Die Sprache als Medium der Psychotherapie
Das Medium der Psychotherapie ist die Sprache. Deshalb spielen oft allgemeine Aspekte von Sprache und Kommunikation eine große Rolle in der Psychotherapie. Aspekte von Sprache und Kommunkikation sind:
Die Unterscheidung von verschiedenen Ebenen von Sprache, die Unterscheidung zwischen dem Gesagten und dem Gemeintem, das Verhälntnis von Sprache zur jeweiligen sozialen Rolle und jeweiligen Situation, das Konzept der Metakommunikation, das Verhältnis von verbaler zu nonverbaler Kommunikation und Merkmale eines konstruktiven und eines entgleisten Dialogs. Zum Schluss sei darauf hingewwiesen, wie Sprache und deren Verwendung auch unsere Vorstellung von Wirklichkeit formt
Sprachebenen
Unterscheidungsmerkmale zwischen einer selbstreferenzielle Sprache, einer konkreten und einer konkretistischen (nicht selbstreferenzielle) Sprache.
Beim konkretistischen Sprechen wird etwas berichtet, gezeigt und gleichzeitig benannt, dabei erkennt und denkt sich das sprechende Subjekt aber nicht selbst als sprechendes geistiges Wesen mit, sondern will nur den Adressaten des Sprechens auf etwas hinweisen im Sinne einer Berichterstattung oder einer Frage, was ist das, wie heißt das, oder auf einen Missstand aufmerksam machen. Sprache im konkretistischen Sinne kann gestisch benennen, befehlen, warnen (Achtung es kommen Feinde), drohen (Achtung dies ist mein Revier).
Merkmale einer konkreten Sprache, wie man sie zB in einem Gespräch mit einem Kind oder einem Jugendlichen verwenden würde. Eine konkrete Sprache zeichnet sich durch spezifische Merkmale aus, die darauf abzielen, die Kommunikation klar, anschaulich und direkt nachvollziehbar zu gestalten.
Konkretheit: Verwendung von spezifischen, greifbaren Begriffen statt abstrakter Ausdrücke. Beispielsweise wird „Hund“ anstelle von „Tier“ verwendet, um eine klare Vorstellung zu vermitteln.
Anschaulichkeit: Einsatz von bildhaften, visuellen und sensorischen Beschreibungen, die dem Leser oder Hörer helfen, sich die Situation oder den Gegenstand vorzustellen. Dies kann durch Metaphern, Vergleiche und detaillierte Beschreibungen erreicht werden.
Genauigkeit: Präzise und detaillierte Darstellung von Informationen, um Missverständnisse zu vermeiden. Anstatt vage Begriffe wie „viele“ oder „einige“ zu verwenden, werden genaue Zahlen oder Mengen angegeben.
Einfache Sprache: Vermeidung von komplizierten, abstrakten Wörtern und Phrasen zugunsten einfacher und direkter Ausdrücke. Dies erleichtert das Verständnis und macht die Botschaft zugänglicher.
Beispiele und Analogien: Verwendung konkreter Beispiele und Analogien, um abstrakte Konzepte verständlicher zu machen. Dies hilft, die Informationen in einen bekannten Kontext zu setzen.
Direktheit: Klare und direkte Ansprache ohne unnötige Ausschmückungen oder Umwege. Die Sprache ist meist schnörkellos und kommt schnell zum Punkt.
Vermeidung von Fachjargon: Reduktion oder Erläuterung von Fachbegriffen, die nicht allgemein bekannt sind, um die Verständlichkeit für ein breiteres Publikum zu erhöhen.
Diese Merkmale helfen dabei, eine klare, verständliche und einprägsame Kommunikation zu ermöglichen, die besonders in pädagogischen, journalistischen und werblichen Kontexten von Bedeutung ist.
Merkmale einer selbstreferenziellen Sprache.
Eine selbstreferenzielle Sprache enthält Aussagen oder Elemente, die auf den Sprechenden selbst verweisen.
