Archäologie der Sehnsucht

Einleitung

In diesem Beitrag geht es um die Archäologie der Sehnsucht im medialen Zeitalter. Es sollen Gedanken zur Kulturgeschichte der Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen im Zeitalter von Telefon, SMS, Facebook und Instagram zusammen getragen werden.
Mit dem Begriff „Sehnsucht“ sind neben dem Sehnen als solcher und dem Wunsch nach einem Wiedersehen und dem Verlangen nach dem Abwesenden, vor allem gemischte Gefühle mit teils freudiger, teils auch frustrierten Erwartung und damit eben möglicherweise auch negative Aspekte wie Schmerz, Verzweiflung, Siechtum verbunden, die im Begriff der Vorfreude nicht enthalten wären, würde man diesen stattdessen verwendet.
Die Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen ist ein tief verwurzeltes menschliches Gefühl, das in der Philosophie, Literatur, Kunst und Musik über viele Jahrhunderte hinweg thematisiert wurde.

Platon

Bei Platon begegnet uns die Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen in der Allegorie des Pothos. Hinzuweisen ist auf Platons witzig ausgedachten Ursprungsmythos vom Kugelmenschen, den es ursprünglich in dreifacher Ausprägung gab, als rein männliche Kugel, als rein weibliche Kugel und als hermaphroditische Kugel. Auf Geheiß der Götter wurden die Kugeln aufgespalten, sodass sich daraus die Sehnsucht entwickelte, den jewils abgespaltenen Teil wiederzufinden, um sich mit diesem erneut zu einer Kugel zu vereinen. Dabei entspräche nur die ursprünglich hermaphroditische Kugel einem heterosexuellen Liebespaar. In dieset mythischen mit Emotionen aufgeladenen Erzählulng Platons ist schon angedeutet, was später Brentano als Intentionalität und Freud als Trieb auf unterschiedliche Weise begrifflich bestimmt haben.

Sehnsucht als religiöse Gefühl

Metaphorisch ist die Sehnsucht später in über zweieinhalbtausend Jahren Kulturgeschichte auf vieles bezogen worden: Fernweh, Heimweh, Todessehnsucht, Wiedersehenwollen eines geliebten Menschen im Jenseits, Sehnsucht nach der Unendlichkeit, nach dem Absoluten, nach Gott etc. Sehnsucht ist deshalb auch als das religiöse Gefühl schlechthin angesehen worden. Im Theaterstück „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams ist Sehnsucht eine Metapher für das ungestillte Verlangen nach einer utopischen Gemeinschaft von Menschen, die Trost spenden und Verständnis vermitteln können, was auf tragische Weise in diesem Theaterstück enttäuscht wird.

Sehnsucht nach einem abwesenden Menschen

In diesem Beitrag soll es nur um die von Platon beschriebene Sehnsucht nach einem abwesenden Menschen gehen. Als Beispiele aus der Literatur können genannt werden, eine Romanfigur aus Goethes Wahlverwandtschaften, zunächst Eduards Sehnsucht nach Ottilie als seiner Geliebten, die er erotisch begehrt und als Frau besitzen möchte und später seine Sehnsucht nach der inzwischen verstorbenen heiligen Ottilie, der er ihm Tod wieder nah sein möchte. Erinnert werden kann auch an die Sehnsucht, die Tristan und Isolde in ihrem illegitimen wechselseitigen Begehren miteinander verbindet. Auch in Jazzsongs kommt Sehnsucht häufig vor, Beispiele: I get along without you very well, Black coffee, I get a kick out of you. (Siehe Songtexte im Anhang)

Beispiele aus der Romantik sind: Eichendorff schildert in dem Gedicht „In einem kühlen Grunde“ eine verzweifelte ungestillte Sehnsucht. In dem Volkslied „Horch was kommt von draußen rein.“ scheint in unheimlicher Weise eine psychotische Form der Sehnsucht auf. Kurioserweise wird sogar die Sehnsucht nach der Mutter in dem Volkslied „Kommt ein Vogel geflogen“, angesprochen. Allerdings thematisiert nur die Kinderliedversion diese Sehnsucht nach der Mutter, in der Originalversion geht es um die typische Sehnsucht nach der Freundin bzw. nach der Geliebten.

