Einleitung
Nicht nur bei Formen von Instabiler Persönlichkeit findet man folgende Merkmale: Fixierung auf Negativität, Gefühle von Hass, Wut und Verachtung dominieren. Symbiose und Angst bilden den Soundtrack des Lebens, Verbissenes Festhalten an einer naiven unrealistischen Erwartungshaltung, endlich bedingungslos geliebt zu werden, Verweigerung von Auseinandersetzung in der dialogischen Beziehung, konkretistisches Denken, Fixierung auf eine eigenwillige, egozentrische, bizarre Sexualität, das feindseliges Attackieren von Bedeutungen und kategorialem Denken, sodass letztlich alles wieder in Konfusion endet. Die Banalisierung oder Trivialisierung wird eingesetzt als vermeintlich bessere Alternative zur geistigen Auseinandersetzung um authentische Sinnhaftigkeit.
Merkmale von Unmöglichkeit zur Einsicht
Was man so oder so ähnlich immer wieder beobachten kann, klingt nach typischen Merkmalen einer Persönlichkeitsstörung, die tiefgreifende Schwierigkeiten in der Selbstwahrnehmung, den Beziehungen zu anderen und der Verarbeitung von Emotionen beinhaltet. Besonders bei instabilen Persönlichkeiten können solche Verhaltensmuster wie folgt vorkommen:
- Fixierung auf Negativität: Ständige Fokussierung auf negative Emotionen wie Wut, Hass und Verachtung führt zu verzerrten Wahrnehmungen.
- Symbiose und Angst: Beziehungen werden häufig durch extreme Abhängigkeit und Angst vor Verlust bestimmt, was zu toxischen Dynamiken führt.
- Naive Erwartungshaltungen: Festhalten an unrealistischen Zielen, ohne sich mit der Realität auseinanderzusetzen, kann das Gefühl von Frustration und Enttäuschung verstärken.
- Konkretistisches Denken: Eine eingeschränkte Sichtweise, die Dinge wörtlich nimmt und nicht fähig ist, mehrdeutige oder abstrakte Konzepte zu verarbeiten.
- Egozentrische Sexualität: Sexualität wird oft mit eigenen, verzerrten Bedürfnissen und Fantasien verknüpft, ohne Rücksicht auf andere.
- Angriffe auf Bedeutungen: Feindseliges Ablehnen von kategorialem Denken führt zu Verwirrung und Desorientierung, was letztendlich zu einem Zustand der Konfusion führt.
- Banalisierung und Trivialisierung als Abwehrmechanismus: Anstatt sich auf eine tiefere geistige Auseinandersetzung einzulassen, wird oft versucht, komplexe Themen zu simplifizieren oder zu vermeiden.
Diese Dynamiken können sehr belastend sein und erfordern oft professionelle Unterstützung, um die zugrundeliegenden Konflikte und Muster zu verstehen und aufzulösen. In der Psychotherapie, insbesondere in der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) oder tiefenpsychologischen Ansätzen, könnten Methode entwickelt werden, um solche Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern.
Therapeutische Beeinflussung im Rahmen einer interaktionellen Gruppentherapie
In einer interaktionellen Gruppentherapie können die beschriebenen Verarbeitungsweisen und Grundeinstellungen bearbeitet und verbessert werden, indem die Gruppendynamik und die Interaktion zwischen den Teilnehmern therapeutisch genutzt werden. Hier sind einige Ansätze, wie das geschehen kann:
Spiegelung und Feedback
Direktes Feedback von anderen Gruppenmitgliedern und dem Therapeuten ermöglicht es, verzerrte Wahrnehmungen zu hinterfragen. Gruppenteilnehmer können Verhaltensmuster, wie das Fixieren auf Negativität, erkennen, wenn sie von außen gespiegelt werden. Durch das Feedback erkennen Betroffene oft, wie ihre Denk- und Verhaltensweisen auf andere wirken.
Die Gruppe kann auch positive Verhaltensweisen und Fortschritte spiegeln, was eine Korrektur negativer Selbstwahrnehmung bewirken kann.
Modelllernen
Innerhalb der Gruppe können die Teilnehmer voneinander lernen, indem sie beobachten, wie andere mit ähnlichen Herausforderungen umgehen. Modelllernen führt oft zu einem Umdenken, insbesondere bei fixierten negativen Denkweisen, da alternative, positive Denk- und Verhaltensmuster vorgelebt werden.
Durch den Vergleich mit anderen Mitgliedern wird die egozentrische Sichtweise relativiert, und es wird leichter, neue Perspektiven zu entwickeln.