Selbstbezüglichkeit: Die Sprache oder der Text verweist direkt auf sich selbst. Ein bekanntes Beispiel ist der Satz „Dieser Satz ist falsch.“ Tendenziell wird mithilfe einer selbstreferenziellen Sprache eher emotional erzählt als emotionslos berichtet.
Rekursion: Verwendung von rekursiven Strukturen, bei denen eine Aussage auf eine andere verweist, die wiederum auf die erste zurückverweist. Dies ist in der Mathematik und Informatik häufig zu finden.
Meta-Ebene: Die Sprache bewegt sich oft auf einer Meta-Ebene, indem sie Aussagen über ihre eigenen Aussagen macht. Dies ist typisch in der Philosophie und der Linguistik.
Paradoxien: Selbstreferenzielle Aussagen führen häufig zu Paradoxien, wie das Lügner-Paradoxon (ein Satz, der seine eigene Falschheit behauptet).
Selbstbeschreibung: Texte oder Programme beschreiben ihre eigene Struktur oder Funktion. In der Informatik gibt es beispielsweise Programme, die ihren eigenen Quellcode ausgeben.
Humor und Ironie: In der Literatur und Rhetorik wird Selbstreferenz oft humorvoll oder ironisch eingesetzt, um auf die Künstlichkeit der Sprache oder des Mediums hinzuweisen.
Sprachspielereien: In der Literatur wird Selbstreferenz oft genutzt, um die Grenzen der Sprache und des Erzählens auszuloten. Ein Beispiel ist der Roman „Gödel, Escher, Bach“ von Douglas Hofstadter, der selbstreferenzielle Konzepte aus Mathematik, Kunst und Musik verknüpft.
Dekonstruktion: In der Literaturtheorie und Philosophie wird Selbstreferenz genutzt, um Texte zu dekonstruieren und ihre impliziten Annahmen offenzulegen.
Diese Merkmale machen selbstreferenzielle Sprache zu einem interessanten und oft komplexen Mittel, um über die Natur der Sprache, des Denkens und der Realität nachzudenken.
Gesagtes und Gemeintes
Wie kann man sprachlich sinnvoll zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten unterscheiden?
Die Unterscheidung zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten erfordert ein Verständnis der pragmatischen Aspekte der Sprache, also der Art und Weise, wie Sprache in einem bestimmten Kontext verwendet wird. Hier sind einige Möglichkeiten, sprachlich zwischen dem Gesagten (dem wörtlichen Ausdruck) und dem Gemeinten (der intendierten Bedeutung) zu unterscheiden:
Kontextanalyse:
Situationskontext: Der physische oder soziale Kontext, in dem das Gespräch stattfindet, kann Hinweise darauf geben, was gemeint ist. Zum Beispiel kann die Aussage „Es ist kalt hier“ in einem Raum, in dem das Fenster offen ist, als Aufforderung verstanden werden, das Fenster zu schließen.
Kultureller Kontext: Unterschiede in Kultur und Traditionen können die Bedeutung beeinflussen. In einigen Kulturen sind bestimmte höfliche Ausdrücke oder indirekte Aussagen üblicher.
Prosodie und Intonation:
Die Betonung und der Tonfall können das Gemeinte verdeutlichen. Ein sarkastischer Tonfall kann zum Beispiel das Gegenteil des Gesagten implizieren.
Nonverbale Kommunikation:
Körpersprache, Mimik und Gestik können zusätzliche Informationen über das Gemeinte liefern. Ein Lächeln oder ein Augenzwinkern kann andeuten, dass eine Aussage nicht wörtlich gemeint ist.
Pragmatische Implikaturen:
Manchmal wird etwas impliziert, ohne dass es direkt gesagt wird. Wenn jemand sagt: „Der Mülleimer ist voll“, kann das implizieren, dass er erwartet, dass jemand den Müll hinausbringt.