Das Charakteristische an der Sehnsucht ist der Wunsch, den geliebten Menschen dringend wiedersehen zu wollen, an dem unbedingt wieder anknüpfen zu wollen, was schon einmal erlebt worden war oder zumindest als Wunsch schon einmal sich ausgebildet hatte, auch wenn es unerfüllt geblieben war. Beispiel in Turgenew, Väter und Söhne, die Romanfigur Basarow, der zum Abschied kurz vor seinem Tod ein erstes und letztes Mal von der begehrten Frau noch geküsst wird, oder bei E.T.A: Hoffmann in seiner Erzählung „Die Bergwerken von Falun“, wenn die Braut ihren toten Bräutigam nach 50 Jahren unverhofft wiedererblickt.

Sehnsucht und Verdrängung

Was der Sehnsüchtige verdrängen muss, ist das Risiko der unkontrollierbaren zwischenzeitlichen Veränderung des Anderen. Die Verdrängung hilft, am utopische Aspekt festzuhalten, sich so wiederzusehen zu können, wie man schon mal zusammen gewesen war. Nur selten wird thematisiert, dass sich durch die Trennung ein notwendiger historischer Veränderungsprozess während des Getrenntseins der Wahrnehmung notwendig entziehen muss, aber tatsächlich stattfindet, der sich beim Wiedersehen traumatisch auswirken kann. Eduard findet Ottilie ganz anders vor, als er erhoffte. Bei Hoffmann in den Bergwerken von Falun wird der Veränderungsprozess des Bräutigams angehalten, während die Braut dem Veränderungsprozess brutal unterworfen ist.

Sehnsucht im historischen Kontext

Historisch gesehen wurde die Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen oft in Briefen, Gedichten und Liedern ausgedrückt. Briefe dienten als einzige Verbindung über weite Entfernungen hinweg und waren oft die einzige Möglichkeit, intime Gedanken und Gefühle zu teilen. Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Schriftsteller wie Jane Austen haben die Tiefe der Sehnsucht in ihren Werken eingefangen und die Qualen sowie die Hoffnungen beschrieben, die mit der Abwesenheit eines geliebten Menschen einhergehen.

Kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen im Medienzeitalter

Im digitalen Zeitalter haben sich auch die kulturellen und gesellschaftlichen Normen rund um Beziehungen und Sehnsucht verändert. Fernbeziehungen sind durch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation häufiger geworden. Die Akzeptanz und das Verständnis für die Herausforderungen solcher Beziehungen sind gewachsen, ebenso wie die Strategien, um mit der Sehnsucht umzugehen in Form von Messenger-Diensten, Videotelefonie etc. Das was früher ein Liebesbrief war, ist heute möglicherweise eher eine Kurznachricht.

Liebesbrief, Telefonat und SMS

Die Bewältigung von Sehnsucht hat sich im Laufe der Zeit durch kulturelle und technologische Veränderungen erheblich gewandelt. Dabei lassen sich drei klassische Kommunikationsmittel herausstellen: der Liebesbrief, das Telefonat und die SMS. Jede dieser Formen spiegelt die jeweiligen sozialen und technologischen Entwicklungen ihrer Zeit wider und beeinflusst, wie Menschen mit Sehnsucht und emotionaler und leiblicher Distanz umgehen.

Der Liebesbrief war besonders im 18. und 19. Jahrhundert eine gängige Methode, um Sehnsucht auszudrücken und zu bewältigen. In einer Zeit, in der persönliche Treffen und direkte Kommunikation aufgrund großer Distanzen und langsamer Verkehrsmittel selten waren, bot der Liebesbrief eine Möglichkeit, tief empfundene Emotionen auszudrücken und Verbindung zu halten.
Die Charakteristika des Liebesbriefs: Langsamkeit: Der Versand eines Briefes dauerte oft Tage bis Wochen, was die Sehnsucht verstärkte, aber auch eine tiefe Reflexion ermöglichte. Intimität: Die handschriftliche Form verlieh dem Brief eine persönliche Note, und die oft kunstvolle Sprache spiegelte die Intensität der Gefühle wider. Nachhaltigkeit: Briefe konnten aufbewahrt, wiederholt gelesen und als Erinnerungsstücke geschätzt werden.

