Berichten, Erzählen und freie Assoziation in der Psychotherapie

In der Psychotherapie spielen verschiedene Arten des Sprechens eine entscheidende Rolle für den therapeutischen Prozess. Die Art und Weise, wie Patienten ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken, kann tiefgreifende Auswirkungen auf ihr Verständnis ihrer eigenen Erfahrungen und auf den therapeutischen Fortschritt haben. Insbesondere das Berichten, Erzählen und die freie Assoziation sind zentrale Modi des Sprechens, die jeweils einzigartige Beiträge zur Therapie leisten. Dieser Beitrag untersucht die Merkmale, Funktionen und therapeutischen Implikationen dieser drei Arten des Sprechens in der Psychotherapie.

1. Berichten: Defensiv, Deskriptiv und Faktisch

Merkmale des Berichtens

Das Berichten in der Psychotherapie ist eine eher deskriptive und faktische Form des Sprechens. Patienten konzentrieren sich darauf, Ereignisse und Erfahrungen in chronologischer Reihenfolge darzustellen, oft ohne tiefere emotionale oder subjektive Reflexion. Diese Form des Sprechens ist oft linear und sachlich.

Funktionen des Berichtens

Informationsvermittlung: Das Berichten ermöglicht es Patienten, ihre Therapeuten über konkrete Ereignisse und Fakten ihres Lebens zu informieren. Dies kann insbesondere zu Beginn der Therapie oder bei der Anamnese hilfreich sein, um einen Überblick über die Lebensumstände und Ereignisse des Klienten zu erhalten.

Strukturierung: Es hilft Patienten, ihre Gedanken und Erlebnisse zu strukturieren, indem sie diese in einer geordneten Weise darstellen.

Distanzierung: Berichten kann auch als eine Form der emotionalen Distanzierung dienen. Patienten können über schmerzhafte oder traumatische Ereignisse sprechen, ohne sich emotional zu sehr zu involvieren.

Therapeutische Implikationen

Der Bericht ist häufig das letzte Refugium, das ein bedrängter Mensch als defensivste Form des subjektiven Sprechens für sich wählt. Im Berichten behauptet sich das Subjekt zwar noch als existent, das Berichten allein bietet jedoch nur begrenzte Möglichkeiten zur tiefgreifenden Verarbeitung von Emotionen und Erfahrungen. Für viele ist es der erste Schritt, um Vertrauen aufzubauen und sich im therapeutischen Setting sicher zu fühlen. Der Therapeut kann das Berichten nutzen, um grundlegende Informationen zu sammeln und einen Einstieg in tiefere explorative Gespräche zu finden. Das Berichten sollte aber auch immer als Ausdruck einer defensiven Grundhaltung hinterfragt werden und es sollten im Rahmen eines empathischen Vorgehens mögliche Gründe für dieses defensive Berichten erfasst werden.

2. Erzählen: Gestaltend, Narrativ und Reflektiv

Merkmale des Erzählens

Das Erzählen in der Psychotherapie geht über das bloße Berichten hinaus und beinhaltet eine narrative und reflektive Dimension. Patienten integrieren ihre subjektiven Erfahrungen und Emotionen in ihre Geschichten und suchen nach Bedeutung und Kohärenz in ihren Erlebnissen. Diese Form des Sprechens ist oft weniger linear und kann verschiedene zeitliche und emotionale Ebenen umfassen. Gegenüber dem Berichten ist das Erzählen kuratierter. Es werden bestimmte Aspekte des Erlebten ausgelassen, andere wiederum werden “ausgeschmückt” oder “spannender” dargestellt. Der erzählende Patient ist tendenziell mehr intellektuell reflektierend und weniger im Modus der Selbsterfahrung.

Funktionen des Erzählens

Das Erzählen hat eine große Bedeutung für die persönliche Sinnfindung. Durch das Erzählen können Patienten ihren Erfahrungen eine Bedeutung geben und verstehen, wie diese ihr gegenwärtiges Verhalten und ihre Gefühle beeinflussen. Gleichzeitig nimmt der Patient als Erzähler weitgehend Einfluss auf den Therapeuten und macht deutlich, wie er verstanden werden möchte. Das Erzählen entspricht einem höheren Strukturniveau als das Berichten, enthält auch aber auch viel mehr Widerstandsaspekte im Form von Verschiebung, Verdichtung, Auslassung etc. Die Erzählung überfordert meist unerfahrene Therapeuten, weil sie die in der Erzählung enthaltene Gestaltung mit ihren impliziten Abwehrfunktionen als authentisch auffassen und nicht als das verstehen, was sie ist, eine kuratierte und damit stilisierte Selbstdarstellung, eine mündliche Form von Literatur.