Konversationelle Maximen:
Gemäß den Grice’schen Maximen der Konversation (Qualität, Quantität, Relevanz und Modalität) gehen wir davon aus, dass die Gesprächspartner kooperativ sind. Wenn eine Aussage scheinbar gegen eine dieser Maximen verstößt, suchen wir nach einer gemeinten Bedeutung.
Indirekte Redeakte:
Oft sagen Menschen etwas indirekt. Ein Beispiel dafür wäre eine höfliche Bitte, die als Frage formuliert wird („Könntest du mir das Salz reichen?“). Hier ist das Gemeinte eine Aufforderung und nicht eine Frage nach der Fähigkeit des Gesprächspartners.
Kontextuelle Hinweise und Vorwissen:
Das Wissen über die vorangegangene Unterhaltung oder über die Beziehung zwischen den Sprechern kann helfen, das Gemeinte zu verstehen. Wenn zwei Freunde immer scherzen, ist es wahrscheinlicher, dass eine ironische Bemerkung nicht wörtlich gemeint ist.
Diese verschiedenen Mittel helfen dabei, das Gemeinte aus dem Gesagten zu erschließen und Missverständnisse zu vermeiden.
Metakommunikation
Metakommunikation ist Kommunikation über die Kommunikation selbst. Es handelt sich um eine Ebene der Kommunikation, auf der die Teilnehmer über die Art und Weise sprechen, wie sie miteinander kommunizieren. Metakommunikation beinhaltet das Reflektieren und Diskutieren über die eigenen Kommunikationsprozesse, Kommunikationsstile und Kommunikationsmuster sowie die gegenseitigen Wahrnehmungen und Interpretationen.
Hier sind einige zentrale Aspekte der Metakommunikation:
Reflexion und Analyse: Teilnehmer analysieren und reflektieren die bisherige Kommunikation. Dies kann helfen, Missverständnisse zu klären und die Kommunikation zu verbessern.
Klärung von Missverständnissen: Durch Metakommunikation können Missverständnisse, die während des Gesprächs auftreten, erkannt und geklärt werden.
Verbesserung der Kommunikation: Indem man über die Kommunikationsprozesse spricht, können effektive Kommunikationsstrategien entwickelt und eingeführt werden.
Bewusstmachung von Kommunikationsstilen: Es wird deutlich, welche Kommunikationsstile und -muster die Teilnehmer verwenden und wie diese wahrgenommen werden.
Ein Beispiel für Metakommunikation könnte eine Situation in einem Team-Meeting sein, in der ein Teilnehmer sagt: „Ich habe den Eindruck, dass wir uns oft ins Wort fallen. Können wir vielleicht versuchen, uns besser zuzuhören und ausreden zu lassen?“ Hier wird die Art und Weise, wie kommuniziert wird, zum Thema gemacht.
Metakommunikation ist besonders nützlich in Konfliktsituationen, in denen die Kommunikation gestört ist, oder wenn es darum geht, die Effektivität der Kommunikation zu steigern und eine offene, klare und respektvolle Interaktion zu fördern.
Sprachstil und soziale Rolle
In welchem Verhältnis stehen Sprachstil zur sozialer Rolle und zur sozialen Situation des Sprechenden?
Das Verhältnis von Sprachstil zur sozialer Rolle des Sprechenden ist eng und vielschichtig. Es gibt mehrere Aspekte, die dabei eine Rolle spielen:
Soziale Identität und Zugehörigkeit:
Soziale Klasse: Der Sprachstil kann Rückschlüsse auf die soziale Klasse des Sprechenden geben. Beispielsweise werden in bestimmten sozialen Schichten formellere Sprachstile gepflegt, während in anderen eher informelle oder sogar dialektale Formen vorherrschen.
Gruppenzugehörigkeit: Menschen passen ihren Sprachstil oft an die Gruppe an, der sie angehören oder angehören möchten. Jugendliche haben beispielsweise spezifische Slangs und Ausdrücke, die sie von anderen Altersgruppen abgrenzen.