Mit der Erfindung des Telefons und dessen Verbreitung im 20. Jahrhundert veränderte sich die Art und Weise, wie Menschen Sehnsucht bewältigten. Das Telefon ermöglichte eine unmittelbare, synchrone Kommunikation über weite Entfernungen hinweg.
Zu den Charakteristika der telefonischen Kommunikation: Sofortigkeit: Telefonate boten eine sofortige Verbindung und konnten in Echtzeit Gefühle und Gedanken austauschen. Stimme: Die Stimme vermittelte Emotionen direkt und intensiv, was eine tiefere Verbindung als schriftliche Kommunikation ermöglichte. Flüchtigkeit: Im Gegensatz zu Briefen hinterließen Telefonate keine dauerhaften physischen Spuren, was ihre Wirkung temporärer machte.

Die Einführung des Mobiltelefons und der SMS in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren markierte einen weiteren Wandel in der Kommunikation. SMS ermöglichte eine schnelle und einfache Textkommunikation, die ständig und überall verfügbar war.
Zu den Charakteristika von Messenger-Diensten und SMS: Kürze: SMS-Nachrichten sind typischerweise kurz und prägnant, was die Art der Sehnsuchtsbewältigung veränderte. Lange Reflexionen wurden durch kurze, oft spontane Nachrichten ersetzt. Verfügbarkeit: Die ständige Erreichbarkeit führte zu häufigeren, aber weniger tiefgründigen Austauschmöglichkeiten. Flüchtigkeit: Wie beim Telefonat sind SMS flüchtig, aber sie können gespeichert und archiviert werden, was eine neue Form der digitalen Erinnerungskultur ermöglicht. Verwendung von Emoticons.
Zusammenfassung
Die Bewältigung von Sehnsucht hat sich durch die kulturellen und technologischen Veränderungen grundlegend gewandelt. Während der Liebesbrief Tiefe und Beständigkeit bietet und in Form der Handschrift noch eine aureatische Vergegenwärtigung des Leibes ermöglicht, zeichnen sich Telefonate durch ihre unmittelbare emotionale Wirkung und Leibferne aus. Allerdings beinhalten sie parakommunikative Aspekte wie Tonfall etc. Die SMS hingegen steht für Schnelligkeit und Verfügbarkeit, aber auch für eine Tendenz zu kürzerer und weniger reflektierter Kommunikation. Als Ersatz für Aktualisierung der Leiblichkeit in der Handschrift oder parakommunikative Elemente bietet sie die Verwendung von Emoticons zum Transport emotionaler Gehalte. Jede dieser Kommunikationsformen hat ihre eigenen Stärken und Schwächen in Bezug auf die Bewältigung von Sehnsucht, und ihre jeweilige Nutzung reflektiert die kulturellen Werte und technologischen Möglichkeiten ihrer Zeit.

Die Rolle von Facebook und Instagram

Mit der Einführung von Facebook und Instagram hat sich die Dynamik der Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen grundlegend verändert. Diese Plattformen bieten neue Formen der Kommunikation und Selbstdarstellung, die sowohl Erleichterung als auch neue Herausforderungen mit sich bringen.

Es stellt sich damit die Frage, wie in einem medialen Zeitalter diese Prozesse von sehnsüchtigem Verlangen hin zur gestillten Sehnsucht beim Wiedersehen sich verändert, wenn der geliebte Mensch auf sozialen Medien in seinen Aktivitäten und auch im Aussehen stetig auf kuratierte Weise sich präsentiert und nachverfolgt werden kann?
Im digitalen Zeitalter, insbesondere durch Plattformen wie Facebook und Instagram, hat sich die Art und Weise, wie diese Sehnsucht erlebt und ausgedrückt wird, erheblich verändert. Diese sozialen Medien bieten sowohl neue Möglichkeiten der Verbindung als auch Herausforderungen, die das Gefühl der Sehnsucht intensivieren aber auch abschwächen oder verzerren können.
Es wird davon auszugehen sein, dass die Sehnsucht durch diese Medialisierung (oder mit Benjamin könnte man auch von Entaureatisierung sprechen), sich nicht vollständig aufheben lässt, wohl aber ihre Anatomie weitgehend verändern könnte. Der Charakteristik dieser Veränderung sollte nachgegangen werden, um unbewusste Prozesse, die damit verbunden sein könnten, transparent zu machen.