Vermag es der Therapeut den Abwehraspekt der Erzählung aufzudecken und deren Gründe nachzuvollziehen, kann die Erzählung eine tiefere emotionale Verarbeitung der gegenwärtigen und früheren Erlebnisse ermöglichen, da die Patienten in Rahmen einer Erzählung schon bereit sind, ihre Gefühle und deren Verarbeitung in den Kontext ihrer Erlebnisse einzubetten.
Das Erzählen kann Patienten helfen, ein kohärenteres Selbstbild zu entwickeln und die Verbindung zwischen verschiedenen Aspekten ihres Lebens zu erkennen, wenn es gelingt, die Abwehrfunktionen des Erzählens aufzulösen.

Therapeutische Implikationen

Wenn das Erzählen nicht oberflächlich bleibt und sich seiner eigenen Gestaltungsnotwendigkeiten in Form eines selbstreflexiven Erzahlens bewusst wird, kann es das Arbeitsbündnis stärken und und ermöglicht es dem Therapeuten, tiefer in die emotionale Welt des Patienten einzutreten. Es bietet Raum für vertiefte Empathie und verlässliche Validierung und hilft, unverarbeitete Emotionen und traumatische Erlebnisse zu integrieren. Durch gezielte Fragen und Interventionen kann der Therapeut den Patienten dazu ermutigen, seine Erzählungen unter Beobachtung eigener innerer Konflikthaftigkeit zu erweitern und damit neue Perspektiven der Verarbeitung zu entwickeln.

3. Freie Assoziation: Kreativ, Spontan und Selbstexplorativ

Merkmale der Freien Assoziation

Die freie Assoziation ist eine Vorgehensweise, die besonders in der psychoanalytischen Therapie verwendet wird. Patienten werden ermutigt, ihre Gedanken und Gefühle ohne Zensur oder Struktur zu äußern, unabhängig davon, wie zusammenhangslos oder irrelevant sie erscheinen mögen. Diese Form des Sprechens ist spontan und oft nicht-linear.

Funktionen der freien Assoziation

Im Rahmen einer Psychoanalyse gilt die Freie Assoziation als beste Methode für einen Zugang zum Unbewussten und bildet zusammen mit der Erzählung von Träumen die optimalen Voraussetzungen für eine gelingende Psychoanalyse. Die Freie Assoziation ermöglicht es, unbewusste Gedanken und Gefühle an die Oberfläche zu bringen. Patienten können auf verborgene aktuelle Konflikte und verdrängte Erinnerungen stoßen. Durch das unzensierte Aussprechen von Gedanken können sie tiefere Einblicke in ihre inneren unbewussten Prozesse gewinnen, was die Bedingung der Möglichkeit einer authentischen Selbsterfahrung beinhaltet.
Auch im Lichte moderner neurobiologischer Forschung kann bestätigt werden, dass diese Technik in besonderer Weise geeignet ist, kreative Prozesse zu stimulieren und insofern sehr förderlich ist, um Patienten zu ermöglichen, neue Verbindungen und Bedeutungen für sich zu entdecken. Zum neurobiologischen Hintergrund der Kreativität lesen Sie bitte den Beitrag über Kreativität in diesem Blog.

Therapeutische Implikationen

Die Freie Assoziation erfordert einen sicheren und vertrauensvollen therapeutischen Rahmen, da sie oft zu unerwarteten und manchmal beunruhigenden Einsichten führen kann. Der Therapeut spielt eine entscheidende Rolle bei der Interpretation und Integration der geäußerten Assoziationen. Der Patient muss für diese Vorgehensweise besonders motiviert und belastbar sein. Die Freie Assoziation spielt heute fast nur noch in Lehrtherapien für Psychotherapien in Ausbildung oder Weiterbildung eine bedeutende Rolle. Diese Methodik kann besonders hilfreich sein, um tief verwurzelte Probleme und unbewusste Motive zu erkennen und zu bearbeiten.

Zusammenfassung

Die verschiedenen Arten des Sprechens in der Psychotherapie – Berichten, Erzählen und Freie Assoziation – bieten jeweils spezifische Wege zur Erforschung und Verarbeitung von Gedanken und Gefühlen. Während das Berichten strukturierte Informationen liefert und eine Basis für die interaktionelle therapeutische Arbeit schafft und ein Verständnis dafür eröffnen kann, warum der Patient so defensiv eingestellt ist, ermöglicht das Erzählen eine tiefere emotionale und narrative Verarbeitung z.B. in Form einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, in der bestimmte Abwehrmechanismen meist unangetastet bleiben oder vielleicht zur Stabilisierung sogar noch verstärkt werden. Die Freie Assoziation schließlich eröffnet den Zugang zu unbewussten Prozessen und fördert kreative Selbsterfahrung und echte umstrukturierende Einsichten im Rahmen einer analytischen Psychotherapie. Die effektive Nutzung dieser verschiedenen Modi des Sprechens kann den therapeutischen Prozess bereichern und Patienten dabei helfen, ein tieferes Verständnis ihrer selbst zu entwickeln und Heilung zu finden.

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