Berufliche Rolle:
Formale Berufe: In beruflichen Kontexten, die eine hohe Formalität erfordern (wie in der Jurisprudenz, im akademischen Bereich oder in leitenden Positionen), wird ein präziser, formeller Sprachstil erwartet.
Informelle Berufe: In Berufen, die weniger formell sind (wie in der Kreativbranche oder im Handwerk), ist der Sprachstil oft entspannter und direkter.
Soziale Funktion der Interaktion:
Höflichkeit und Respekt: In vielen sozialen Situationen wird der Sprachstil verwendet, um Höflichkeit und Respekt auszudrücken. Zum Beispiel wird gegenüber Autoritätspersonen oder in formellen Meetings ein respektvoller Sprachstil verwendet.
Nähe und Vertrautheit: In persönlichen, vertrauten Beziehungen neigen Menschen dazu, einen informelleren Sprachstil zu verwenden, der Nähe und Intimität signalisiert.
Kontext der Kommunikation:
Öffentlicher vs. Privater Raum: Der Sprachstil variiert oft je nach Kontext. In öffentlichen Reden oder offiziellen Ankündigungen ist der Stil formeller als in privaten Gesprächen.
Medium der Kommunikation: Schriftliche Kommunikation, insbesondere in formalen Dokumenten, tendiert dazu, einen formelleren Stil zu haben als mündliche Kommunikation.
Persönliche Merkmale und Einstellungen:
Persönlicher Kommunikationsstil: Jeder Mensch hat einen individuellen Kommunikationsstil, der auch durch seine soziale Rolle beeinflusst, aber nicht vollständig determiniert wird.
Einstellungen und Überzeugungen: Die eigenen Werte und Überzeugungen können den Sprachstil beeinflussen, z.B. wenn jemand Wert auf Gleichberechtigung legt und daher geschlechtsneutrale Sprache verwendet.
Insgesamt reflektiert und konstruiert der Sprachstil soziale Rollen. Durch die Wahl des Sprachstils positionieren sich Menschen in sozialen Hierarchien, zeigen Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen und passen sich an verschiedene kommunikative Kontexte an. Dies geschieht oft unbewusst, kann aber auch gezielt eingesetzt werden, um bestimmte soziale Wirkungen zu erzielen.
Nonverbale Kommunikation
Das Verhältnis von verbaler zu nonverbaler Kommunikation ist ein zentraler Aspekt in der Kommunikation. Es wird oft in Bezug auf das Modell von Albert Mehrabian diskutiert, das die Bedeutung verschiedener Kommunikationskanäle betont. Laut Mehrabian besteht die Gesamtwirkung einer Botschaft zu 7 % aus den tatsächlichen Wörtern (verbale Kommunikation), 38 % aus dem Tonfall und der Stimmqualität (paraverbale Kommunikation) und 55 % aus der Körpersprache (nonverbale Kommunikation) Diese Zahlen gelten insbesondere für die Vermittlung von Emotionen und Einstellungen, nicht jedoch für alle Arten der Kommunikation.
Arten der Kommunikation:
Verbale Kommunikation: Sprache, Wortwahl, Struktur und Inhalt der Nachricht
Nonverbale Kommunikation: Körpersprache: Mimik, Gestik, Haltung, Blickkontakt
Paraverbale Kommunikation: Tonfall, Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit, Pausen
Proxemik: Nutzung des Raums und Abstand zwischen den Kommunikationspartnern, Haptik: Berührungen
Physische Erscheinung: Kleidung, Frisur, Körperbau
Verhältnis und Kontextabhängigkeit
Das Verhältnis von verbaler zu nonverbaler Kommunikation kann je nach Kontext und Situation stark variieren. In einem rein informativen Gespräch, wie einer wissenschaftlichen Präsentation, kann der verbale Anteil dominieren, während in emotionalen oder zwischenmenschlichen Interaktionen die nonverbalen Signale eine größere Rolle spielen können.