Realitätsüberprüfung
Gruppenmitglieder haben die Möglichkeit, ihre unrealistischen Erwartungshaltungen und Denkweisen in einem sicheren Rahmen zu äußern, wo sie von anderen Teilnehmern auf ihre Plausibilität überprüft werden können.
Dieser Prozess hilft, konkretistisches Denken aufzulösen, da alternative Interpretationen und Sichtweisen durch die Gruppe angeboten werden.
Erleben von Empathie und Verständnis
Viele Menschen mit instabilen Persönlichkeiten erleben tiefe Isolation und Missverständnisse in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. In der Gruppe können sie erfahren, dass ihre Gefühle, einschließlich Wut, Hass und Verachtung, verstanden und akzeptiert werden, ohne dass sie dafür verurteilt werden. Dies kann eine heilende Wirkung haben und zu einem tieferen Verständnis ihrer eigenen Emotionen führen.
Diese Erfahrung von Akzeptanz kann dazu beitragen, negative Grundannahmen über andere und sich selbst zu verändern.
Förderung von Auseinandersetzung
Gruppenarbeit zwingt Teilnehmer, sich mit den Reaktionen und den Meinungen anderer auseinanderzusetzen. Dies kann helfen, die Verweigerung von Auseinandersetzung und die Tendenz zur Banalisierung zu durchbrechen.
Der Therapeut kann darauf achten, dass Themen nicht trivialisiert werden, sondern dass die Teilnehmer ermutigt werden, sich konstruktiv mit komplexen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen.
Arbeit an Beziehungen und Konflikten
Die Gruppentherapie bietet einen Mikrokosmos, in dem Beziehungsprobleme, wie symbiotische Tendenzen oder Abhängigkeiten, direkt in der Gruppe auftreten und bearbeitet werden können. Diese Bearbeitung von Beziehungsdynamiken hilft den Teilnehmern, gesündere, autonomere Formen des Miteinanders zu entwickeln.
Konflikte in der Gruppe bieten die Möglichkeit, Feindseligkeiten und aggressive Verhaltensweisen in einem sicheren Raum zu besprechen und neue Verhaltensweisen zu erproben, um diese Konflikte konstruktiv zu lösen.
Emotionale Regulation
In der Gruppe können Techniken der emotionalen Selbstregulation erlernt und eingeübt werden. Wenn die Gefühle von Wut, Hass oder Angst überhandnehmen, kann die Gruppe helfen, diese Emotionen zu erkennen, zu benennen und schrittweise zu regulieren.
Der Austausch über Strategien, wie andere Gruppenmitglieder mit ähnlichen Emotionen umgehen, bietet praktische Ansätze für den Umgang mit diesen intensiven Gefühlen.
Verbesserung der Kommunikation
Fixierung auf negative Emotionen und egozentrische Denkweisen können oft auch aus mangelnder oder gestörter Kommunikation resultieren. Die Gruppe bietet einen Raum, um authentische und klare Kommunikation zu üben.
Das Erlernen von Kommunikationsregeln und Techniken in der Gruppe, wie aktives Zuhören, gewaltfreie Kommunikation oder klare Ausdrucksweise, kann dazu beitragen, dass Missverständnisse und Feindseligkeiten reduziert werden.
Abbau von Stigmatisierung und Schuldgefühlen bzw. Schamgefühlen
Die Gruppe bietet einen Raum, in dem Menschen erkennen können, dass sie nicht allein mit ihren Problemen sind. Dies kann das Gefühl von Scham und Schuld verringern und gleichzeitig Mut machen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren.
Die Rolle des Therapeuten in dieser interaktionellen Gruppentherapie ist entscheidend. Er moderiert den Prozess, gibt Struktur, sorgt für Sicherheit, und fördert eine offene, aber wertschätzende Atmosphäre. Die gemeinsame Arbeit in der Gruppe kann dazu führen, dass festgefahrene Verarbeitungsweisen aufgebrochen und flexiblere, realistischere und gesündere Verhaltensweisen entwickelt werden.
Zusammenfassung
Die interaktionelle Gruppentherapie bietet vielfältige und kreative Möglichkeiten, um mit komplizierten Widerständen, im einzeltherapeutischen Setting nicht zu bearbeiten wären, Ansatzpunkte für eine Heilung zu erarbeiten. Dies setzt aber großes Engagement bei den Therapeuten und auch ernsthafte Bemühungen beiden Patienten voraus. Weiterhin ist der Zeitfaktor zu berücksichtigen. Innerhalb eines zu kurz bemessenen Zeitraums wird man keine nachhaltigen positiven Veränderungen erwarten können.
Weiterlesen: Psychotherapiepraxis in Berlin, Wolfgang Albrecht