Ständige Verbindung und Sichtbarkeit

Eine der bedeutendsten Veränderungen durch soziale Medien ist die Möglichkeit der ständigen Verbindung. Facebook und Instagram ermöglichen es, Fotos, Nachrichten und Status-Updates in Echtzeit zu teilen. Für Paare, die durch Entfernung getrennt sind, bieten diese Plattformen eine Möglichkeit, am täglichen Leben des anderen teilzuhaben, was die Sehnsucht teilweise lindern kann.

Gleichzeitig kann die ständige Sichtbarkeit des Lebens des anderen auch schmerzhaft sein. Fotos und Updates können die Sehnsucht nach physischer Nähe und gemeinsamer Zeit verstärken, besonders wenn man das Gefühl hat, die wichtigen Momente des Lebens des anderen zu verpassen.

Idealisiertes Leben und Vergleiche

Auf Instagram und Facebook wird das Leben oft idealisiert dargestellt. Fotos und Beiträge zeigen meist glückliche, positive Momente. Für jemanden, der sich nach einem abwesenden geliebten Menschen sehnt, kann dies das Gefühl der Isolation verstärken oder aber den abwesenden geliebten Menschen noch mehr idealisieren. Die idealisierten Darstellungen des Lebens anderer können das Gefühl verstärken, dass das eigene Leben ohne den geliebten Menschen weniger erfüllend ist. Es besteht die Gefahr, dass der zurückgebliebene wartende Partner zunehmen zum Co-Narzissten mutiert.

Psychologische Auswirkungen

Die Nutzung von Facebook und Instagram kann sowohl positive als auch negative psychologische Auswirkungen haben. Auf der positiven Seite ermöglichen diese Plattformen eine kontinuierliche Kommunikation und einen Einblick in das Leben des anderen, was ein Gefühl tatsächlicher oder illusorischer Nähe vermitteln kann. Auf der negativen Seite kann die ständige Konfrontation mit idealisierten Bildern und das Wissen um die physische Abwesenheit des geliebten Menschen zu verstärkten Gefühlen von Einsamkeit und gesteigerter Sehnsucht führen oder auch zum illusorischen Gefühl, eigentlich gar nicht getrennt zu sein und deshalb gar keine Sehnsucht empfinden zu müssen. Im Extremfall könnte dies auch dazu führen, dass die Fähigkeit Sehnsucht empfinden zu können historisch verlernt wird.

Sehnsucht der vielen und Sehnsucht der einzelnen

Die Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen findet auch im digitalen Zeitalter Ausdruck in Kunst und Literatur. Soziale Medien haben neue Plattformen für Künstler geschaffen, ihre Gefühle zu teilen. Fotografen, Schriftsteller und Musiker nutzen diese Plattformen, um ihre Erfahrungen und Emotionen zu teilen und so ein breites Publikum zu erreichen. Diese neuen Ausdrucksformen bieten eine kollektive Erfahrung und ein tieferes Verständnis für die universelle Erfahrung der Sehnsucht im Allgemeinen, der wechselseitigen Sehnsucht zwischen Künstler und seinem Publikum (Followern), oder auch Sehnsucht nach einer besseren Welt, nach neuen Ausdrucksmitteln etc. Offen bleibt dabei, wie sich die subjektive Sehnsucht der Einzelnen in diesem medialen Kontext verändert, wenn die Sehnsucht im Rahmen eines privaten Glücks immer mehr hinter der allgemeineren Sehnsucht nach künstlerischer Selbstverwirklichung und politischen Botschaften und nach medialer Präsentation gegenüber einem größeren Publikum zurückbleibt oder sich damit vermischt.