Während verbale Kommunikation wichtig für die Übermittlung von konkreten Informationen ist, spielt die nonverbale Kommunikation eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von Emotionen und Einstellungen. Beide Arten der Kommunikation ergänzen sich und sind essenziell für ein vollständiges Verständnis der gesendeten Nachricht.
Dialog
Was sind Merkmale eines konstruktiven Dialogs und was sind Merkmale eines entgleisten Dialogs?
Ein konstruktiver Dialog und ein entgleister Dialog unterscheiden sich in mehreren Aspekten, die sowohl die Kommunikation selbst als auch das Verhalten der Beteiligten betreffen. Hier sind die Merkmale im Detail:
Merkmale eines konstruktiven Dialogs:
Respekt und Höflichkeit: Die Teilnehmer respektieren einander und bleiben höflich, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung sind.
Aktives Zuhören: Die Teilnehmer hören aktiv zu, um das Gesagte des Gegenübers vollständig zu verstehen, bevor sie antworten.
Offenheit und Ehrlichkeit: Die Teilnehmer sind offen für neue Ideen und bereit, ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen. Sie sind ehrlich in ihrer Kommunikation. Klarheit und Präzision:
Aussagen und Argumente werden klar und präzise formuliert, um Missverständnisse zu vermeiden.
Konstruktive Kritik: Kritik wird auf eine Weise geäußert, die darauf abzielt, Lösungen zu finden und Verbesserungen vorzuschlagen, statt zu verletzen oder zu demütigen.
Zielorientierung: Der Dialog ist zielgerichtet, mit einem klaren Fokus auf das Thema und das Erreichen einer gemeinsamen Lösung oder eines Verständnisses.
Gleichberechtigung: Alle Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre Meinungen und Standpunkte zu äußern, ohne unterbrochen oder marginalisiert zu werden.
Empathie: Die Teilnehmer zeigen Empathie, indem sie die Gefühle und Perspektiven der anderen verstehen und berücksichtigen.
Sachlichkeit: Der Dialog bleibt auf der Sachebene und vermeidet persönliche Angriffe oder emotionale Eskalationen.
Zusammenfassungen und Klärungen: Regelmäßige Zusammenfassungen und Klärungen helfen sicherzustellen, dass alle Teilnehmer auf dem gleichen Stand sind und Missverständnisse vermieden werden.
Merkmale eines entgleisten Dialogs:
Respektlosigkeit und Unhöflichkeit: Teilnehmer zeigen wenig bis keinen Respekt voreinander und greifen sich möglicherweise persönlich an.
Unterbrechungen und Dominanzverhalten: Einzelne Teilnehmer unterbrechen ständig und versuchen, die Diskussion zu dominieren, ohne den anderen Raum zu geben.
Abwehrhaltung und Verschlossenheit: Die Teilnehmer sind nicht bereit, andere Meinungen zu hören oder zu akzeptieren, und zeigen eine starre Haltung.
Unklare und vage Aussagen: Aussagen sind oft unklar und vage, was zu Missverständnissen und Verwirrung führen kann.
Destruktive Kritik und Vorwürfe: Kritik wird auf eine Weise geäußert, die darauf abzielt, den anderen zu verletzen oder zu demütigen, anstatt zu helfen.
Abschweifungen und Ablenkungen: Der Dialog schweift häufig vom Thema ab, und die Teilnehmer lassen sich leicht ablenken, was den Fortschritt behindert.
Ungleichheit: Einige Teilnehmer bekommen mehr Redezeit oder werden bevorzugt, während andere ignoriert oder unterdrückt werden.
Mangel an Empathie: Die Teilnehmer zeigen wenig bis kein Verständnis für die Gefühle und Perspektiven der anderen.
Emotionale Eskalationen: Der Dialog wird von emotionalen Ausbrüchen, wie Wut oder Frustration, geprägt, die die Kommunikation erschweren. Verweigerung von Klärungen und Zusammenfassungen:
Es gibt keine Bemühungen, Missverständnisse zu klären oder den Stand des Gesprächs zusammenzufassen, was zu Verwirrung und Frustration führt.
