechterhaltung solcher rein männlichen Gemeinschaften stehen.

Pflege einer latenten homoerotischen Kultur

Gemeinschaft und Intimität: Die enge Bindung zwischen den Mitgliedern einer Bruderschaft könnte latent homoerotische Elemente enthalten. In vielen patriarchalen Gesellschaften war es Männern nicht möglich, emotionale Intimität offen mit Frauen auszuleben. Die Bruderschaften boten daher einen Raum, in dem Männer emotionale Nähe und Vertrauen miteinander teilen konnten, was in einem Kontext der Geheimhaltung auch unbewusst homoerotische Dimensionen annehmen konnte.

Rituale und Symbole: Rituale und Symbole in diesen Bruderschaften könnten unbewusst eine erotische Komponente haben, die sich aus der intensiven, oft lebenslangen Bindung zwischen den Brüdern ergibt. Der physische Kontakt, die Berührungen und die symbolischen „Brüderbünde“ könnten latente homoerotische Energien sublimieren.

Auseinandersetzung mit männlichem Rivalisieren

Rivalität und Wettbewerb: Bruderschaften bieten einen strukturierten Rahmen, in dem männliche Rivalität kanalisiert und kultiviert werden kann. Innerhalb eines sicheren und ritualisierten Umfelds können Männer ihre Wettbewerbsinstinkte ausleben, ohne dass dies zu offenen Konflikten oder gesellschaftlicher Instabilität führt. Die Hierarchien und Prüfungen innerhalb der Bruderschaft dienen als Ventil für diese Rivalitäten.

Solidarität durch Wettbewerb: Paradoxerweise kann diese Auseinandersetzung mit Rivalität zu einer stärkeren Solidarität führen. Wenn Männer sich gegenseitig in einem ritualisierten Kontext messen, entsteht ein gemeinsames Gefühl der Zugehörigkeit und gegenseitigen Anerkennung.

Emanzipation von der Abhängigkeit von Frauen, insbesondere der Mütter

Ablösung von der Mutterfigur: Psychologisch betrachtet kann die Bildung von Bruderschaften als ein Versuch der Männer gesehen werden, sich von der Mutterfigur und der damit verbundenen weiblichen Autorität zu emanzipieren. Indem Männer eine eigene Gemeinschaft bilden, die auf männlichen Werten, Regeln und Hierarchien basiert, schaffen sie einen Raum, in dem sie unabhängig von der weiblichen Fürsorge oder Kontrolle existieren können.

Kulturelle Übergangsriten: Viele Bruderschaften haben Initiationsriten, die als symbolische Ablösung von der Mutter und als Eintritt in die Welt der Männer gedeutet werden können. Diese Rituale markierten den Übergang von der Kindheit (die oft mit der Mutter assoziiert wird) zur Männlichkeit.

Emanzipation von der Mutter Kirche (Ekklesia)

Unabhängigkeit von religiösen Autoritäten: In vielen historischen Kontexten strebten Bruderschaften eine Emanzipation von der kirchlichen Autorität an. Diese „Mutter Kirche“ (Ekklesia) wurde oft als eine übergreifende, weiblich konnotierte Institution wahrgenommen, die das spirituelle Leben und das Gewissen der Menschen kontrollierte. Bruderschaften könnten als Gegenbewegung entstanden sein, um eine alternative spirituelle oder philosophische Autorität zu etablieren, die nicht von der Kirche abhängig war.

Geheimes Wissen und esoterische Traditionen: Viele Bruderschaften entwickelten oder bewahrten geheimes Wissen und esoterische Lehren, die außerhalb des Einflussbereichs der Kirche lagen. Diese Geheimnisse dienten oft als Grundlage für eine unabhängige spirituelle Identität, die in Opposition zur kirchlichen Doktrin stand.

Ausbildung von neo-feudalen Strukturen durch Exklusivrechte für Männer

Machtstrukturen und Verbündete: Bruderschaften boten eine Plattform zur Bildung von Netzwerken und Allianzen unter Männern, die in ihrer Struktur oft neo-feudale Züge trugen. Diese Allianzen gewährten den Mitgliedern Exklusivrechte und Privilegien, die sie in der Gesellschaft weiter nach oben brachten. Die Idee der „verbündeten Brüder“ förderte ein Gefühl der Loyalität und der gegenseitigen Unterstützung, das für den sozialen und politischen Aufstieg entscheidend war.

Erhalt der sozialen Ordnung: In einer Gesellschaft, die stark hierarchisch und patriarchalisch geprägt war, trugen Bruderschaften zur Erhaltung und Stabilisierung dieser Strukturen bei. Indem sie Männern Exklusivrechte und spezielle Privilegien boten, stärkten sie das neo-feudale System, in dem soziale Positionen und Macht durch geschlossene Netzwerke und Verbindungen gesichert wurden.

Die genannten Motive zeigen, dass Bruderschaften weit mehr als nur soziale oder religiöse Vereinigungen waren. Sie repräsentierten komplexe soziale Mechanismen, die tief in den psychologischen und kulturellen Bedürfnissen der Männer verankert waren. Diese Bedürfnisse umfassten die Pflege von Intimität und Loyalität, den Umgang mit Rivalität, die Ablösung von weiblicher Autorität und die Schaffung von exklusiven Machtstrukturen. Solche Bruderschaften dienten als Vehikel für Männer, ihre Identität, Macht und Unabhängigkeit in einer stark patriarchalischen Welt zu definieren und zu behaupten.

Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht

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