Die offene Beziehung in Zeitalter von Instagram

Im Zeitalter von Instagram und sozialen Medien hat das Konzept der offenen Beziehung und der Umgang mit Sehnsucht eine neue Dimension erhalten. Hier sind einige Aspekte, wie Instagram und soziale Medien offene Beziehungen beeinflussen können:
Offene Beziehungen erfordern eine hohe Ebene an Transparenz und Kommunikation. Instagram kann dabei helfen, indem es eine Plattform bietet, auf der Paare ihre Grenzen und Vereinbarungen öffentlich oder privat kommunizieren können. Das Teilen von Erlebnissen und Gefühlen kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und die Beziehung zu stärken.
Die ständige Sichtbarkeit des Lebens der Partner und deren Interaktionen mit anderen kann Eifersucht und Unsicherheit verstärken. Bilder, Kommentare und Likes können schnell zu Missverständnissen führen, wenn sie nicht im Kontext der Vereinbarungen der offenen Beziehung gesehen werden.
Während einige Paare sich wohl fühlen, ihre offene Beziehung öffentlich zu machen, können andere Bedenken haben wegen der möglichen Stigmatisierung. Instagram kann sowohl ein Ort der Akzeptanz als auch des Urteils sein, und es ist wichtig, dass Paare sich bewusst sind, wie sie sich präsentieren möchten und welche Informationen sie teilen.
Instagram und soziale Medien können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf offene Beziehungen haben. Die social media Plattformen bieten Möglichkeiten zur Vernetzung und Transparenz, können aber auch Eifersucht und Unsicherheit fördern. Der Schlüssel liegt in einer offenen Kommunikation, dem Setzen klarer Grenzen und dem bewussten Umgang mit den sozialen Medien.

Schlussfolgerung

Die Sehnsucht nach einem abwesenden geliebten Menschen bleibt ein tiefgreifendes menschliches Gefühl, das im Zeitalter von Facebook und Instagram neue Formen und Ausdrucksweisen gefunden hat. Während diese Plattformen die Möglichkeit bieten, in ständiger Verbindung zu bleiben und das Leben des anderen zu teilen, bringen sie auch Herausforderungen mit sich, die die Sehnsucht intensivieren oder auch vermindern können. Idealisierte Darstellungen und ständige Vergleiche mit der erinnerten Erfahrung können das Gefühl der Abwesenheit verstärken oder auch zur Entfremdung beitragen. Dennoch bieten sie auch neue Möglichkeiten für Gemeinschaft, Unterstützung und künstlerischen Ausdruck. Die Kulturgeschichte der Sehnsucht hat sich durch die sozialen Medien verändert und bietet neue Perspektiven auf ein altes menschliches Gefühl, das bestimmt nicht unverändert aus den genannten Umwälzungen des digitalen Zeitalters hervorgehen wird.

Anhang: Songtexte und Liedtexte

Black Coffee

I’m feelin‘ mighty lonesome
Haven’t slept a wink
I walk the floor from nine to four
In between I drink
Black coffee
Love’s a hand-me-down brew
I’ll never know a Sunday
In this weekday room
I’m talkin to the shadow
One o’clock till four
And Lord, how slow the moments go
And all I do is pour
Black coffee
Since the blues caught my eye
I’m hangin‘ out on Monday
My Sunday dreams to dry
Now man was born to go a lovin‘
But was a woman born to weep and fret
And stay at home and tend her oven
And down her past regrets
In coffee and cigarettes
I’m moonin‘ all the mornin‘
Moanin‘ all the night
And in between it’s nicotine
And not much heart to fight
Black coffee
Feelin‘ low as the ground
It’s drivin‘ me crazy
This thinkin‘ ‚bout my baby
Might maybe come around
Come around

Text: Paul Francis Webster

I get a kick out of you

I get no kick from champagne
Mere alcohol, it doesn′t move me at all
So tell me why should it be true
That I get a kick out of you
Some like the boptype refrain
I’m sure that if I heard even one riff
It would bore me terrifically, too
Yet I get a kick out of you
I get a kick every time I see you standing there before me
I get a kick though it′s clear to me
You obviously don’t adore me
I get no kick in a plane
Flying too high with some gal in the sky
Is my idea of nothing to do
Yet I get a kick out of you
I get a kick every time I see you standing there before me
I get a kick though it’s clear to me
You obviously do not adore me
I get no kick in a plane
Flying too high with some gal in the sky
Is my idea of nothing to do
Yet I get a kick yes
I get a kick yes
I get a kick out of you

Text: Cole Porter

I get along without you very well

I get along without you very well
Of course, I do
Except when soft rains fall
And drip from leaves, then I recall
The thrill of being sheltered in your arms
Of course, I do
But I get along without you very well
I’ve forgotten you
Just like I should
Of course, I have
Except to hear your name
Or someone’s laugh that is the same
But I’ve forgotten you just like I should
What a guy
What a fool am I
To think my breaking heart
Could kid the moon
What’s in store?
Should I phone once more?
No, it’s best that I stick to my tune
I get along without you very well
Of course, I do
Except perhaps in spring
But I should never think of spring
For that would surely break my heart in two

Text: Jane Brown Thompson

In einem kühlen Grunde

In einem kühlen Grunde,
Da geht ein Mühlenrad,
Mein Liebchen ist verschwunden,
Das dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu′ versprochen,
Gab mir ein′ Ring dabei,
Sie hat die Treu′ gebrochen,
Das Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht′ als Spielmann reisen
Wohl in die Welt hinaus
Und singen meine Weisen
Und geh′ von Haus zu Haus.