Ein konstruktiver Dialog fördert das Verständnis, die Zusammenarbeit und die Lösungsfindung, während ein entgleister Dialog oft in Konflikte, Missverständnisse und Ineffizienz mündet.
Sprachpraxis strukturiert die Vorstellung von Wirklichkeit
Die Vorstellung von Wirklichkeit wird durch die Verwendung der Sprache, Sprachpraxis in vielfältiger Weise strukturiert. Sprache ist nicht nur ein Mittel zur Kommunikation, sondern auch ein Werkzeug, durch das wir unsere Wahrnehmung und unser Verständnis der Welt formen. Hier sind einige Hauptpunkte, wie Sprachpraxis die Vorstellung von Wirklichkeit strukturiert:
Kategorisierung und Klassifikation: Sprache ermöglicht es uns, die Welt in Kategorien zu unterteilen. Durch Wörter und Begriffe ordnen wir unsere Wahrnehmungen und Erfahrungen bestimmten Klassen und Konzepten zu. Zum Beispiel strukturieren Wörter wie „Baum“, „Tier“, oder „Gefühl“ unsere Wahrnehmung der natürlichen und sozialen Welt.
Kulturelle Prägung: Die Sprache, die wir sprechen, ist stark von der Kultur geprägt, in der wir leben. Unterschiedliche Sprachen reflektieren unterschiedliche kulturelle Werte, Normen und Weltanschauungen. Zum Beispiel können bestimmte Sprachen verschiedene Worte für bestimmte Konzepte oder Dinge haben, die in anderen Sprachen nicht existieren, was auf eine besondere kulturelle Bedeutung hinweist.
Konzeptuelle Metaphern: Wie George Lakoff und Mark Johnson in ihrem Buch „Metaphors We Live By“ argumentieren, verwenden Menschen konzeptuelle Metaphern, um abstrakte Konzepte zu verstehen. Diese Metaphern basieren oft auf konkreten Erfahrungen und beeinflussen, wie wir über die Wirklichkeit denken. Zum Beispiel kann die Metapher „Zeit ist Geld“ die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen über Zeit und deren Nutzung nachdenken.
Soziale Konstruktion der Wirklichkeit: Sozialkonstruktivistische Theorien, wie sie von Berger und Luckmann in „The Social Construction of Reality“ beschrieben werden, betonen, dass Wirklichkeit durch soziale Interaktionen und Diskurse geschaffen und aufrechterhalten wird. Sprache spielt eine zentrale Rolle in diesen Prozessen, da sie das primäre Mittel ist, durch das Bedeutungen ausgehandelt und verbreitet werden.
Performativität: Der Begriff der Performativität, insbesondere in den Arbeiten von Judith Butler, zeigt, wie Sprache dazu verwendet wird, soziale Realitäten zu erzeugen. Sprechakte können Handlungen darstellen, die bestimmte soziale Wirklichkeiten schaffen, zum Beispiel durch das Aussprechen eines Versprechens oder die Erklärung eines Urteils.
Identität und Selbstverständnis: Sprache spielt eine Schlüsselrolle in der Bildung der Identität. Die Art und Weise, wie wir über uns selbst und andere sprechen, beeinflusst, wie wir uns selbst und unsere Beziehungen verstehen. Dies schließt auch die Verwendung von Pronomen und anderen sprachlichen Mitteln ein, die Identitäten und soziale Positionen markieren.
Zusammenfassung
Die in diesem Beitrag aufgeführten Merkmale von Sprache und Kommunikation sind von allgemeiner Natur und nicht als spezifisch für die psychotherapeutische Situation aufzufassen. Vielmehr können sie in allen sozialen Situationen, in denen Menschen miteinander sprechen und kommunizieren, beobachtet werden. Spezifische Aspekte der sprachlichen Kommunikation in der psychotherapeutischen Situation habe ich in einem anderen Beitrag behandelt.