Ich möcht als Reiter fliegen
Wohl in die blutge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör′ ich das Mühlrad gehen,
Ich weiß nicht, was ich will;
Ich möcht′ am liebsten sterben,
Da wär′s auf einmal still.

Text: Joseph von Eichendorff
(* 1788-03-10, † 1857-11-26)

Horch was kommt von draußen rein

Horch was kommt von draussen rein – Hollahi Hollaho
Wird wohl mein Feinsliebchen sein – Hollahi jaho
Geht vorbei und schaut nicht ´rein – Hollahi Hollaho
Wird´s wohl nicht gewesen sein – Hollahi jaho

Leute haben´s oft gesagt – Hollahi Hollaho
Daß ich ein fein´s Liebchen hab – Hollahi jaho
Laß sie reden schweig fein still – Hollahi Hollaho
Kann ja lieben wen ich will – Hollahi jaho

Leute die haben mir erzählt – Hollahi Hollaho
was ich für ein Schatz erwählt – Hollahi jaho
denk ich mir in meinem Sinn – Hollahi Hollaho
mag es gut sein oder schlimm – Hollahi jaho

Sagt mir, Leute, ganz gewiß – Hollahi Hollaho
Was das für ein Lieben ist – Hollahi jaho
Die ich liebe, krieg ich nicht – Hollahi Hollaho
Und ’ne andre mag ich nicht – Hollahi jaho

Wenn mein Liebchen Hochzeit hat – Hollahi Hollaho
Ist für mich ein Trauertag – Hollahi jaho
Geh ich in mein Kämmerlein – Hollahi Hollaho
Trage meinen Schmerz allein – Hollahi jaho

Wenn ich dann gestorben bin – Hollahi Hollaho
Trägt man mich zum Grabe hin – Hollahi jaho
Setzt mir einen Leichenstein – Hollahi Hollaho
Pflanzt nicht drauf  „Vergißnicht mein“ – Hollahi jaho

Wenn ich dann im Himmel bin – Hollahi Hollaho
Ist mein Liebchen auch darin – Hollahi jaho
Denn es ist ein alter Brauch – Hollahi Hollaho
Was sich liebt, das kriegt sich auch – Hollahi jaho

Text : unbekannter Autor

Kommt ein Vogel geflogen (Originalversion)

Kimmt a Vogerl’ geflogen,
Setzt si nieder auf mein Fuß,
Hat a Zetterl im Goschl
Und vom Diandl an’n Gruß.

Und a Büchserl zum Schießen
Und an Straußring zum Schlag’n,
Und a Diandl zum Lieben
Muß a frischer Bub’ hab’n.

Hast mi allweil vertröstet
Auf die Summeri-Zeit;
Und der Summer is kumma,
Und mei Schatzerl is weit.

Daheim is mei Schatzerl,
In der Fremd bin ich hier,
Und es fragt halt kei Katzerl,
Kei Hunderl nach mir.

In der Fremd’ sein d’ Wiena
Und d’ Wiena sein harb,
Machen traurige Mienen,
Weil’s Muetterli starb.

Liebes Vogerl flieg weiter,
Nimm Gruß mit und Kuß!
Und i kann di nit begleit’n,
Weil i hier bleiben muß.

Text: Karl von Holteis 

Kommt ein Vogel geflogen (Kinderliedversion)

Kommt ein Vogel geflogen,
setzt sich nieder auf mein’ Fuß,
hat ein’ Zettel im Schnabel,
von der Mutter ein’ Gruß.

Lieber Vogel, fliege weiter,
nimm ein Gruß mit und ein Kuss,
denn ich kann dich nicht begleiten,
weil ich hier bleiben muss.

Text: unbekannter Verfasser

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